14 Gründe, warum Museen kein Social Media brauchen

Die 14 Gründe, warum Museen kein Social Media brauchen, sind Euch doch alle bekannt, oder? Seit 2011 bin ich im Digitalen unterwegs, diverse Tagungen und Barcamps liegen hinter mir und immer wieder kommt Social Media „babylonisch“ daher. Es gibt auch Lichtblicke, das zeigte die Konferenz „Museum von Babel„. Darüber werde ich noch separat schreiben. Gleichzeitig setzte sie die Teufelchen in Gang, die mir schon seit Längerem im Ohr liegen. Genau diese posaunen jetzt heraus, was alles gegen den Einsatz von Social Media im Museum, in der Kultur spricht. Aber Vorsicht, bloß nicht ernst nehmen oder die Aussagen gar verkehren, Sarkasmus darf mal sein!

Trefflicher Ort für die #MuseumBabel-Tagung, Senckenberg Museum, Frankfurt.

Trefflicher Ort für die #MuseumBabel-Tagung, Senckenberg Museum, Frankfurt.

Museen und Kultur brauchen kein Social Media, weil

1. die Aura des Originals bewahrt werden soll

Am Ende wollen die Menschen nur im Netz sein, erfahren das Objekt darüber und brauchen es nicht mehr. Also, bieten wir erst gar keinen anderen, uns fremden Zugang an.

2. das Museum sonst die Deutungshoheit verliert

Im Netz wird sicherlich nicht über das Museum gesprochen, warum sollten die Menschen das tun, schließlich ist das Museum dort auch nicht unterwegs. Na sowas.

3. der Kontrollverlust nicht gewünscht ist, da das Museum für gelebte Verantwortung steht

Die Menschen werden sich wohl kaum erdreisten, eigene Anschauungen, gar Meinungen zu haben. Schließlich will das Museum wichtiges und nicht banales Wissen vermitteln. Es geht um Hochkultur – ist doch klar, oder?

4. früher alles besser war

Und weil das so ist, bleiben wir gleich mal beim Alten. Da kann gar nichts schief gehen.

5. die Leute im Netz, wie bei Twitter „sozial verarmt“ sind

Wer im Netz unterwegs ist, kann ja gar nicht sozial sein, denn sozial ist nur, wenn man sich real, analog, en face austauscht. Was kümmern uns da die hundert Kontakte, die der Einzelne im Netz, auf Facebook, Twitter und Co hat. Die reden ja nicht miteinander bzw. geben nur Banales von sich.

6. Museen den vernetzten Museumsbesucher brauchen

Denn nur der vernetzte Museumsbesucher kann für uns über das Weitererzählen und -empfehlen neue Besucher gewinnen – das funktioniert sicherlich nur analog so.

7. Museen in die Beziehungsarbeit investieren, um externe Sprecher zu gewinnen

Denn damit gewinnt das Museum auch neue Besucher. Ach ja, wie schön.

8. Museen natürlich MIT den Besuchern reden

Personale Vermittlung ist das, was beim Besucher ankommt. Das ergaben die diversen Besucherbefragungen.

9. Museen sich zurücklehnen können, denn die Besucher werden immer älter

Und die älteren Besucher informieren sich sowieso nur via Printmedien und Empfehlung über das Haus. Genau deshalb kommen sie ins Museum. Das ergaben Besucherumfragen. Nur die Jüngeren sind über das Web auf das Museum aufmerksam geworden. Den Museen stehen also auf langer Sicht goldene Zeiten bevor!

10. auf Facebook-Seiten von Museen so wenig diskutiert und gelesen wird

Da sind doch die Nutzer daran schuld. Wenn sie nicht verstehen, was das Museum ihnen sagen will. Wozu macht dann eine Social Media Strategie Sinn? Braucht man doch nicht, lohnt sich nicht, wie man sieht.

11. Museen die digitale Welt gar nicht brauchen

Wozu auch? Das Museum sammelt und bewahrt Wissen. Das verstehen doch alle und genau das muss genügen.

12. Museen vorsichtig vor einer Invasion der digital natives sein müssen

Denn die wollen am Ende noch WLAN vor Ort oder responsives Design der Website haben und erstürmen gar in Massen die Museen. Außerdem ist es doch nicht wichtig, dass sie Facebook und Co verwenden, sie sprechen da ja nicht miteinander, da sie nur Banales von sich geben.

13. Museen keine Apps brauchen

Denn nur 2-3% der Museumsbesucher nutzen Apps. Deshalb braucht man sie auch nicht. Überhaupt macht es keinen Sinn darüber nachzudenken, was der Museumsbesucher braucht bzw. über die Art und Weise, wie Inhalte so präsentiert werden, dass sie Lust auf mehr machen.

14. Museen keine personellen Ressourcen haben

Wie soll denn dieses Social Media gehandhabt werden, wenn es aufgrund der knappen Personaldecke schon jetzt überall hapert. Social Media Kanäle einzurichten kostet bekanntlich zwar nichts, aber irgendwer muss sich am Ende doch darum kümmern …

Ach, diese provokanten Teufelchen aber auch, was die nur alles wollen bzw. nicht wollen … tze tze tze. Das musste jetzt mal sein. Ich glaube, ich habe hier noch nie darüber geschrieben, was so absolut gar nicht geht, wurde mal Zeit, aber vergesst bitte nicht: *Augenzwinker*.

Jetzt seid ihr dran – nur los, feuert jetzt aus vollen Rohren, aber subito! Im nächsten Post schreibe ich dann über das, was geht, denn Lichtblicke und Anregungen gab es auf #MuseumBabel eine Menge und genau die gehören genährt!


Nachtrag

Wie überzeuge ich Museumsdirektoren? @MaxAndersonUSA klärt uns auf – herzlichen Dank, Stefanie Kinsky aka @ExposeBerlin, für diesen herrlichen Hinweis! (20.11.2014)

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Update – Social Media im Museum (3.12.15)

Ist jetzt ein Jahr nach der Konferenz in Frankfurt alles anders?

Nun, es gibt aktuell klare Worte dazu vom Generaldirekter der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, Bernhard Maaz: „Museen verlieren digital den Anschluss“ (Mittelbayerische, 30.11.15) – danke @cogries für den Tipp.

Auf Facebook löste der Artikel eine Diskussion aus. Aufhänger war die Konferenz: „Digitalisierung. Kunst – Museen – Markt – Bleibt alles anders?“ (26.11.15, organisiert vom FAZ-Forum in Berlin).

Die Konferenz klang vielversprechend, seltsam mutete es an, dass sie nicht via Twitter und Hashtag im Netz begleitet wurde, ging ja nur um das Digitale. Ernüchternd ist dann die Besprechung von Stefanie Kinski: „Meine Meinung: FAZ-Konferenz verfehlt Digitalisierung“ (Expose Berlin, 28.11.15) – danke für den Tipp @_the_real_antje!

So, wie aktuell ist wohl mein Post?
Es gibt auch andere Beispiele, allen voran das im Maaz Artikel zitierte @staedelmuseum.

62 Kommentare

  1. Ach ja, da spricht jemand das aus, was ich denke. Aber Social Media ist in. Inzwischen merke ich auch, dass es nur wenig bringt. Die Presse ist immer noch der beste Vermittler. Ich schreibe, teile und schreibe wieder in twitter und facebook, aber es kommen nicht mehr Besucher. In der Presse schreibt jemand etwas und bringt ein Bild dazu und die Leute kommen. Facebook ist banales Blabla.

  2. Pingback: Digitale Kulturvermittlung & Community-Aufbau: Austausch und Partizipation - Teil 1 | #Maitagung

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  9. Pingback: Website optimieren - was muss das Museum tun?

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  13. Pingback: Mein Blog soll schöner werden - Kultur Event Büro

  14. Pingback: Jahresrückblick 2014: Museum, Erinnerung, Medien, Kultur in anderen Blogs | MusErMeKu

  15. Liebe Tanja,

    die Bloggerreise der Kunsthalle Karlsruhe mit dem Hashtag #kbreise14 zeigt gerade, was passieren kann, wenn man als Museum einige weitere Schritte in Social Media unternimmt. Die Anfänge waren bereits gemacht (mit Facebook, Twitter und Tweetup) – und das Museum sammelt nun neue und tiefgreifendere Erfahrungen im Social Media Bereich bzw. mit Blogger Relations in Form einer Bloggerreise.

