Kerstin Brätsch zu Gast im Museum Brandhorst – Sommer in München | #openBrandhorst17

Kerstin Brätsch – wer ist das und was hat sie mit Sommer in München zu tun? Ganz einfach. Die faszinierende Künstlerin ist aktuell zu Gast im Museum Brandhorst – „Innovation“ heißt ihre Ausstellung – eine Überblicksschau (läuft bis 17. September 2017): Sie spricht fast alle Sinne an. München.de fragt nach dem „Urlaub dahoam“ und Urlaub verbinde ich mit Zeit haben für Museumsbesuche. Mein Ausstellungshit für die Sommerferien 2017 ist „Innovation“ – warum?

Zum #openbrandhorst17 führte die Kuratorin Patrizia Dander durch die Ausstellung "Innovation" zu Kerstin Braetsch im Museum Brandhorst. Hier Bilder von ""Unstable Talismanic Rendering_Oliahu's Cure, 2016,

Die Kuratorin Dr. Patrizia Dander in Action vor „Unstable Talismanic Rendering_Oliahu’s Cure, 2016, Kerstin Braetsch. Ausstellung „Innovation“ im Museum Brandhorst. #openBrandhorst17

Sicherlich nicht, weil ich grundsätzlich bei Regen ins Museum gehe, oder weil ich Schutz vor der Sommerhitze suche. Manchmal schlagen Museen im Social Web genau das als Gründe für den Besuch vor. Zieht das bei dir? Gehst du deshalb ins Museum?

Mich lockt oft die Kombi analog-digital oder aber ich begleite Mini zu einem Kreativkurs ins Museum, wie zuletzt zum Aquarellieren in die Villa Stuck. Während sie fleißig schaffte, flanierte ich durchs Museum und bloggte im Garten des Museumscafés, genoss die Stimmung. Manchmal muss ich aber auch etwas tun, wie bei Paul Klees Ölpause im Lenbachhaus. Übrigens bieten die Münchner Museen wunderbare Ferienprogramme für die Kids. Prima Anlaufstationen für Urlaub dahoam!

Dieses Mal also ging ich alleine ins Museum Brandhorst und traf klasse Leute dort! Ganz nebenbei näherte ich mich zeitgenössischer Kunst – kein leichtes Unterfangen für mich.

#openBrandhorst17 – ein Bloggertreffen

Wieso also ein Ausstellungshit? Weil sich der Besuch lohnt! Aus. Schluss. Vorbei. Das muss als Erklärung genügen, gell? Tut es aber nicht. Die Gründe, warum die Ausstellung klasse ist, sind vielfältig. Zunächst einmal nahm ich am #openBrandhorst17 teil, ein Treffen mit spezieller Führung für Blogger im Museum Brandhorst. Ich schätze Bloggertreffen dieser Art sehr. Sie vermitteln besondere Einblicke hinter die Kulissen. Gleichzeitig befinde ich mich in sympathisch geselliger Runde. Beim gemütlichen Get-Together danach tauschten wir uns über das Gesehene aus, quatschten einfach drauf los oder redeten übers Bloggen, ein typischer Bloggertick.

Was mich besonders ansprach: WIR DURFTEN FOTOGRAFIEREN! Eine Selbstverständlichkeit denkst du, gell? Nein. Selbstverständlich ist das nun gar nicht. Im Museum Brandhorst herrscht „absolutes“ Fotografierverbot. Und es wird darauf geachtet. Das begründet sich zum großen Teil mit einem großen Kunstschaden, den ein Besucher durch unachtsames Fotografieren verursachte. Gut. Daneben gibt es oft noch Probleme mit den Bildrechten. Das ist jetzt aber ein anderes Thema und soll dich nicht weiter interessieren. Dafür zeige ich dir wunderbare Bilder der Werke. Im Idealfall schüren sie deinen Appetit auf die Ausstellung. Das wäre klasse, sag mir Bescheid, ob mir das gelungen ist!

Blogger vor blauer Glaswand, dahinter Bilder von Kerstin Brätsch. Installationsansicht Illuminations im Museum Brandhorst. #openbrandhorst17

#openbrandhorst17-Teilnehmer in Action, Installationsansicht Illuminations von Kerstin Brätsch im Museum Brandhorst.

Kunst – ein Genuss der Sinne?

Das #openBrandhorst17 war bereits das zweite Bloggertreffen im Museum Brandhorst. 2016 erlebten wir Cy Twombly und „Schiff ahoi“ – ein Video vermittelt dir Impressionen davon. Und ja, pardon, die Essensbilder dominieren.

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Beim Horst, dem Bistro im Museum Brandhorst, lässt sich das Gesehene einfach wunderbar bei leckeren Schmankerln verdauen. Da wären wir wieder bei meinem Lieblingsthema: Essen (siehe: „Zwischen Supernova, Bewerbung, Sporteln und #impressMUC“). Da ich ein Genussmensch bin, liebe ich die Kombination von Kunst und Essen. Das #openBrandhorst17 bot mir wieder beides. Also, erneut ein Ausstellungsbesuch, der alle Sinne ansprach.

