Die Hohenzollern besaßen in Franken ihren Stammsitz auf der Cadolzburg. Jetzt entsteht hier ein neues Erlebnismuseum. Doch bevor es so weit ist, bedurfte es einige Jahre für Recherche, Konzeption, Vorbereitung und Umsetzung. Das Kuratorenteam beschritt neue Wege in der Vermittlungsarbeit. Dazu zählt der anstehende #HohenzollernWalk am 1. Juli 2017. Aber was passierte bis dahin? Ich fasse für dich die bisherigen Berichte zur Burg zusammen – lies und stimme dich ein!
Cadolzburg: Burg der Hohenzollern – ein neues Erlebnismuseum entsteht
Ein Erfolgsduo – die Kuratoren
Die beiden Kuratoren der Cadolzburg, Dr. Uta Piereth und Dr. Sebastian Karnatz, sind ein eingespieltes Team. Ich kenne sie noch aus meiner Zeit bei der Bayerischen Schlösserverwaltung. Gilt es eine Burg auf Basis aktueller Forschungen neu auszurichten, dann durchforsten die beiden die Archive und Quellen, bevor sie die Ausstellung konzipieren. Viele Fachbereiche der Schlösserverwaltung mit ihren Experten sind in dem Gesamtprojekt eingebunden. Oft stehen umfängliche Baumaßnahmen an. So geschah das schon bei der Neuausrichtung von Burg Prunn. So geschieht das bei dem neuesten Projekt der beiden: die Cadolzburg, die Burg, die es in sich hat, so der Slogan der Schlösserverwaltung.
Warum ist die Cadolzburg die Burg, die es in sich hat?
Ganz einfach. Es ist die älteste Burg der Hohenzollern, die erhalten ist. Sie besaß ihre Blütezeit im 14. und 15. Jahrhundert. Diese endete abrupt mit der Trennung der Familienzweige der Hohenzollern. Im Nationalsozialismus besaß die Burg eine unrühmliche Funktion. Im zweiten Weltkrieg ging sie in weiten Teilen in Flammen auf. Der Wiederaufbau ab 1979 brachte unglaubliche architektonische Stilblüten hervor. Damit hatten die Kuratoren zu kämpfen. Die Narben der Zeit sind bewusst sichtbar geblieben. Das macht den Charme der Cadolzburg einschließlich des neuen Vermittlungsprogrammes aus. Es ist innovativ und überrascht. Mit Hightech erlebst du das Spätmittelalter.
Am 23. Juni 2017 wird die Burg wiedereröffnet, ein neues Highlight in Franken. Sei dir gewiss, das Spätmittelalter ist keineswegs dröge, vor allem dann nicht, wenn das Erfolgsduo Piereth-Karnatz darüber brütet! Mehr dazu erfährst du während des #HohenzollernWalk-s am 1. Juli 2017. Ehrlich gesagt kann ich es kaum abwarten, das Mittelalter zu schmecken sowie in virtuelle Turnierwelten einzutauchen. Oder meine Gegner mit der Keule außer Gefecht zu setzen. Liebe Social Walker, es wird vor Ort gefährlich, aber sowas von 😉.
Sebastian Karnatz – Gastautor bei mir im Blog
Viel passierte in der Zwischenzeit. Auch bei mir im Blog. Es gibt allein drei Beiträge zur Cadolzburg, noch lange bevor die Schlösserverwaltung mich für das Projekt #HohenzollernWalk ansprach. Sebastian Karnatz ist einer meiner Gastautoren. Er zeigt dir Facetten, die ich dir allein kaum bieten kann. Dass sich daraus einmal der #HohenzollernWalk entwickeln würde, ist einfach nur grandios. Das erste analog-digitale Projekt für mich, das mit dem Mittelalter und damit mit meinem alten Fachgebiet als Kunsthistorikerin zu tun hat. Gut. Fachlich befasste ich mich mit den Kapetingern und den Valois in Frankreich und nicht mit den Hohenzollern.
