Neue Lesung, neues Video für YouTube und Co – was gilt es beim Filmen mit dem Smartphone zu beachten? Das frage ich mich tatsächlich jedes Mal erneut, und ich vergesse stets etwas, da zwischen den einzelnen Drehs oft ein zeitlicher Abstand liegt. Dieser Artikel ist ein Werkstattbericht und eine Memo-Hilfe. Denn ich experimentier(t)e viel 2020 bis 2023 im Digitalen, mit Streaming, digitalen Vermittlungsformaten und Vernetzungen – viel Lernstoff, Adrenalinschübe und Erkenntnisse. Heute gibt es also meine Checkliste fürs Filmen mit dem Smartphone am Beispiel von Lesungen.
Filmdreh mit dem iPhone – ein Werkstattbericht: das Blog, meine Arbeitsmappe
Wer meinen Blog schon länger kennt, der erinnert sich vielleicht an meinen ersten Artikel zum Thema: Wie Filmen mit dem Smartphone? (2017). Hier geht es um generelle Tipps für Android und iOS. Meine Android-Erfahrungen damals führten zu einem neuen Handy, dem iPhone 8+. Mit diesem drehte ich noch 2021 eine Lesung. Die letzten Filme fertigte ich dann mit dem iPhone 12 Pro an – bestes Invest ever, wobei ich da auch schon wieder veraltet bin. Aber noch leistet es gute Dienste. Tatsächlich fing ich an, diesen Artikel 2021 zu schreiben, ließ ihn bis jetzt ruhen – zu viel zu tun –, bevor ich ihn aktuell überarbeitete und ergänzte, mit so einigen Überraschungen.
Nur ein Wort zur Technik: Ich stelle die Technik vor, die ich mir im Verlauf der Zeit und nach diversen Weiterbildungen zum Thema anschaffte und mit der ich mich komfortable fühle. Darum geht es auch: Nutzt das, womit ihr euch gut fühlt, wo Abläufe einigermaßen eingeübt sind. Sicherlich gibt es technisch immer Besseres, aber warum zwangsläufig den heißesten Technik-Schrei verwenden, wenn das Vorhandene zuverlässig funktioniert? Das ist auch eine Budget-Frage, aber vor allem eine Vermittlungsfrage.
Es geht um den Inhalt; die Technik ist dazu da, diesen optimal herauszuarbeiten. Ich verstehe mich grundsätzlich als Vermittlerin und nicht als Film-Agentur. Das können andere besser als ich. Es ist zuvorderst eine Frage der Zielsetzung des jeweiligen Videos: Ein Branding verlangt etwas ganz anderes als ein Vermittlungsangebot, das im Alltäglichen von den Mitarbeitenden des jeweiligen Kulturhauses – oft als one-woman- oder one-man-show – hinter der Kamera eingesetzt wird.
Die zwölf #FemaleHeritage-Filme der Monacensia sind ein ganz anderes Kaliber als die kleinen Vermittlungsformate, die ich für das Haus umsetzte. Ob Cora Frost, Asta Scheib, Yiraglem Fisseha Mebrahtu, Amelie Fried, Dagmar Nick oder Dana von Suffrin – das sind professionelle Videos mit Trailern, umgesetzt von Christiane Huber (Regie), Sven Zellner (Kamera) und Christine Schnorr (Schnitt). Die Filme entstanden im Auftrag der Monacensia und mit Unterstützung des Museumspädagogischen Zentrums, der Münchner Kammerspiele und der Münchner Stadtbibliothek. Mit Christiane Huber gibt es einen großartigen Podcast von Claudia Linzel auf „Die Leichtigkeit der Kunst“. Die Film- und Theaterregisseurin gibt spannende Einblicke in ihre Arbeit.
Zuletzt erschien in der #FemaleHeritage-Reihe das filmische Autorinnen-Porträt zu Mira Mann mit Trailer – ich finde es grandios, schau es dir an – absoluter Sehtipp, genau wie die anderen Filme auch.
