Disputatio – ein Erfahrungsbericht: Vortrag und Ablauf – reden ist …

Disputatio - ein Erfahrungsbericht

Meine Disputatio liegt schon länger zurück. Jetzt lest ihr den Erfahrungsbericht über den Vortrag und Ablauf der Verteidigung meiner Doktorarbeit im Fach Kunstgeschichte. Spannend, oder? Nicht wirklich. Aber kaum fange ich an zu schreiben, schon beginnt es bei bzw. in mir zu brodeln. Was brodelt? Vergangene Emotionen kommen bei meiner Zeitreise zurück wieder hoch. Eine intensive Zeit steht erneut unmittelbar neben mir, alles inklusive: Unsicherheiten, ein Unfall und das Standing zur Doktorarbeit.

Meine beiden Artikel über die Doktorarbeit werden immer wieder aufgerufen. Die Suchbegriffe lauten Endspurt Doktorarbeit, Bildrechte oder ganz allgemein Doktorarbeit. Anscheinend wird Rat oder Orientierung gesucht und genau das möchte ich euch über meinen Erfahrungsbericht vermitteln. Für die einen wird es eine Hilfestellung sein, für die anderen eher eine Geschichte, die vielleicht auf andere Bereiche übertragbar ist.

Warum erzähle ich euch von meiner Disputatio?

Klar, Hilfestellung und so … aber nicht nur, im Gegenteil. Ihr seid schuld! Huch … wie das? Ganz einfach. Ihr habt mir die Idee dazu eingepflanzt. Jetzt keimt sie und schießt dank eurer Pflege in die Höhe. Olla, so kryptisch, episch oder einfach nur „Gefasel“? Nein, sondern …

… eure Kommentare im Blog sind schuld!

Genau. Ihr habt von Beginn an „viel“ bei mir kommentiert. In letzter Zeit sogar stärker mit wichtigen Denkanstößen, die bei mir „brodeln“. Eure Kommentare im Blog sind für mich eine Chance, meine Gedanken zu schärfen. Sie sind eine Chance, die Themen über die Artikel hinaus voranzubringen. Die Diskussion ist transparent. Alle haben etwas davon. Lest die Kommentare zu „Museumsblogroll via Social Web“ oder „Stia – Faszination“ oder „Ge(h)denken-App“ … Feine Gedanken finden sich dort. Sie verlangen nach mehr, nach eurer Meinung UND nach einer Fortsetzung. Mal schaun‘. Oha, ich drohe abzudriften. Schnell wieder zurück. Was hat das alles mit der Disputatio zu tun? Viel.

Ein Artikel löst Diskussionen aus … das Thema wird dadurch vielschichtiger … Ideen für weitere Blogposts entstehen. Genau das ist das verbindende Element zur Disputatio.

Disputatio – ein allgemeiner Vortrag zur Doktorarbeit: Diskussionsgrundlage

Der Disputatio-Vortrag in Frankfurt sollte ca. 25-30 Minuten lang sein und die Quintessenz der Doktorarbeit vorstellen. Gleichzeitig diente er als Diskussionsgrundlage für die anschließende Verteidigung der Thesen. Die Prüfungskommission bestand aus vier Mitgliedern. Allein die anwesenden zwei Gutachter kannten meine Arbeit, die anderen beiden hingegen nur die schriftlichen Gutachten zur Doktorarbeit. Genau für diese baute ich den Vortrag auf.

„Nimm eine Seite raus und ein anderes Thema hinein“

Den Ratschlag erhielt ich am Tag vor der Disputatio. Macht das mal, eine Seite von neun Seiten zu löschen, stattdessen einen neuen Aspekt hineinzubringen. Nun gut, um 3:00 nachts war ich damit fertig und gewappnet für den Vortrag. Dann stand ich meine Frau. In dem Fall mit viel Selbstbewusstsein: Es war meine Arbeit, meine Thesen und mein Gehirnschmalz – alles in Jahren gewachsen. War ich in der Zeit kurz vor der Disputatio sehr aufgeregt und unsicher, verflog das komplett am Tag meiner Disputatio. Was sollte mir schon passieren? Ein logischer Endspurt der Doktorarbeit stand an, ein Endspurt, der erfolgreich zu Ende zu bringen war. Genau das tat ich mit Verve.

