Leben im Odenwald bedeut für Friederike vom Landlebenblog pure Landlust. Landfrust ist kein Thema für sie. Im Gegenteil, die rasende Reporterin vom Land spürt spannende Geschichten auf. Es muss nicht immer die Reise in die Ferne sein oder das Leben in der Großstadt, das den besonderen Kick gibt. Nein! Lies das Montagsinterview mit ihr und du weißt, warum ich sie unbedingt löchern wollte – die Stichworte: Gummistiefel, Zugezogene, Journalisten vs. Blogger, Audio-Guides, Kultur und Schreibtipps – das Ganze mit viel Esprit und Humor garniert!
Nachgefragt bei Friederike vom Landlebenblog : Bloggen über das Leben im Odenwald
Liebe Friederike,
auch wir kennen uns jetzt schon länger, leider immer noch nur digital. Du hast bei meiner Blogparade „Mein Kultur-Tipp für Euch“ (2014) mitgemacht. Als Geheimtipp stelltest du das Freilandmuseum Gottersdorf vor. Wandert eine Berlinerin nach Badisch-Sibirien aus in den Odenwald, dann ist der Kulturschock allgewaltig. Das Freilandmuseum, die Alltagskultur, half dir dabei, geistig anzukommen. Ich habe den Artikel verschlungen. Humorvoll, lebendig und schnörkellos schilderst du wort- und bildreich deine Erlebnisse und Gedanken mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Genau deshalb interviewe ich dich sehr gerne!
1. Stell dich doch bitte mal kurz vor: Wer bist du und was machst du beruflich? Gibt es Wechselwirkungen zwischen Beruf und Bloggen bei dir?
Erstmal vielen Dank, dass ich dabei sein darf, liebe Tanja – ich verfolge Dich ja seit Deiner Blogparade sehr aufmerksam und bewundere insgeheim immer, was Du so alles auf die Beine stellst!
Also, zu mir: Ich bin Friederike, Ex-Berlinerin, selbsternannte Landpomeranze und Bloggerin. Hauptberuflich Radiokorrespondentin im Hohen Norden Baden-Württembergs und damit alleine verantwortlich für eine Region, die so groß ist wie das halbe Saarland.
Nun gibt es hier wenig „hochoffizielle“ Termine, kaum Pressekonferenzen, also sause ich durch die Gegend wie die berühmte „rasende Reporterin“ und suche und finde all die Geschichten, die auf der Straße liegen, um sie dann im Radio zu erzählen. Dabei finde ich natürlich auch immer wieder jede Menge Themen und Geschichten für mein Blog. Umgekehrt machen mich manchmal Blogleser auf die eine oder andere Geschichte aufmerksam, der ich dann auch journalistisch nachgehen kann – insofern gibt es also deutliche Wechselwirkungen.
2. Warum bloggst du? Was bedeutet dir dein Blog?
Um ehrlich zu sein: ich habe zu einer Zeit mit dem Bloggen angefangen, als ich zwischendurch dachte, ich halte es hier auf dem Land nicht länger aus. Mir fehlten die privaten Kontakte, mir fehlte das Städtische, ich fühlte mich wie eine Außerirdische und sah nur noch alles grau in grau. Das Bloggen brachte mich – zunächst, ohne, dass ich das überhaupt merkte – dazu, wieder die tollen Seiten am Landleben zu sehen, die tollen Menschen um mich herum, die tollen Geschichten. Ich sage immer: das war wie eine Art (Achtung!) Eigenurinbehandlung, und es wirkte! Noch dazu gibt mir mein Blog die Möglichkeit, auch Geschichten zu erzählen, die ich im Radio vielleicht nicht erzählen kann, weil sie zu lang, zu sentimental, zu subjektiv sind. Während ich im Radio Beiträge zwischen 30 Sekunden und maximal drei Minuten Länge produziere, kann ich mich auf dem Blog austoben, wie ich will – herrlich.