    Ich hoffe, dass auch andere Museen erkennen, welches positive Potential darin steckt – und sich nicht abschrecken lassen, von negativen Stimmen. Der von dir in deiner Liste angesprochene Punkt 3 – der Kontrollverlust – spielt hier sicher eine wichtige Rolle. Er ist nicht zu unterschätzen und verständlicherweise macht er vielen Institutionen Angst. Aber, „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ – und für Museen gibt es in Social Media vieles zu gewinnen.

    Hier gehts übrigens zu meinem Blogbeitrag über die #kbreise14:
    http://musermeku.hypotheses.org/2068

    Viele Grüße
    Angelika

    • Tanja Praske

      Liebe Angelika,

      ja, die Reise habe ich mir genau angesehen und ja, ich finde sie klasse und zwar alles – die Kunsthalle, die es wagte, euch fünf, die dabei waren, die daraus resultierenden Blogposts und die Diskussionen, die sie auslöste und auslöst, positiv wie negativ. Alles ist dabei geboten. Bei Marlene http://www.marlenehofmann.de/blog/2014/11/27/blogger-relations-fuer-museen-die-kunsthalle-karlsruhe-macht-es-vor/ und jetzt bei dir wird darüber schon gesprochen und das ist gut.

      Ich gebe euch voll und ganz Recht: Social Media ist für Kulturinstitutionen und den Involvierten eine Win-Win-Situation, auch wenn es mal Gegenwind gibt. Aber auch dieser ist heilsam und mit Lerneffekt behaftet, also, alles gut. Was mir sehr gut in den letzten zwei Wochen gefällt, ist die Diskussion, die mein provokativer Post auslöste, aber auch die Diskussionsbereitschaft auf themenverwandten Blogs: Tanja Neumann, Marlene Hoffmann, bei dir!

      Bitte weiter so, dann provoziere ich gerne weiter ;-)

      Übrigens, ein sehr schöner Post von dir!

      Herzlich,
      Tanja

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  19. Michael Merkel

    Liebe Kollegen,

    nun möchte ich mich auch an dieser unglaublich wichtigen Diskussion beteiligen! Vorneweg etwas zu meiner Person: Ich bin Sammlungsleiter und stellv. Direktor im „Archäologischen Museum Hamburg. Stadtmuseum Harburg | Helms-Museum“. Ich arbeite in diesem Haus seit 1989 und weil ich damals bereits einen Computer einschalten konnte (Frage an die Community: was für ein „digital“ bin ich damit?) war ich zunächst auch lange der Admin. Da mich die digitale (Hardware-)Technik, insbesondere die Netzwerktechnologie, mittlerweile längst überholt hat, habe ich heute die Position des IT-Koordinators inne. In dieser Funktion kümmere ich mich nun wieder um die Besucher und zwar vornehmlich um die digitalen Besucher, womit ich beim Thema wäre:

    Erlaubt mir hier einen Hinweis aus den verwaltungstechnischen Tiefen musealer Arbeit, quasi Punkt 15, der ebenfalls zeigt, wie wichtig Social-Media für Museen noch werden kann – aus meiner Sicht werden muss!

    Aktuell werden die meisten Museen an ihren Besucherzahlen gemessen, oftmals mit dem Schlüssel Besucherzahlen: Ausstellungsfläche = Grad der Beliebtheit. Das führte wiederum zu grotesken Zählmodellen, so haben wir z.B. viele Jahre die Gäste des in unserem Hause befindlichen Theaters mitgezählt, Besucher von Museumsshops fanden genauso Eingang in die Statistiken wie anderorts Nutzer der Toiletten. Diese vielleicht unlauteren Mittel wurden deshalb genutzt, da sich die finanzielle Zuwendung teileweise an diesem Schlüssel orientiert – was, wie ich finde, ein echtes Problem ist. Die Kernaufgaben eines Museums sind doch „Sammeln, Bewahren, Forschen und Präsentieren“. Jeder dieser Punkte ist für die meisten Häuser ein echter Kraftakt und oft nur noch durch große Kreativität und Drittmittel umsetzbar. Gemessen werden wir aber, wie beschrieben, an den Besucherzahlen, Werbung und (leider immer noch) redaktionellen Beiträgen in der Presse.

    Wir „Museumsarbeiter“ dagegen wissen, wie schwierig es ist neue Besucher zu generieren, was eine Plakatwerbung regional oder gar überregional kostet und wie aufwendig es ist, die leider ohnehin aussterbenden Lokalzeitung immer wieder mit Informationen zu füttern. Der Aufwand steht leider oftmals in keinem Verhältnis zum Ergebnis und das in einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen den digitalen Medien zuwenden, um dort an entsprechende Informationen zu kommen. Die Bahnfahrer unter Euch werden Letzteres bestätigen…Wir gehen deshalb seit geraumer Zeit einen „digitalen Weg“, der unserem Haus zumindest digital sehr gut tut. Wir sind aktiv auf Facebook und Google+, hier wird übrigens immer das gepostet was wir haben, d.h. es kann auch mal eine Pressemitteilung sein. Wir entwickeln Ideen für Apps und wir versuchen so etwas wie eine eCulture zum Laufen zu bringen. Außerdem wird die Bloggerszene, da wir hier die größte Chance sehen zielgruppenorientiert zu werben, ähnlich stark betreut wie die Presse.

    Die hier stattfindende Diskussion zeigt mir, dass wir offenbar auf dem richtigen Weg sind. Insbesondere ein Begriff hat es mir aber besonders angetan und zwar „Change Management“ – genau darum geht es! Wir Museen müssen endlich lernen und kommunizieren, das „Sammeln, Bewahren, Forschen und Präsentieren“ nicht beim analogen Objekt, Dokument und „Besucher“ aufhört. Wir produzieren fast täglich digitalen Content, der bewahrt und präsentiert werden muss. Es geht somit nicht mehr um das „ob“ sondern vielmehr um das „wie“.

    Fazit:
    Wir werden künftig unsere digitalen Besucher auf Facebook, GoogleArt & Co deutlich intensiver zählen und mit diese Zahlen „selbstbewusster“ umgehen. Wir werden die Zahlen vor allem gegenüber der (unserer) Behörde deutlicher kommunizieren.
    Unser „Content“, wie z.B. ein Ausstellungstext, wird so produziert, dass er nachhaltig weiter verwendet werden kann (etwa auf Plattformen wie GoogleArt) und auf diese Weise auch übrigens „bewahrt“ wird.

    Darum ein großes „Dankeschön“ an Euch und Tanja für Eure Diskussion zu diesem Thema.

    Viele Grüße aus Hamburg
    Michael

    • Danke für deinen Beitrag, Michael. Den könnte man sich direkt mal ausdrucken und zu jeder Besprechung/jedem Workshop mitnehmen, bei dem besprochen wird, ob man denn vielleicht eventuell irgendwann mal an Social Media denken sollte.
      Mir gefällt dieses in die Zukunft gerichtete Machen sehr gut! Und auch die Idee, durch neue Formate dieses Thema für sich zu besetzen. Also in der Tat: Best Practice!
      Herzliche Grüße in den Norden aus dem Rheinland
      Anke

      • Michael Merkel

        Hallo Anke, sehr gerne! Das Thema ist mittlerweile eine Art „Herzensangelegenheit“ bei mir geworden, da wir merken, wie uns die herkömmlichen Medien langsam wegbrechen oder aber deren Wirkung nachlässt. Das obwohl wir, z.B. mit der aktuellen Ausstellung „Mythos Hammaburg“ im wahrsten Sinne des Wortes auf „allen Kanälen“ aktiv sind. Social Media dagegen, so kommt es mir vor, ist für mich ein Stück weit näher am Kunden bzw. Besucher. Das Feedback ist oft authentischer und der Kontakt zur Community generiert tatsächlich neue, allerdings noch nicht viele, Besucher.

