Museumsbarcamp im Badischen Landesmuseum Karlsruhe: Besucherwünsche & Wandel | #mcblm

Das erste Museumsbarcamp in Deutschland fand im Badischen Landesmuseum Karlsruhe im November 2018 statt. Julia Kieser von Konnex Art e.V. kam meiner Anfrage auf Twitter nach und berichtet in ihrem Gastbeitrag über die Veranstaltung. Die Themen: digitale Kulturvermittlung, Zielgruppen, Besucheransprache und die Frage, ob Social Media bei Jungen out oder in ist. Viele spannende Impulse!

Raumansicht im Badischen Landesmuseum Karlsruhe. Vorstellung des Museums zu den Regeln eines Museumsbarcamps, das erste in Deutschland. Gebannt lauschen die Teilnehmer des Barcamp #mcblm.

Das Badische Landesmuseum Karlsruhe beherbergte das erste Museumsbarcamp in Deutschland #mcblm. Foto: Julia Kieser.

Museumsbarcamp im Badischen Landesmuseum Karlsruhe – was brachte es?

Samstagmorgen, 10. November 2018 mit der Bahn auf dem Weg nach Karlsruhe, geografisch sehr nah an der Metropolregion Rhein-Neckar und doch von mir museumstechnisch bislang unerforscht. Aus persönlichem Interesse und natürlich für Konnex Art e.V. aus Heidelberg bin ich heute also beim Museumscamp im Badischen Landesmuseum Karlsruhe (BLM) unterwegs

Bei der Ankunft erwarten mich Kaffee, Croissants und Obst und ein erstes Gespräch mit einer Karlsruherin (beruflich nicht aus der Museumsszene). Sie teilt mit, dass das BLM leider keine Abendveranstaltungen biete. Ist dem wirklich so oder nur ein Kommunikationsproblem? Wir philosophieren über Singleabende und After-work-Veranstaltungen, wie ich sie aus Mannheim und Ludwigshafen kenne.

Das erste Museumsbarcamp in Deutschland – was ist das?

Das Badische Landesmuseum lud an zwei Tagen Bürger der Stadt und Interessierte ein, um gemeinschaftlich „über Ideen zu digitalen Anwendungen im Museum und im Internet“ nachzudenken.

10:00 Uhr: Begrüßung und Einführung durch Dr. Johannes Bernhardt: Barcampveteranen und Barcampneulinge werden begrüßt und die wichtigste Regel eines Barcamps kommuniziert: Hier wird geduzt!! Weiter wird jeder Workshop mit Mitarbeitern des BLM bestückt. Diese  diskutieren aktiv mit und protokollieren  die Gespräche. Dr. Bernhardt, pardon Johannes, verschafft Einblicke in die Zukunft des BLM: Geplant ist unter anderem ein elektronischer Benutzerausweis. Während ich dieser Vision noch visualisiere, füllt sich die Pinnwand mit immer mehr Sessions. Erste Tweets zum Hashtag #mcblm lassen erkennen, dass auch die deutsche Kulturprominenz am Start ist. Alle sind gespannt und voller Energie für diesen ersten Barcamp-Tag im BLM. Die köstliche Verpflegung und die Kulisse des Schlosses zu Karlsruhe tun ein Übriges.

Aufgaben eines Museums – was sind diese?

Schon in meiner ersten Session werden Grundsatzfragen diskutiert: Was ist die Aufgabe eines Museums? Bildung bzw. Wissensvermittlung oder Erlebnis? Ich persönlich wünsche mir natürlich beides. Allgemein wünsche der Besucher sich Geschichten hinter den ausgestellten Exponaten – nicht nur Alter und Material des ausgestellten Speers, sondern wer hat ihn denn genutzt? Eine Mitdiskutierende fragt die Gruppe, ob sie bereit wären, für ein Onlineticket eines Museums zu zahlen. Die Frage wird mehrheitlich verneint.

Zwischen den Sessions ist immer wieder Zeit für fachlichen Austausch: Das Royal Ontario Museum in Kanada hatte großen Erfolg mit Tinderdates für ihre Dinosaurierexponate. Wow, spannende Idee!! Man kann förmlich sehen, wie die Köpfe rauchen.

Sessionarbeit zu Zielgruppen im Museum. Welche gibt es? Was ist dabei zu beachten? Paper mit Ideenentwürfen zu Zielgruppen. Museumsbarcamp Badisches Landesmuseum Karlsruhe #mcblm.

Zielgruppen im Museum – warum sind sie wichtig? Wie sind sie zu adressieren? Was hat das Museum davon? Museumsbarcamp #mcblm. Foto: Julia Kieser.

Zielgruppen und was sie wollen

Es folgen viele Workshops mit interessanten Kollegen: Wie erreichen wir mehr Zielgruppen? Wie bewerben wir unsere Angebote in einer Stadt wie Karlsruhe, die mit Veranstaltungsmagazinen wie dem „InKA“ und „Klappe auf“ schon gut versorgt ist? Bei der Zielgruppe“ Jugendliche“ sei Social Media „out“, denn sie wollen wieder persönlich angesprochen werden?

Die Mitarbeiter berichten, dass die derzeitige Ausstellung „Revolution“ des BLM bei jungen Menschen sehr gut angekommen sei, während Ältere eher von ihr irritiert waren. Eine Mitdiskutierende Anfang 20 lobt ausdrücklich die Qualität der Dauerausstellung „Ägypten“ des BLM.

Schon länger beschäftigen sich die Mitarbeiter*innen des BLM mit dem Thema „Wandel“. Hier mein klarer Appell: Rechtfertigt Euch nicht, sondern seid stolz auf Eure Kritikfähigkeit und Euren Innovationswillen!! Bereiten die Themen „Digitalisierung“ und „Innovation“ nicht allen schon länger existierenden Museen weltweit Kopfzerbrechen?

Das Museum als Ort der Begegnung

Die Frage, wie das Museum wieder sexy wird, lässt sich wohl u. a. so beantworten, dass die Bevölkerung sich das Museum auch als Begegnungsort wünscht. Auch hier ist das BLM auf einem guten Weg, denn es gibt Pläne das Museum als Durchgangskanal in den Schlossgarten zu nutzen. So werden Barrieren abgebaut und das BLM kann noch mehr in den Alltag der Karlsruher*innen eintreten.

Zum Schluss  ein herzliches Dankeschön an das Team des BLM und alle Mitdiskutierenden: Mit Eurer Energie und dem Verständnis für den Kausalzusammenhang von Emotion und Lerneffekten ist es mir um das BLM gar nicht bange!! Bis bestimmt ganz bald und viele Grüße aus Heidelberg!!

Autorin: Julia Kieser

„Aus dem juristischen Bereich kommend konnte sie ihre Leidenschaft für Kunst und Kultur zum Beruf machen und ist häufig, auch für Konnex Art e.V., einem Heidelberger Verein zur Förderung aktueller Kunst und Kultur, in der Metropolregion Rhein-Neckar und darüber hinaus unterwegs. Sie ist interessiert an Innovationen, Bewegungen und Entwicklungen im kulturellen Bereich.“

 

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Ankündigung neuer Geschichtstalk: Das Museum von morgen – alles digital?

 

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4 Kommentare

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    • Danke für Deine Zustimmung und Unterstützung, lieber Michael! Ein frohes Weihnachtsfest und ein 2019 voller Glück, Gesundheit und erfreulicher Innovationen!!

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