Fantasiereisen mit Zeppelin, Klötendolch, politische Orte, Kleidung und Dragster | #Museumswelt KW 27 – 2020

Was für eine Zusammenstellung: Mittelalter, Klötendolch (kriege mich kaum ein bei dem Begriff), Youngster und Dragster (klasse, dass das Technikmuseum davon berichtet), politische Orte sind neben Archiven Museen für mich auch und Kleider machen Leute. Die letzten zwei Wochen nahmen mich Fantasiereisen, Filmdrehs sowie eine zweite Pilotphase vollkommen ein, deshalb pausierte ich mit der Museumswelt für eine Woche – jetzt geht es aber wieder los: happy reading!

Fantasiereisen. Passend zur heutigen Museumswelt erhielt ich diese wunderbare Postkarte von Yannik und Charlotte vom Zeppelin Museum - vielen herzlichen Dank dafür! R34 Crew members mit Grammophone presented by Addison & Wopsie 1919. Foto: Airship Heritage Trust - www.zeppelin-museum.de - Museumswelt
Fantasiereisen. Passend zur heutigen Museumswelt erhielt ich diese wunderbare Postkarte von Yannik und Charlotte vom Zeppelin Museum – vielen herzlichen Dank dafür! R34 Crew members mit Grammophone presented by Addison & Wopsie 1919. Foto: Airship Heritage Trust – www.zeppelin-museum.de – Museumswelt

Mein großer Traum ist es, erfolgreiche Dragsterfahrerin zu werden“ – Technikmuseum Sinsheim (3. Juli 2020)

Klasse, wenn ein Lehrer sagt „Hobbies sind wichtiger als Schule“ und damit die 14-jährige Chantal Wagner unterstützt, ihre Passion auszuleben: Dragster Junior Rennen im Nachwuchsteam von Gerd Habermann zu fahren. Chantals Familie ist den Motorsport verfallen. Schon als 2-jährige wusste sie, dass sie das auch will. Zunächst versuchte sie es mit dem Motorrad, bevor sie einige Jahre Quad erfolgreich fuhr. 2019 kam sie auf Dragster Rennen und ist prima darin. Schaut euch das YouTube-Video des Museumspräsidenten mit Chantal an.

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Urknall am Bodensee“ – Zeppelin Museum (1. Juli 2020)

Am 2. Juli 1900 ließ Graf Zeppelin sein erstes Luftschiff unter großem Spektakel fahren mit einigen Pannen beim Start und einer leichten Kollision mit einem Pfahl bei der Landung. Akribisch wird festgehalten, wer dabei war und wie sich die Haltemannschaft zusammensetzte (aus Mitgliedern der Feuerwehr und des Sportvereins). Was Graf Zeppelin dramatisch sah beim Start, nahm das „Seeblatt“ entspannter wahr:

„Nachdem der Ballon kurze Zeit festgehalten, stieg er rasch in die Höhe von 3-400 Meter und führte verschiedene Schwenkungen aus, so daß das Publikum über den großartigen Anblick in freudigste Stimmung versetzt wurde.“ Seeblatt, 3. Juli 1900.

Was es mit dem Urknall auf sich hat, das liest du am besten selbst. Ergänzend dazu auch der Blogpost des Schweizer Nationalmuseums „Rasanter Aufstieg am Bodensee“. Wunderbar, dass die Schweizer darauf eingehen, denn tatsächlich wurde das Ereignis damals auch von dieser Seeseite aus gebannt beobachtet.

Seit der Vernetzungsaktion #ErikaMann im März schaue ich genauer auf Zeppeline und auf das Zeppelin Museum, das Deutsche Museum und das Goethe Museum. Diese drei Museen entwickelten daraus ganz aktuell die Fantasiereisen. Diese entstanden ausgehend von Erika Manns Kinderbuch „Stoffel fliegt übers Meer“ – drei grandiose Videos kamen dabei heraus. Schau dir unbedingt die dazugehörige Projektseite an „Fantasiereisen: Faktisches im Fiktionalen | Fiktionales im Faktischen“ (freue mich schon auf den 2. Teil des Making Ofs).