3. Pardon, ich kann es nicht lassen, spreche es trotzdem an, auch wenn es ermüdend für dich ist, immer wieder über die Antipode Landlust vs. Landfrust als ehemalige Großstädterin interviewt zu werden, wie zuletzt in „Jetzt neu!“. Was glaubst du, warum interessiert das die Medien bis jetzt? Was möchtest du dem entgegensetzen im Sinne von: Worüber möchtest du mal unbedingt interviewt werden?
Ja, es ist ein bisschen ermüdend, aber es zeigt eben auch, dass offenbar die Sehnsucht nach dem Landleben immer noch da ist und immer noch größer wird bei vielen Menschen. Vielleicht liegt es auch am Zustand unserer Welt: je mehr die in Stücke zu zerfallen scheint, je mehr es an allen Ecken und Enden kracht, desto größer ist die Sehnsucht nach der vermeintlich heilen Welt auf dem Land, nach Ruhe und Geborgenheit.
Insofern verstehe ich auch, dass es auch Journalisten-Kollegen immer wieder fasziniert, dass da eine von ihnen aus dem trubeligen Leben der Hauptstadt abgehauen ist, auf die angebliche „Karriere“ gepfiffen hat und ins tiefste Hinterland gezogen ist, um hier zwar immer noch als Redakteurin zu arbeiten, aber eben doch das Leben von einer völlig neuen Seite zu erfahren. Also, liebe Kollegen: fragt mich gerne weiterhin zum Thema Landlust-Landfrust, ich bin zwar schon seit 17 Jahren hier, aber es fühlt sich immer wieder neu an.
Ansonsten habe ich einen Wunsch: Ich möchte gar nicht interviewt werden, aber ich würde gerne mal befragt, als Zugezogene in der Provinz. Ich träume davon, dass Bürgermeister oder Landräte Runde Tische einrichten (die würde man in der coolen Stadt natürlich nicht Runder Tisch, sondern ThinkTank nennen), und dass sie dazu eben nicht nur die üblichen Verdächtigen einladen, die seit Generationen hier leben, sondern explizit auch die vielen Zugezogenen. Ich träume davon, dass unsereiner in quasi institutionalisierter Form zu Themen des Gemeindelebens oder der Kommunalpolitik befragt würden: Wie seht Ihr als Zugezogene das? Ihr habt vielleicht doch einen neuen Blick! Ihr seid vielleicht rumgekommen in der Welt und habt ganz andere Gedankengänge. Ich glaube, das wäre eine äußerst kreative Sache. Aber auf mich hört hier ja leider niemand, ähem.
4. Was empfiehlst du Nachwuchsjournalisten im Umgang mit den „neuen Medien“, die so neu schon gar nimmer mehr sind, trotzdem aber immer noch bei einigen Verschnupfung provozieren. Beispielhaft ist die immer wieder aufflammende, totlangweilige Diskussion wer der bessere Berichterstatter ist: der Journalist oder der Blogger. Was ist für dich der springende Punkt im Hinblick auf Verlagssterben sowie steten Verkleinerung der Redaktionen „klassischer“ Medien. Wie können bzw. müssen sich Journalisten der digitalen Transformation der Gesellschaft stellen?
Nachwuchsjournalisten sind nach meiner Erfahrung schon richtig fit im Umgang mit den sogenannten Neuen Medien, die lernen das ja inzwischen auch in der Ausbildung. Woran es eher fehlt, ist meiner Ansicht nach die klare Linie in den Redaktionen. Wenn es Redaktionen gibt, die noch nicht mal ein online-Team haben, wo Zeitungskollegen also neben dem Recherchieren, dem Schreiben, dem Redigieren, dem layouten auch noch rasch mal facebook oder twitter bedienen sollen, am besten unter ihrem privaten Account, dann kann das nicht gutgehen. Wenn ein Kollege mir sagt, dass er beim ganz normalen Tagesgeschäft für „Recherche“ nun wirklich keine Zeit mehr hat, dann ahne ich auch, warum viele Tageszeitungen immer mehr Abonnenten verlieren. Wenn die mobilen online-Auftritte immernoch so aussehen wie die Desktop-Version und Du am Smartphone Augenkrebs bekommst, dann haben Verlage nichts verstanden. Und wenn sie dann den Bericht über die Heimniederlage des TSC Frischauf Posemuckel noch hinter einer Paywall verstecken, in ihrer Verzweiflung, dann kann ich ihnen auch nicht helfen. Ich weiß ja auch nicht, wie es gehen könnte. Ich weiß aber, dass es dafür Experten gibt, aber die – und die Umsetzung ihrer Ideen – kosten eben gutes Geld.
