Liebeserklärung an Schloss Nymphenburg

Update – das Blog von muenchen.de ruft zur Blogparade auf: „Sommer in der Stadt“! – dieser Artikel von mir stammt zwar schon aus 2015, er behält für mich Allgemeingültigkeit. Hier verbringe ich noch am liebsten den Sommer, denn der Nymphenburger Schlosspark ist für mich einer der Schönsten in München. Wo gibt es das sonst: Park und Schloss direkt in der City? Wenn man bedenkt, dass man im 18. Jahrhundert von München – gemeint ist von der Residenz München – eine Stunde mit dem Pferd benötigte, um zur Sommerresidenz der Wittelsbacher zu gelangen, so haben wir es heute doch sehr bequem mit Tram und Co.

Mitten in der Stadt und doch ein Idyll – meine Lieblingsplätze im Park sind der Kronprinzengarten mit dem sogenannten „Hexenhäuschen“ sowie der „Pan mit Quelle“. Wenn du von der Badenburg in Richtung Schloss gehst, dann musst du an der ersten Brücke links über den Kanal, direkt am „Waldkauz“-Baum vorbeigehen, bevor du an dieses lauschige Plätzchen kommst. Es war übrigens eines der Lieblingsorte der Königin Caroline. Die wunderbare Skulptur entging letztes Jahr in dem fatalen Sturm nur ganz knapp, der Zerstörung durch einen umgekippten Baum.

Eine wunderbare LIebeserklärung an Schloss Nymphenburg - dramatisch und schön! [Foto: Tanja Praske]

Eine wunderbare LIebeserklärung an Schloss Nymphenburg – dramatisch und schön! [Foto: Tanja Praske]

Ja, die Liebeserklärung an Schloss Nymphenburg ist überfällig. Seit vier Jahren arbeite ich hier für die Bayerische Schlösserverwaltung. Vier Jahre fuhr ich morgens fast täglich auf das Schloss zu. Immer wieder überraschten mich unglaubliche, teils dramatische Lichtverhältnisse vor Ort. Sie dauerten manchmal nur ein, zwei Minuten an – eine sehr kurze Zeitspanne, sie festzuhalten, mit ihnen auf Instagram zu spielen, ihre – nein – meine Stimmung zu verstärken. Jetzt neigt sich meine Zeit in Nymphenburg dem Ende entgegen. Viel geschah in den vier Jahren. Dank zweier Blogparaden schreibe ich meine Liebeserklärung an Schloss Nymphenburg.

Richtig gelesen – ein Artikel und zwei Blogparaden, die hervorragend zusammenpassen. Denn Daniela von EuropaAdventure möchte etwas zu „Burgen und Schlösser in Europa“ (Blogparade ist leider verschwunden – so nervig!!) erfahren und Anett Ring von Stadtsatz fragt nach dem „#Raumgefühl: Architektur denken“. Bingo! Nun gut, zu Nymphenburg hegte ich schon als Dreijährige eine besonders enge Beziehung – ich sage nur roter Ballon und Marstallmuseum!

#Raumgefühl – von der Bibliothek hin zum Porzellanmuseum

Von der Bibliothek wechselte ich nach zwei Jahren in ein Büro, das sich im Porzellanmuseum befindet. Eine klassische Kunsthistorikerin mit Forschungsschwerpunkt Mittelalter wird zur Allrounderin mit Social Media und Apps im Fokus (Ludwig II.-App und #NymApp). Ich liebe den Geruch von Büchern in alten Bibliotheksräumen. Umgeben von ihnen, gestapelt auf meinem Schreibtisch, jederzeit meinen Fragen zugänglich entstanden durch sie im Einklang mit der Kunst viele Texte rund um Geschichte und Kultur.

