Jetzt mit Update von 2019: Das erste Digital Media Camp 2016 (#dmcmuc) am 6. Februar 2016 in München hatte es in sich. 27 Session-Vorschläge gab es. Von vieren berichte ich. Es geht um Web-Strategien von Porno-Seiten, KiKA (in genau der Reihenfolge!), Video-Konzepte sowie Snapchat für Dummies. Wie funktioniert „digitale Kommunikation“ im Journalismus und darüber hinaus? Die Social-Media-Week-Hamburg (#smwhh19) erzwingt jetzt ein Update des Artikels!
Lernen von Porno-Websites mit @praetorius
Gefragt und aufschlussreich war die Session mit Michael Praetorius. Porno-Seiten sind extrem durchdacht, Datenfänger und erfolgreich. Stichworte: Werbeeinblendung erst nach abgeschlossener Handlung, negative Konversionskontrolle, personalisierte Mediathek durch Content-Interaktion und Verweildauer (extrem profitables Monitoring mit Option auf Verkauf von Nutzerdaten). Was blieb mir von der amüsanten und lehrreichen Session mit @praetorius hängen?
Zwei Aspekte können für die Kultur dienstbar gemacht werden:
- Content embeddbar machen
- Search API zu anderen anbieten
Vorteil von 1 – Content embeddbar
- Rückbindung zur eigenen Website
- messen auf anderen Websiten ist möglich (wie stark wird dort auf Inhalte zugegriffen)
- bietet sich vor allem für Youtube an, über die Youtube API (wie das genau funktioniert muss ich nochmals nachschauen, hängt mit der Bild URL und Video ID zusammen, Beispiel: www.isarrunde.de)
- @praetorius ist gegen Storify, da das eine Fremdplattform ist, der Traffic somit nicht auf der eigenen Website gehalten wird.
Fremdplattformen vs. Eigenplattform (Website, Blog)
Der Dienst Storify ist mittlerweile eingestellt. Wer seine Storys nicht überführte, verlor diese. Ein Argument mehr für die eigene Plattform, oder? Das geschah bereits bei Vine, posterous und bald auch bei google+. Am besten ist es, alles spielt sich auf der eigenen Website ab. Ich schätzte die formulierten, durchdachten Geschichten auf Storify mit Betonung auf Geschichten. Damit meine ich nicht das unreflektierte Reinhauen von Hashtags/Tweets mit Retweets und co. Wenn das auf der eigenen Website möglich ist, umso besser.
Eine Alternative zu Storify ist Wakelet. Das Tool nutze ich, um eigene Kampagnen zu visualisieren. Wie zuletzt für den BloggerWalk #BarockerLuxusBloggerWalk #BarockerLuxus im Oktober 2018, den ich für das Bayerische Nationalmuseum durchführte. Auf Diskussionen, die mich früher dazu anregten, ein Storify festzuhalten, verzichte ich in der Form. Wenn sie mich bewegen, dann schreibe ich dazu einen Blogpost. Meine Plattform, mein Content, meine Entscheidung, was ich damit mache und mein Umgang, auf Nachhaltigkeit und Wiederauffindbarkeit zu setzen.
Vorteil von 2 – Search API
- Partner einbinden (Vernetzung), Linkbuilding (SEO-Relevanz)
- Suche sieht nativ aus, Nutzer weiß nicht, dass er die Website verlässt
- Mehrwert für den Nutzer wird geboten, da seine Suche Treffer erzielt und er nicht google überlassen bleibt.
Viele besuchten die Session von @praetorius. Das spiegelt sich in den Blogposts zum #dmcmuc wider, exemplarisch verweise ich auf Hubert Mayers Besprechung des Barcamps „Pornos auf dem digitalmediacamp und was sonst noch so geschah„.
Von Pornos für virale Video lernen – #smwhh19
Via Twitter verfolgte ich die Diskussionen zur Social Media Week Hamburg 2019 (#SMWHH). Was 2016 @praetorius auf Websites bezog, sind jetzt virale Videos. Pornos „regen“ zu viralen Videos an, von ihnen können diese lernen. War bestimmt eine etwas andere Session.