5. Gab es im Verlauf deiner Bloggerzeit ein Aha-Erlebnis, das dich nachsinnen ließ und zu weiteren Ideen anleitete? Das kann auch eine Leserreaktion sein, die dich berührte.
Oh ja, das gab es. Ich hatte in einem Beitrag über ein kommunalpolitisches Thema am Rande geschrieben, dass man sie ja kennt, die Politikerelite in den großen Städten, die Herren, die mit handgenähtem Schuhwerk und schickem Blazer abends in den Gemeinderäten sitzen und sich wichtig fühlen. Und dass es hier auf dem Land eben diese ganz anderen Kommunalpolitiker gibt, ehrenamtlich zumeist, die bei der Sitzung des Gemeinderates erscheinen, als kämen sie direkt aus dem Stall, am besten noch in Gummistiefeln.
Es brach ein Sturm der Empörung los. Gummistiefel! Wie kann sie nur? Im betreffenden Gemeinderat diskutierte man gar, ob man mit einer offiziellen Resolution gegen mein Blog angehen könne. Wegen Gummistiefeln! Ich hatte die Gummistiefel als Synonym für bodenständige, ehrliche Arbeit verwendet, und ich muß nicht dazusagen, dass ich selber inzwischen vier Paar Gummistiefel besitze, die ich mit großen Stolz trage, mein Lieblingspaar hat einen halben Monatslohn gekostet und ist handgemacht und aus Naturkautschuk. Hier aber hatte man gehört: Gummistiefel = dumme Bauern, rückständiges Volk. Dasselbe Wort, aber zwei komplett gegenläufige Interpretationen.
Das war ein Aha-Erlebnis, und inzwischen kenne ich mehrere solcher Wort-Fallen, und ich habe gelernt, dass Deutsch eben nicht immer gleich Deutsch ist. Dass ich hier mitunter in einem völlig anderen Kulturkreis lebe, und dass hinter manch einer Ecke ein sprachliches Missverständnis lauert. Inzwischen haben wir uns aber alle wieder lieb.
6. Ich mag es sehr, wie du mich in deinen Texten bildlich an die Hand nimmst und mich durch überraschende Wendungen deiner Erzählungen berührst, wie beispielsweise in Brennglas. Hier zoomst du uns ganz nebenbei in Geschichtsverarbeitung der Nazizeit hinein. Locker, leicht und doch eindrücklich: Du animierst mich zum Nachdenken über Hanka Szendzielarz, ihre Zeit und was Hanka den Menschen des Dorfes bis jetzt bedeutete. Wie bist du auf die Geschichte gekommen? Was verleitete dich so zu erzählen, wie du erzählst?
Schön, dass Du ausgerechnet diese Geschichte erwähnst, sie liegt mir besonders am Herzen. Auf Hanka bin ich aufmerksam geworden, weil ich morgens immer mal wieder auf der Hunderunde an ihrem Grab vorbei komme, und mich natürlich gefragt habe, was es wohl damit auf sich hat. Dann lernte ich im Nachbardorf die Familie kennen, die sich – auch gegen Widerstände – sehr um die Erforschung von Hankas Geschichte bemüht hat, sehr nette Menschen, die inzwischen zu Freunden geworden sind. Und irgendwie bewegt mich das alles: Hankas Geschichte ebenso wie das unermüdliche Bemühen dieser Leute, Hanka noch einmal zu würdigen und zu verhindern, dass derlei Geschichten vergessen werden. Und das alles eben auf einem winzigen Dorf, irgendwo im tiefen Wald – das berührt mich sehr.
