Dr. Kremer zeigt Farbe in der Galerie Bender #Blogparade #KulturEr

Bender„Dr. Kremer zeigt Farbe in der Galerie Renate Bender“ erscheint hier als Gastbeitrag der Galerie Bender zur Blogparade „Mein faszinierendes Kulturerlebis“. Vielen herzlichen Dank für diesen schönen Bericht aus der Alltagswelt einer Galerie. Der junge Künstler Matt McClune mischt seine besonderen Farben vor dem Galeriepublikum an – berührend und nachvollziehbar beschrieben – klasse gemacht, Katharina Schwinn!

Artikelbild Galerie Bender: Ausstellungsansicht. Links: Bim Koehler, E-130.11 – 2013 Rechts: Matt McClune, „Black and Pink on Black Ground“ – 2013

Etwa dreißig Besucher haben sich eingefunden, um an diesem Sonntag im September die Pigmentvorführung in der Galerie Renate Bender zu erleben. Matt McClune, unser junger amerikanischer Künstler, steht hinter dem massiven Marmortisch und ist etwas nervös ob der erwartungsvollen Blicke. Eigentlich sollte ja Herr Dr. Kremer hier stehen, aber der konnte nicht am Sonntag, und daher ist Matt McClune eingesprungen. Auskennen tut er sich ja mit der Materie, schließlich mischt er sich die Farbe für seine ausdrucksstarken Acrylbilder selbst an aus Pigment und Bindemittel. Doch wie werden die Besucher mit den englischen Erläuterungen klarkommen?

Lasst doch mal die Kinder nach vorne

Der Andrang wächst, immer mehr Leute drängen zur Tür hinein. Unsere Kooperation mit Kremer Pigmente hat die Entdecker auf den Plan gerufen, natürlich auch Künstler, aber vor allem Neugierige, die schon immer mal wissen wollten, wo die Farbe eigentlich herkommt und wie sie entsteht. Einige Kinder stehen verschüchtert hinter den Erwachsenen. Ganz im Geiste Loritos rufe ich: „Lasst doch mal die Kinder nach vorne!“ in die Menge, und als jeder seinen Platz gefunden hat stellt die Galeristin Renate Bender den heutigen Vortragenden vor:

Matt McClune ist einer der fünf Künstler, deren Arbeiten hier in der Ausstellung „Lapislazuli & Purpur. How Color Came to Us“ gezeigt werden. Sie alle zeichnet ein spezieller Umgang mit der Farbe aus. Parallel dazu haben wir von unserem Kooperationspartner, der Kremer Pigmente GmbH & Co.KG, eine Wandinstallation mit Pigmentgläschen sowie einen massiven Marmortisch mit sämtlichem Farbmisch-Zubehör aufgestellt bekommen. Das ganze Open Art-Wochenende lang gibt es rund um diesen Tisch Vorträge und Pigmentvorführungen, um zu zeigen wie Farbe entsteht, und welche Verwendung sie in der zeitgenössischen Malerei findet. Die heutige Vorführung mit Matt McClune wird auf Englisch stattfinden, bei Bedarf wird aber gerne übersetzt.

Matt erklärt zunächst, wie schon bei unseren Vorfahren in der Steinzeit Pigment aus Erde oder Kreide gewonnen wurde, und zeigt, wie aus einem rostroten Erdbrocken in mühsamer Mahlarbeit mit dem Mörser feines Pulver wird. Dieses wird auf dem Marmortisch mit Hilfe eines kleinen Spatels mit Leinöl vermischt und anschließend mit einem Reibstein zu einer homogenen Farbmasse verarbeitet. Die so entstandene Farbe dürfen die Besucher dann gleich ausprobieren, ein mutiger Freiwilliger taucht vorsichtig den Pinsel in die Farbe und bringt ein paar zaghafte Striche aufs bereitgelegte Papier.

