Kürzlich begeisterte mich ein klasse Event, zu dem ich nicht hingehen bzw. hin humpeln konnte. Sonst geht’s noch gut, oder? Was soll daran nun positiv sein? Gar nichts. Vorerst. Stimmt. Aber Dank Twitter nahm ich aus der Ferne teil. Nicht dabei und doch dabei. Bei der 7. Creative Nite am 31.01.2013 in München saß ich dann die ganze Zeit vor dem Desktop und verfolgte den Stream zu #kukon. Das hat jetzt nichts mit „Kuckuck, ruft es aus dem Wald, …“ zu tun, wenngleich mental die Folgestrophe schon eher passt „… lasset uns singen, hüpfen, tanzen, springen …“. Wer oder was sollte da wohl hüpfen und springen?
Die Kulturkonsorten! Ähm … sie sollten weniger springen, obwohl ich das nur allzu gerne gesehen hätte, sondern ihre kreativen Ideen: Tweetups, Museum Vision Walk, stARTcamp München, Blogparaden, Twittern von Tagungen, Social Media Begleitung von kulturellen Events (Facebook, Pinterest, Youtube, Storify etc.) – eben digitale Störer und Provokateure der digitalen Kulturvermittlung.
Was ist aber die „Creative Nite“?
Der eigentliche Titel der Veranstaltungsreihe lautet: „Creative Nite. Potentiale der Stadt“ – der Stadt München. Dabei rückt die Kreativwirtschaft Münchens in den Fokus. Auf ihrer Website beschreiben die Organisatoren der „Creative Nite“ ihren Ansatz so:
„Creative Nite ist eine Veranstaltungsreihe, auf der 4-6 Kreative in jeweils 8 Minuten eigene Projekte in Kurzvorträgen vorstellen. Ob Design, Architektur, Musik, Software- und Gamesentwicklung, Film, Presse, Werbung, Bühne oder Kunstmarkt – durch die Kultur- und Kreativwirtschaft entsteht viel Neues in München. Bei der Creative Nite zeigen die Macher nicht nur die Ergebnisse ihrer Arbeit, sondern auch den Weg dorthin.
Die Creative Nite ist eine Veranstaltungsreihe des Büros für Hafenangelegenheiten, eine Initiative von Julian Buning, Patrick Gruban, Anja Junghans, Linn Quante und Zehra Spindler.“
Die Creative Nite ist also ein Hort inspirierender und realisierter Ideen. Die erste Veranstaltung fand am 08. Dezember 2011 im Art Babel statt. Fünf Kreative stellten ihre Projekte und Ideen vor, die bereits „markttauglich“ sind, da umgesetzt. Innovatives und Neues steht im Vordergrund der Veranstaltung, aber auch der Wirtschafts- und Marktaspekt spielt eine Rolle. Denn die Kreativwirtschaft in München soll gestärkt werden. Nach Patrick Gruban geht es bei den Vorträgen aber „nicht darum, dass man der perfekte Präsentator ist, der die tollsten Slides hat. Sondern dass jemand, der mit Herzblut an einem Thema arbeitet, das auch vorstellt. Und das mit Begeisterung rüberbringt.“ Das Zitat entstammt der empfehlenswerten Besprechung der ersten Creative Nite von DRadio.
Informationen rund um die Creative Nite und die Kreativwirtschaft in München gibt es auch in der Facebookgruppe der Veranstalter. Schaut man sich die vergangenen Creative Nites an, dann wächst der Wunsch auf jeden Fall einmal dabei zu sein. Die Konzepte der Vortragenden sind facettenreich, überraschend und faszinierend – ein prima Format!
Creative Nite – ein Hort inspirierender und realisierter Ideen
Bevor die Kulturkonsorten dran sind, zwitschern sie über die Vorstellungen ihrer Vorgänger – crazy Projekte! Begeisterung lösen drei Jungs aus. Sie bieten Sets und Anleitung zum Selbermachen von Ledertaschen an. Das Ganze ist via Website bestellbar. Eine klasse Idee!
Aus den Tweets über „Cut – Leute machen Kleider“ wurde ich nicht wirklich schlau – die Sympathiebekundungen dafür ausgenommen –, aber das Magazin spricht für sich. Mode und Design stehen im Fokus.