7. Oft muss ich herzhaft lachen, wenn ich deine Blogposts lese, mal sind sie kurz und knackig mit Vorgeschichte, wie „Neues Spiel, neues Glück“ (Fuchs und Hahn), mal visuell, wie Unterwegs und mal eindrücklich und vorwitzig, wie Lost place. Woher stammen die Ideen zu deinen Artikeln? Gibt es konkrete Anlässe, die dich zu diesen animieren? Haben dir deine Leser Anregungen dazu vermittelt?
Ich habe einfach das Glück, dass ich in meinem Job als Radiofrau viel herumkomme, viel sehe, viel höre. Vieles davon wandert dann in irgendeiner Form auch in den Blog. Mein Arbeitstag besteht zu guten Teilen auch daraus, dass ich in der Gegend herumfahre, von Termin zu Termin, die Wege sind weit hier im Odenwald, und die Landschaft ist wunderschön, oft halte ich dann kurz an, springe raus, mache ein Foto fürs Blog und fahre dienstlich weiter. Ich hoffe nur, dass mein Chef das jetzt nicht liest. Aber er ahnt vermutlich ohnehin sowas in der Art.
8. Du schreibst mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Lebendigkeit. Hat sich das über das viele Schreiben so entwickelt oder gehört das einfach zu dir? Wirkt sich darin deine Tätigkeit für eine große Rundfunkanstalt aus, Stichwort: gesprochene Sprache? Welche Schreibtipps empfiehlst du Bloggern, um Leser zu berühren?
Danke für das Kompliment! Ich glaube, das hat sich einfach nach 30 Jahren (uff…) in dem Job so entwickelt. Wer es ernst meint mit gutem Radiojournalismus, übt sich eben tatsächlich darin, in einer besonderen Art zu schreiben, damit er die Hörer mitnimmt und sie in ein Thema förmlich hineinzieht.
Für mich ist es immer das Tollste, wenn Leute sagen: wenn ich Deine Texte lese, höre ich Dich vor meinem inneren Ohr. Das ist es, was ich im Blog will: Dass Menschen etwas lesen – und sich dann in ihren Ohren und vorallem in ihrem Kopf etwas abspielt.
Die Bloggerszene ist ja so vielfältig, dass ich mich schwertue, schlaue Tipps zu geben, aber eines kann man vielleicht allgemein sagen: Bleibt authentisch in Eurem Schreiben, bemüht Euch nicht um supi-lockeren Ton, wenn Ihr nicht wirklich supi-locker seid. Verwendet keine verschwurbelte Sprache, nur weil Ihr einen Text schreibt, sondern schreibt, wie Ihr seid. Und lest gute Texte! Und vor allem immer noch und immer wieder Sprach-Papst Wolf Schneiders gesammelte Werke, ich bin da ziemlich old-school, aber er ist und bleibt der Beste zum Thema „Gutes Deutsch“.
9. Kultur-Museum-Frage: Kultur und Kunst betrachtest du aus unterschiedlicher Perspektive. Ob die Schirn auch so schmunzelte wie ich über dein Klosett-Bericht in „Schöner Scheiss.“, ist mir nicht bekannt – eine definitiv ungewöhnliche und amüsante Geschichte über das Kunsthaus. Wie genießt du am liebsten Kunst und Kultur? Was wünschst du dir von Museen oder Kulturinstitutionen allgemein? Was machen sie gut oder was fehlt dir bei ihnen (außer größere Toiletten 😉)? Wie erreichen und berühren sie dich am ehesten?
Nachdem zu unserem Exotenhaushalt auf dem Lande neben Hühnern, Hunden, Katzen ja nun auch ein bildender Künstler gehört, mein Gatte nämlich, genieße ich Kunst nahezu täglich, das ganze Haus hängt voll mit seiner modernen Malerei, und wenn ich nicht aufpasse, hört mein Geo beim Malen auch noch irgendwelche grässlichen Opern-Arien, so laut, dass die Wände wackeln -, Malerei UND Musik also, mein Kunstbedarf ist gedeckt.
