Blog, Facebook, Google+ und Twitter – alles in einer Überschrift – was soll das? Ganz einfach, die Social Media Plattformen spielten in der letzten Zeit eine große Rolle für mich. Sie halfen mir bei der Zusammenstellung meiner Blogroll. Spannend war das Wie und das stelle ich Euch heute vor. Meine erste Kategorie: Blogs deutschsprachiger Museen. Eine Blogroll einzurichten, klingt zunächst simpel und schnell gemacht. War es aber nicht. Warum?
Nun, erst durchforstete ich mein Gedächtnis, dann pflegte ich die Museumsblogs, die bei der MUSEO-Blogparade 2012 des Residenzmuseums mitgemacht hatten, ein, bevor ich mir andere Blogrolls anschaute und die nötigen Infos zusammentrug. Das Gefühl aber blieb, nicht alle zu erwischen. Das liegt am Blogtypus: Die Blogroll eines Museums sieht anders aus als die eines Kunstbloggers. Partikularinteressen und Sympathien bestimmen über die Aufnahme. Besonders deutlich wird das bei Museen. Sie vernetzen sich, wenn überhaupt, regional oder thematisch. Auffällig ist, dass eine zielgerichtete Vernetzung der Museen untereinander fehlt. Muss das so bleiben? Nein. Das Zufallsprinzip reicht mir nicht mehr. Dafür schätze ich zu sehr den hochwertigen Content der Museumsblogs, als dass sie irgendwo im Nirwana auf ihre zufällige Entdeckung warten.
Museumsblogs – das nachhaltigste Mittel der digitalen Kulturvermittlung
Blogs sind für mich das nachhaltigste Mittel der digitalen Kulturvermittlung. Der museologische Alltag kann hier in all seinen Facetten ausgebreitet werden. Die Arbeit ist eh da. Viele Rechercheergebnisse für eine Ausstellung, einen Ausstellungskatalog landen oftmals auf nimmer Wiedersehen in der Schublade, nur ein Bruchteil wird präsentiert. Das ist schade! Ein Blog bietet nun die Chance, das Wissensspektrum spannend darzulegen. Museen besitzen per se die Storys, nach denen Unternehmen mitunter händeringend suchen. Ein Blog bietet aber auch die Chance, die Distanz zum Besucher zu verringern oder gar aufzulösen, ihm auf Augenhöhe zu begegnen und ihm dadurch das mögliche Gefühl einer Unterlegenheit zu nehmen. Ein Blog kann also ein niederschwelliger Einstieg für die Auseinandersetzung mit einem Museum sein. Das Museum kann und darf dabei „menscheln“. Es darf experimentieren, schauen, was ankommt und was nicht.
Ein Blog zu führen ist definitiv keine Nerdangelegenheit, schon mal gar nicht, wenn es sich dabei um eine Kulturinstitution handelt. Es ist ein nachhaltiges Medium der digitalen Kulturvermittlung. Der absolute Bonus ist: Das Blog gehört Euch – Euer Content – Eure Bildrechte. Ihr seid unabhängig von Veränderungen innerhalb der Social Media Plattformen. Aus diesen Gründen sollte das Blog das Herzstück der Social Media Aktivität sein.
Sind Blogkommentare Gradmesser für den Erfolg?
Wer jetzt aber glaubt, dass die Quantität der Kommentare ausschlaggebend für den Erfolg eines Museumsblogs ist, der wird enttäuscht. De facto wird sehr wenig kommentiert. Das heißt aber nicht, dass das Blog kaum wahrgenommen wird. Steigende Besuchszahlen in der Blogstatistik bezeugen das Gegenteil. Also, nicht entmutigen lassen! Ich glaube, dass der Respekt vor einem Institutsblog sehr groß ist und deshalb wenige Diskussionen dort stattfinden. Kommentiert wird eher auf der Facebookseite des Museums. Ein weiterer Indikator, ob der Beitrag Gefallen fand, ist die Klickrate der Teilebuttons für Facebook, Twitter, Pinterest, Google+ etc., falls vorhanden. Über Unsinn wurde schon mehrfach geschrieben, auch über die geringe Kommentarbereitschaft der Leser gibt es andauernde Diskussionen. Aber das ist eine andere Baustelle. Thema hier ist die Zusammenstellung einer Museumsblogroll.