Dafür hat sich Sebastian bereits seit einigen Jahren den Hohenzollern und der Cadolzburg verschrieben. Hier eine kurze Zusammenfassung seiner Gastbeiträge – zugegeben, sie sind sehr kunsthistorisch ausgenommen „Jugend entwirft“ – ein tolles Projekt. Dafür veröffentlichen andere Blogs bis zum #HochenzollernWalk eine fluffige Serie zur Cadolzburg. Die findest du weiter unten im Artikel – also, einfach das Folgende überspringen, wenn es dir zu kunsthistorisch- bzw. zu digitalnerdig wird 😉:
Cadolzburg – was bislang geschah
Jugend entwirft – über ein künstlerisches Jugendprojekt auf der Cadolzburg (3.12.2014)
Wenn du ab dem 23.6. die Fenster in der Burgkapelle bewunderst, dann bewunderst du zugleich ein Jugendprojekt der Schlösserverwaltung mit der Jugendbauhütte Regensburg. Fenster aus dem Jugend-Wettbewerb zieren die Burgkapelle. Sebastian stellt uns das Projekt vor. Gleichzeitig informiert er uns über den Entstehungsprozess des Erlebnismuseums bis 2014. O-Ton:
„Dabei liegen die Chancen von Jugendprojekten klar auf der Hand: Sie tragen zur Diversifizierung der Besucherschichten bei, sie helfen einem, Altbekanntes mal aus einer anderen Perspektive zu sehen, und sie sind nicht zuletzt auch eine enorme Bereicherung des eigenen Arbeitsalltags.“
2. Buch oder nicht Buch – das ist nicht immer die Frage (12.6.2015)
Der Artikel richtet sich eher ans Fachpublikum als an den Museumsbesucher. Eine Tagung erörterte, wie man ein Erlebnismuseum gestalten kann, das auf keine bestehende Sammlung zurückgreifen kann. Wie darf das Verhältnis von Unterhaltung und Vermittlung sein? Welche Kulturgeschichten sollen erzählt werden? Die Ergebnisse der Tagung wurden in einer Online-Publikation erstmals veröffentlicht, darin integriert sind zwei Webtalks zum Thema. Sebastian schildert warum sie sich für diese Form der Sichtbarkeit entschieden. O-Ton:
„Es muss wohl nicht immer eine Buchpublikation sein. In Zeiten, in denen das Netz unser gesamtes Lese- und Arbeitsverhalten radikal verändert hat, gilt es – … – die Chancen, die sich uns bieten, auch wirklich zu nutzen.“
3. Echt jetzt? – Authentizität im Museum – ein Tagungsbericht (8.3.2016)
Sebastian erwähnt die Cadolzburg nur am Rande. Das Kuratorenduo stellte das Ausstellungskonzept im Rahmen einer Tagung zu „Museum – Orte des Authentischen“ vor. Klar, das Thema passt perfekt zur Cadolzburg. Außer Bausubstanz ist wenig original und selbst diese wurde aufgrund des Brandes von 1945 in weiten Teilen rekonstruiert. Inwiefern ist also das Original tatsächlich authentisch? Es gibt Authentizitätsbrüche. Ihnen spürten die Tagungsteilnehmer nach. Walter Benjamin schimmert durch, wenn von der Aura des Authentischen die Rede ist. O-Ton:
„Die Frage, was nun also eigentlich im Museum authentisch ist, kann nicht mit dem Hinweis auf das Original beantwortet werden, sondern viel eher mit der Offenlegung der Geschichte des „Originals“.“
So viel Nerdiges also, und jetzt mal ein paar Hintergrundgeschichten zu den Hohenzollern – schön verdaulich, anregend und perfekt vorbereitend auf den #HohenzollernWalk 😊.
Stimmen zu den Hohenzollern auf der Cadolzburg
Blog des Residenzmuseum
„Wie der Narr ins Museum kam Oder Animierte Geschichtsvermittlung…“ (14.6.)