Du merkst schon, der Artikel hier enthält „Spuren“ von Werbung. Ich komme wieder zurück zu meinen Blogger-Anfängen: Ich begreife mein Blog wieder als Arbeitsmappe und Memo-Hilfe an mich. Dich lasse ich an meinen Erfahrungen – Erfolgen und Fails – teilhaben, zu deiner wie auch immer gearteten, eigenen Orientierung. Ich schreibe hier, womit ich mich im Arbeitsalltag befasse, deshalb liest du heute nach langer, zu langer Blog-Pause meinen Werkstattbericht im Doing von „bewegter“ Kulturvermittlung #digKV für YouTube, Instagram und Co, mit meiner Technik.
Nun zum Eingemachten:
Digitale Vermittlungsformate für Lesungen
Lesungen können vielfältig sein – das zeigten vor allem die Jahre 2020–2021; neue Formate entstanden pandemiebedingt und aus der Not heraus, um Sichtbarkeit in und während Schließzeiten zu erlangen:
- eine Veranstaltung mit Publikum vor Ort, die in Echtzeit ins Web gestreamt wird (über welchen Kanal hängt von der Zielsetzung ab) => in Vor-Corona-Zeiten und danach,
- eine Veranstaltung zu einem festgelegten Zeitpunkt, die unter Ausschluss von Publikum stattfindet, ursprünglich aber mit Publikum gedacht war,
- voraufgezeichnete Premieren-Lesung: Veröffentlichungszeitpunkt des Videos auf YouTube wird vorab kommuniziert über Social-Media-Kanäle oder/und Newsletter.
Natürlich gab es schon früher Streamings, nur nicht in der Breite. Viele Häuser mussten sich in der Pandemie anders orientierten – ihre digital Besuchenden finden, die einzige Möglichkeit, in Kontakt und Erinnerung zu bleiben.
Im Folgenden berichte ich euch vom 3. Fall für die Monacensia, für die ich seit September 2019 mit der Sonderausstellung zu #ErikaMann als externe digitale Kulturvermittlerin tätig bin. Wir setzten mit der Hans Pleschinski-Lesung ein neues Vermittlungs-Format um:
- Film auf YouTube (Plattform ist barrierefrei, da keine Accounts nötig sind, um das Video zu sehen),
- zeitversetzter Blogpost, der ein im Anschluss der Lesung stattgefundenes Werkstatt-Gespräch festhält, somit eine Vertiefungsebene anbietet. Natürlich ist das Video dann embedded,
- Extra-Leseschnipsel im Hochformat für Mehrfach-Verwendung auf Twitter und Instagram (Reels, Videos [damals noch IGTV genannt], Storys),
- Material für ein eventuelles SoundCloud, das mit zeitlichem Abstand kommen könnte.
Für die Produktion von Vermittlungsformaten leitet mich grundsätzlich der Aspekt der Nachhaltigkeit: Ein Produktionstag mit vielfältigem Filmmaterial für verschiedene Zwecke, Plattformen und in verschiedenen Formaten (hoch/quer), die zeitversetzt herausgebracht werden können. Effizienz ist hier das Stichwort.
Nach Pleschinski folgte die Lesung mit Anika Landsteiner – Video, Blogpost, Reel – und dann gab es wieder andere Formate. Alles angeeignet durch learning by doing. Aus dem Gelernten setzten wir Zukünftiges anders um. Ich experimentierte mit den Einstellungen der Filmic Pro App. Tatsächlich erlaubte das Drehen in 4K Rhythmisierung im Film über den Schnitt. Obwohl eine Kamera-Einstellung, zumeist aus einer frontalen Position heraus, konnte ich durch Zoomen ins Detail Abwechslung suggerieren, ohne dass sich dadurch die Bildqualität verschlechterte, was sonst der Fall ist, wenn man nur in HD filmt. Filmt man in geringerer Auflösung, so wird das Bild griselig und oft unscharf. Das schon einmal als Tipp vorab. Bei der Lesung mit Anika Landsteiner könnt ihr das gut nachvollziehen – das waren erste Gehversuche von mir, Abwechslung hineinzubringen.