Matt McClune beim Anreiben der Farbe; Foto: Galerie Bender

Matt McClune beim Anreiben der Farbe; Foto: Galerie Bender

Das Eiweiß ins Glas – das Eigelb mitten auf den Tisch

Dann kommt die Königsdisziplin: Ei-Tempera. Matt sucht aus der Pigmentwand im Ausstellungsraum nebenan ein Fläschchen mit altrosa Pigment aus: Nelkenfarbe, ursprünglich in der Porzellanmalerei und auch in der englischen Aquarellmalerei des 18. und 19. Jahrhunderts verwendet, um die kleinen rosa Blümchen lichtecht zu verewigen. Auch Matt hat es vor kurzem erst zusammen mit wertvollem Lapislazuli in einem Bild verarbeitet.
Der Künstler gibt jetzt ein wenig Pigment aus dem Fläschchen auf den Marmortisch und greift zum Eierkarton auf der Fensterbank. Unter staunenden Blicken schlägt er – geübt nicht nur in der Kunst sondern auch begabter Koch – das Ei mit einer Hand auf. Er fängt das Eigelb in der Handfläche und lässt das Eiweiß in ein bereitgestelltes Glas ablaufen. Dann lässt er das Eigelb aus der Hand auf den Tisch glitschen und fängt an, mit geübten Bewegungen des Spatels das Pigment mit diesem natürlichen Bindemittel zu verarbeiten. Da die so entstandene Farbe wegen des Eis für die heutigen Zwecke zu schnell trocknen würde, gibt er noch ein wenig Acrylbinder hinzu und dann kommt auch der Reibstein wieder zum Einsatz.

Nelkenfarben-Pigment kurz vor der Verarbeitung; Foto: Galerie Bender

Nelkenfarben-Pigment kurz vor der Verarbeitung; Foto: Galerie Bender

Für Farbe muss man sich Zeit nehmen

Ein Zuschauer kann es gar nicht glauben, dass der junge Künstler die gesamte Farbe für seine Bilder auf diese umständliche und zeitintensive Art und Weise anmischt. Man braucht schließlich nur nach links auf die Wand neben dem Marmortisch zu blicken um zu sehen, dass sich Matt McClune nicht nur mit Klein- oder Mittelformaten aufhält sondern auch größere Arbeiten fertigt, wie das ausdrucksstarke schwarze „Black and Pink on Black Ground“ (137 x 100cm), das dort hängt, beweist. Matt überlegt kurz und antwortet dann: „It’s like cooking. Some take frozen peas and frozen vegetables and do very nice dishes. But for me – it doesn’t work.“

Als er die Vorführung beendet hat bleiben viele Leute noch stehen, beobachten Matt, wie er die mit Öl getränkten Lappen, die er zur Reinigung der Marmorfläche benutzt hat, wegen der Feuergefahr (!) sofort luftdicht in Plastiktüten verstaut. Sie stellen Fragen zu den ausgestellten Bildern an der Wand oder schlendern in den Nebenraum um den Regenbogen der Pigmentgläschen auf sich wirken zu lassen. Manch einer verlässt schließlich die Galerie mit dem Kremer-Produktkatalog unter dem Arm, glücklich lächelnd, trägt er mit sich doch nun das Wissen, wie die Farbe entsteht.

Pigmentregal mit mineralischen Rohstoffen; Foto: Galerie Bender

Pigmentregal mit mineralischen Rohstoffen; Foto: Galerie Bender

„Lapislazuli & Purpur. How Color Came to Us“
Dr. Kremer zeigt Farbe in der Galerie Renate Bender im Diskurs mit fünf zeitgenössischen Künstlern: Alfonso Fratteggiani-Bianchi – Bim Koehler – Maria Lalić – Matt McClune – Jerry Zeniuk

Ausstellung in der Galerie Renate Bender vom 13. September bis 26. Oktober 2013

Maximilianstr. 22/II – 80539 München – Tel. 089/307 28 107 – www.galerie-bender.de

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