Das Raumgefühl einer Bibliothek – hohe Räume, Regale voller Bücher – ist für mich ein fantastischer Inspirationshort. Wenn ich aus dem Fenster sah, erblickte ich das Hauptschloss und die Menschen, die Architektur, Geschichte und Natur genossen. Manche von ihnen nahmen sich die Zeit zu genießen, andere hakten schnell ihre Sightseeing-Tour ab – aber alle vereinte sicherlich das Gefühl, etwas Wunderbares gesehen zu haben.

#Raumgefühl – Architekturerlebnis

Es ist schon allein ein besonderes Erlebnis, wenn du auf Schloss Nymphenburg zufährst/zugehst. Von den Auffahrtsalleen entlang des Mittelkanals öffnet sich dir unmittelbar die Weite des Schlossrondells. Es steigert die imposante Wirkung der zentralen Schlossanlage mit dem Hauptschloss und den vier seitlichen Wohnpavillons. Stehst du dann vor dem Schloss und blickst zurück zur Stadtseite, umarmt dich das Rondell Kurfürst Karl Albrechts. Dazu hörst und siehst du die Fontäne; Schwäne und Wassergetier versetzen dich sofort in den Urlaubsmodus. Im Sommer zirpen die Grillen und du hast das Gefühl, du befindest dich irgendwo in Italien, aber nicht in München. Der südländische Flair ist greifbar und du verspürst Lust, das Schloss zu erkunden – so ergeht es mir immer wieder.

Entsprechend der 200jährigen Geschichte des Schlosses warten die Innenräume mit Kunstwerken vom Barock bis zum Klassizismus auf. Höfische Kultur, Leiden und Intrigen sind fassbar. Ich stell mir dann immer vor, wie die hohen Herrschaften in ihren Kleidern in den Räumen flanierten, parlierten, schön taten und hinten herum gemein tuschelten. Vergangenheit umfängt dich. Besonderer Anziehungspunkt ist sicherlich das Geburtszimmer König Ludwigs II. von Bayern sowie die berühmt berüchtigte Schönheitengalerie König Ludwigs I. Wenn du mehr über Ludwig II. erfahren möchtest, dann lies unbedingt den Gastbeitrag von Christian Quaeitzsch bei mir „Sommerzeit ist Ludwig II. Zeit„.

Perspektiven in Nymphenburg - jetzt fehlen nur noch die Kostümierten! [Foto: Tanja Praske]

Perspektiven in Nymphenburg – jetzt fehlen nur noch die Kostümierten! [Foto: Tanja Praske]

Ein Kunstwerk – der Englische Landschaftsgarten Schloss Nymphenburgs

Nach dem Schlossbesuch erwartet dich der weitläufige Englische Landschaftsgarten. Friedrich Ludwig von Sckell wandelte ab 1800 im Auftrag des späteren Königs Max I. Joseph den Barockgarten Kurfürst Max Emanuels in einen großzügen Englischen Landschaftsgarten um. Wege werden zu „stummen“ Führern, die dich von einem Landschaftsgemälde zum nächsten führen. Ein Englischer Landschaftsgarten ist ein Gesamtkunstwerk, nichts ist aus Versehen so wie es ist, sondern alles ist bewusst vom Gartenkünstler komponiert. Gezielt spielt er mit deinen Gefühlen, weckt oder verstärkt Stimmungslagen. Im Garten wird ein besonderes #Raumgefühl geschaffen.

Genau hier breche ich jetzt ab und verweise auf die kostenfreie App „Schlosspark Nymphenburg. Lustwandeln im Garten“ (Android/iOS). Lade sie herunter, gehe mit ihr in den Park, nutze sie und du weißt, warum ich meine Liebeserklärung an Schloss Nymphenburg heute schrieb.