Mittlerweile änderte sich das Lesungs-Format. Die Monacensia nutzt dieses jetzt vorrangig für Instagram in Form von Reels. Aus Sicht der Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit produziere ich öfters begleitend zum Reel ein YouTube-Video (3-5 Minuten lang). Hier gibt es eine kurze Lesepassage mit anschließendem Einblick der Schreibenden in deren Gedankenwelt, Schreibprozessen und Netzwerken, so geschehen zuletzt beim Anteasern vom atelier monaco – Das Fest.
Und ja, auch im Schnitt mit Final Cut Pro tastete ich mich heran und tue es noch immer, alles autodidaktisch. Aber ja, wozu gibt es YouTube als zweitgrößte Suchmaschine der Welt. Für fast jedes Problem im Schnitt finde ich darüber zumeist eine Lösung, ist nur manchmal etwas zeitintensiv dahinterzukommen. Darüber schreibe ich mal in einem weiteren Werkstattbericht. Du merkst schon, eine fast never ending story!
Konzeptionelle Planung der filmischen Lesung fürs Digitale:
- zwei Personen im Video: Moderator*in und Autor*in,
- Briefing der Beteiligten für die digitale Aufbereitung; eine digitale Lesung folgt anderen Regeln als Lesungen vor Ort,
- Dauer der eigentlichen Lesung: 25 – 35 Minuten,
- Einleitungsgespräch, zwei Lesestellen (je ca. 5 Minuten), daran schließt sich jeweils ein Gespräch von bis zu 10 Minuten (meist wird es etwas länger) an,
- Themenabsprache, sollte reduziert sein, spannende Aspekte des Buches herausgreifen, gegebenenfalls zuspitzen,
- gab es vorher Lesungen oder Besprechungen des Buches in Medien, dann sollten davon abweichende Themen angesprochen werden,
- für den zu verfassenden Blogpost gibt es einen sich anschließenden, zweiten Filmdreh, ein Werkstatt-Gespräch, das andere Akzente setzt und aus dem der Blog-Artikel entsteht: ca. 15 Minuten Extra-Dreh.
Konzeption – Filmdreh für Reels:
- Drehs sind kürzer: 30, 60, 90 Sekunden,
- aktuell ein*e Autor*in liest,
- eine kurze Lesepassage plus Erläuterung der Lesenden,
- dienen zum Community-Aufbau,
- Ziel: digitale Kulturvermittlung und oft auch Anteasern von Veranstaltungen oder ähnliches.
Checkliste fürs Filmen mit dem Smartphone: Setting und Technik
Die Checkliste für Technik, Setting und Grundsätzliches treffen auf sämtliche filmische Vermittlungsformate, Zielsetzungen und Plattformen zu. Hier ist zu beachten für welche Plattform gedreht wird, das bestimmt das Format – hoch oder quer. Am liebsten beides.