        Extrem spannend (und wirklich nett) sind die Drähte in die Gemeinde der Blogger, hier haben sich echte neue Formate entwickelt, die wesentlich besser zu einem Museum passen als der Beitrag in einem lokalen Wochenblatt. Leider noch nicht Preisgekrönt aber ein wirklich schönes Beispiel ist der Blogg von Isabel Bogdan und Maximilian Buddenbohm http://www.wasmachendieda.de .

        Auf der anderen Seite: Es hängt oft an einer Person in den Museen, was ein echt neuralgischer Punkt des musealen Marketings ist. Die meisten Häuser ruhen sich leider immer noch, auf die in 90er Jahren (des letzten Jahrhunderts  ) geschaffenen Pressestellen aus…hier wird ein Umdenken noch ein wenig dauern (ich spreche aus Erfahrung) und ist echter Schulungsbedarf nötig.

        Ich könnte das hier annähernd fortsetzen und über das Marketing für unseren Shop oder aber Buchprojekte ohne Verlag (aktuell ein heißes Thema) schreiben, alles Themen die „früher“ herkömmlich gelöst wurden und heute eigentlich vornehmlich nur über Social Media zu lösen ist.

        Schlussendlich und dennoch geht es um (Besucher)Werbung, die wir selbst in der Hand haben und auch mit kleinem Budget realisieren können.

        Viele Grüße aus Ham(ma)burg
        Michael

        • Du sagst, es Michael,
          Herzensangelegenheit! Und leider kenne ich das auch nur zu gut, was du als „Ausruhen“ beschreibst. Das Problem ist struktureller Natur. Denn in den meisten Museen ist schon Stress. Allerdings scheint mir viel zu viel Energie verschwendet zu werden in endlosen Besprechungen und Abstimmungen. Die Ergebnisse werden oft von den Beiteiligten als frustrierend bezeichnet. Deswegen ist kein Raum da für neues Denken. Erst wenn der geschaffen wird, öffnen sich Horizonte.
          Ich freue mich, wenn die Museumscamp-Idee in der Community als positiv aufgenommen wird. Eigentlich brauchen wir nur einen guten Ort. Dann ließe sich da schon etwas auf die Beine stellen. Ich bleibe dran und werde berichten …
          Herzliche Grüße
          Anke

    • Tanja Praske

      Lieber Michael,

      wunderbar – ein dickes, fettes, verdientes Merci für diesen Kommentar! Weiter unten bei Angelika Schoder vom 20.11.14 wurde auch die Frage gestellt, wie denn die Chefs zu überzeugen seien, dass Social Media für das Museum wichtig ist, sich in unserer digitalen Gesellschaft zu positionieren – du gibst die Antwort dazu!

      Zahlen, Fakten – werden deine Chefs (die Behörden) überzeugen. Hierzu muss man auch monitoren, macht Ihr das? Den Ansatz, sich mit Bloggern zu vernetzen, finde ich goldrichtig. Es ist für beide Seiten eine win-win-Situation, Ihr lernt von Ihnen und sie fühlen sich gewertschätzt, wenn Ihr dann noch ihre Anregungen oder Ideen aufnehmt, ggfs. etwas daraus entwickelt, wie es auch Markus im Museum Stuttgart macht, dann ist das gelbter Dialog. Maßnahmen, die von euren Lesern, Besucher mitkuratiert werden.

      Es wird über euch gesprochen, ihr werdet empfohlen, man schreibt über euch, auch in den klassischen Medien – das digitale Rauschen über/zu euch ist da. Ihr werdet für andere attraktiv – et voilà, auch die Besucherzahlen mögen davon beeinflusst werden. Mission erfüllt! Und die Chefs? Was sollen die dazu sagen: Ja und besser noch, Mittel zur Verfügung stellen, um das auszubauen. Denn de facto möchtest du auch noch die museologische Arbeit vorantreiben. Zur Zeit bist du wohl die Eierlegende-Wollmilchsau, aber auch ein prima best practice, wie Anke zurecht anmerkte.

      Weiter so und lasse uns wissen, was deine Chefs denken!

      Herzlich,
      Tanja

  20. Pingback: Der vernetzte Besucher – Wie wird das Smartphone im Museum zur Bereicherung? | museums(t)raum

  21. Hallo Tanja,
    bin über deine Verlinkung auf Twitter auf diesen Blogpost aufmerksam geworden. Als Content Managerin des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung betreue ich dort die Social Media Kanäle. Ich kann nur allen Kultureinrichtungen Mut machen: Keine Angst vor Social Media, auch wenn noch keine Vorkenntnisse bestehen, denn Übung macht den Meister. Es dauert seine Zeit, Erfahrungen zu sammeln und zu verstehen, wie die Social Media funktionieren – doch je länger man damit wartet, wird es wahrscheinlich immer schwerer, einzusteigen. Ich kann sagen, dass es großen Spaß macht, mit der Community (die es auf jeden Fall im Netz gibt) im Austausch zu sein und unmittelbares Feedback zu bekommen. Und so dynamisch wie das Netz ist, sind auch die Kommunikationsmaßnahmen. Es ist eine Spielwiese, in der man sich ausprobieren kann. Viel Spaß!

    • Tanja Praske

      Liebe Laura,

      vielen herzlichen Dank, dass du hier Mut machst, denn tatsächlich sollte genau das der Post auslösen. War mir da nicht sicher, ob es so ankommt. Deshalb gefällt es mir umso mehr, dass du als community manager des Städels und des Liebieghauses, mit dem ich mich besonders verbunden fühle, hier antwortest.

      Ja, community Aufbau dauert und ja, es lohnt sich. Dafür sprichst du, Markus, Marlene, Nina, Christoph und alle anderen in den Museen, die ihr Haus ins Social Web führen.

      Nochmals – Dankeschön!

      Herzlich,
      Tanja

  22. Liebe Tanja,

    Nun der Versuch die Gedanken in einem Kommentar auf Tippsel-Pad-Tastatur zusammenzufassen.

    Interessanterweise hat sich ja eine Diskussion hauptsächlich um Punkt 14 entsponnen. Tatsächlich sind die Kosten beim Engagement in SoMe nicht zu unterschätzen und bei den verbreiteten knappen Haushalten ist vor allem bei kleinen Häusern keine Luft drin für neue „Spirenzchen“. Zumal auch viel Zeit vergeht bis ein Engagement in den SoMe sichtbar und wirksam wird. Man braucht ja erstmal eine Community bis die sich mit einem unterhalten will. Zum anderen wo ist das SoMe aufgehängt? Bei der ÖA? bei den Kuratoren? Bei den Chefs? Und wann will ich erreichbar sein? Auch ich habe schon am Sonntag Abend um halb neun beim Tatort Anfragen zum Verbleib der Reste der Stadtmauer erhalten, die ich nicht so leicht ignorieren kann. Welcher Mitarbeiter macht da mit?
    Und je mehr ich mich hier von der Frage der Finanzen entferne, um so mehr kommt das eigentliche Thema in den Fokus. Was bedeutet es offen in den SoMe zu kommunizieren? Ich bin erreichbar, ansprechbar, kritisierbar und wenn der Kanal wirklich gut laufen soll, dann muss spürbar sein, dass da ein Mensch dahinter steckt. Wer mag das auf sich nehmen? Zum anderen bedeutet das Engagement auch die Schwellen zu senken, nahbarer zu sein und einen offeneren Zugang zum Museum gestalten.
    In angloamerikanischen Museen gibt es inzwischen häufig die Position des community managers, der ist zuständig mit sozialen Gruppen in der Region Kontakt zu halten, sie in Projekte einzubinden und gemeinsam mit den Kuratoren und Kustoden Ausstellungen unmzusetzen. Solche Positionen gibt es in Deutschland meinem Wissensstand nach noch nicht, das Historische Museum in Frankfurt, da Kreuzbergmuseum und das Museum Neukölln sind aber da auf dem Weg. Hinter dieses Positionen steckt das gleiche Verständnis wie hinter meinem Verständnis von SoMe in Museen: Zugang zu ermöglichen für unterschiedliche soziale Gruppen der Bevölkerung und damit auch die Diversität in den Museen zu fördern. SoMe sind für uns eine wunderbare Möglichkeit mit Menschen ins Gespräch zu kommen und sie zur Auseinandersetzung mit Stadtgeschichte zu animieren, die sonst vielleicht nichts mit Museen am Hut haben.
    Hinter all dem steckt also eine Einstellung. Nur wenn diese Einstellung vorhanden ist, lassen sich SoMe erfolgreich implementieren. SoMe müssen gelebt werden. Sie sind kein Werkzeug der ÖA.
    Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe. Alle Rechtschreibfehler sind beabsichtigt. Vielen Dank für die Diskussion.