Kuratoren werden Drehbuchautoren. Gemeinsam mit dem Illustrator Robert Kraus erwecken sie den Hofnarr Contz. O-Ton:
„Schon am Beginn der Arbeiten für das Museum war uns klar, dass wir über diese eher einschlägigen Darstellungsmittel hinausgehen und eigens für die Burg produzierte Comicfilme in unsere museale Erzählung integrieren wollen. Und zwar nicht als bunte Verflachung historischer Zusammenhänge, sondern als fundierte, nichtsdestoweniger unterhaltsame Geschichtserzählung.“
1. „Das Burgerlebnismuseum Cadolzburg aus der Sicht eines Kurators #HohenzollenWalk“ (2.6.17)
Tatsächlich knüpft Frau Piereth an Fragen zur Authentizität an. Sie nimmt uns an die Hand, offenbart uns ihre Gefühlswelt, als sie das erste Mal die Cadolzburg betrat. Sie wusste, dass sie ihre Wirkstätte für die nächsten Jahre sah. Das neue Erlebnismuseum steht jenseits eines „Wohlfühlmittelalters“, in dem verklärt vom ach so tollen Ritterleben berichtet wird. Nein. Die Zeit im Spätmittelalter war für alle hart. Hart war aber auch das Schicksal der Burg. Das zu vereinen zusammen mit einem Herrschergeschlecht jenseits von 0815-Rittern, stellte die große Herausforderung für die Kuratorin dar. O-Ton:
„Das Leben in einer solchen Herrscherburg quasi von innen zu erzählen, es anschaulich und mit modernsten musealen Mitteln erlebbar zu machen, hat mich gereizt.“
2. „Ein Gästebuch für die Cadolzburg – von der spätmittelalterlichen „high society“ und ungeahnten Rechercheergebnissen„ (25.4.17)
Dr. Angelika Merck berichtet von der Recherche für das digitale Gästebuch der Cadolzburg. Die „high society“ des Spätmittelalters hielt sich hier auf, nicht zuletzt der „kurtzweyl“ wegen. Sie jagden gerne „in den „ewigen“ Jagdgründen rund um Cadolzburg“. Im Gegenzug dazu befanden sich die Kuratoren auf der Jagd nach dem Autogramm von Kaiser Sigismund. Kein leichtes Unterfangen, aber erfolgreich. O-Ton:
„Nur sehr wenige Menschen haben dieses Autogramm bisher gesehen – ein echtes Schmankerl der Geschichte, das bald von vielen Besuchern der Cadolzburg entdeckt werden kann.“
Es werden noch weitere Beiträge im Residenzblog veröffentlicht – ich trage sie hier nach.
Gastbeiträge auf KULTUR-MUSEUM-TALK zum #HohenzollernWalk
Auch bei mir im Blog wird es weitere Gastbeiträge geben. Beteiligt daran sind die Kuratoren der Cadolzburg und das Bayerische Nationalmuseum. Ich werde diese nachtragen und bin neugierig darauf, was bis zum #HohenzollernWalk am 1. Juli 2017 passiert.
„Die Cadolzburg – wie entsteht ein Museum? Was macht ein Kurator? | #HohenzollernWalk“ (26.6.17)
Sebastian Karnatz gewährt im Montagsinterview Blick hinter die Kulissen sowohl eines Burgerlebnismuseums als auch eines Kurators. Er geht auf Digitalisierung und den Entstehungsprozess der Cadolzburg mit viel Leidenschaft ein. O-Ton:
Die größte Herausforderung ist sicherlich mit diesen wirklich irren und hochinteressanten Brüchen, die uns die Architektur vorgibt, umzugehen. Ich kann versprechen, dass man so ein Gesamtpaket in Deutschland kein zweites Mal sehen wird.
„Kochen im Mittelalter: 1-2-3, Hirn mit Ei – die Cadolzburger Hofküche | #HohenzollernWalk„ (14.6.17)
Üppige Fürstentafeln belegen den hohen Rang. Schräge und gängige Rezepte überraschen heute, süß-herzhaft und ganz bunt! O-Ton:
„Die [ältesten deutschsprachigen Kochbücher] haben mich schon lange gereizt, und so kochte ich zuerst allein, inzwischen in guter Gesellschaft viele Rezepte nach. Das ist manchmal abenteuerlich, aber immer ein Erlebnis.“
Berichte in Blogs
- „Museumspädagogik ohne Museum?!?“ (8.6.17)