Setting der Lesung:
- wenn Innenraum, dann muss Licht gewährt sein, entweder Bühnenlicht oder externe Lichtquelle, die Personen der Szenerie gut ausleuchtet,
- Vorsicht vor starkem Sonnenlichteinfall von oben oder seitlich, Gefahr der Überbelichtung: das Film-Material ist kaum zu verwenden, denn, wo keine Farbpixel mehr sind, da lässt sich auch nichts korrigieren, musste ich erst kürzlich leidvoll selbst erfahren,
- Wiedererkennungswert des Ortes, hier das Setting von vor-Corona-Zeiten oder aber ein Setting, was auf ein bestimmtes Ereignis strategisch hinweisen soll und dadurch Wiedererkennungswert besitzt, wenn mehrere einzeln sprechen und lesen
=> Teaser für ein Fest – Beispiel: die sechs Reels zum atelier monaco – Das Fest auf dem Instagram-Account @monacensia_muc (20.1.2023), - gerne auf dem Tisch zwischen den Beteiligten Buch oder Bücher der Autor*innen,
- Raum absperren für Publikumsverkehr mit Hinweis auf Ruhe wegen Film-Dreh; ist schon ärgerlich, wenn der Dreh gut vorangeschritten ist und dann jemand hineinstürmt,
- Kamera auf Augenhöhe der Beteiligten,
- dazu anleiten, immer wieder in Richtung Kamera zu schauen, aber nicht direkt in die Linse, sondern knapp daneben – hier über Kreuz, sonst wirkt das unpersönlich. Konkret heißt das, wie bei Pleschinski, die Moderatorin blickt knapp links neben die Kamera, während der Autor, knapp rechts an der Linse vorbeischaut,
- werden die Zuschauenden direkt adressiert, erst dann bitte in die Linse schauen.
Meine Technik – Smartphone, Stativ, Ansteckmikrofon, Funkmikrofon:
- iPhone 12 Pro, 256 Gig-Arbeitsspeicher (wichtig für den Dreh in 4 K; warum 4 K weiter unten)
- Stativ von Manfrotto; ich nutze befreelive MVKBFR-Live,
- kabelgebundenes Ansteckmikrofon für zwei Personen (mono)
=> meine Dinosaurierlösung, wenn das Funkmikrofon ausfällt, leider passierte mir das häufiger, - Verlängerungskabel fürs Mikrofon,
- Filmic Pro App (vor dem Abo-Modell ab Ende November 2022 eine geniale Film-App, vor allem mit den aktuellen Updates; für mich bis dahin ein definitives Must-have),
- iPhone-Adapter für Mikrofon: vom Lightning-Port auf TRX-Kabel,
- Smartphone-Rig zum Einspannen des Smartphones und aufsetzen aufs Stativ,
Technik in Reserve für den Fall der Fälle – und den gibt es immer:
- Reserve-Halterung für Ansteckmikrofone; wichtig, gerade bei einem Filmdreh brach mir die Halterung. Was war ich froh, dass ich eine Reserve dabeihatte!
- Funkmikrofon Rode Wireless Go II plus Ansteckmikrofone von Rode (2 schwarze, 1 weißes für weiße Oberteile) und Rode RS 15 (Adapter von Lightning-Port auf USB-C)
=> Das Funkmikrofon fiel bei mir unverständlicherweise immer wieder aus, was aber an mir liegen kann; da der Dreh pressierte, vertraute ich dann auf meine Dinosaurier-Lösung, werde es aber erneut versuchen, da komfortabler, - Tatsächlich habe ich noch ein weiteres Funkmikrofon von der Marke Saramonic Blink500 in Reserve, das überwiegend funktionierte, aber wie es so ist, wenn frau nicht so frequent dreht, dann reicht auch die althergebrachte Lösung. Diese Funkstrecke ist mono, d. h. die zwei Stimmen befinden sich auf einer Spur. Entsprechend sind sie von der Lautstärke her nicht individuell veränderbar, anders als beim Wireless Rode II, das Stereo-Aufnahme erlaubt. Ist die eine Stimme lauter als die andere, kann das individuell herunter oder heraufgepegelt oder aber gar die zweite Stimme auf stumm gesetzt werden, während die andere spricht. Das ist nur bei Stereo-Aufnahme möglich, nicht bei mono-Aufnahme,
- iPhone 8 plus, falls das aktuelle Smartphone zickt,
- Reserve-Stativ von Neewer 2-in-1 Stativ (gut geeignet auch für große Menschen),
- extra Smartphone-Halterung; gerade letzteres rettete mir dieses Jahr mal den Dreh, da ich mein Smartphone-Rig zu Hause vergaß.