    Markus

    • Tanja Praske

      Lieber Markus,

      ja, du hast es auf den Nenner gebracht. Natürlich rankt sich nicht alles, aber sicherlich viel um Punkt 14. Die Punkte, die du hier und schon auf Twitter genannt hast sind gewichtig, essentiell, denn tatsächlich berühren sie Grundsätzliches: einerseits bedarf es einer Social Media Strategie, um nachhaltig erfolgreich zu sein, hierzu zählt auch, dass klar gestellt werden muss, wo SoMe anzusiedeln ist und das geht nur mit dem Support und der Überzeugung der Entscheider; andererseits ist zurecht die Waage der Work-life-balance einzubeziehen, Menschen wollen mit Menschen kommunizieren, aber die dürfen und sollen auch mal abschalten dürfen.

      Im Museumsbereich fällt uns das wohl allen manches Mal schwer, da wir doch mit sehr viel Herzblut dabei sind. Genau hier könnten wir eine Vorreiterrolle einnehmen, den Leuten eben zu vermitteln, ja, wir haben dich gehört und ja, du erhälst nach dem Wochenende eine Antwort. Warum nicht. Wir sollten noch immer versuchen im Zentrum unseres Handelns zu stehen und nicht nur reagieren müssen.

      Dazu lese ich gerade ein doch spannendes Buch: „Erste Hilfe für Social Media Manager“ von Mike Leopold und anderen. Ich bin damit noch nicht durch, gebe aber Feedback, was davon für uns interessant sein könnte.

      Angelsächsische Lösungen gibt es bei uns nicht. Nein. Wir können uns aber orientieren und da gefällt es mir sehr gut, dass du hier kommentiert hast. Auch das Joanneum hat auf Twitter reagiert. Sie werden bald einen digital manager haben – spannend. Ich bin neugierig, was und wie er/sie agiert. Ihr seid neben anderen, und es gibt von euch noch einige, die die Chancen von Social Media ergriffen haben und gestalten mit allem, was dazugehört und das macht Mut!

      Guten Abend euch allen!

      Herzlich,
      Tanja

  23. Super Beitrag liebe Tanja!
    Hast du dich dafür von der Staatsgalerie Stuttgart beraten lassen? Da braucht man kein Social Media, man darf in den Räumen kein Smartphone benutzen. Die Kunst braucht den Betrachter, der Betrachter braucht die Kunst, hatte vor Jahren die McKinsey Studie in der Staatsgalerie ergeben. Von Twitter war da nicht die Rede!
    Das ist nur was für den armen Markus Speidel vom Stadtmuseum Stuttgart, der nur Social Media und kein Museum hat. Das macht er aber sehr gut.
    Herzliche Grüße und danke für den Beitrag, Andrea

    • Tanja Praske

      Liebe Andrea,

      hm … ich glaube, es führt hier nicht weiter, einzelne Museen herauszugreifen, die eine andere Policy haben, die man sicherlich hinterfragen kann. Besser ist es da schon, man ermutigt diejenigen Institutionen, die schon spüren, dass etwas zu tun ist. Dass das #Neuland auch Chancen bietet, die auch im Kleinen ergriffen werden können, um das dann sogar mit der Erfahrung oder dem erzielten Erfolg im Großen ausrollen zu können.

      In Stuttgart gibt es einige gute Beispiele, klar, das Stadtmuseum mit Markus voran. Wenn ab 2017 real und analog sich zusammentun, kann das etwas richtig Großes werden. Aber auch das Linden-Museum ist neuen Formaten, wie Tweetups aufgeschlossen. Vor allem gefällt mir, dass sie erstmals auf ein Ausstellungsblog gesetzt haben. Ich hoffe, diese Erfahrung wollen sie verlängern, so wie es das Museum Burg Posterstein oder das Residenzmuseum mit ihren Projektblogs gemacht haben. Es muss nämlich nicht immer Facebook sein. Gleichzeitig ist klar, dass ein Museumsblog nachhaltig, weitsichtig und peu à peu aufgebaut werden muss. Die Leserschaft ist nicht sofort da und tatsächlich ist hier zu überlegen, welche analogen und digitalen Maßnahmen die Sichtbarkeit des Blogs erhöhen, am Ende geht es um den Dialog.

      Merci für deinen Kommentar hier.

      Herzlich
      Tanja

    • KommentarTrollAusÜberzeugung

      Ein Grund, warum (nicht nur) Museen solche Beiträge nicht ernst nehmen müssen:

      Es heißt personelle Ressourcen, nicht personale…

      …aber Rechtschreibung ist für Möchtegern-digital natives ja nicht notwendig!

  24. Angelika Schoder

    Liebe Tanja,

    du sprichst in deinem Beitrag einige Punkte an, in denen sich vermutlich viele Museen, aber auch andere Kulturinstitutionen, wiederfinden dürften.

    Teilweise ist es wahrscheinlich ein Generationenkonflikt, denn oft gibt es noch Vorbehalte gegenüber dem Kontrollverlust, den Social Media mit sich bringt. Wer die Plattformen selbst nicht aktiv nutzt und in den Medien immer nur von Trollen, Shitstorms & Co hört, sieht schnell nur die Nachteile einer auf Dialog ausgerichteten Präsenz im Internet – weil er die Vorteile nie kennengelernt hat. Hier muss auf jeden Fall weiter Aufklärungsarbeit geleistet werden, denn eine Entscheidung für die Präsenz in Sozialen Medien muss „von oben“ kommen, damit effektiv und nachhaltig gearbeitet werden kann.

    Während deine Punkte meist spaßig (mit einem Funken Wahrheit) klingen, ist der letzte Punkt – ganz ohne Scherz – oft das Hauptproblem. Viele Museen und Kulturinstitutionen sind unterbesetzt und die Mitarbeiter können Social Media nicht einfach „nebenher“ betreuen, sei es weil ihnen die Kenntnisse fehlen, oder weil sie mit ihren bisherigen Aufgaben schon mehr als ausgelastet sind. Ein Beispiel für dieses Problem ist der Deutsche Museumsbund e.V., der aus diesem Grund im Juli 2014 eine inoffizielle Facebook-Seite schließen ließ, weil er nicht in der Lage war sie selbst zu pflegen. (Siehe dazu: http://musermeku.hypotheses.org/1753)

    Neben dem personellen Problem gibt es zusätzlich oft auch ein finanzielles Problem. Denn natürlich ist die Nutzung von Social Media nicht kostenlos! Besteht etwa der Wunsch nach einem eigenen Blog – also nicht auf der Plattform eines Drittanbieters – schlägt dessen Einrichtung, wenn man ihn in seine Website integriert oder an diese angliedert, beim IT-Dienstleister mit einigen Stunden zu Buche. Und auch wenn man einen Social Media Kanal auf einer kostenlosen externen Plattform einrichten möchte: ein bisschen Budget für Fotos und Videos muss da sein, selbst wenn man diese überwiegend selbst erstellen möchte und nicht jedes Mal einen Profi engagiert. (Von Aktionen wie Verlosungen, Veranstaltungen wie Tweetups, der Entwicklung einer App oder Blogger Relations muss man gar nicht erst anfangen.) Es ist leider ein Irrglaube, dass Social Media nichts kostet. Selbst wenn man Personal hat, das geschult ist und Zeit hat – ohne Budget stößt es schnell an seine Grenzen. Ich befürchte, das wissen auch die Entscheidungsträger „von oben“ und daran scheitert es oft wahrscheinlich häufiger als am Verhältnis zum #Neuland.