Wie stellt Monika Dreykorn, die Museumspädagogin der Cadolzburg, ein Vermittlungsprogramm ohne Museum auf? Klingt absurd und nicht machbar. Ein Trugschluss. Sie rödelte viel im Hintergrund, vernetzte sich mit Schulen, Kindergärten und Horten. Vor allem aber stieß sie schon Projekte mit Kindern und Jugendlichen an. Die Resultate siehst du ab dem 23.6. auf der Cadolzburg. Ob Färben im Mittelalter, Oral-History-Projekt, Klangspuren, viel ist geboten und ein spannendes Sommerprogramm erwartet die Besucher. O-Ton:„Durch diese Form der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen kommt man dem Anspruch einer modernen Vermittlung im Museum sehr nahe, bei der Wissen nicht mehr nur von Experten bereitgestellt, sondern auch vom Publikum hergestellt und eingebracht wird. Überdies entsteht durch die aktive Teilhabe eine viel größere persönliche Bindung der Besucher an das Museum.“
- „Mittelalter erleben: Die Cadolzburg wird wiedereröffnet„, Nürnberg und so, 11.6.17 – Interview mit Dr. Sebastian Karnatz, Kurator der Cadolzburg. O-Ton:
„Worauf ich persönlich mich besonders freue, ist das Wochenende vom 9. und 10. September. Der renommierte Lichtkünstler Ingo Bracke wird die Burg in Licht und bewegte Bilder tauchen. Ab 18 Uhr heißt es dann an zwei Abenden: „Cadolzburg leuchtet“.“
- „Die Cadolzburg ist jetzt eine „Erlebnisburg“ – Burgerbe (24.6.17), vermittelt einen kurzen Überblick zur Bedeutung der Cadolzburg. Bei mir hätte er hier noch ein paar mehr Links gefunden ;-)
Pressestimmen zur Cadolzburg
Entsteht ein neues prestigeträchtiges Erlebnismuseum in Franken, dann berichtet die Presse natürlich über einzelne Schritte. In der Facebook-Veranstaltung zum #HohenzollernWalk pflege ich diese ein. Einen kleinen Auszug gebe ich dir hier:
- „HerrschaftsZeiten!“. Erlebnismuseum auf Cadolzburg eröffnet“ – BR (23.6.17). Wunderbare Einblicke in das Burgerlebnismuseum, das sehr interaktiv und spannend aufbereitet ist. Es darf gefühlt, getest, anprobiert und gerochen werden. Sebastian Karnatz erläutert das Konzept.
- „Der Schatz der Cadolzburg“ – Süddeutsche Zeitung (23.6.17). Fein aufbereitete Entwicklung der Cadolzburg, auch mit Gezerre um das Deutsche Burgenmuseum. Worauf kommt es wohl an? Auf Kultur!
- „Auf Cadolzburg kann alte Zeit gerochen werden“ – (18.6.17). Die Welt geht mitunter auf die speziellen Gerüche auf der Burg und ein Schülerprojekt ein.
- „Burgen 2.0. Schutz und Hut des Landes“ (12.6.17) -> ab Minute 11:00
- „Wie die Folterkammer in die Burgkapelle kam“ Nordbayern geht wunderbar auf den einstigen Gruselfaktor in der Burg im 19. Jahrhundert ein. Zu der Zeit wurde eine Folterkammer in der Burgkapelle eingerichtet. (5.6.17)
- „Kampf mit Feder und Schwert. Die Besucher der Cadolzburg empfängt eine neue Stahl-Skulptur“, Bayerische Staatszeitung, 31.5.17: Die frisch aufgestellte Skulptur „Die Feder siegt über das Schwert“ stammt von Jonathan Rehm und Jonathan Thimm.
- Ein 250-Jahre altes Pferd wird mit geballter Manneskraft über die Treppe in die Burg gehievt. Der BR-Franken filmte diesen Kraftakt – klasse!
- Die Schlösserverwaltung pflanzte historische Getreide- und Gemüsesorten im Burggarten der Cadolzburg, wie Bergroggen, Butterkohl und Zuckerwurz.
Publikationen zur Cadolzburg findest du auf der Website der Burg.
Möchtest du mehr über die Hohenzollernorte erfahren, dann schaust du hier nach: http://www.hohenzollern-orte.de/aktuelles/.
Radlapp mit Augmented Reality – Erlebnisradweg.Hohenzollern
Ganz aktuell erschien eine neue Radlapp, die dir einige Hohenzollernorte in Franken näherbringt, auch via Augmented Reality – klingt vielversprechend. Ich habe sie noch nicht getestet, aber der Bericht im BR zur App macht neugierig darauf. Die Lust, sie zu testen, ist geweckt. Mal schaun‘, ob und wann ich das schaffe.
Fakten zur Cadolzburg
Burg Cadolzburg
Am Burghof 4
90556 Cadolzburg
Website
Öffnungszeiten (ab 23. Juni 2017)
April-September: 9-18 Uhr
Oktober-März: 10-16 Uhr
Montag geschlossen
Der Burggarten ist ganzjährig geöffnet.
Eintrittspreise (ab 23. Juni 2017)
7,- Euro regulär • ermäßigt 6,- Euro
(inklusive Multimediaguide)
Kombiticket: Cadolzburg + Kaiserburg Nürnberg:
12,- Euro regulär • 10,- Euro ermäßigt, Eintrittfrei bis 18 Jahren
Burggarten: Eintritt frei
Führungen hier: http://www.burg-cadolzburg.de/deutsch/tourist/fuehr.htm
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