Mit der Funkstrecke von Saramonic Blink500 drehte ich das Video zur „Dummheit“ von Therese Giehse zu #ErikaMann mit der Co-Kuratorin Sylvia Schütz:
Grundsätzliches zum Filmdreh mit dem Smartphone:
- Handy in Flugmodus setzen, damit nicht mittendrin ein Anruf eingeht (ist mir schon einmal passiert, obwohl ich just zuvor in einem Workshop genau davor warnte, passierte sogar beim selben Kunden, wie peinlich!),
- aufgeladener Akku,
- genügend Speicherplatz für 4K-Filme,
- Linsen säubern,
- Kamera auf Augenhöhe der Beteiligten,
- Bei Lesepassagen Perspektive ändern, Nahaufnahme (nicht zoomen, sondern mit Smartphone und Stativ näher an Lesenden heran: Der Zoom bist du),
- Findet Perspektivwechsel statt, dann kennzeichnet am Boden die Hauptansicht des Drehs, damit ihr hier wieder zurückkehren könnt, ohne wieder alles erneut einstellen zu müssen – idealerweise natürlich mit einer oder zwei weiteren Kameras/Handys drehen, dann müsst ihr den Dreh-Fluss nicht stoppen. Jedoch steht diese Option kostenbedingt nicht für jeden zur Verfügung,
- iPad oder Macbook, um Dateien gegebenenfalls direkt zu sichern,
- bei AirDrop-Übertragung der Filme vom iPhone auf Macbook/Tablet im Handy folgende Einstellung vornehmen, damit das Originalmaterial ohne Qualitätsverluste übertragen wird:
Video auswählen -> Optionen -> Alle Fotodaten, dann übertragen.
Ton prüfen – das A und O eines jeden Drehs:
- grundsätzlich prüfe ich den Ton, lasse sprechen, höre mir an, ob der Ton passt,
- ein schlechtes Bild kann schon mal verziehen werden, nicht aber ein schlechter Ton, dann sind die Zuhörenden sofort weg,
- in Echtzeit über Kopfhörer den Ton checken, dazu benötigt man einen Adapter mit Mikrofon-Buchse,
- oder kurzer Test, um Ton zu checken, drehen, ausstöpseln, am Handy anhören, dann live drehen,
- nach dem Dreh grundsätzlich prüfen, ob der Ton in Ordnung ist (mir passierte erst kürzlich, dass ich bei einer Kurz-Lesung für Reels vergaß, das Mikrofon-Kabel in die Kabel-Verlängerung einzustöpseln. Wir mussten erneut drehen, immerhin war die Autorin noch da … puh …).
Einstellung der Filmic Pro App
Mit der Filmic Pro App wurden bereits Hollywood-Filme gedreht. Sie ist höchst professionell und intuitiv zu bedienen. Mit ihr kann man in 4K drehen, was wichtig ist, wenn man mehr Gestaltungsspielraum im Schnitt, beispielsweise fürs Reinzoomen haben möchte, ohne dass dann das Filmmaterial griselig wird.
Bis vor Kurzem noch funktionierte die Filmic Pro App bei einmaliger Bezahlung von ca. 16 Euro und aktualisierte sich fortwährend automatisch. Seit Ende November gibt es ein Abo-System, das ich so noch nicht genutzt hatte. Beim letzten Film-Dreh auf einer Veranstaltung im Januar 2023, wollte ich für Reels mit der App in 4K drehen für alle Eventualitäten, z. B. um notfalls reinzoomen zu können. Funktionierte nicht, wegen Abo-Modell, das ich noch nicht abgeschlossen hatte. Häufiger etwas Neues, Unerwartetes – sonst wird das Leben doch echt langweilig, oder? *beißtInDieTischkante*. Das Abo-Modell ist für Bestandskunden für jährlich knapp 50 Euro zu haben, Neukunden müssen etwas mehr berappen. Schon eine Stange Geld. Ich habe mal ein Probe-Abo abgeschlossen mit einer einwöchigen Testphase. Geht auch wöchentlich für knapp 3 Euro. Und ja, der Look ist jetzt ganz anders als vorher, da muss ich mich erst noch reinfuchsen.