Hier Teil 1 der YouTube-Serie der drei Museen – die Filme bauen aufeinander auf und sind fast schon orchestriert – schau sie dir unbedingt alle an.

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Wenn du mehr zu den Hintergründen erfahren möchtest, dann switche rüber zum IGTV der Münchner Stadtbibliothek. Dort spreche ich für die Monacensia mit Yannik Scheurer (Zeppelin Museum) und Damian Malleprée (Goethe Museum) über die Entwicklung der Fantasiereisen.

Fantasiereisen und Erika Mann - ein Instagram-Gepräch mit Yannik Scheurer vom Zeppelin Museum und Damian Mallepree vom Goethemuseum
Fantasiereisen und Erika Mann – ein Instagram-Gepräch mit Yannik Scheurer vom Zeppelin Museum und Damian Mallepree vom Goethemuseum

Tatsächlich fliegt ein Luftschiff nicht, sondern es fährt. Das lernte ich aus den Gesprächen zur Vorbereitung auf das Insta-Gespräch.

Weiterhin empfehle ich dir unbedingt das #GoetheMoMa mit Damian Mallepree (Goethe Museum) und mir – wir redeten über die Vernetzungsaktion #ErikaMann.

Was brachte die Vernetzungsaktion #ErikaMann im März 2020? Ein Gespräch mit Damian Mallepree über vernetzen fürs #GoetheMoMa - Museumswelt und Kooperationen
Was brachte die Vernetzungsaktion #ErikaMann im März 2020? Ein Gespräch mit Damian Mallepree über vernetzen fürs #GoetheMoMa – Museumswelt und Kooperationen.

Den Dolch auf Herz und Nieren prüfen – Ein 700 Jahre alter Witz“ – Stadtmuseum Duisburg (1. Juli 2020)

Charmant schreibt Dennis Beckmann über seine Funde bei der Recherche zur Vorbereitung einer Ausstellung 2021. Es geht um Duisburger Ritterorden und Dolche. Eine besondere Dolchform hat es ihm angetan und die Wortfindung bringt auch mich zum Schmunzeln. Deutsche Wissenschaftler bezeichnen diese als nierenförmig, während die Engländer hier schon viel klarer sind „bollock dagger“ oder „ballock dagger“, was so viel wie „Klötendolch“ im Deutschen heißt.

Diese Historie des Dolches vom doch nicht ganz so prüden Mittelalter fasziniert. Ritter und Söldner nutzten diesen Dolch gerne als Alltagsgegenstand aber auch als Waffe im Zweikampf. Es gab wenige ungeschützte Stellen des Ritters, wie den Hals, die Achselhöhle und den Schritt. Habe einiges gelernt.

Gold, Gold, Gold! Der Goldschmied Wenzel Jamnitzer“ – Museen Nürnberg (1. Juli 2020)

Da bleiben wir doch mal glatt im Spätmittelalter hängen und wenden uns dem Werdegang Wenzel Jamnitzers aus Nürnberg zu, einem Goldschmied, den gleich vier Kaiser zum Hofgoldschmied ernannten – Karl V., Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II. Leider hat sich der 3 m hohe Prager Lustbrunnen von ihm nicht erhalten. Was musste das für ein beeindruckendes Werk gewesen sein. Dafür können wir, wenn wir nicht nach Amsterdam zum Rijksmuseum fahren können, eine Kopie des  Merkelschen Tafelaufsatzes in der Nürnberger Kaiserburg bewundern.

Wenzel Jamnitzer verfasste auch „Schriften zur Perspektive und konstruierte astronomische und mathematische Instrumente wie Globen, Kompasse und Astrolabien.“ Was für eine Künstler-Biografie. Sein Grab befindet sich ganz in der Nähe von dem Albrecht Dürers auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg.