Disputatio - Erfahrungsbericht

Reden, reden, reden

Die Rechnung, den Vortrag allgemein aufzubauen, ging komplett auf. Ich hatte darauf spekuliert, dass der allgemeine Aufbau Fragen provoziert. Mein Rucksack war randvoll mit Wissen gefüllt. Genau das packte ich aus, knallte es auf den Tisch. Zugleich dachte ich mir, je länger ich rede, desto besser. Sie werden schon einschreiten, wenn sie etwas anderes hören wollen oder wenn meine Argumentation fragil ist. Vorteil dabei: Ich kann die Richtung selber bestimmen – et voilà, diese Strategie ging voll auf!

Und Ihr?

Ich schrieb den Artikel für die Doktoranden unter euch. Gleichzeitig lässt sich die Erfahrung auf andere Bereiche übertragen. Steht zu euch, zu euren Ideen und Vorhaben, verfolgt sie zielstrebig und selbstbewusst, zieht eine Sache bis zum Ende durch – es lohnt sich!

Ich fühlte mich damals als Doktorandin sehr einsam und alleingelassen. Es gab wenig Hilfestellung. Seiten wie das „Doktorandenforum“ mit prima Tipps für Doktoranden fehlten mir 2006/2007. Unmittelbares Feedback erhielt ich nur von meinem Doktorvater oder mal im Doktorandenkolloquium. Heute habt ihr noch mehr Möglichkeiten, fangt an, über euer Thema zu bloggen. Das hilft die Gedanken zu strukturieren. Ihr erhaltet im Idealfall konstruktives Feedback. Hierzu bietet sich das Wissenschaftsportal www.de.hypotheses.org an. Ein Blog begleitend zur Doktorarbeit kann noch vielmehr: „Twitter and blogs are not add-ons to academic research, but a simple reflection of passion that underpins it„, so Tim Hitchcock. Danke für den Tipp, liebe @naponaps. Zur Chance von wissenschaftlichen Blogs mehr in einem separaten Blogpost. Fazit: Sucht Hilfestellung und seid euch gewiss: Ihr seid nicht allein!

Dieser Erfahrungsbericht passt in meinen Augen prima zur Blogparade von @Kulturtussi („Methoden-Pool„), denn die Strategie meiner Disputatio besaß Methode, oder?
Wie ging es euch bei der Disputatio oder dem Rigorosum? Hilft euch mein Artikel? Habt ihr vergleichbare Situationen erlebt (Prüfung, vollbrachte Aufgabe, ersten Vortrag, Bewerbungsgespräch, Pitch …)? Ich fände es toll, eure Erfahrungsberichte hier zu lesen!


Nachtrag – geschafft der Doktortitel ist da!

Meine Dissertation ist mittlerweile als pdf online verfügbar: „Ludwig IX. der Heilige – eine Zäsur für die monumentale französische Königsdarstellung. Bildkonzepte der Zeit Philipps IV.

Weitere Infos zur Disputation: „11 Tipps für die Disputatio: Vortrag und Diskussion

23 Kommentare

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    • Tanja Praske

      Hey Tine,

      coool …! You made my day!

      Herzlich,
      Tanja

      P.S.: Dein Blogstöckchen ist nicht vergessen. Im September setze ich mich da ran! *hechelhechel*

  6. Ich hatte im Rahmen einer Tagung über das wissenschaftliche Bloggen erfahren, war von dem Nutzen überzeugt und habe dann einfach damit angefangen, ohne genau zu wissen, was es für meine Arbeit wirklich bringen könnte. Schnell merkte ich aber, dass es für die Einarbeitung in mein Thema, das nicht so direkt auf der Hand lag, enorm hilfreich war. Jetzt, bei der Konzeption der schriftlichen Arbeit, habe ich festgestellt, was ich schon alles an Themen bewegt und bearbeitet habe. Einige Artikel vom Blog kann ich somit in die Rohfassung der Diss übernehmen. Da steht dann schonmal was und ich fange nicht bei Null an.
    Ich kann mir vorstellen, dass ein Blog ein gutes Mittel gegen eine Schreibblockade ist. Die dürfte entstehen, wenn der Berg Arbeit zu groß erscheint und man zumindest zeitweilig den Mut verloren hat, sich daran zu wagen. Ihn wiederzufinden kostet Kraft -Kraft, die man besser in die Arbeit selbst steckt.
    Fazit: Ich glaube nicht, dass ich ohne das Blog so weit gekommen wäre, wie ich es jetzt bin. Ich kann jeder Doktorandin/jedem Doktoranden empfehlen, ein Blog zu führen.