Bei „vibealive.fm“ – ein Online Radio Sender – wünschen sie sich „gierige Ohren“, so ein Tweet. Davon konnte ich nichts hören. Das Konzept gemäß Website klingt aber spannend:
„Vibealive.FM ist eine Plattform die es lokalen DJs und Musikern ermöglicht ihre Vorstellung von Musik und Radio mit einem jungen, individuellen und vielseitigen Publikum zu teilen. Dabei steht die Interaktivität der Live-Sendungen im Vordergrund. ß Über Facebook (www.facebook.com/VIBEALIVE.FM) und Twitter (www.twitter.com/vibealivfm) können die Hörer direkt mit den Moderatoren der Sendungen kommunizieren und so die Sendung maßgeblich mitbestimmen“.
Till Hoffmann stellt dann gleich die Location der 7. Creative Nite, den Milla Club, vor. Das Programm ist prima und steht ganz oben auf meiner Abendagenda (muss nur noch die Zeit dazu finden). Zugleich ist er neben Mehmet Scholl und Gerd Baumann Gründungsmitglied von Millaphone Records, ein Plattenlabel. Beides sollte man sich merken.
Tja, und dann gab es da noch den …
… „Our Creative Act“ der Kulturkonsorten nach Marcel Duchamp
Was wir – denn ja, ich bin auch eine Kulturkonsorte, darunter verstehen, könnt Ihr im Youtube-Video nachvollziehen.
Ein Zitat Marcel Duchamps von 1957 besitzt auch für die digitale Kulturvermittlung Relevanz:
„Let us consider two important factors, the two poles of the creation of art: the artist … and the spectator“.
Kulturkonsorte Sybille Greisinger bringt es auf den Punkt:
„Wir verstehen uns als Mediator, der vermittelt zur äußeren Welt – #Übersetzer in die digitale Welt“.
Und weiter:
„Kunst braucht Öffentlichkeit, um zu wirken – Kulturkonsorten sind Plattform dafür“.
Im Storify könnt Ihr den Abend nochmals nachvollziehen. Hier gibt es auch noch mehr Aspekte des „creative act“, aber auch Reaktionen im digitalen Raum werden wiedergegeben. Bilder der Creative Nite gibt es hier. Und was die Kulturkonsorten genau machen, könnt Ihr hier nachlesen. Die nächsten Wochen werden jedenfalls sehr spannend – stay tuned!
Potentiale des Social Webs sind auszuloten
Wir sind nicht die Einzigen, die das Museum oder die Kultureinrichtungen in den digitalen Raum hinein verlängern und das ist sehr gut! Denn nur gemeinsam sind wir stark! Das Thema Museum und Netz – verkannte und erkannte Chancen – wird jetzt zunehmend von den „klassischen“ Medien aufgegriffen. Aktuell bringt es Swantje Karich in dem Faz-Artikel „Nehmt Euch das Netz“ auf den Punkt. Danach sollten die Museen die Chance ergreifen,
„das Internet zu einem fundierten Medium des Austausches über Kunst zu machen. Denn dafür braucht das Netz das Museum: um reinen Marketingstrategien entgegenzutreten und sie nicht noch zu forcieren.
Museen sind nicht nur Bereitsteller von Kunst; sie bieten ihre Lesart. Diese historische Weggabelung sollten sie nicht ignorieren. Die Museen müssen ihr Verhältnis zum Netz klären.“
Im Netz wird darüber bereits vielfach diskutiert und die Diskussion ist noch längst nicht abgeschlossen. Sie muss die Entscheider in den Museen erreichen und es wird eine „Herausforderung für die Museen“ sein, wie Joern Brunotte in seinem Blogbeitrag dazu zu Recht anmerkt. Aber das ist jetzt ein ganz anderes Thema.
Ich versuche jedenfalls, vielleicht beim nächsten Mal schon, zur Creative Nite zu gehen – das Format hat mich überzeugt!
Interessantes Format!
Auch das ließe sich für Museen nutzen. Wichtig wäre jedoch, wie ich angedeutet habe, über grundsätzliche Strategien für Museen nachzudenken!
Hi Jörn,
es ist in der Tat ein cooles Format und ich war noch nicht einmal vor Ort. Die Diskussion, die du angestoßen hast, ist richtig zu führen. Wichtig ist die Entscheidungsträger ins Boot zu holen und aus Überzeugung eine Social Media Strategie zu planen und zu realisieren. Auf kurzfristige Ziele sollte hier weniger Wert gelegt werden, da das dann oft zu flüchtig ist. Hier sind wir noch immer am Anfang, obwohl es wunderbare Highlights schon gibt!
Viele Grüße,
Tanja