Noch ein paar Zahlen und Fakten zu Schloss Nymphenburg

Die Schlossanlage entstand in zwei Jahrhunderten unter fünf Bauherren. Einst als Jagdsitz geplant entwickelte sie sich zur Sommerresidenz der Wittelsbacher. Kurfürst Ferdinand Maria und seine Gemahlin Henriette Adelaide beauftragten den Architekten Agostino Barelli 1664 mit dem Bau von Schloss Nymphenburg – dem heutigen Mittelbau. Anlass dazu war die Geburt des langersehnten Thronfolgers Max Emanuel. Als Kurfürst ließ dieser den Mittelbau von Henri Zuccalli ab 1701 durch seitliche Galerien und Wohnpavillons erweitern. Joseph Effner schuf ab 1714 die jeweils seitlich anschließenden Vierflügelanlagen der Nebengebäude. Er modernisierte zudem die Fassade des Hauptschlosses nach französischem Vorbild. Kurfürst Karl Albrecht ergänzte die Anlage zur Stadt hin durch Rondellbauten. Die Orangerie und die fehlenden Pavillons im Rondell gehen auf Kurfürst Max III. Joseph zurück. Er richtete hier 1761 die berühmte Nymphenburger Porzellanmanufaktur ein.

Öffnungszeiten Schloss:
April-15. Oktober: 9-18 Uhr
16. Oktober-März: 10-16 Uhr
täglich geöffnet
Öffnungszeiten – Park: Haupttor:
Januar bis März und November/Dezember: 6-18 Uhr
April und Oktober: 6-20 Uhr
Mai bis September: 6-21.30 Uhr

Mehr Infos: www.schloss-nymphenburg.de

–>Tatsächlich passt dieser Beitrag auch hervorragend zu meiner aktuellen Blogparade „Mein Kulturtrip für dich im Sommer“ – #KultTrip“ – warum also Beiträge, die ich gerne und mit Leidenschaft schrieb, nicht aktualisieren, wenn sie noch immer Gültigkeit besitzen? Zu beiden Blogparaden werde ich noch eigene Artikel schreiben, ich habe da zwei recht unterschiedliche Ideen!

Hast du schon Schloss Nymphenburg besucht? Erging es dir ähnlich oder anders? Warum ist die Liebeserklärung für mich wohl eng mit der #NymApp verbunden?

21 Kommentare

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  5. Tolle Idee mit der App. Habe sie mir eben heruntergeladen und werde sie beim nächsten Spaziergang durch den Schlosspark nutzen. Sonnige Grüße von Karin

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    • Tanja Praske

      Lieber Marcel,

      dein Blog kannte ich noch nicht, wenngleich ich mich frage, ob du auch ein Ironblogger München bist? Kann es sein?

      Wie auch immer, jetzt kenn ich deinen Blog! Und ja, es wird mal Zeit, dass du ins Museum gehst. In den Galerien gibt es Veduten mit Ansichten des Parks. Spannend die Zeugnisse aus dem 18. Jahrhundert mit der Gegenwart zu vergleichen.

      Dir alles Gute und Merci für deinen Besuch bei mir!

      Herzlich,
      Tanja

  11. Liebe Tanja !
    Und wieder verbindest du gekonnt zwei Blogparade miteinander. Früher waren wir öfters in München, mindestens zweimal im Jahr. Nach Nymphenburg habe ich es irgendwie nie geschafft. Wenn die Zwillinge größer sind, dann aber gehts wieder auf nach München … ich freu mich schon so darauf.

    Liebe Grüße
    Alexandra

    • Tanja Praske

      Liebe Alexandra,

      Zwillinge – oha, da ziehe ich den Hut vor! Wenn ich mir dazu noch deine Projekte ansehe, zwei Blogs, Wissenschaft – toll! Gerne träfe ich dich hier in Nymphenburg. Gib Bescheid, wenn du kommst!