    • Tanja Praske

      Liebe Sabine,

      toll und danke für deinen Erfahrungsbericht! Ja, das Blog kann eine sehr große Hilfe dabei sein, Schreibblockaden erst gar nicht aufkommen zu lassen. Ich hatte mit diesen heftig zu ringen. Je länger man bei der Arbeit ist, um so zäher wird sie und die Gefahr, dass man alles hinwirft, weil der Frust zu groß ist, potentiert sich enorm!

      Bei mir war es am Ende der Druck, dass ich mit der Arbeit schnell fertig werden musste, um die Forschungsstelle zu bekommen. Und siehe da, schreiben wirkt Wunder. Ich kanalisierte meine Ideen, konnte im ZI sofort meinen Fragen nachgehen, Thesen ausbauen bzw. verwerfen. Ich habs zwar dann geschafft, ein bisschen mehr Zeit hätte der Arbeit gut getan. Jetzt ist sie überarbeitet. Die Kritikpunkte sind ausgemerzt und die Struktur ist sehr klar. Jetzt muss ich nur noch die letzten zehn Bilder finden und die Arbeit geht on. So wie sie jetzt ist, gefällt sie mir sehr gut, so wäre vermutlich auch die Summa raus geworden, aber auch das ist mir nicht mehr wichtig. Denn jetzt habe ich meinen Weg endlich gefunden. Ich gehe ihn mit euch und weiß noch nicht, wohin er führt. Aber ich freue mich, dass hier diskutiert wird und ihr anderen Hilfestellungen gebt. Wieder Arbeit zum Nachdenken für mich!

      Dir noch ganz viel Glück für deine Diss – dranbleiben, Augen zu und durch. Und nicht vergessen, du schreibst keine Habil, sondern eine Diss.

      Herzlich,
      Tanja

  7. Liebe Tanja,

    vielen Dank für diese Rückblende – tatsächlich löst die Erinnerung an den Abschluss der Doktorarbeit bei mir starke Emotionen aus. Vor sechs Jahren verteidigte ich meine Arbeit in Saarbrücken im Fach Geschichte im Rahmen einer deutsch-französischen cotutelle de thèse.
    Nach den vielen Jahren der doch relativ einsamen Zeit des Forschens und des Schreibens war dies ein großer Einschnitt, die „plötzliche“ Beförderung ins postdoktorale Stadium.

    Wenn man so kurz vor der Verteidigung steht, ahnt man zum Glück noch nicht, wie steinig und langwierig der Weg zur Publikation neben dem Berufseinstieg werden kann.
    Wenn ich mich mit gutem Rat also anschließen kann, würde ich lediglich hinzufügen, dass man bei der Präsentation für die Verteidigung darauf achten sollte – und das ist jetzt weniger ein Rat für die Kunsthistoriker, die darin per se schon geschult sind, als bspw. für die Historiker –, dass diese nicht zu textlastig ist.

    Ich habe nicht mehr so genau vor Augen, wie ich meine Disputatio-Präsentation aufgezogen hatte – und obgleich ich sie sicherlich leicht auf meinem Computer heraussuchen könnte, erhalte ich mir gern den magischen Nimbus des Ereignisses, indem ich hier lediglich aus der Erinnerung darüber berichte. Jedenfalls bestand sie sicherlich damals so gut wie ausschließlich aus Textfolien, vielleicht aufgelockert mit einigen wenigen ansprechenden Titelblättern von „russischen Dolmetschern“ und anderen französischen Sprachlehrbüchern, wahrscheinlich auch mit einer historischen Landkarte des untersuchten Territoriums. Das würde ich heute definitiv anders machen… Zum einen, weil die Prüfungskommissionsmitglieder mich dazu ermutigten, die vielen kleinen Objekte der politischen Kultur um 1800 und die berücksichtigten Akteure, die ich bis zur Disputatio fast ausschließlich in den handschriftlichen Quellen der Polizeiakten ausgemacht hatte, für die Publikation der Diss. auch in Museensammlungen aufzuspüren und dem Leser zur Veranschaulichung beizugeben. Zum anderen, weil inzwischen meine Präsentationen eher zu 70% aus ikonographischem Material bzw. visuellen Elementen bestehen, die gedankliche Anker für meine Thesen darstellen.