    Viele Grüße
    Angelika

    • Tanja Praske

      Liebe Angelika,

      danke für deinen wichtigen Kommentar. Tatsächlich könnte ich jetzt meine Antwort zu Thomas Wolf per copy and paste zu dir daruntersetzen. Schau mal dort nach. Ja, wir berühren ein gesellschaftliches Problem der Ressourcen-Knappheit damit, gleichzeitig können Kulturinstitutionen schon überlegen, wie sie Aufgabenfelder restrukturieren.

      Das ist der häre Wunsch, die Wirklichkeit sieht dann wieder anders aus, da Museen/Kulturinstitutionen personell notorisch unterbesetzt sind. Das führt am Ende auch zu Museumsschließungen, weil nicht vermittelbar ist, warum man sie benötigt, selbst wenn sie im Netz und im realen Programm sehr gut aufgestellt waren, wie … eigentlich wollte ich gerade NRW-Forum in Düsseldorf schreiben und stellte gerade fest, dass es sie doch noch in veränderter Form gibt: http://www.nrw-forum.de/geschichte_des_nrwforums

      Trotzdem, googelt mal mit dem Stichwort „Schließung Museum“, dann kommt einiges – leider. Die Frage ist, kann das Museum etwas tun, digital oder analog, dass es da gegenwirken kann? Möglichkeiten gibt es, der Rahmen dazu kann jedoch sehr eng sein.

      Danke Dir!
      Herzlich,
      Tanja

    • Christian Spließ

      „Viele Museen und Kulturinstitutionen sind unterbesetzt und die Mitarbeiter können Social Media nicht einfach “nebenher” betreuen, sei es weil ihnen die Kenntnisse fehlen, oder weil sie mit ihren bisherigen Aufgaben schon mehr als ausgelastet sind. Ein Beispiel für dieses Problem ist der Deutsche Museumsbund e.V., der aus diesem Grund im Juli 2014 eine inoffizielle Facebook-Seite schließen ließ, weil er nicht in der Lage war sie selbst zu pflegen.“

      Kurz dazu bevor ich zum Punkt Zeitmangel komme: DAS habe ich absolut nicht verstanden. Da hat man einen engagierten Fan, der eine Fanpage betreut und anstatt dann Chancen zu ergreifen vertändelt man die. Aber gut, muss ich nicht verstehen.

      Zeitmangel, Geld, Ressourcen: Das Stichwort Strategie fiel ja schon und im Rahmen einer Strategie kann ich mir auch bewußt machen, dass ich vielleicht als Museum nicht die Bandbreite aller Social-Media-Dienste-wo-inner-Welt-gibt betreuen muss. Wenn ich keinen habe der bei Twitter in annähernder Echtzeit reagieren kann wenn Fragen kommen, dann wäre es blödsinnig in den Kanal reinzugehen. Dann konzentriere ich mich auf einen Kanal und wenns halt Facebook ist. Andererseits: Wenn das Museum eine Webseite hat muss die auch gepflegt werden. Dafür hat man dann aber doch in der Regel Ressourcen zur Verfügung. Und da könnte man das berüchtigte Wort „Synergien“ anwenden – meistens landets dann aber leider doch wieder beim FSJler oder beim Praktikanten. Ich weiß. Seufz.
      Andererseits muss man seine Mitarbeiter zur Weiterbildung auch nicht unbedingt auf hochteure Konferenzen schicken wenns Barcamps oder andere Veranstaltungen gibt. (Ja, die sind am Wochenende. Da fährt dann kein Mitarbeiter hin, weil das Freizeit ist. Verdammt, schon wieder ein Pferdefuss… ;-))
      Ad Astra

      • Hallo Christian,

        die Facebook-Seite des Museumsbunds war scheinbar nicht eindeutig als Fan-Seite gekennzeichnet – nichts desto trotz hätten sich viele eine andere Lösung gewünscht, als die Schließung der Seite.

        Was die Synergie zwischen der Pflege der Website und von Social Media angeht: Gerade bei kleinen Institutionen erhält die Site ja eher selten ein Update. Und nur weil man ein CMS bedienen kann, heißt das nicht automatisch, dass man einen Social Media Kanal hinreichend pflegen kann, denn es geht ja hier auch um Erfahrungen im Community Management und um ein Gespühr für die richtigen Inhalte. Und jede Plattform hat ja da ihre eigene Dynamik – ohne Erfahrung oder Schulung wird es schwer.

        Wie gesagt, Social Media ist nichts für nebenbei – man braucht nicht nur Mitarbeiter die es sich zutrauen, sondern die auch Erfahrung haben oder geschult werden. Letztendlich muss ihnen aber v.a. Zeit eingeräumt werden, einen Social Media Kanal zu pflegen – und da fängt es oft schon an mit dem Problem.

        Viele Grüße
        Angelika

        • Liebe Angelika, lieber Christian,

          sicher ist es nicht leicht, sich als Kultureinrichtung an Social Media zu gewöhnen. Das heißt aber nicht, dass man es gar nicht erst versuchen soll. Wofür Zeit und Geld da sind, entscheidet man ja auch selbst mit. Deshalb ist es wichtig, dass die Direktoren dahinterstehen.

          Häufig werden aber auch Gründe genannt, die von einer grundlegenden Ablehnung bzw. einer Angst zeugen – so war es im Anschluss an meinen Vortrag beim „Museum von Babel“. (Gestern bin ich endlich dazu gekommen, das aufzuschreiben: http://www.museumstraum.de/2014/11/22/der-vernetzte-besucher-wie-wird-das-smartphone-im-museum-zur-Bereicherung/.) Und solche Gründe, finde ich, sollten wir nicht bestätigen…

          Viele Grüße,
          Tanja

          • Christian Spließ

            Richtig: CMS-Backendpflege und Community-Betreuung sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Dafür braucht man sicherlich unterschiedliche Fähigkeiten, dafür muss man Mitarbeiter schulen – alles keine Frage. Wie aber überzeuge ich denn meinen Chef jetzt aber erstmal davon, dass man dieses Social Media braucht? Da kann ich nicht direkt mit „Chef, ich bin zwei Wochen zur Social Media Schulung weg“ kommen. Das ist für den Vorgesetzten kein Vorteil. Wenn ich aber schon mal weiß: Okay, ich hab die Inhalte für die Homepage und brauche da erstmal nichts weiter extra zu generieren…. Ja, ich weiß, eine Pressemitteilung gehört nicht 1:1 auf Facebook, ja, ich weiß für jedes Netzwerk sollte man den geeigneten Inhalt haben, deswegen ja vor dem Posten auch eigentlich die Strategie etc. pp. Manchmal muss man aber halt das nehmen was man kriegt – wenn Material da ist, das nur etwas gekürzt werden muss… (Und ich habe auch schon Projekte gehabt, wo erstmal nur komplett kuratierte Inhalte in die Kanäle geflossen sind. Geht auch fürs Grundrauschen erstmal.) Das Argument: „Chef, wir haben da doch die Postings für die Webseite schon fertig, da kopiere ich die einfach nach Facebook rüber, das ist jetzt kein großer Akt“? klingt allemal besser als wenn man gar keins hat.

            Sicherlich braucht man eine Strategie, man braucht das geschulte Personal, dass den Umgang mit der Technik beherrscht, man braucht später Leute die wissen wie die eigene Community tickt – das kann man allerdings gebe ich zu bedenken halt nicht durch eine Schulung lernen sondern nur durchs Tun – und sicherlich kann man dann nach und nach darangehen das alles auf eine gute Basis zu stellen. Wenn man nach einem Monat nämlich sagen kann: „Okay, wir haben jetzt die Inhalte erstmal nur kopiert, haben aber schon soundsoviele Fans und soundsoviele Likes und Kommentare – und da ist tatsächlich nicht EIN einzige NEGATIVER dabei…“ Ist ja immerhin mal ein Anfang um die Tür aufzustoßen.