Klar gibt es viele weitere Apps zum Drehen, hatte in der Vergangenheit einiges ausprobiert, wie beispielsweise Mavis und andere Apps, deren Namen ich wieder vergessen habe. Ich kam am besten mit der Filmic Pro App klar – verrate du aber gerne, was du warum benutzt.
2020 musste ich noch mehr selbst in der App einstellen, glücklicherweise wurden peu à peu notwendige Einstellungen zum automatisierten Standard. Trotzdem kontrolliere ich diese stets. Auf Folgendes achte ich dabei – auch im neuen Look:
- Auflösung in 4K, Filmic Extreme, Format 16:9, wenn für YouTube gedreht wird. 1:1 ist jetzt auch möglich,
- Frame von 25p auswählen,
- Audio: Achte darauf, dass du das richtige iPhone Mic eingestellt hast,
- Unbedingt „In Aufnahmen speichern“ aktivieren, dann wird der Dreh auf dem iPhone und nicht in der App gespeichert, sondern in deiner Bildergalerie,
- Bei Dreh: Fokus durch Doppelklicken fixieren, damit die Kamera nicht immer nachpumpt, wenn sich die Gefilmten bewegen -> Viereck-Rahmen anklicken,
- Licht fixieren: Kreis durch Doppelklicken fixieren,
- Digitalen Zoom festlegen,
- Auf Audio-Lautstärke achten, dass nicht in roten Bereich hineindreht oder Audio zu niedrig geregelt ist,
- Stabilisierung habe ich ausgestellt, wenn ich mit dem Stativ gedreht habe.
Schaue ich mir die aktuelle Oberfläche der Filmic Pro App an, dann hat sich einiges geändert. Da muss ich mich noch einmal einarbeiten. Dann wird es hier eventuell eine Fortsetzung geben. Die neuen Funktionen sind mir noch nicht geläufig. Tatsächlich drehte ich mit der App zuletzt im November 2022, just vor der Umstellung auf das Abo-Modell. Bis dahin war ich höchst zufrieden. Wenngleich es da ein Problem gab:
Beim sechsten Autorinnen-Dreh, wollte die App nicht. Sie hing und es ging gar nichts mehr. Das erlebte ich zum ersten Mal. Also musste Plan B her: Ich drehte mit der iPhone 12 Pro-Kamera, die HDR kann und damit auch 4K. Wie bei den anderen fünf Videos filmte ich zusätzlich im Querformat, denn tatsächlich wollte ich Material für YouTube haben zwecks Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit. Die Filmqualität passt für diesen Zweck.
Ich weiß aber nicht, ob mir das so für die Archiv-Filme zur Monacensia-Ausstellung „Frei leben! Die Frauen der Boheme 1890–1920“ mit Sylvia Schütz und Laura Mokrohs gereicht hätte.
Vermutlich hätte ich die Krise bekommen, da hier ein gänzlich anderes Konzept mit Reinzoomen, weiterem Schnittmaterial für die B-Roll, over-shoulder-Einstellungen etc. zugrunde lag. Schaut hier selbst mal, was ich meine.
Fazit: Es ist immer sinnvoll ein Backup, einen Plan B zu haben. Denn manchmal mag die Technik nicht so, wie du es will. Dieser Plan B im November wirkte sich bei mir später im Schnittprogramm aus. Auch dazu fand ich eine Lösung. Dazu ein anderes Mal dann mehr.