Sorry, die Mediävistin in mir kam hier und beim „Klötendolch“ wieder durch. Das Mittelalter ist mehr als nur dunkel, es fesselt. Meine Faszination für die Zeit überraschte mich im Studium und war definitiv nicht vorhersehbar für mich.

Archive sind politische Orte“ – Goethe- und Schiller Archiv (30. Juni 2020)

Archive ziehen mich fast schon magisch an seit meiner Tätigkeit für die digitale Adaption der #ErikaMann-Ausstellung in der Monacensia (übrigens geht es für mich hier weiter, dazu ein anderes Mal mehr). Gut, während des Doktorats recherchierte ich in Archiven, liebte den Geruch alten Papiers, freute mich auf Kartons, die sich auf meinem Schreibtisch im Lesesaal stapelten, „erlitt“ Adrenalinschübe, wenn ich etwas entdeckte. Und jetzt schweife ich schon wieder ab. Pardon! Wollte nur erklären, warum Archive mich faszinieren. Klar, dass ich das spannende Interview mit dem neuen Direktor des Goethe- und Schiller Archivs, Dr. Marcel Lepper, lesen muss, vor allem noch bei dem Titel „Archive sind politische Orte“. Tatsächlich ist es sehr kurzweilig, wort- und zugleich bildgewaltig.

Dr. Lepper befreit sich vom Tunnelblick, indem er Archive für verschiedene Gruppen zugänglich machen will. Die Digitalisierung spielt dabei eine große, aber nicht ausschließliche Rolle. Selbstredend, dass der reale Orte natürlich noch immer gebraucht wird. Verschränkung und Erschließung sind die Themen. Ich bin neugierig, wie er „vergessene“ Autor*innen hervorholen wird. Auch mag ich seine Idee der Laborsituationen mit Student*innen und Schüler*innen und den Wunsch, die 1920er Jahre aufzubereiten. Zu schauen

„wie in Weimar lange vor 1933 die Rechtsextremen einrückten und antisemitische Kulturpolitik betrieben. Dieses Material ist bisher noch kaum erschlossen, da muss man richtig zusammen graben und an die Archivkartons gehen.“

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Kleidung fast wie neu“ – GNM Blog (27. Juni 2020)

Wie schon in der Museumswelt KW 24 erwischte ich einen Blogartikel des GNMs, der kommentiert wird. Das freut mich sehr, denn das passiert bei Museumsblogs nicht allzu oft. Herzlichen Glückwunsch! Bei Kleidung muss ich sofort an „Kleider machen Leute“ denken. Und ja, Kleidung in noch recht naher Vergangenheit, war rar, wurde gepflegt, geflickt und umgearbeitet. Anders als heute in unserer Wegwerfgesellschaft. Bei Umarbeitungen kommt mir subito der BloggerWalk #BarockerLuxus in den Sinn. Der Referent zeigte uns, wie Barockkleider im Verlauf der Zeit mit dem modischen Wandel umgearbeitet wurden.

Hier im Artikel ist es ähnlich. Schön dabei, die Zeit bis in die 1960-Jahre hinein zu betrachten mit Schnittmustern, wie aus getragener Kleidung andere entstand. Flugs wurde Herren- zu Damenbekleidung umgeschneidert, während ein Wams mit zunehmender Leibesfülle seines Trägers mitwuchs. Ein herrlicher Exkurs zur Textil- und Bekleidungsgeschichte – danke dafür!

Hach, wieder einmal tat es gut, sich in die Welt der Museumsblogs zu versenken. Versuche zukünftig Pausen zu vermeiden, da es mich bereichert und dich hoffentlich auch. Oh, da fällt mir ein. Ich wollte noch einen Gedanken weiterspinnen, zu dem mich ein Blogpost anregte, den ich aus der Museumswelt KW 25 herauslöste. Kommt noch.


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