    Tatsächlich ist den meisten Doktoranden kurz vor der Abgabe der Qualifikationsschrift unter hohem Zeitdruck nicht danach, sich um die visuelle „Beilage“ zu ihrem Promotionsprojekt zu kümmern. Aber vielleicht findet sich zwischen Abgabe der Arbeit und Verteidigung ein wenig Zeit, dem nachzugehen? Jedenfalls kann ich nur raten, dies nicht erst kurz vor der Publikation zu tun. Leider entdeckte ich im letzten Monat vor der Abgabe des Manuskripts beim Verlag, wie reichhaltig das ikonographische Material zu meinem Forschungsthema eigentlich ist, dass ich jahrelang nur anhand von Quellenbeständen behandelt hatte. Ich habe tatsächlich mein Thema im letzten Monat vor der Veröffentlichung unter ganz neuen Gesichtspunkten wiederentdeckt. Die Erfahrung war eigentlich fast kolossaler als die der Verteidigung selber – darüber habe ich ja bereits kurz in einem Blogbeitrag auf „Napoleon auf der Spur“ (http://naps.hypotheses.org/753) berichtet.

    Aber zurück zur Verteidigung: Die Empfehlung selbstbewusst aufzutreten ist sicherlich richtig. Man bringt mit seinem fundierten Expertenwissen, das man sich über Jahre angesammelt hat, eine gute Bagage mit, um die Prüfungssituation erfolgreich zu meistern. Einem meiner Doktorväter waren kurz vor der Disputatio drei Ratschläge besonders wichtig: Da er bei einem früheren Doktorand mit sehr guten schriftlichen Gutachten erfahren hatte, wie dieser sich die positive Einstellung der Prüfungskommission verscherzt hatte, warnte er ausdrücklich vor der Gefahr, aufgrund der detaillierten Beherrschung des Promotionsthemas in Überheblichkeit zu verfallen. Als Vorbereitungsmaßnahme riet er außerdem, die Qualifikationsschrift wegzulegen – die man ohnehin fast auswendig kenne –, um sich nochmals zur Einbettung des eigenen Forschungsthemas in den weiteren historischen Forschungskontext Gedanken zu machen. Dann machte er mir außerdem klar, dass ich grundsätzlich die Gespräche, die wir im Rahmen der Verteidigung miteinander führen würden, als eine einmalige Chance aufgreifen sollte, die niemals in dieser Weise wiederkommen würde: Wann in einem wissenschaftlichen Kontext kommt schon ein Expertenkreis zusammen, um eingehend die eigenen Forschungsergebnisse zu diskutieren?

    In der kurzen Vorbereitungszeit, die mir damals zur Verfügung stand, habe ich also überlegt, was die Prüfungskommissionsmitglieder – bei mir waren es aufgrund der cotutelle gleich fünf – mit ihren bisherigen Forschungsschwerpunkten an meinem Thema besonders interessieren und welche Fragen sich von ihrer Warte aus ergeben könnten. Ich habe mich weniger mit meinem Forschungsthema beschäftigt als mit dem Anknüpfungspotenzial für die Kommissionsmitglieder. Im Nachhinein war dies der richtige Ansatz.

    Aufgrund der cotutelle war die Verteidigung meiner Arbeit auf vier Stunden angesetzt. Was sich zunächst lang anhört, fühlte sich in der Praxis aber letztlich wie eine Stunde an, da die Zeit wie im Rauschzustand dahinflog und die Diskussion sehr anregend verlief.