Session: KiKA – Diskussion zur Interaktion
Das KiKA-Web und Programm-Team experimentiert, immer mit Fokus auf die Interaktion mit der jungen Zielgruppe – sehr fein! Der Sender KiKA geht neue Wege und strebt die Interaktion mit jungen Nutzern an. Die Zielgruppe sind die drei bis 13-Jährigen. Hier sind die sieben bis acht-Jährigen am aktivsten. Entsprechend der Zielgruppe verzichtet KiKA auf die Nutzung von Facebook, stattdessen setzen sie auf eigene Medienformate, wie Timster, um den Dialog mit Kindern zu fördern. Dazu passt auch der eigene Youtube-Kanal, der vor zwei Monaten on ging. Weiterer Dialog wird über die KiKA-Community angestrebt – eine Austauschplattform. Zur Teilnahme ist das schriftliche Einverständnis der Eltern erforderlich. Überhaupt unterliegen alle Formate den Senderrichtlinien zum Datenschutz, Datenarmut und Jugendschutz.
Timster
Timster finde ich persönlich sehr spannend. Zusammen mit Kindern wird mitunter ein gemeinsames Computerspiel entwickelt. Im Timster-Treff werden über die Charaktere, Hintergrund und Co diskutiert und zwar in Echtzeit. Timster führte bereits ein Game Jam durch oder lud Experten zur Spieldynamik oder Geräuschemacher ein. Die Vorgehensweise von Timster finde ich vielversprechend. Der Handlungsbogen startet im TV und wird im Anschluss an die Sendung im Livestream fortgeführt.
Zielgruppenspezifische Website
Die Programmmacher von KiKA gehen neue Wege. Sie berücksichtigen geänderte Wahrnehmungsstrukturen ihrer Zielgruppe. Viel ist auf www.kika.de im Umbruch. Try and Error ist einkalkuliert. Bin gespannt, wie es weitergeht und werde mal mit Mini testen.
Ach ja, die Website ist für Kinder optimiert. Es wurden Usability-Test mit ihnen durchgeführt. Dagegen enttäuscht die Seite Erwartungshaltungen von Erwachsenen. Für diese wird noch eine eigene Website programmiert. Tribut dafür, dass die Erwachsenen bestimmen, was ihre Kinder sehen und was nicht. Witzig, aber sehr aussagekräftig: exakte Zielgruppenanalyse wirkt sich auf Web-Aktivitäten aus – so sollte es sein – #HinterdieOhrenschreib!
#Video auf Nachrichtenseiten
Nun, das, was Michael Netsch sagte, lässt sich auf andere Bereiche übertragen.
Drei Gründe, warum Fernsehen online scheitert:
- Zeit schinden (funktioniert online nicht)
- auf Bewegtbild fixiert (online Foto-Schnipsel gefordert)
- nicht trackbar (online sehr wohl trackbar)
Wie muss dann der Film sein, um im Netz zu funktionieren?
- Mehrwert bieten.
Bewegtbild muss Information bereitstellen oder/und mit Emotionen angereichert werden, je nachdem, was das Ziel ist. - Teasering
– Überschriften
– Teasertext
– Teaserbild
Der Mehrwert muss auch im Teasering erkennbar sein. Es geht also nicht um möglichst spektakuläre Titel, Kreativität ist eher hinderlich. Klare Überschriften mit Mehrwert sind gefragt. Sie müssen die Erwartungshaltung erfüllen. Click Baits sind da hinderlich. Nutzer suchen im Netz nach Problemlösung. Der Titel muss das Problem benennen. Deshalb funktionieren Videos mit Search Content (= Erklärvideos) gut.
Das Teaserbild befindet sich in einer Zwitterwelt und das ist ein Problem. Der Film setzt auf Sehen und Hören. Das Teaserbild hingegen verzichtet auf den Ton. Also, muss es ansprechend und selbsterklärend sein.
Grundsätzlich sollte das Video mit dem stärksten Moment starten. Ein spannender Einstieg entscheidet über Erfolg oder Nicht-Erfolg eines Videos. Die Kunst besteht darin im Weglassen und im Anders-Denken. Wichtig für die Zugriffsrate ist auch die Platzierung des Videos auf der Website.
Mehrwert und Problembenennung sollten per se Leitlinien für Netzaktivitäten sein und zwar für alle Branchen. Was für den Titel im Videoformat gilt, besitzt ebenso Relevanz für Blogger – nur mal so gesagt.
Snapchat für Dummies von Richard Gutjahr
Ich muss gestehen, Snapchat erschloss und erschließt sich mir nicht so einfach, anders als andere Dienste. Beruhigend dann die Aussage von @Gutjahr: „Ihr müsst nicht mitschreiben, @PhilippSteuer hat alles Nötige über Snapchat in seinem E-Book benannt“ („Snap me if you can„). Yep, heruntergeladen habe ich mir das Buch schon längst, muss es nur noch lesen *haha*.
