Auf „kulinarischer“ Entdeckungsreise in der Kunsthalle Karlsruhe… | #SchlossGenuss

Tafelkultur und kulinarische Entdeckungsreise bilden in der Kunsthalle Karlsruhe eine Einheit. Nach dem Kultursommer und Degas ist sie erneut bei mir zu Gast. Florian Trott, Leiter Abteilung Kommunikation und Pressesprecher des Museums, nimmt uns in seinem Kunstblick durch die Bilderwelt der Prunkstillleben mit – ein Gastbeitrag zur Blogparade #SchlossGenuss.

Kulinarische Entdeckungsreisen in Stillleben. Hier ein Detail von einem Hund, dessen Kopf über die Tischkante lugt, die Würstchen auf dem Teller im Blick. Prunkstillleben von Wilhelm Trübner, Cäsar am Rubikon, um 1880. © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Gastbeitrag zur Blogparade SchlossGenuss

Kulinarische Entdeckungsreisen sind in der Kunsthalle Karlsruhe vielfältig! Detail, Stillleben von Wilhelm Trübner, Cäsar am Rubikon, um 1880. © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Bevor es losgeht und weil es einfach zu Stillleben passt, lies: „Frisches Obst: ALTE SORTEN – EDLE SORTEN“ – es lohnt sich!

Kulinarische Entdeckungsreise durch die Bilderwelt

Wie herrlich kann der Besuch eines Kunstmuseums sein: Man wandelt durch die Galerieräume, Gemälde über Gemälde hängen dort und warten darauf, betrachtet zu werden. Die Bandbreite und Vielfalt sind nahezu unermesslich: von Landschaften über Stadtansichten bis hin zu Porträts. Plötzlich bleibt der Blick auf einem üppigen, prunkvollen Stillleben hängen.

Es herrscht ein mildes Helldunkel. Wie scheinbar nachlässig abgestellt und zusammengeschoben sind die leckersten Köstlichkeiten zu entdecken: Wir sehen edles Geschirr mit angerichteten Speisen: Austern, einen Taschenkrebs, dazwischen weiße und rote Trauben, Zitronen, aufgebrochene Granatäpfel, Pfirsiche und eine Melone. Auch ein gut gefülltes Weinglas ist vorhanden. Links steht ein Rechaud, mit dem ein knuspriges Brathuhn warmgehalten wird. Läuft einem da nicht schon das Wasser im Mund zusammen?

Abraham van Beyeren, Prunkstillleben, um 1660 © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Abraham van Beyeren, Prunkstillleben, um 1660. © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

In verschwenderischer Fülle ist alles auf den Tisch aufgetragen worden. In der Mitte steht ein Pokal, es scheint, als fordere er die Betrachter*innen zum Zugreifen auf. Rechts steht eine barocke Silberkanne, die mit Wein gefüllt sein dürfte. Beim genauen Hinsehen entdeckt man, dass sich im Bauch der Silberkanne der vor Staffelei sitzende Maler des Bildes spiegelt. Es handelt sich um Abraham von Beyeren, vom dem dieses Werk, ein sogenanntes Prunkstillleben, stammt. Van Beyeren, der von 1620/21 bis 1690 in den Niederlanden lebte, vereint hier üppige Mahlzeiten und zur Schau gestellte Schätze aus Gold, Silber und anderen kostbaren Materialien.

Das Werk befindet sich heute in der Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, die am Botanischen Garten gelegen ist. Im Jahr 1846 eröffnet, gehört die Kunsthalle zum „Uradel“ deutscher Museen. Die große und bedeutende Sammlung, die Werke aus acht Jahrhunderten Kunstgeschichte vereint, bietet höchsten Kunstgenuss.

Außenaufnahme Staatliche Kunsthalle Karlsruhe © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Foto: Norbert Miguletz - Beitrag zur Blogparade SchlossGenuss

Außenaufnahme Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Foto: Norbert Miguletz.

„Kulinarische Köstlichkeiten“ – Prunkstillleben

„Kulinarische Köstlichkeiten“ wie das Prunkstillleben von Abraham van Beyeren lassen sich in allen Epochen der Kunstgeschichte finden. Ob ein weiteres Stillleben mit dem Titel „Frühstücksstilleben mit Schinken, Spiegeleiern und Schnecken“, das Gemälde „Abendessen in der Scheune“ von David Teniers oder „Stillleben mit Kaffeegeschirr und Äpfeln“ des Malers Alexander Kanoldt.

Wilhelm Trübner – Wurst und Hund

Kulinarische Prunkstillleben von Wilhelm Trübner, Cäsar am Rubikon, um 1880. © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.

Stillleben von Wilhelm Trübner, Cäsar am Rubikon, um 1880. © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Das ungewöhnlichste Werk bei einer „kulinarischen Entdeckungsreise“ durch die Galerien der Karlsruher Kunsthalle ist sicherlich das Gemälde mit dem Titel „Cäsar am Rubikon“. Zu sehen ist nicht Julius Caesar, wie er den Grenzfluss Rubikon überschritt, sondern ein Hund, der gierig auf eine Wurst starrt. Wilhelm Trübner hat dieses Werk um 1880 geschaffen. Sein Plan war, ein klassisches Stillleben zu malen. Dazu arrangierte er Tischdecke, Zinnteller und rote Würste wirkungsvoll auf einem dunklen Holztisch. Als Trübner noch einmal kurz sein Atelier verließ, schlich sich sein Hund Cäsar an den Tisch. Er hatte die Würste gewittert und versuchte, sie sich zu schnappen. Der Maler erkannte dies, als er zurück ins Atelier kam: Die Tischdecke war verrutscht und sein Hund blickte schuldbewusst drein. Er hatte die Würste gefressen.

Wilhelm Trübner entschloss sich kurzerhand, statt der unbelebten Gegenstände den Moment malerisch festzuhalten, in dem der Hund versuchte, an die Würste zu gelangen.

Der Besuch in einem Kunstmuseum ist also mehr als Kunstgenuss, er kann auch zeigen, wie Tafelkultur aussah, wie sie sich historisch wandelte, er kann mit Anekdoten zum Schmunzeln bringen oder auch die Lust auf ein fürstliches Mahl wecken.

Autor: Florian Trott, Leiter Abteilung Kommunikation und Pressesprecher.

Wer mehr über Florian Trott und seinen Zugang zur Kunsthalle Karlsruhe erfahren möchte, der schaut sich nachfolgendes Youtube-Video an:

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Informationen zum Museum
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Hans-Thoma-Straße 2 – 6, 76133 Karlsruhe
Info-Hotline +49 (o) 721 / 926 2696
info@kunsthalle-karlsruhe.de
www.kunsthalle-karlsruhe.de

Öffnungszeiten
Di – So 10 – 18 Uhr, montags geschlossen

Eintritt
Junge Kunsthalle Eintritt frei.
Infos zu Eintrittspreisen.

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