Aber im Ernst: natürlich fahren wir oft auch in irgendwelche Museen und Ausstellungen, und meistens bin ich hinterher genervt: Von viel zu langen Texten in völlig verschwurbeltem Kunsthistorikerfachchinesisch (sorry, aber da sind wir wieder beim Thema „Gutes Deutsch“), von fehlenden Hinführungen und Einordnungen, von unklarer Wegweisung zwischen den einzelnen Räumen, von schlechtem Licht (Hallo, Schirn, die Beleuchtung war nicht Euer Ernst, oder?) von desinteressiertem bis ahnungslosem Personal. Ich gebe zu, ich werde da inzwischen auch schon mal bockig und stelle mich dümmer als ich bin, aber oft denke ich: Hey, Leute, so bekommt Ihr NIE neues Publikum für die Kultur. Die Ausstellungsmacher sind sicher begeistert von ihrer Ausstellung – warum schaffen sie es nicht, mir diese Begeisterung – vielleicht sogar den Bezug zu mir und zur Jetzt-Zeit- zu vermitteln?
Ein fast 80jähriger Bekannter, weltgewandt und schlau, war neulich mit seinem 50jährigen Sohn im Museum, beide mit Audio-Guides. Der Alte war am Ende schwer enttäuscht und sauer „wegen der unverständlichen Texte“, der Sohn hatte sich bestens amüsiert und hatte viel gelernt – er hatte sich für die Kinder-Audio-Führung entschieden. Vielleicht mache ich das zukünftig auch so. Oder ich diene mich mal als Mitarbeiterin bei der Entwicklung von Audio-Guides an. Ich glaube, da ist auch noch Luft nach oben in vielen Häusern.
10. Dein Lebensmotto für die Leser*innen: Was möchtest du uns mitgeben?
Nicht unbedingt das alleinige Lebensmotto, aber doch eine Erkenntnis, die mir als preußischer Protestantin in der Vergangenheit sehr geholfen hat: „Ja, es gibt einen Menschen auf dieser Welt, dem gegenüber Du wirklich ein schlechtes Gewissen haben solltest. Und das bist Du selber.“ Also, macht, was Ihr für richtig haltet. Zieht aufs Land. Werdet Landpomeranze. Oder zieht endlich nach Berlin. Nach Hamburg, nach Hawaii, was weiß denn ich. Oder färbt Euch die Haare grün. Rot. Blau. Euch muss es passen. Sonst niemandem.
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Liebe Friederike,
ein ganz dickes Dankeschön für die wunderbaren Gedanken. Das mit dem Audioguide reiche ich mal an die Museumswelt direkt weiter. Ja, es ist eine große Herausforderung für das Hören zu schreiben. Habe mich auch mal damit im Rahmen der Nymphenburg App befasst und dabei viel gelernt.
Was möchtest du schon immer von Friederike wissen? Was sind deine Gedanken und Schreibtipps?
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Liebe Tanja, liebe Friederike (ich bin mal so frei, auch wenn wir uns nicht kennen ;-) ),
Danke für dieses tolle Interview in dem ich mich auch an vielen Stellen wiedergefunden habe.
Da ist zum Beispiel das „verschwurbelte“ Geschreibe, das übrigens nicht nur Kunsthistoriker können, sondern auch die Leute meienr Zunft, der Historiker.
Und da ist auch das „Lernen“ des Schreibens. Das „Sich-Trauen“ einfach seinen eigenen Stil zu entwickeln und zu dem dann auch zu stehen.
Ich würde mich auch freuen, wenn das in Museum häufiger umgesetzt würde. Fachlich richtig muss eben nicht zwingend verschwurbelt und langweilig heißen!
Liebe Grüße aus der Stadt
Anja
Liebe Anja,
merci – das Lob reiche ich mal tutti completti an Friederike weiter!