Die Session war sehr gut besucht. Tatsächlich gab es auf dem #dmcmuc gleich drei Sessions zu Snapchat – die Plattform bewegt. Alle wollen sie wissen, wie sie funktioniert und ob sie Bestandteil ihrer Kommunikationsstrategie werden kann. Nun, das hat sicherlich auch wieder etwas mit der Zielgruppe zu tun. In Deutschland tummelt sich ein eher junges Publikum auf Snapshat. Aufschlussreich finde ich den Artikel „„Facebook ist für mich gestorben“ – wie ein 14-Jähriger die Social Media-Welt sieht„.
2016 soll sich nun entscheiden, ob es was wird mit dem Dienst oder nicht, so Gutjahr. Da amerikanische Politiker wie Hillary Clinton Snapchat für sich entdeckt haben und strategisch nutzen, gehe er davon aus, dass Snapchat ernst zu nehmen ist. Gleichzeitig befinden wir uns noch immer in der Geburtsstunde von Snapchat, d.h. wir stehen noch ganz am Anfang der Nutzung. Um einzusteigen, sei jetzt genau der richtige Zeitpunkt, denn noch dürfen wir Fehler machen, später dann nicht mehr … so so …
Nun, Richard Gutjahr erklärte uns Stück für Stück die Funktionsweise von Snapchat. Wir hörten nicht nur zu, sondern ahmten gleich nach. Schließlich brauchten wir nicht mitschreiben (siehe Buchtipp Philipp Steuer). Die Einführung von @richardgutjahr gibt es als Video-Aufzeichnung. Also, wer Snapchat für Dummies erklärt haben möchte, der schaut es sich an. Werde ich auch noch mal machen, denn bei mir klappte nicht alles so wie gewünscht – #Learningbydoing gilt!
Wichtige Punkte für mich:
- gib deinen richtigen Namen als Account-Namen an, nur wer den kennt, findet dich auch
- Geschichte werden nach 24 Stunden gelöscht
- 3 sek für Bilder einstellen
- Reisemodus einstellen, sonst frisst die App im Hintergrund dein Datenvolumen auf
- Willst du das Gezeigte verbal kommentieren, dann zähle zunächst 21, 23, dann erst reden, da der Anfang vom Ton abgeschnitten wird
- Vorsicht bei Cheating Apps. Sie sind schnell wieder weg oder dubios, nutze sie mit Fake-Namen und ändere häufig dein Passwort (Tipp für Pros).
Snapchat gibt es noch 2019, nur anders, so #SMWHH19
Während ich von Snapchat weg bin und eher die Storys auf Instagram nutze, scheint Snapchat noch immer seine Berechtigung zu haben. Das legten die Sessions auf der #SMWHH19 nahe. Museen und Kulturhäuser setzen ebenso mehr auf Instagram als auf Snapchat. Ich entschied für mich, nicht überall zu tanzen, sondern mich zu fokussieren, da meine Ressourcen begrenzt sind. Das sollte der Leitfaden für jedes Unternehmen und Kulturhaus sein, nur das bespielen, was sie bespielen können, abhängig von den anvisierten Zielen und Zielgruppen.
MERCI – liebes Digital Media Camp 2016 -Team!
Wunderbar kurzweilig war der Tag. Nachhaltige Stichworte für mich, die für alle Bereiche, auch den Kultursektor Relevanz besitzen, sind: auf Mehrwert achten, Zielgruppenanalyse und spezifische Ansprache, Kommunikationsstrategie entsprechend der Zielsetzung.
Barcamps sind grundsätzlich zu empfehlen. Nirgendwo sonst versammelt sich so viel geballte Kompetenz in lockerer, informeller Weise an einem Ort. Supernette Menschen mit spannenden Ideen lernte ich kenne. Das Team des Digital Media Camps 2016 hat einen grandiosen Job gemacht: ein ganz herzliches Dankeschön für die umfängliche Verpflegung und die Möglichkeit des intensiven Austausches und ja, ich bin im nächsten Jahr auch als Nicht-Journalistin wieder dabei!
Wenn du etwas hier ergänzen oder auch korrigieren möchtest – her damit! Vor allem die Sache mit der Youtube-API muss ich mir nochmals anschauen. Weißt du, wie das konkret funktioniert?
=> Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn doch bitte gerne weiter. Für mehr Kulturpower folge KulturTalk auf Facebook und abonniere meinen monatlichen Newsletter – ich freue mich auf dich!
Pingback: Wie filmen mit dem Smartphone? Tipps für Android und iPhone
Pingback: Pornos auf dem Digitalmediacamp – und was sonst noch so geschah | Hubert Mayer