So, wieder mal so viel geschrieben, ohne auf die Kunst einzugehen, gell? Aber jetzert …

Kerstin Brätsch – Kunst zum Anfassen? Nicht erlaubt!

Schon allein die Kunstwerke von Kerstin Brätsch fordern deine Sinne heraus. Sie irritieren, regen zum Nachdenken oder einfach nur zum Anschauen an. Du hörst, siehst und kannst sie schon mal gefühlt ertasten, wenn keiner hinschaut. Autsch. Pfui. Natürlich nicht wirklich. Kommst du den Werken zu nahe, erschreckt dich eine nervige Sirene. Und ja, das geschah unserer Truppe häufiger #shameonus.

Ich war früher mal im Antiquitätenhandel tätig und mich brachten die Leute zur Weißglut, die bei Ölgemälden fragten: „Ist das ein Ölgemälde?“ und schon kratzten sie mit ihren Fingernägeln an der Bildoberfläche, um sich davon zu überzeugen. Das war dann der Moment, sie vom Stand zu verjagen, bevor ich ausrastete. Katharina Schwinn von der Galerie Bender schrieb bei mir zur Problematik des Anfassens von Kunstwerken einen sehr lesenswerten Artikel: „Der Umgang mit Kunst: Anfassen, um zu begreifen?“.

Atelierboden in "Kaya's house", Kerstin Brätsch. Die Teilnehmer von #openBrandhorst17 fusseln ein bisserl! Detail.

Atelierboden in „Kaya’s house“, Kerstin Brätsch. Die Teilnehmer von #openBrandhorst17 fußeln ein bisserl!

Kaya’s House – Kunst zum Betreten

Aber es gibt tatsächlich ein Werk von Kerstin Brätsch – Kaya’s House von 2015 –, das du betreten kannst. Du wirst darin von Musik beschallt, begehst beklecksten, farbenfrohen Atelierboden, hast die Innen- und Außenschau. Aber Vorsicht, wer einen Rock anhat – soll es ja im Sommer geben -, gewährt zur Freude anderer ungewollte Einblicke. Ein Werk, das ein farbenfroher weiß-rosa Traum für Mädels von außen ist – ein makaberes Kinderhaus. Tatsächlich ist es ein krasses Kinderhaus mit abgeschnittenen Mädchenkörperteilen in Plastiksäcken an der Außenfassade angebracht, sogenannten „Bodybags“ (= Leichensack), gruselig, oder? Sie sind Ausdruck der Körperlichkeit von Bildern. Nun. Erschreckend und faszinierend zugleich. Tatsächlich wächst das Werk wie ein Organismus von Ausstellung zur Ausstellung weiter. Warum? Das erklärt dir die Kuratorin im Video. Und ja, ich werde es Mini zeigen!

Körperlichkeit von Bildern

Die Körperlichkeit von Bildern ist bei Kerstin Brätsch ein großes Thema. Claudia Bodin porträtierte die Künstlerin für das Art-Magazin 2014. Sie schreibt:

„In einer digitalisierten Welt, die ständig Bilder erzeugt, hat sich auch die Auffassung von der Wiedergabe und der Präsentation von Bildern verändert. „Was uns am Ende bleibt, ist der Körper“, meint die Künstlerin. Und so sucht sie in ihren Arbeiten die Referenz zum Körperlichen. Sei es durch einen andeutenden Pinselstrich oder wie bei ihrer Zusammenarbeit mit dem New Yorker Künstler Debo Eilers, der bei der „Chamber-Bags“-Serie Brätschs Malereien auf Folie mit skulpturalen Elementen, die wie Häute aussehen, durchbrach. Zusätzlich floss eine Fülle von Bild- und Textmaterial in Form von Postern, Preislisten, Fotos von Openings und Installationen oder Pressetexten ein, die mit dem dritten Kollaborateur des Projekts zusammenhängen und zum Teil von Social- Networks aus dem Internet stammen.“

Kerstin Brätsch mit Werbeschleife?

Das dachte ich, just bevor ich die Ausstellung betrat. Denn am Eingang befand sich an der Wand scheinbar „Werbung“ von Brätsch Kompressoren, gestaltet von der Künstlerin. Ich habe es nicht fotografiert, da ich keine Schleichwerbung machen wollte. Die Kuratorin klärte auf, dass es darum nicht geht. Klar. Die Künstlerin stammt aus der Familie Brätsch, ist also mit der Firma zwangsweise verbandelt. Tatsächlich spielt sie mit Identitäten. Die Aufschrift „Maler, den Pinsel prüfend“ macht erst deutlich, dass es sich hier nicht um Werbung handelt.