Das Abo-Modell sorgte im Netz für einen Aufschrei, wie ich gerade herausfand. Und ja, es ist heftig teuer, aber die Qualität ist hervorragend. Es kann gut sein, dass ich dabeibleibe. Wenngleich ich mir noch mal die Profi-Apps von Pixelmator und Affinity anschauen werde, *MemoAnMich*. Wer damit Erfahrung hat oder andere Film-App-Empfehlungen hat, gerne her damit!
Puh … ich denke mal, der Artikel ist lang genug und gibt einige Denkanstöße und Hilfestellungen. Wenn ich etwas vergessen habe oder du Punkte hast, die aus deiner Erfahrung heraus wichtig sind und dir geholfen haben, bitte ergänze das im Kommentar zum Blogpost! Ich lerne sehr gerne mit.
Ergänzung – Tipps via Social Web – Diskussion zum Artikel
Plan B für Filmen mit der Kamera
Bei einer Veranstaltung jüngst wollte ich mit meiner (für mich sauteuren) Panasonic GH5, die ich mir ursprünglich fürs Live-Streamen von Veranstaltungen gekauft habe, filmen, da ich von der Empore aus die Lesenden im Raum filmen wollte – wurde nix daraus, denn ich erhielt die Meldung „sd Karte“ voll. Diese hatte ich zuvor erst daheim gelöscht, zumindest glaubte ich das.
Plan B: Schnell Stativ schnappen, ab nach unten in die erste Reihe flitzen, Smartphone ready machen mit externem Mikrofon, zunächst erst mit Kamera des Smartphones gefilmt (musst ja schnell gehen der Switch), dann nach geraumer Zeit festgestellt, dass es nur in Hd war; für die nächste Lesung auf 4 K umgestellt und nach der Pause mit der Filmic Pro-App in 4 K weitergedreht – ich liebe die App nach wie vor: klasse Qualität, schnell auf drei Kameraeinstellungen umswitchbar, Audiokontrolle. Jetzt muss ich noch das Material sichten und schauen, wie der Ton tatsächlich ist, denn mit dem Mikrofon filmte ich zum ersten Mal. Trage noch Endprodukt nach – drückt mir die Daumen!
Nochmals: einen Plan B zu haben, ist immer wichtig! Überlege dir vor einem Filmdreh, was dein Plan B ist und bereite alles vor. Wichtig dabei, ein Learning hier: Nicht auf dem letzten Drücker die Technik einstellen, sondern mit genügend Zeit vor Ort checken, ob alles passt, unabhängig davon, ob daheim alles in Ordnung war.
Twitter-Tipps: Smartphone und Mikrofon
Via Twitter erhielt ich von @St_Hoppe folgende Tipps zum Drehen via Smartphone mit Mikrofonen:
- Smartphone Pixel 7 Pro und Bluetooth-Kanal für externes Mikrofon (5-10 m Abstand) (das Handy kann 4k, nutzte aber nur Full HD, da nur dort Tonoptimierung bei windiger Außensituation möglich)
- nutzt das Colorlizard Lavalier Mikrofon, das es aber wohl nicht mehr gibt
- neues kabelloses Mikrofon-Set AnkerWork M650 mit VoiceShield (ganz neu, schaut auf YouTube für Bewertungen nach, wenn es rausgekommen ist)
-> Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn doch bitte gerne weiter. Für mehr Kulturpower folge KulturTalk auf Facebook und abonniere meinen monatlichen Newsletter – ich freue mich auf dich!
Hey Tanja, super Artikel!
Ich hab gerade erst mit dem Bloggen für ein Uni-Projekt angefangen und es macht mir riesig Spaß. Es ist so interessant, von den Erfahrungen anderer zu lesen – ich finde mich in vielen deiner Erlebnisse wieder. Es ist irgendwie lustig, wie ähnlich unsere Lernwege manchmal sein können. Ach ja, und ein kleiner Tipp von mir: Falls jemand ein gutes, aber günstiges Smartphone zum Filmen sucht, ich habe gute Erfahrungen mit gebrauchten Handys von Greenpanda gemacht: https://www.greenpanda.de/gebrauchte-smartphones/. Die Handys der 1. Wahl sind top und man spart echt viel. Solche Tipps sind Gold wert, wenn man gerade erst anfängt und noch viel lernen möchte!