    Kurzum: die Verteidigung stellt emotional den Abschluss einer langen Durststrecke dar und sie gehört sicherlich zu den Erlebnissen, an die man sich hoffentlich gern erinnern mag. Zum einen ist die Erlangung des akademischen Grades der Doktorwürde so konzipiert, dass diese die Eigenleistung eines Menschen darstellt, so dass bestimmte Phasen des Analysierens und Schreibens als „einsamer“ Prozess vollbracht werden wollen; zum anderen können die wenigsten Doktoranden auf ihre Promotion zurückblicken, ohne einzusehen, dass sie sich in bestimmten Phasen selbst im Weg standen, denn die Herausforderung besteht nicht einzig darin, dass man die Regeln des wissenschaftlichen Forschens und Schreibens erfolgreich umsetzt, sondern auch darin, den steinigen Weg der Promotion als Einzelner, als sich formender Wissenschaftler, auszuhalten. Bevor der Text steht, kommt man an seine Grenzen und wenn es anders wäre, wäre es gewiss langweilig!

    Auf die Diskussion pro und contra wissenschaftliches Bloggen, die im Beitrag von Tanja schon angedeutet wird, bin ich auch besonders gespannt.
    Das Bloggen als promotionsbegleitende Schreibwerkstatt und als publikationsbegleitende Stütze verlängert bzw. umklammert meines Erachtens das Erlebnis der Verteidigung im Vor- und Nachfeld. Es ermöglicht im Vorfeld des Abschlusses und über den Rahmen der an der eigenen Uni angebotenen Doktoranden- und Oberseminare hinaus bereits ins Gespräch mit seinen peers zu treten. Nach der Verteidigung bereitet es – neben Tagungsbeiträgen – das Terrain für eine gute Rezeption der eigenen Forschungsarbeit. Im Reifeprozess von Forschungsergebnissen, die zu einer Publikation führen, legt es eine Klammer um die Höhepunkte einer Doktorarbeit (Verfassen des Exposé, Stipendienbewerbung, Schreiben des ersten Kapitels, Schreiben der Einleitung, Schreiben des Schlusswortes, erste Tagung, Abgabe), erleichtert einem vielleicht, besser mit den Tiefpunkten (Schreibblockade…) umzugehen und die Zeit zwischen den Höhepunkten auch mit geteilten Aha-Erlebnissen zu füllen, die die Motivation für das eigene Forschungsthema wachhalten.

    Zum gemeinschaftlichen Quellenblog „Napoleon auf der Spur“ (naps.hypotheses.org) können auch Doktoranden beitragen, und in letzter Zeit bildet sich erfreulicherweise der Forumcharakter des Blogs weiter aus. Doktoranden bietet sich so die Chance, mit ihren Promotionsvorhaben Aufmerksamkeit zu ernten, ihr Thema zu „besetzen“ und hilfreiche Hinweise zu erhalten (siehe als Beispiel die Kommentare zum ersten Quellenpost von Alexander van Wickeren auf naps http://naps.hypotheses.org/807).

    Aber das ist ein anderes Thema, das Du, liebe Tanja, im Herbst nochmals aufgreifen willst, deswegen breche ich hier mit dem Argumentieren pro Blog als neuer Weg des wissenschaftlichen Ausstauchs und als Postpublikations-Maßnahme zum Intensivieren der Rezeption des ersten Buches ab.

    Vielen Dank nochmals für die Einladung zum Kommentieren!

    • Tanja Praske

      Liebe Claudie,

      absolut klasse dein emotionsgeladener Bericht und Ratschlag für Doktoranden – stich- und reichhaltig mit ganz viel Inspiration für den akademischen Nachwuchs!

      Jetzt noch für die, die den Ablauf der cotutelle de thèse nicht kennen: die Promotion gilt sowohl in Deutschland als auch in Frankreich. Entweder schreibt der Doktorand die Arbeit auf Französisch und wird dann auf Deutsch mündlich geprüft oder anders herum. In Frankreich ist die Verteidigung etwas ganz Besonderes, nicht selten sorgt der Prüflung für das leibliche Wohl der Kommissionsmitglieder nach der erfolgreichen Disputatio, so kenne ich das im Fach Kunstgeschichte in Paris.

      Liebe Claudie, ich habe den höchsten Respekt vor deiner Leistung. Freunde von mir haben das auch gemacht, Deutsche, die auf Französisch schrieben. Ich schrieb nur meine Maîtrise auf Französisch, danach schwor ich mir, nie wieder in einer Fremdsprache eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen.