Kompressoren und Malerei

Gehst du dann in den ersten Raum der Ausstellung, dann siehst du weitere Kompressoren. Ohne die Führung durch die Kuratorin hätte ich nicht verstanden, was das soll, da ich die Künstlerin zuvor nicht kannte. Und ja, das spricht natürlich dafür, dass man sich auch mal einer Führung anschließt oder aber sich in den Ausstellungskatalog versenkt. Dieser lohnt sich übrigens, tolle Abbildungen für die Nachbereitung. Sie berühren einen natürlich nur dann, wenn man das Original gesehen hat. Gut. Der Katalog lebt von den Fotos. Die Texte sprechen und fordern mich als Kunsthistorikerin heraus. Leichte Kost sind sie definitiv nicht.

Textprobe aus dem Vorwort, Dr. Bernhard Maaz, S. 4:

„Denn gerade in der Malerei spiegeln sich die Herausforderungen, welche die digitale Bildgenerierung und -distribution oder auch die mit dem Digitalen einhergehende Aufkündigung traditioneller Subjektivierungsmodelle nach sich ziehen. Es zeichnet die Arbeitsweise Kerstin Brätschs aus, sich diesen Veränderungen und diesem Druck auf das Medium zu stellen, ohne dabei auf Distanz zu gehen. Ihr künstlerischer Ansatz bewegt sich zwischen einer analytisch-konzeptuellen Sicht auf die Malerei und einer Hingabe an die ästhetischen Traditionen und sozialen Implikationen malerischer Techniken. Über die verschiedenen Werkserien hinweg hat sie sich stets an der Malerei, Ihrer Geschichte und ihren Subjektivierungsmodi orientiert und dabei die Widerstandskraft des Mediums von innen heraus erprobt.“

Kerstin Brätsch spielt mit der Digitalität und der Malerei. Das kommt gut am Ende des Videos heraus. Ähnlich drückte sich Claudia Boudin weiter oben aus. Die Werkgruppenvorstellung im Katalog hilft bei der Einordnung der Künstlerin und ist ganz gut nachvollziehbar.

„Innovation“ – Zusammenschau verschiedener Werkgruppen von Brätsch

Das Museum Brandhorst bietet einen sehr eindrücklichen Überblick der einzelnen Werkgruppen der Künstlerin. Sie kollaborierte gerne und viel mit anderen Künstlern, wie mit „Das Institut“ mit Adele Röder (seit 2007) und den japanischen „United Brothers“. Hier entwickelte Brätsch Glas-Schutzschilder. Sie bezieht sich mit ihnen auf die nukleare Katastrophe in Fukushima. Den Ort suchte sie 2011 auf.

Ihre Kunst fordert heraus und nicht jeder findet einen Zugang dazu. Lies einfach den kritischen Bericht auf Museumsperlen „#OpenBrandhorst die Zweite oder wie man sich auf Neues einlässt“. Aber muss man alles mögen, was mit „Kunst“ etikettiert ist? Jeder fasst Kunst anders auf und das ist richtig so!

Klar ist, mit oder ohne Hintergrundwissen kann die Kunst von Kerstin Brätsch schwer verständlich sein, wenngleich psychische Moment gerade bei ihren marmorierten Bildern durchblitzen, falls man sich darauf einlässt. Gesichter, mal düster mal froh, scheinen einem entgegenzublicken oder aber, es sind einfach nur Farbkleckse. Mir hat die Führung geholfen, einen Zugang über den reinen Kunstgenuss hinaus zu finden. Ich werde mit Mini die Ausstellung besuchen, mal schaun‘, was sie dazu sagt. Wobei sie tatsächlich immer etwas im Museum gestalten und mitnehmen möchte. Von daher wird unser Besuch wohl nur sehr kurz ausfallen, aber das ist o.k.so.

#openBrandhorst17 in Blogs:

Neben der Nachlese auf Museumsperlen kannst du dir auch in den Blogs der anderen Teilnehmer einen Eindruck der Ausstellung verschaffen:

  1. Claudine liebt Kunst: „MUSEUM BRANDHORST & KERSTIN BRÄTSCH“ – mit Video und tollen Fotos!
Infos zum Museum Brandhorst

Museum Brandhorst
Theresienstr. 35 a
80333 München
Website: http://www.museum-brandhorst.de/
Führungen

Öffnungszeiten

Täglich außer Montags: 10:00 – 18:00
Donnerstags: 10:00 – 20:00

Eintrittspreise

Regulärer Eintritt: 7 Euro
Ermäßigter Eintritt: 5 Euro
Sonntags: 1 Euro

Und verlockt dich die Ausstellung? Gehst du hin? Oder warst du schon da? Was ist deine Meinung zur Kunst von Kerstin Brätsch?


==> Ich danke dem Museum Brandhorst für den kostenfreien Eintritt in die Ausstellung sowie für die Überlassung des Ausstellungskatalogs. Danke für #openBrandhorst17. Alle Fotos von mir mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung vom Museum Brandhorst.


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4 Kommentare

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