Ganz einfach. Das Tweetup im Lenbachhaus, eine von den Kulturkonsorten organisierte, exklusive Preview-Führung vor der offiziellen Wiedereröffnung des Museums, weckte in mir den Wunsch wiederzukommen und zwar nicht alleine, sondern mit meiner Familie. Aha. Was hat das nun mit Sintflut zu tun? Sintflutartige Regenschauer trieben Menschenmassen ins Museum, während Passau und andere Städte gegen die Fluten ankämpften. Bezeichnender Weise vertwitterte ich meinen ersten Eindruck unter „#Sinnflut“. Unsere Sinne wurden tatsächlich geflutet. Wie empfand das eine Vierjährige?
Puh … schön, ermüdend, langweilig, fordernd, begeisternd … Spaß machend? Vermutlich alles zusammen und noch viel mehr. Ich gebe keine pädagogische Anleitung, wie Museen für Kinder sein sollen, sondern ich schildere schlicht ein Erlebnis und zwar einen wunderschönen, verregneten Sonntagnachmittag im Lenbachhaus in München.
Geduldsproben
Davon gab es gleich mehrere, sowohl für die Kinder als auch für uns Erwachsene. Es ging umgehend mit der ersten Station los: der Ticketkauf. Triefend nass standen wir gefühlte 30 Minuten oder länger an der Kasse an, bevor die Kunst uns empfing. Ja … nicht ganz einfach … aber gut für das Haus. Immerhin lenkte der spiegelnde Wirbel von Olafur Eliasson ab – beeindruckend und klug arrangiert, ein prima Eyecatcher!
An der Garderobe türmten sich die Regenschirme. Die große Suche setzte später folgerichtig ein. Wir besitzen jetzt einen Regenschirm weniger ;-). Kleinigkeiten. Die Kunst wartet.
Die Teilnehmer des Tweetups zeigten sich beeindruckt vom „Wirbeldings“. Das Web-Team des Künstlers twitterte gar mit. Das gab es bisher noch nie – klasse!
Kettengerassel – Tweetup versus Kinderempfinden
Yep! Das war unsere Geduldsprobe. Ich wusste vom Tweetup schon, dass die Installation von Monica Bonvici „Never again“ fesselt, Kinder wie Erwachsene gleichermaßen, allerdings aus gänzlich verschiedenen Beweggründen. Der Besuch war jetzt bereits ein voller Erfolg. Glückseliges Schaukeln, Testen, Revier verteidigen, Kennenlernen und am Ende harmonisches Gemeinschaftsschaukeln bestimmten die nächste halbe Stunde, während wir Eltern den fliegenden Ketten auswichen. Und die Erwachsenen? Sie standen abwartend, teils irritiert da. Manche lächelten, andere empfanden das Kinderspiel, den Lärm des Kettengerassels und des kindlichen Gejauchzes wohl unpassend, nur vereinzelt ließ sich ein „Großer“ darauf ein. Lockten die Neugier und der Spieltrieb die Kinder, überwogen Fetischglaube und Distanz bei den Erwachsenen.
Schwierig war es, die Kleine von dem Kettengerassel loszueisen. Musste ich wieder erpressen? Ich weiß es nicht mehr, selbstredend aber, dass ich später einen großen Bogen um den Raum machte.
Welche Bilder faszinierten?
Wenn es nach Mini gegangen wäre, hätte ich die Speicherkarte meines Smartphones gegen eine neue austauschen müssen. Sie bat mich inständig, bestimmte Bilder abzufotografieren. Wieder zu Hause sollte ich sie dann ausdrucken. Wozu? Zum Anschauen, zum einfach Habenwollen, zum Verändern … Ich muss gestehen, die Bilder hat sie noch nicht, werde ich nachholen. Kürzlich erinnerte sie mich sogar daran #Elefantengedächtnis.
Was faszinierte sie? Die Bilder mussten möglichst bunt sein, mit Hang zu Rosa … ähm … bzw. schönen (Mädchen-)Farben. Sie zeigen Frauen, die entweder „hübsche“ Kleider tragen oder nackt mit Glitzer und grazil sind. Da schockte auch nicht eine Judith, der ein dunkler Geselle die Schale mit dem Haupt Johannes des Täufers darbot. Auf die Frage hin, warum ich dieses oder jenes Bild fotografieren sollte, erhielt ich genau diese Antworten (bunt, Blumen, schöne Kleider).
Der Museumsbesuch – ein Rausch der Sinneseindrücke
Ein Rausch war es tatsächlich. Anfänglich hatten wir noch Zeit, doch sie bewegte sich zunehmend schneller. Fast schon getrieben schlängelte sie sich durch die Menschenmenge und hängte uns beinahe ab. Berauscht wollte sie Kunst wahrnehmen, uns zeigen, welches Bild schön ist und wollte vor allem ALLES sehen – vorher durften wir das Museum nicht verlassen. Unsere Mägen knurrten immer lauter, mussten sich aber gedulden. Übermüdet und hibbelig hastete sie durch das Museum. Nach Beuys zeigte sie auf jedes Bild und wollte wissen wer es gemalt hat und ob der Künstler noch lebt. Zweieinhalb Stunden später verließen wir finalement das Lenbachhaus. Es war ein wunderschöner Tag!
Das Lenbachhaus und Bildrechte
Bereits während des Tweetups durften wir alles fotografieren – sehr löblich! Genau das ist die Voraussetzung, um die digitale Crowd via Twitter zu berühren. Ein Tweet bleibt mir noch lebhaft in Erinnerung: Matthias Mühling, der uns führte und vorantrieb, bemerkte irgendwann resigniert: „Je schneller die Medien, um so langsamer die Besucher“ – hach, wie herrlich!
Mit der Familie durfte ich fotografieren. Das Wachpersonal schritt nicht ein. Für den Post fragte ich vorher explizit das Lenbachhaus an, ob ich die Bilder verwenden darf. Antwort und Reaktionen waren vorbildlich – merci!
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Ein sehr schöner Bericht. Man kann die Freude Deiner Tochter richtig spüren. Und wieder mal ein Parade Beispiel, weshalb Kinder unter 5 *doch* in Kunstmuseen gehören. Danke.
Liebe Jenni,
ich habe deinen Kommentar erst heute ausgegraben. Bin froh, dass ich ihn aus einen bestimmten Ordner wieder hervorholen konnte.
Vielen Dank! Ja, sie hatte wirklich viel Spaß und war fasziniert. Warum Kinder unter fünf nicht ins Museum sollten, verstehe ich absolut nicht? Denn gerade jene Kinder sind sehr offen und neugierig auf alles. Wenn es dann noch schön bunt ist, begeistert es umso mehr, vor allem meiner kleinen Blumenfee!
Ich werde mein WP zukünftig mehr checken, damit mir Wortmeldungen, wie deine, nicht mehr entgehen.
Wünsche Dir einen schönes Wochenende und viel Erfolg für das anstehende #Museup am 14.08.2013 (Museup=Tweetup).
Schönes Wochenende!
Herzlich, Tanja