      Herzlich,
      Tanja

  12. Liebe Tanja,

    durch dich kenne ich ja das Schloß auch schon recht gut – ohne je dagewesen zu sein. Aber vielleicht komme ich ja noch mal irgendwann. Lust auf Lustwandeln hab ich auf jeden Fall sehr!
    Ein bisschen Wehmut schwingt in deinen Worten ja schon auch mit. Das kann ich sehr gut verstehen. Es gibt bestimmt wenige Arbeitsplätze, die schöner sind. Und so ein dankbares Motiv für schöne Instagram-Fotos :-)
    Herzliche Grüße von Anke

    • Tanja Praske

      Liebe Anke,

      das freut mich, dass ich dir das Schloss aus der Entfernung näher bringen konnte. Noch mehr freut es mich natürlich, wenn wir hier irgendwann einmal gemeinsam lustwandeln. Du bist sehr herzlich dazu eingeladen!

      Ja, Wehmut trifft es schon sehr gut. Es war und ist noch eine total tolle Zeit. Das Volontariat kam zu einem Zeitpunkt, als ich mit der Kunstgeschichte aufhören wollte, da Familie und Mediävistik sich schwer vertrugen, jedenfalls so wie ich es mir vorstellte. Dann erhielt ich die Chance weg von meinem Spezialistentum zu kommen, entdeckte meine Nische, in der ich als Kunsthistorikerin in Teilzeit tätig sein kann. Insgesamt vergrößerten sich meine beruflichen Optionen und das verdanke ich meiner Zeit in Nymphenburg. Mal schaun‘, wohin die Reise noch führt.

      Auf jeden Fall bedanke ich mich sehr für deine wärmenden Worte! Eines ist auch klar, bis Juni schieße ich noch sehr viele Instagram-Fotos. Meine Vine-Versuche werde ich ebenfalls ausbauen.

      Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

      Herzlich,
      Tanja

  13. Oh Tanja, ich kann deine Liebe vollkommen nachvollziehen, nicht nur die zur Nymphenburg, sondern auch jene für atmosphärische Bibliotheken.
    Wir waren ja am letzten Wochenende ebenfalls am Schloss Nymphenburg und im Park spazieren. Leider hatten wir aber nicht annähernd so schönes Wetter, wie du auf meinem Instagram-Bild ja gesehen hast. Als wir auf das Schloss zugelaufen sind, haben wir aber auch überlegt in welchem dieser beeindruckenden Gebäude du wohl arbeitest… ;)
    Die App hat bei uns leider nicht funktioniert – Speicher voll. Aber da es nicht mein letzter Besuch in München gewesen sein wird…

    Danke für deinen Beitrag zu meiner Blogparade und herzliche Grüße,
    Anett

    • Tanja Praske

      Liebe Anett,

      gib Bescheid, wenn du wieder nach Nymphenburg kommst. Dann zeige ich dir das Gebäude, in dem sich mein Arbeitsplatz befindet. Gerne gehe ich mit dir und der App durch den Park.

      Und ja, ich habe bei deiner Blogparade #Raumgefuehl sehr gerne mitgemacht. Meine Liebeserklärung schrieb sich schnell und schüttete jede Menge Gefühle aus. Tatsächlich habe ich durch den Post Ideen zu weiteren Artikeln erhalten – danke dir dafür!

      Ich wünsche dir noch ganz viele Beiträge bis zum 1.3.15!

      Herzlich,
      Tanja

  14. Das klingt beneidenswert…wenn da nicht der Ausblick auf das Ende wäre. Und jetzt? Wieder in ein stinknormales Büro? Das tut einem ja in der Seele weh… Danke für die Einblicke!

    • Tanja Praske

      Liebe Friederike,

      yep, es ist schon einmal ein kleiner Abschied von mir. Noch bin ich in Nymphenburg bis Mai und ich werde jeden Tag hier genießen. Mit der #NymApp haben wir noch einiges vor, so dass meine Zeit prima ausgefüllt ist. Was danach passiert, weiß ich noch nicht. Für das Blog habe ich viele Ideen und vielleicht ist ab Juni mal die Zeit, einiges davon zu realisieren.

      Wünsche dir ein schönes Wochenende!

      Herzlich,
      Tanja

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