Das mit dem Schreiben ist so eine Sache. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, sich von Erlerntem zu lösen: Denn Schachtelsätze und Fachwörter sind in der Wissenschaft sehr beliebt. Trotzdem, hier gab es immer mal wieder Vorträge, die so lebendig und klasse waren und so ganz anders als man es sonst gewohnt war. Aber tatsächlich besaß das Seltenheitswert und wurde nicht wirklich vermittelt.
Mein Prof fragte mich mal, als wir eine Hausarbeit von mir besprachen, was ich denn von Marcel Proust halte. Mit der Frage konnte ich gar nichts anfangen. Tatsächlich wollte er mich dazu motivieren, nicht mehr so technokratisch, verkropft zu schreiben, sondern einfach nur leichter, berührender. Ein anderer Dozent empfahl uns für unsere schreibe Kurt Tucholsky. Das war es dann aber auch schon.
Meine Student*innen von #digkv an der LMU möchte ich mehr mitgeben. Wir hatten einen Schreibworkshop in unserer letzten Sitzung am Montag, durchgeführt von einem Studenten, der auch Wolf Schneider ins Spiel brachter – so treffend zum Montagsinterview mit Friederike. Den Kurs übers #Storytelling kannst du übrigens auch im Storify nachvollziehen: https://storify.com/TanjaPraske/storytelling-im-museum-wie-geht-das
Am 29.5. kommt dann Antje zu uns, da also dann einfach auf Twitter unter #digkv nachschauen.
Sonnige Grüße
Tanja
Danke, das freut mich natürlich auch! Ich erlebe in meinen Seminaren (die ich nebenher noch gebe) immer wieder, dass es eben leider gerade im deutschen Wissenschaftsbetrieb gar nicht gerne gesehen wird, wenn Autoren und Autorinnen einfach, klar und deutlich formulieren – mal überspitzt formuliert. Es soll einfach möglichst verschwurbelt klingen. Meine Seminarteilnehmer sind immer sehr glücklich über meine Tipps zum besseren schreiben (und Sprechen), aber gleichzeitig stöhnen sie verzweifelt „Wie soll ich das meinem Chef beibringen, der WILL es doch am liebsten kompliziert und un-verständlich!“ Angeblich machen es die Wissenschaftler im englischsprachigen Raum sehr viel besser. Aber wir arbeiten dran, Sisyphos lässt grüßen!
Der Dank geht an DICH! ;-) Dann rollen wir jetzt mal die Audio-Guide-Welt neu auf! (Würde mir echt Spaß machen….) Ganz liebe Grüße aus dem Wald!
Liebe Friederike,
du tätest den Museen gut hinsichtlich Audio-Guides, vermutlich nicht nur damit. Fakt ist, dass es für uns Kunsthistoriker schon schwierig ist, diese Art von Texte zu schreiben. In meinem Freundeskreis habe ich ähnliches gehört, von dem du berichtest, nämlich dass die Kinder-Audio-Guides so wunderbar kurzweilig sind!
Als Volontärin hatte ich mal ein Schreibseminar besucht, von dem ich viel gelernt habe. Herausgesprungen ist dabei dieser Blogpost: https://www.tanjapraske.de/wissen/lehre/die-wichtigste-nebensache-texte-schreiben-fur-museen-und-ausstellungen/
Ich musste mal Audio-Guide-Texte für das Schloss Schleißheim schreiben und das fiel mir extrem schwer. Am Ende gab es Krankheit etc., die ihn mich nicht beenden ließen und meine Nachvolontärin schrieb diese Texte, entsprechend auch neu, damit der Stil einheitlich ist. Ich habe aber sehr viel für die Nymphenburg App daraus gelernt. Da hatte ich die Reife, anders zu schreiben, weg vom Kunsthistorikergeschurbel, auch wenn ich jetzt einiges noch einmal anders schreiben würde, aber das ist wohl immer so, je mehr man schreibt, umso mehr entwickelt man sich auch weiter.
Dir noch ein ganz herzliches Dankeschön für dieses wunderbare Interview. Ich habe mich sehr über deine Antworten gefreut!
Herzlich,
Tanja