      So, jetzt zurück zu deinem Erfahrungsbericht: „magischer Nimbus“, „steinigen Weg der Promotion als Einzelner, als sich formender Wissenschaftler, auszuhalten“, Grenzerfahrung ist sehr treffend! Es ist nicht ungewöhnlich, sondern da muss man durch und man ist nicht alleine!

      Richtig finde ich, sich Gedanken über die Erwartungshaltung der Prüfungsmitglieder zu machen, sie vorausschauend einbauen, so unternahm ich es ebenfalls und die Rechnung ging auf.

      Hinsichtlich des wissenschaftlichen Bloggens gebe ich dir auf ganzer Linie recht. Es ist eine riesige Chance, eine Chance aber auch, sich zu emanzipieren von klassischen akademischen Beziehungen bzw. diese zu bereichern und sich neue Wege zu erschließen, denn tatsächlich baut man über das Blog seine Reputation auf und die ist nicht wegzudiskutieren: oder anders ausgedrückt „wer schreibt, der bleibt“.

      Spannend finde ich, wie sich der gemeinschaftliche Quellenblog „Napoleon auf der Spur“ entwickelt hat, als Forum für viele – so kommt Wissenschaft in meinen Augen voran! Raus aus dem Elfenbeinturm, hinein in die Diskussion und gegenseitige Hilfe!

      Nochmals herzlichen Dank für diesen wichtigen Beitrag und ich freue mich auf die weitere Diskussion mit Dir!

      Alles Liebe,
      Tanja

      • Liebe Tanja,

        danke für Deine netten Worte und Deine Ergänzungen zum cotutelle-Verfahren – tatsächlich war für mich die cotutelle die logische Folge eines Studiums, das ich insgesamt in Deutschland absolviert hatte. Die mündliche Prüfung lief dann in beiden Sprachen, auch sollte die Qualifikationsschrift in deutscher Sprache eine Zusammenfassung auf Französisch enthalten.
        Die organisatorischen Hürden kommen leider bei der cotutelle erschwerend hinzu. Aber ich kann trotzdem dazu raten.

        Herzlich
        Claudie

        • Tanja Praske

          Liebe Claudie,

          dass sich eine cotutelle de thèse lohnt, bestätigten mit dir auch meine Freunde. Gleichwohl war es ein heftiger Kampf. Neben der gegenseitigen Anerkennung des Abschlusses finde ich vor allem die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Arbeit seitens der Gutachter sehr wichtig. Der französische Ansatz ist ein ganz anderer als der deutsche. Beide Seiten können voneinander lernen und die Doktorarbeit erhält dadurch eine besondere Dichte.

          Vielen Dank für das Mutmachen!

          Herzlich,
          Tanja

    • Tanja Praske

      Lieber Huberta,

      famos – so macht mir das Bloggen Spaß, wenn hier im Blog diskutiert bzw. ein Blogpost als Reaktion auf meine Gedankengänge erfolgt! Wer am meisten davon hat, sind die Leser und jene, die in vergleichbarer Situation stehen, wie wir damals!

      Liebe Leser, lest auf jeden Fall Hubertas Erfahrungsbericht zur Disputatio/Rigorosum. Ihr erfahrt nicht nur wie es an der Uni in Wien 2002 im Fach Kunstgeschichte zuging, sondern auch, wie der aktuelle Ablauf ist.

      Zeitdruck ist immer das größte Problem zum Ende hin. Da doktort man einige Jahre und am Ende muss man sich sputen. Das ist ganz normal. Wichtig ist allerdings, dass von Anfang an geschrieben wird. Das hilft effizienter voranzukommen. Dann merkt man, dass scheinbar klare Ideen doch nicht so klar sind, da Fundament fehlt. Genau diese Erkenntnis hilft voran!

      Vielen Dank Huberta für die wertvollen Tipps!

      Sonnige Grüße
      Tanja

    • Tanja Praske

      Liebe Monika,

      vielen Dank für deinen Bericht einer Disputatio aus den Wirtschaftswissenschaften und pardon, dass ich mit der Antwort hinterher hinke.

      Es freut mich sehr, dass dieser Beitrag einige Reaktionen heraufbeschwor. Das Thema bewegt und es ist richtig, darüber zu schreiben, damit anderen Ihre Angst oder Unsicherheiten genommen oder zumindest gemildert werden können.