            Dass es natürlich alles noch viel komplizierter ist weiß ich. Der Einsatz von Social Media kann schon an der simplen Tatsache scheitern, dass das städtische Internet komplett für alle Behörden Facebook und Co gesperrt hat und der Datenschutzbeauftragte beim Wort „Like-Button“ in Panik verfällt. Und dann noch WLAN? Offen? Oh Gott, Störerhaftung! Wenn dann auch noch die VG BILD mitbekommt, dass man das Werk von – sagen wir mal – Otto Piene photographiert hat für die Fanpage? Der Horror. Der Horror!

            Klar, die ganzen 14 Gründe in der Liste sind im realen Leben nicht allesamt vor Ort vorhanden. Was das Schöne ist, sonst könnte man komplett versuchen gar nicht erst anzufangen. Man muss halt sehen was geht. Wenn es halt nur ein Mitarbeiter in einem kleinen Museum macht der schon einigermaßen firm ist und immerhin weiß wie man Facebook bedient und der das gerne macht – dann ist das halt erstmal so. Es ist aber zumindest dann ein Anfang. Und glücklicherweise gibts ja auch Beispiele bei denen Social Media funktioniert und die als Best Practices den Einen oder Anderen überzeugt haben. (Dass man dann noch viele, viele verschiedene Dinge beachten muss, dass geklärt sein sollte wer die Zuständigkeiten hat – schiebt mans zur PR, dann werden die Kollegen sich schön bedanken für die Zusatzarbeit – etc. pp. ist klar.) Technik ist natürlich wichtig, aber Technik ändert sich gerade bei Social Media so schnell, dass man da dauernd auf dem Laufenden bleiben muss – vielleicht sollte man daher erstmal versuchen herauszufinden wie man den Vorgesetzten so packen kann, dass man mit Motivation und guter Argumentation erstmal von sich aus generell loslegen kann.

            Und wenn nicht macht man halt ein inoffizielle Fanpa… Oh. ;-)
            Ad Astra

      • Zu den Barcamps: Genau aus dem Grund hatten wir das stARTcamp Köln immer auf einen Freitag gelegt. Denn wir machen Social Media alle nicht als Hobby. Es ist Job. Ich würde das eh für viele Themen Barcamps empfehlen.
        Oder man schickt die Mitarbeiter auf eine Landpartie der Herbergsmütter. (OK, da müsste man allerdings auch ein bischen Geld in die Hand nehmen … ;)

    • Tanja Praske

      Liebe Angelika, Tanja, Ute und lieber Christian,

      ein herzliches Dankeschön für diese vielschichtige Argumentation – toll, endlich wird diskutiert, auch wenn ich dazu provozieren musste. Habe dabei einiges gelernt und lerne noch von euch.

      Als wir die Fanpage des Residenzmuseums aufbauten, informierten wir uns zuerst auf der „Museum Aufbruch-Tagung“ und anschließend auf der Mai-Tagung in Bremerhaven 2011. Dann entschieden wir für uns: Wir setzen auf das Blog: http://www.residenz-muenchen-blog.de und nutzen Facebook als Verteiler. Da wir auf den Tagungen und den Infos im Netz gelernt hatten, Pressemitteilungen gehören nicht per copy and taste auf Facebook setzten wir uns mit den Postings auseinander. Das primäre Ziel bei beiden Medien bestand darin, das riesige Residenzmuseum bei den Münchnern in Erinnerung zu rufen und es „begreifbarer“ zu machen.

      Man, habe ich gebibbert bei den ersten Postings, denn als Kunsthistorikern lernt man das nicht. Man muss es einfach tun. Manches Mal inspirierten mich Meldungen im Radio auf dem Weg zur Arbeit oder aber es standen bestimmte Jubiläen, Geburtstage, Wetterlagen an. Diese versuchten wir fluffig, ohne banal zu sein, rüberzubringen. Je mehr wir schrieben, desto geübter wurden wir, umso weniger Zeiteinsatz bedurfte es. Tatsächlich muss man jedoch in der Materie gut verankert sein. Ist man das nicht, bedarf es mehr Zeit. Aber de facto ist alles handelbar.

      Wie überzeugt man den/die Chefs? Durch Zahlen, Fakten, Best Practice etc. Im Buch „Erste Hilfe für Social Media Mangager“ gibt es dazu einige sinnvolle Hilfestellungen. Ansonsten sucht auch Verbündete intern, die mitmachen und mit überzeugen. Arbeitet am Anfang mit ihnen, die Zweifler gewinnt ihr, wenn die Zahlen, das Feedback und die Interaktion da ist.

      Barcamps sind hervorragend, sich auch als Neuling mit Social Media vertraut zu machen. Leider nutzen noch recht wenige Museen diese Form des informellen Wissenserwerbs, der auch aufgrund der Kontakte und des Austausches Gold wert ist. Und ja, geht bloß zur Landpartie der Herbergsmütter. Hier lernt ihr garantiert etwas.

      Und ja, nicht jeder, der ein CMS bedienen kann, kann Social Media machen. Hier bedarf es jemanden, der das Fingerspitzengefühl dazu hat, die richtige Intuition besitzt, einfach machen will und die anderen anleiten kann. Denn Social Media sollte nicht von einer einzigen Person abhängen.

      Guten Abend,
      Tanja

  25. Thomas Wolf

    Die Liste ist durchaus auch auf Archive übertragbar. Hierin stimme ich voll mit Kollegen Graf überein: http://archiv.twoday.net/stories/1022371518/ .
    Es ist m. E. löblich selbstreflexiv nach den eigenen Übermittlungsmethoden zu fragen. Aber liegt es wirklich an den wenigen (?) web2.0-affinen Kulturinstitutionen oder an den socialmedia-Beraterinnen und Beratern, wenn es im Kulturbereich hakt? Liegt es nicht an den dort noch vorherrschenden Strukturen? Vielleicht führen diese Fragen dazu die Strategien zu überdenken. Müssen nicht jetzt, da es überall gute Beispiele für Web2.0.-Strategien gibt, die Entscheider im Kulturbereich angesprochen werden, um quasi in die Fläche zu kommen?

    • Tanja Praske

      Lieber Thomas,

      ich finde es wichtig, dass alle reflektieren und auch mit Fingerspitzengefühl an das Thema herangehen – oha, meine Teufelchen melden sich gerade ganz vehement, schnell weiterschreiben. Ja, ich stimme dir zu, die „Entscheider“ wären jetzt am Zug, wenn sie die Kultur in die Zukunft führen wollen. Auf der Konferenz „Das Museum von Babel“ waren sie vor Ort. Von daher war die Tagung an sich schon singulär, da bei dieser Thematik sonst überwiegend Museumsmitarbeiter vor Ort sind.

      Zudem gab es unter den Entscheidern vor Ort sehr gute Beispiele, wie Frau Dr. Niggemann, die Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek. Sie sprach von Change Management. Denn die Nationalbibliothek muss pro Tag 1.200 physische und 1.400 digitale Einheiten aufnehmen. Das ist ein Vielfaches von dem, was sie noch 2006 zu bewerkstelligen hatten, als vom Staat festgelegt wurde, dass die Deutsche Nationalbibliothek auch digitale Medien zu sammeln hat. Seither erhielten sie gerade einmal 28 neue Stellen bei ca. 600 Mitarbeitern – das kann nur mehr oder weniger gut mit einem Change Management funktionieren, alte Strukturen werden aufgebrochen und trotzdem müssen die Menschen behutsam mitgenommen werden. Hier greift Punkt 14, der von mir nun nicht sarkastisch gemeint ist, da er leider Wirklichkeit ist.

      Es gab weitere positive Beispiele auf #MuseumBabel und ich hoffe sehr, dass sie ein stärkeres Gewicht in der Museumswelt erhalten, denn es funktioniert ja. Gleichzeitig berühren wir damit eine Gesellschaftsfrage, was ist denn der Staat bereit für die Kultur auszugeben, die ja auch als kollektives Gedächtnis funktioniert. Die #Neuland-Debatte verlangt nach einer Ernst gemeinten Diskussionen mit realen Folgen, auch seitens der Politik. Das betrifft einerseits die finanziellen und personellen Ressourcen, andererseits aber auch die konkrete Zielsetzung, auch museumsferne Gesellschaftsschichten einen einfachen und spannenden Zugang zum Museum zu geben. Gleichzeitig müssen wir uns auch fragen lassen, was sind wir denn bereit für Kultur zu geben, alles #kostenfrei, oder was? Bzw. was müssen Museen tun, dass Menschen bereits sind, sie zu unterstützen. Hiermit mache ich jetzt ein ganz anderes Fass auf und lasse es besser jetzt. Aber es arbeitet bei mir.