In der kostenlosen mobil App VN https://www.vlognow.me/ kann man Untertitel im SRT Format importieren und wie andere Texteinblendungen frei im Bild platzieren. VN erlaubt den Schnitt in allen gängigen Seitenverhältnissen. Zudem hat man die Möglichkeit, via open type font weitere Schriftarten zu importieren.
Eine andere Alternative wäre die Plattform Headliner https://www.headliner.app/ . Hier kann ich den Film speech to text transkribieren, korrigieren und in Video einfügen lassen. Ist allerdings kostenpflichtig.
Lieber Thomas,
wunderbar – stimmt VN hatte ich mir noch nicht genau angeschaut, danke für den Tipp auch in deinem Workshop dazu. Die Headliner App klingt sehr spannend. Bin gerade erst über einen Tipp von David Röthler auf Facebook gestoßen für Transkription von Audio (allerdings noch nur für Mac): Whisper Transcription, ob wie bei Headliner diese Transkription aber im Video eingefügt werden kann, weiß ich noch nicht. Für mich jedenfalls für die Werkstatt-Filme, aus denen Blogposts entstehen sollen, sehr interessant. Es gibt eine kostenfreie Variante, eine Pro Version für 9,99 pro Jahr oder aber eine einmalige Pro Version für 16,99. Hier der Link: https://apps.apple.com/de/app/whisper-transcription/id1668083311?mt=12
Vielen herzlichen Dank für deine Tipps hier!
Sonnige Grüße
Tanja Praske
Hallo Tanja, vielen Dank, das ist sehr nützlich! Eine Frage: Wie machst du das mit den Untertiteln? liebe Grüße, Meike
Liebe Meike,
danke für deine Nachfrage – da bin ich tatsächlich noch auf der Suche. Für YouTube-Videos nutze ich dazu FinalCut Pro, bei Reels wird es da schon schwieriger, da die Untertitel, wenn als SRT-Format unten erscheinen, da ist aber im Regelfall die Description und damit wären die Untertitel schlecht zu sehen. Also, nutzte ich in Final Cut Pro das ITT-Format, da kann ich die Untertitel nach oben setzen und brannte die Titel beim Standard-Export (geht auch nur darüber) ein. Ist aber auch eher etwas suboptimal, da wenn 2-zeilig das Handy-Display etwas verschlucken kann.
Mein neuer Workflow, Film in Final Cut Pro bearbeiten, dann mir aufs Tablet schicken, dort in ShortCut öffnen, dann Untertitel händisch eingeben. Hier kann ich Schriftgröße und Platzierung selbst bestimmen. Am iPad mit der Tastatur angenehmer zu arbeiten, als am Handy.
Erhielt kürzlich den Tipp für Untertitel die App Hype Text zu nutzen. Habe ich noch nicht mit gearbeitet, finde die App sehr überfrachtet, lässt aber diverse Animationen zu.
Falls du einen anderen Tipp hast, gerne her damit. Als ich genau deine Frage, allerdings bezogen auf Final Cut Pro auf Mastodons stellte, gab mir @jan0711 den Tipp, das Plugin “Subtiles 4″ dafür zu nutzen, zu beziehen bei http://www.sugarfx.tv (habe das noch nicht getan). Ist kostenpflichtig und liegt bei satten § 149 – was schon eine Hausnummer ist.
Tatsächlich werde ich noch einen Artikel übers Schneiden und Filmbearbeitung mit Final Cut Pro herausbringen. Muss ihn nur noch schreiben ;-) aber als nächstes stehen erst einmal meine Ausstellungstipps für München an.
Wünsche dir eine schöne Faschingswoche!
herzlich,
Tanja