Genese einer Museumsblogroll – Hilfe der Crowd
46 Museumsblogs befinden sich aktuell auf meiner Liste. Sie wird ergänzt um die Twitternamen der Institutionen, sofern sie denn einen Account besitzen. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass ein Twitteraccount sehr sinnvoll ist. Mein Gefühl zur Blogroll changiert zwischen zerknirschtem „Uaahh“ und freudigem „Wow“. „Uaah“, wenn man bedenkt, dass es allein in Bayern ca. 1350 Museen gibt … „Wow“, weil es nennenswert mehr geworden sind. Wie bin ich aber zu meiner Blogroll gekommen?
Aufruf auf Facebook und Google+
Facebook half mir weiter. Auf meiner Seite bat ich um Hilfe bezüglich der Blogroll. Und es funktionierte – ein großes Dankeschön dafür! Die Blogroll wuchs stetig. Den einen oder anderen Vorschlag habe ich verworfen, da der letzte Artikel der Institution schon länger zurücklag. Ich wollte die „recht“ aktiven bloggenden Museen herausfiltern. Denn nicht wenige Blogs verkümmern nach einiger Zeit oder werden ganz eingestampft. Zwei Tage lang erhielt ich Hinweise und führte sympathische Dialoge. Auf Twitter informierte ich kontinuierlich über das Gedeihen der Museumsblogroll. Die Aufmerksamkeit war da. Der Aufruf auf Google+ hingegen half nicht weiter, wenngleich er zumindest einmal geliked wurde.
Zufallsprinzip und Aufruf auf Twitter
Auf Twitter hatte ich zunächst nur über das Anwachsen meiner Museumsblogroll berichtet. Einige Tweets richteten sich gezielt an Museen. Ich informierte sie über die Verlinkung. Der Vernetzungsgedanke stand hierbei Pate. Sie reagierten durchweg vorbildlich und sehr positiv – ein großes Dankeschön dafür! Meine Updates wurden oft angeklickt – von wegen Twitter bringt nichts und ist eine reine Linkschleuder …
Zwei bloggende Museen entdeckte ich per Zufall via Twitter: das @DuemmerMuseum und das @KranichMuseum (Das Blog ist mittlerweile eingestellt, Stand 3.2018). Das Duemmer-Museum setzte einen Freudenstweet über den 100. Follower ab, diesen retweetete jemand aus meiner TL. Ich folgte dem Museum noch nicht, sah mir das Profil an und entdeckte … ups, die haben ja ein Blog. Das Kranich Museum war eine Empfehlung von Twitter in der Sidebar. Das Dümmer-Museum folgte Ihnen. Das machte mich neugierig, also, angeklickt, Blog gesehen, aufgenommen. Das Kranich Museum ist m. E. auch das einzige Museum, das sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch bloggt – Daumen hoch dafür!
Nach diesen Erfahrungen startete ich einen expliziten Aufruf auf Twitter. Merci beaucoup für die zahlreichen Retweets! Dadurch erfuhr ich von zwei weiteren Museen – das Kaufmannshaus (mittlerweile eingestellt, Stand 3.2018) und das Kulturgut Haus Nottbeck.
Fazit und Aufruf zur Mithilfe
Vielen Dank an alle, die mir geholfen haben. Vielleicht gibt es noch mehr, mir unbekannte Museumsblogs da draußen, bitte her damit. Wertet diesen Blogpost als Aufruf zur Mitarbeit! Es bleibt noch viel zu tun, die bloggenden Museen zu vernetzen und noch besser bekannt zu machen. Vielleicht ermutigt das auch andere Museen dazu, die Chance zu ergreifen und ein eigenes Blog zu starten, indem sie schauen: Wie und warum machen es die anderen? Und darüber hinaus zu überlegen, wie ein Blog für sie eventuell Sinn macht.
Aktuellen Stand in: „Museumsblogroll via Social Web: Sichtbarkeit und Vernetzung„.
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Liebe Tanja,
erstmal herzlichen Dank für den tollen Post. Hat mir sehr gut gefallen! Gerade was die Museumsblogs angeht, haben wir Anfang nächsten Jahres etwas Spannendes oder auch mal Anderes (?) für den Blog geplant.
Nun erstmal eine fröhliche Adventszeit und auch ein dickes Danke für die nette Erwähnung.
Mit besten Grüßen aus Bonn
Stephanie
Liebe Stephanie,
sehr gerne geschehen! Ich bin froh um jeden neuen Museumsblog. Bewahrt euch die Freude und Arbeit daran. Dann lässt sich sehr viel damit anfangen!
Auch dir und dem „Blogteam“ wünsche ich eine schöne Weihnachtszeit.