      Ich sehe auch, dass ich jetzt schleunigst die 14 Gründe pro Social Media im Museum verfassen sollte *hechel*

      Danke dir!
      Herzlich,
      Tanja

      • Fingerspitzengefühl und Geduld wird gerne von denjenigen die dem Web 2.0 zurückhaltend gegenüber stehen gefordert. Dürfen „wir“ denn nicht Mut und Offenheit im Gegenzug erbitten?

        • Tanja Praske

          Lieber Thomas Wolf,

          ja, das dürfen wir und ja, diese Stimmen und Taten gibt es. Die Vortragenden auf #MuseumBabel machen da Mut. Die Tagung wird dokumentiert. Die Vortragenden bringen ihre Vorträge ein. Hier findet Ihr viele wichtige Anregungen. Mir scheint es zudem, dass Naturkundemuseen Kunstmuseen stellenweise voraus sind.

          Beste Grüße,
          Tanja

  26. Jetzt komm ich auch mal hier rüber … Nein wirklich, ein gut geschriebener Beitrag. Ich mag es, wenn man sprachlich mal ein bisschen kreativer ist und damit die Perspektive lenkt. Und toll, wenn die Diskussion angekurbelt wird.

    Mich hat ja das, was ich beim Museum Babel mitgelesen habe, schon auch irgendwie fuchsig gemacht. Wäre so gerne dabei gewesen … Aber auf der anderen Seite habe ich auch noch so einen Gedanken im Kopf, den Tine durch eine Bemerkung ausgelöst hat. Ich glaube, es bezog sich auf Holgers Vortrag???!! Dass man seine eigenen Ansprüche schon auch noch einmal reflektieren müsse und nicht anklagen. Richtig erinnert?

    Deine Liste ist super Tanja, nicht dass du mich falsch verstehst. Aber es schwang ja auch bei Ute mit, dass wir uns nochmal an die eigene Nase packen müssen, was die Vermittlung angeht. Leider ist es schwierig, mit denen, die gegen dieses ganze Social Media sind, in den Dialog zu treten. Weil es ja so grundsätzlich und kategorisch abgelehnt wird, dass man überhaupt nicht zum WIE kommt. Denn da, so bin ich mir sicher, gibt es doch viele Themen, wo man sich sofort einig sein könnte.

    Ich erinnere mich an ein stARTcamp, auf dem mir eine Museumsfrau sagte, sie würde sich nicht trauen, in unsere Twitter-Dialoge einzuklinken. Es würde immer so klingen, als wenn wir eine eingeschworene Gemeinschaft seien, zu der sie keinen Zugang habe. Kann es nicht sein, dass da ein bisschen was dran ist? Zumal es schon einer gewissen Reaktionsschnelle bedarf, immer an den neuesten Web-Themen dran zu bleiben.

    Es ist ein bisschen so, wie das Nachdenken über besonderen Förderbedarf für Nachzügler. Vielleicht richtet es die Zeit? Auf jeden Fall sehr spannend. Und ich diskutiere gerne weiter mit euch!

    Habt noch einen schönen Abend!
    Grüße von Anke

    • Tanja Praske

      Liebe Anke,

      genau darum ging es mir – um das Reflektieren der eigenen Meinung und Handlung. Exakt deshalb verzeichnete ich hier ordentlich und forderte heraus und zwar alle. Wir, die wir uns wie selbstverständlich im Netz tummeln, verlieren uns vielleicht in unserer Filterblase und die anderen, die von den realen Sorgen und Nöten in der museologischen Arbeit so eingenommen sind, dass wenig Raum zum Nachdenken und Reflektieren bleibt.

      Und ja, du hast Recht, Tine machte während Holgers Vortrag darauf aufmerksam. Am zweiten Tag wurde dann von außerhalb auch heftig mitdiskutiert und einige von uns vor Ort strichen das Positive auf der Tagung heraus. Denn das gab es definitiv. Ich hoffe, ich schaffe es recht zügig, meinen zweiten Blogpost zu schreiben, um genau das klar zu stellen.

      Ich glaube fest daran, dass es einende Elemente gibt, die Kultur voranbringen können. So sind die Mehrzahl meiner Blogposts aufgebaut. Manches Mal muss man nur aufrütteln. Ich hatte auch gezweifelt, als der Post stand, ob ich ihn so veröffentlichen kann. Dann dachte ich mir, nee, es muss mal sein, es muss mal provoziert werden, vielleicht bewirkt es etwas. Und das tut es, bei dir, bei Ute, bei mir, bei Markus.

      Danke, @Markus, dass du dich traust. Und schön wäre es, wenn es noch weitere gibt, die sich trauen, denn wir wollen nur eines, eine Lanze für die Kultur brechen. Sind dann die Mittel dazu nicht irrelevant?

      Es ist wie beim Erlernen einer Fremdsprache, was nutzt mir das Beherrschen der Grammatik, wenn ich nicht einfach darauf losspreche und versuche mich auszutauschen. Aus meinen Frankreicherfahrungen weiß ich, dass die Franzosen ganz happy waren, wenn ich es einfach wagte, mich radebrechend mit ihnen zu unterhalten. Das hat mich mutiger gemacht, einfach darauf los, ohne jetzt die Sprache perfekt zu beherrschen (ich war Welten davon entfernt). Aber nur so bin ich vorangekommen und das Verständnis für mich war seitens der Franzosen da.

      Genau so verhält es sich mit der Kommunikation im Netz – einfach wagen. Ich freue mich hier über jeden Austausch und es geht nicht darum, möglichst eloquent sich mit mir auszutauschen. Ich möchte einfach mit euch reden, diskutieren und eine Lösung pro Kultur finden.

      Puh … was soll ich jetzt sagen … am besten gar nichts mehr, muss auch reflektieren ;-)

      Danke euch allen die mitdiskutieren und Euch, die mitlesen und sich Gedanken machen!

      Herzlich,
      Tanja

      • Ich bin auch gespannt auf den nächsten Blogpost. Und ich lieeeebe es, dass wir zunehmend über die Kommentare tolle Diskussionen haben. Das Austauschen ist so unglaublich wichtig!!!

  27. Liebe Tanja,

    wir sind auch nur in den sozialen Medien unterwegs, weil es uns real noch nicht gibt. Sobald wir unsere Tore geöffnet haben, schließen wir sofort alle Kanäle. Dann muss man richtig vorbeikommen!

    Liebe Grüße

    Markus

    P.S.: Punkt 14 ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen.

    • Tanja Praske

      Liebe Markus,

      *gnihihi* – ich wette, ihr schafft das nicht mit dem „Schließen“. Ihr werdet dann zu süchtig sein, euch im Netz auszutauschen und das ins Museum zu holen und vor Ort zu vertiefen oder anderweitig neue Ideen real und digital zu entwickeln!

      Und klar komme ich vorbei – ihr schürt meinen Appetit, dann nehme ich auch gerne die Reise nach Stuttgart in Kauf. Außerdem macht ihr es genau richtig: Ein Museum, dass es real noch nicht gibt, wird im Netz angeheizt. Bin gespannt, wie ihr angenommen werdet, sicherlich gut, denn ihr kommt einfach sympathisch rüber. Darum geht es doch auch, authentisch sein, die Menschen zu zeigen, die für die Besucher das Museum erlebbar machen.

      Punkt 14 ist genau deshalb aufgenommen, denn der ist einfach nur zu wahr und es wäre wünschenswert hier etwas verändern zu können!

      Herzlich,
      Tanja

    • Museumsmensch

      Digital ist nicht real? Lesen ist auch nicht real? Warum kapieren die Museen nicht, dass das Digitale längst in der Realität angekommen ist?