      Von daher, merci für deine Berichterstattung.

      Herzlich,
      Tanja

  8. Liebe Tanja!

    „Steht zu euch, zu euren Ideen und Vorhaben, verfolgt sie zielstrebig und selbstbewusst, zieht eine Sache bis zum Ende durch – es lohnt sich!“

    Na, wenn das mal nicht motivierend ist, dann weiß ich auch nicht ;-)

    Ich denke auch, dass es hilfreich sein kann über die Doktorarbeit zu schreiben, gerade wenn man ‚frei‘ promoviert und nicht unmittelbar in den Uni-Alltag eingebunden ist.
    Eine Kombination ist sicherlich gut aus Kolloquien, dem Feedback des Prüfers und dem Bloggen, denn (konstruktives) Feedback zu bekommen, ist so wichtig!
    Und das Gute beim Bloggen ist ja auch, dass man hier mit Fachfremden diskutieren kann, die vielleicht noch einmal einen anderen Blick auf dein Thema/deine Fragestellungen haben, was im besten Fall zu neuen Impulsen führt.

    Ich bin schon auf deinen Poste zum wissenschaftlichen Bloggen gespannt!

    Liebe Grüße,
    Julia

    • Tanja Praske

      Liebe Julia,

      ja, du hast die Vorteile von Bloggen und Feedback richtig erkannt! Ich bin auch sehr neugierig, wie sich dein Blog weiter entwickelt. In letzter Zeit hatte ich nur zu viel um die Ohren, die #NymApp pressiert heftig, dazu später mal mehr.

      Hinsichtlich eines Posts über wissenschaftliches Bloggen habe ich noch eine andere Idee. Dazu mehr im September oder Oktober. Aber es wird spannend!

      Vielen Dank für dein Feedback hier! Ich hoffe, es werden noch mehr Kommentare, bin aber bereits jetzt begeistert, was in letzter Zeit, trotz Sommerpause, hier bei mir im Blog passierte. Daran seid du und ihr alle beteiligt – herrlich!

      Herzlich,
      Tanja

  9. Liebe Tanja,

    ich finde den Ansatz zu bloggen, um seine Gedanken zu strukturieren und Hilfestellungen von außen zu bekommen, auf die man selbst nicht gekommen wäre – großartig!
    Neue Anstöße und Perspektivenwechsel sind (nicht nur) in der Wissenschaft Gold wert.

    Mit deinem Blogeintrag hast du ’nebenbei‘ zwei Dinge geschafft:
    1. Für ein aktuelles Projekt kommt mir die Blogparade Methodenpool von Anke sehr gelegen :)!
    2. Meinen Tatendrang zu wecken, den eigenen Blog anzugehen und umzusetzen.

    Beste Grüße,
    Benjamin

    • Tanja Praske

      Lieber Benjamin,

      wunderbar, dich jetzt endlich hier bei mir auch zu lesen! Es freut mich sehr, wenn ich deinen Tatendrang zum eigenen Blog wecken konnte. Bitte informiere mich, wenn es soweit ist. Ich freue mich darauf!

      Hm … auch dein Projekt und dein möglicher Beitrag zur Ankes aka @Kulturtussi’s Blogparade macht mich neugierig. Bitte auch hier die Info, wenn es soweit ist.

      Und ansonsten, hau in die Tasten. In meiner Blogroll zur Blogparade findest du eine Kategorie mit bloggenden Wissenschaftlern:https://www.tanjapraske.de/blogroll-blogparade/ . Hier kannst du dich auch informieren oder vernetzen. Und gerade die Vernetzung ist das A und O, um geistig voranzukommen.

      Alles Gute und bis bald

      Müde Grüße
      Tanja

  10. Danke, Tanja, dass du uns an dieser Erfahrung teilhaben lässt. Und es ist unendlich wertvoll, diese Erfshrung für andere weiterzugeben. Nichts anderes ist der Sinn meiner Parade gewesen.
    Lieben Gruß
    Anke

    • Tanja Praske

      Liebe Anke,

      sehr gerne geschehen! Ich hoffe, da kommt noch einige Beiträge bei deiner Blogparade zusammen. Denn Hilfestellungen können wir alle sehr gut gebrauchen!

      Herzlich,
      Tanja

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