Viele Grüße,
Tanja
Liebe Tanja,
tatsächlich ist es eine große Herausforderung, da auch dran zu bleiben und die Liste immer weiter zu ergänzen. Leider wird es wohl dann auch so sein, dass du sie immer wieder auf Aktualität hin durchforsten musst. Denn leider zeigt die Praxis, dass viele Blogs angefangen werden – aber auch nicht wenigen nach einiger Zeit die Puste ausgeht. Das liegt sicher auch daran, dass nicht genügend Ressourcen bereit gestellt werden, damit diese Blogs kontinuierlich geschrieben werden. Was mir immer wieder begegnet, ist der Ruf nach einem solchen Kanal, wenn es darum geht, dass man gerne für etwas schnell Aufmerksamkeit erzeugen möchte. Tja, und wenn man da nicht ein Blog hat, dessen Leserschaft man über einen längeren Zeitraum bei der Stange gehalten hat, dann kann man es eigentlich vergessen. Da fehlt es noch an Verständnis für diese Art der Öffentlichkeitsarbeit bzw. Kommunikation. Wieder hat man nur die Einbahnstraße im Blick! Ich hoffe sehr, dass sich das einmal ändern wird. Solange Kolleginnen wie du sich da mit riesigem Engagement auf den Weg machen, habe ich aktuell noch Hoffnung :-)
Ich danke dir an dieser Stelle einfach mal dafür und für den guten Austausch zwischen West und Süd …
Einen wunderbaren ersten Advent wünscht dir Anke
Liebe Anke,
ja, mir schwant auch, dass ich immer wieder prüfen muss. Aber vielleicht helft Ihr alle mir dabei. Informiert mich, wenn ein neuer Blog eingerichtet ist bzw. ein bestehender ausläuft. In der Tat werde ich Blogs wieder entfernen, denen die Puste ausgegangen ist. Denn die Blogroll soll Mut machen. Mut ein Blog als ergänzendes Kommunikationsmittel einzusetzen. Dabei darf auch gespickert werden. Wie machen es die anderen? Was können wir uns für unser Haus vorstellen? Abkupfern ist nicht, aber Anregungen können so gewonnen werden. Warum sollte die Kulturinstitution sich nicht auch an die Betreiber eines Blogs wenden. Ihnen Fragen nach den Erfahrungswerten etc. stellen? Das ist best practice für die von mir gewünschte Vernetzung der Museen untereinander.
Besteht ein Museumsblog schon länger, die Leserschaft wächst oder bleibt zumindest konstant, dann können tatsächlich auch befristete Aktionen erfolgreich sein. Warum den Inhalt auf Facebook verschießen? Mancher Content gehört einfach in ein Blog und gewinnt darüber Nachhaltigkeit. Ein Blogpost muss auch nicht immer lang sein.
Noch richten sich meine Blogposts an Kulturschaffende, aber auch das wird sich vermutlich weiterentwickeln. Mein Fokus liegt generell auf Kulturinteressierte und die Kultur-/Kunstvermittlung. Nur das ist wieder ein anderes Thema …
Deine Adventsgrüße gebe ich von ganzem Herzen zurück. In der Diskussion mit dir und den anderen Interessierten sehe ich den Sinn für mein Blog!
Liebe Grüße, Tanja
Zunächst vielen Dank für die Initiative, die deutschsprachigen Museumsblogs zusammenzustellen! Das ist überaus hilfreich, wenn man im Blick behalten will, was und wie die Museen so bloggen.
Die Einschätzung, dass ein Blog das nachhaltigste Mittel der digitalen Kulturvermittlung ist, teile ich vollauf. Neben den genannten Gründen wäre noch zu nennen, dass Blogs sehr effizient die Sichtbarkeit im Netz erhöhen und dass das Format Blogpost nicht allzuweit von Publikationsformen entfernt ist, mit denen Geisteswissenschaftler und Musuemspraktiker seit Langem vertraut sind.
Hier noch ein recht junges Projekt: Das Blog der Domäne Dahlem – Landgut und Museum in Berlin.
http://domaene-dahlem-blog.de/
Vielen Dank für den Hinweis, Michael! Das Blog der Domäne Dahlem ist aufgenommen :-)
Sichtbarkeit und Nachhaltigkeit sind die schlagenden Argumente pro Museumsblog. Analoge und digitale Aktionen bleiben so über einen längeren Zeitraum im Netz auffindbar. Es wäre schön, wenn noch mehr Museen Blogs für sich entdecken. Ich bin gespannt wie sich diese Form der Kunstvermittlung weiterentwickelt.
Schöne Grüße, Tanja