      • Und manchmal ist das Digitale das einzig Reale. Wie eben bei uns. Und es ist schon cool, dass wir in den SoMe schon ganz anders wahrgenommen werden als in der „realen“ Welt. Der Königsweg ist, wenn sich alles miteinander verbindet und ein Ganzes entsteht.

        Markus

  28. Ha ha ha! :)
    Spitze, Tanja. Um so mehr trifft es auf die Theaterwelt zu, sind doch die Museen die „kulturellen Leuchtturmprojekte“ im Social Web. (so gehört auf einem Theater Barcamp)

    • Tanja Praske

      Liebe Ute,

      uiuiui … Leuchtturmprojekte, das lasse ich mal so stehen, aber klar, die gibt es und darüber bin ich sehr froh. Spannend wird es, wenn analoge und digitale Maßnahmen verschränkt sind.

      Und was ist mit den Theatern? Auch hier gibt es Lichtblicke, wenn ich mir das Residenztheater, das Theater Heilbronn und andere anschaue. Heute gibt es auch auf Twitter den #LoveTheatre Day – spannend. Wie war das noch gleich: Twitterati sind sozial verarmt?

      Danke dir!
      Herzlich,
      Tanja

      • Da hast Du jetzt zwei Theater genannt und dann kommt aber lange nichts mehr ;)
        Im Ernst, ich finde schon, dass im Vergleich die Museen etwas weiter sind als die Theater, aber grundsätzlich ist das was Du oben schreibst auf alle Bereiche der Kunst-, Kultur- und Kreativwirtschaft übertragbar. Drüben bei Facebook kommentierte ja jemand, dass es ebenso auf die Buchbranche passt.

        Es ist noch unendlich viel Erklärung, Aufklärung und Vermittlung nötig. Auch an der Schnittstelle „Publikum“ und „E vs. U“.
        Das habe ich auch am Montag bei dem fabelhaften #groophy Tweetup bei den Dortmunder Philharmonikern erlebt. Einige von uns wurden vor Ort von anderen Gästen angemahnt doch bitte das Smartphone wegzulegen, bis hin zu übelsten Beschimpfungen über Twitter (sic!), dass nun der letzte Raum der Kontemplation (Konzertsaal) mit Smartphones und Twitter verseucht würde. Ähnliches auch schon beim Beethovenfest erlebt.
        Auch wir Poweruser/Veranstalter/Vermittler müssen uns da manchmal an die eigene Nase fassen und vielleicht noch mehr und besser erklären/organisieren. Ich denke da auch an die Gesschichte bei Museum Babel, wo eine Frau offensichtlich unwissentlich in ein Museums TweeUp geraten ist. Ich weiss nicht, ob wirklich unwissentlich oder ob es vor Ort nicht gut kommuniziert oder organisiert war. Anyway.
        Aber was für uns selbstverständlich ist, ist u. U. Konfliktpotential, wenn wir unsere Filterbubbles verlassen. Der Clash, wenn Menschen, die auf Smartphones starren auf sog. Bildungsbürgertum treffen.

        Ich bin jetzt etwas abgeschweift … ;)

        • Tanja Praske

          Liebe Ute,

          ich mag es sehr, wenn du abschweifst und die Diskussion hier für alle offensichtlich machst, nur so kommen wir weiter.

          Hab‘ mal auf Twitter das Resi aka @residenztheater angefunkt, ob andere, deutsche Theater sich bei #LoveTheatre beteiligen, da ich auch länger suchen musste. Sie meinten, es gäbe jetzt welche. Fakt ist, dass das Format im europäischen Raum gut angenommen, aber im deutschen nicht angekommen ist.

          Bei #MuseumBabel war ich nicht im Panel mit der besagten Frau, die aus ethnologischer Sicht ein Tweetup wohl analysierte, ohne tatsächlich als Twitterin daran teilzunehmen. Kann dazu wenig sagen, gebe dir Recht, dass eine gute Kommunikation wichtig ist.

          Filterblase ist richtig. Ich kündigte ja an, das es noch einen zweiten Post geben wird, denn es kamen sehr innovative und mutige Gedanken auf, die realisiert wurden. Das sind die Lichtblicke und hier ist eine gute Kommunikation gefragt. Das betrifft auch die Zielsetzung, was das Museum mit Social Media erreichen möchte. Hier gehört auch der Mut dazu, ganz offensichtlich im Museum, der E-Mail Korrespondenz, im Gespräch auf die Kanäle hinzuweisen, so wie es unsere Kollegen in den Niederlanden und anderswo machen.

          Aber jetzt schweife ich ab und liefere Stoff für einige Blogposts! Denn eines ist klar, ich brenne wie du und die anderen, auch die, die mehr analog sind, pro Kultur. Denn das ist das einende Element. Wir wollen Kultur von den Leuten da draußen erlebbar machen und da können analoge und digitale Formate Hand in Hand gehen. Denn Social Media ersetzt keinesfalls die klassische museologische Arbeit. Sie ergänzt diese und kann ihr zu mehr Wucht verhelfen, da wir mit Kommunikationsmitteln arbeiten können, die von bestimmten Menschen benutzt werden, die vielleicht nicht unbedingt ins Museum gehen würden. Vielleicht schaffen wir es, Ihnen Appetit zu machen. Dann ist viel gewonnen!

          Herzlich,
          Tanja

          • So ist es. Hallelujah! \o/
            Freue mich auf Deine kommenden Blogposts. :)

  29. Das war aber der ein oder andere Déjà-vu -Moment dabei, insbesondere die „soziale Verarmung“ der – waren es nicht Twitterer? – ist mir noch präsent. :)

    • Tanja Praske

      Liebe Tine,

      jep, hatte die Tweets zu #MuseumBabel durchgelesen und bin dabei auf manches gestoßen, was bei mir befremden auslöst, aber ich habe ja nur diesen Tunnelblick bzw. bin sozial verarmt, wenn ich mir meine Timeline so anschaue … ähem.

      Twitter und Tweetups, Twitter und Echtzeitkommunikation, Twitter und Reflexion – das passt hervorragend zusammen. Wie gut das geht, haben zuletzt die Kulturkonsorten mit dem Tweetup in der Kunsthalle Karlsruhe gezeigt und dokumentiert: http://kulturkonsorten.de/tweetups/tweetup-degas-kunsthalle-karlsruhe

      Aber wir beide wissen auch um die Lichtblicke und die ermutigenden Initiativen, die es in der Museumswelt gibt und die vorgestellt wurden und die beruhigen mich wieder!

      Herzlich,
      Tanja

      • Liebe Tanja,

        ich habe mich gerade in der U-Bahn totgelacht… Eine schöne Liste. Streichele den Teufelchen dafür bitte mal von mir über die Köpfchen!

        Ja, Tine, das eine oder andere Déjà vu hatte ich auch. Ich glaube, die sozial verarmte Twitter-Abhängige war ich. ;-)

        Liebe Grüße,
        Tanja

        • Tanja Praske

          Liebe Tanja,

          ach, diese Teufelchen, ja, die brummen, wenn ich mir die Akzeptanz dieses Posts so ansehe. Jetzt wird es Zeit zu schreiben, was alles möglich ist. Die Teufelchen haben alles gesagt, jetzt geht es weiter.

          Und nein, du warst sicherlich nicht alleine damit gemeint: „sozial verarmt“. Ich bin garantiert auch dabei ;-) Gleichwohl fand ich es richtig gut, dass du vor Ort die heftige Diskussion ausgelöst hast. Du hast zur Reflexion angeleitet, auch wenn es erst einmal in Gegenwind ausartete, aber Fürsprecher waren schnell da. Und ich denke, das bewirkt bei den anderen schon ein Nachdenken und genau das ist richtig.

          Es ist gut, dass die Tagung dokumentiert wird, damit andere, die wanken, sehen können, da geht etwas, es funktioniert, man darf ausprobieren. Denn das ist der große Vorteil von Kulturinstitutionen – sie dürfen oder müssen sich vielleicht auch mit #Neuland auseinandersetzen und etwas versuchen. Es reißt ihnen keiner im Netz den Kopf ab, wenn mal Fehler gemacht werden. Nur sollten diese nicht wiederholt werden.

          Herzlich,
          Tanja

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