Sommerzeit ist Twitter Talk Zeit – Spaziergänge durch den Schlosspark von Nymphenburg

Schloss Nymphenburg – meine Arbeitsstätte. Was gibt es besseres? Nichts. Absolut keine ernst zu nehmende örtliche Alternative. Es ist einfach nur erhebend morgens auf das Schloss zu zufahren, unabhängig davon, ob es schön, warm, regnerisch, grau oder sonnig ist. In der Sommerzeit flaniere ich gerne im Schlosspark. Andere haben Nymphenburg auf ihrer Urlaubsagenda, ich arbeite hier und kenne das Schloss in all seinen Facetten – auch historisch. Lesen, sehen, genießen und inspirieren lassen – das bedeutet die Sommerresidenz der Wittelsbacher für mich. Und Twitter Talk, was ist damit gemeint?

Magdalenenklause im Schlosspark Nymphenburg.

Und plötzlich erscheint im Dunkel von Sonnenlicht beleuchtet die Magdalenenklause im Schlosspark Nymphenburg

Die Frage werde ich noch beantworten. Ich möchte vorwegschicken, dass für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung ging. Bereits als Dreijährige versuchte mich mein Vater aus dem Marstallmuseum mit seinen Prachtkutschen herauszubringen. Schwierig. Wir boten vermutlich einen seltsamen Anblick: Ein Vater, der ein strampelndes, Sodom und Gomorra schreiendes Kind untergeklemmt aus dem Museum herausträgt. Ach, dabei hielt ich noch einen roten Ballon in der Hand. Und jetzt?

Historie, Twitter Talk und Arbeit

Jetzt gehe ich ohne Ballon ins Museum, aber noch immer fühle ich mich tief verbunden mit dem Ort. Ein Kreis hat sich nach Jahrzehnten (!) geschlossen – huch, wie sich das liest … Aktuell bereite ich die Historie der Gründung des Schlosses auf. Dabei stolperte ich über ein online einsehbares Buch von 1840 zur Entstehungsgeschichte der Schlossanlage: „Das königliche Lustschloß Nymphenburg und seine Gartenanlage: mit einem Plane„. Die Sprache ist toll, ergreifend, aufsaugend, da sie mich in die Zeit hineinzieht – die höfische Gesellschaft verlebendigt sich so für mich. Der Autor ist auch nicht einfach irgendwer, sondern der Gartenkünstler Friedrich Ludwig von Sckell. Er wandelte für den bayerischen Kurfürst Max IV. Joseph (später König Max I. Joseph) zwischen 1804 und 1823 den barocken Schlosspark in einen englischen Landschaftsgarten um. Das Ergebnis kann heute erwandert werden.

Warum soll ich aber das Gelesene für mich behalten?

Als eingefleischte Twitterati experimentiere ich gerne. Twitterte ich bislang über Kunst, Kultur, Bloggen und Social Media, so verführte mich die Sprache des Landschaftsarchitekten dazu, ein kleines Quiz auf Twitter zu lancieren. Ich war neugierig, ob jemand darauf einsteigt und ja, tatsächlich erhielt ich nicht nur Feedback, sondern die verlangten Antworten in einer unverhofften Art und Weise – danke, @katha_rudolph! So macht Twitter einen Heidenspaß! Aber lest selbst:

Twitter als Anheizer für Kultur

Es war nicht das erste Mal, dass ich meine Twitter Follower über meine Dienstgänge informierte. Als ich noch für die Raumbeschriftungen sowie den neu zu gestaltenden Dokumentationsraum des Neuen Schlosses von Schleißheim vor Ort recherchierte, vertwitterte ich häufiger meine Gefühle und Erlebnisse. Der Ort trieb mich dazu. Ich wollte ihn anderen näher bringen. Liebgewonnene Twitterer stiegen darauf ein. Ganz nebenbei heizte ich unbeabsichtigt damit ein bald bevorstehendes Ereignis ein: die Pressekonferenz zur Neueinrichtung des Dokumentationsraums. Ich twitterte von dieser und die digitale Crowd machte hervorragend mit. Das Schöne daran ist, die Veranstaltung ist mehrfach dokumentiert – als Storify und als Blogpost – neben der Berichterstattung in den klassischen Medien. Tatsächlich rufe ich Euch jetzt das Schloss nochmals in Erinnerung.

15 Kommentare

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  6. Tristan Schwennsen

    Liebe Tanja,

    vielen Dank für den schönen Blogpost. Besonders begeistern mich zwei Punkte:
    1. En passant wird deutlich, dass Kommunikation über Plattformen wie twitter nicht ein „Nebenher“ ist, dass es kein Kommunizieren in einem Dualismus von RL und digitaler Welt ist.
    2. twitter als ideale Plattform für Kommunikationsexperimente.
    Nochmals vielen Dank, hat mir – wie sonst auch – Freude bereitet Deinen Artikel zu lesen.

    Herzliche Grüße

    Tristan

    • Tanja Praske

      Lieber Tristan,

      vielen herzlichen Dank für dein positives Feedback. Und ja, du fasst es sehr gut zusammen, was Twitter zu leisten vermag. Je mehr das verstehen, umso mehr lässt sich für die Kultur erreichen. Trotzdem ist es noch ein langer Weg, bevor sich diese neuen Medien etabliert haben. Mit Twitter können noch sehr weniger etwas anfange, für mich ist es ein absolut inspirierender Kanal. Ich werde hier noch viel testen und freue mich, wenn du und andere dabei sind.

      Herzlich,
      Tanja

  7. Peter Soemers

    Hallo Tanja,

    was mir vor allem an Deine Blogs gefällt ist, dass sie fortwährend Bausteine liefern für eine ‚Museologie des Herzens‘, eine ‚gelebte Museumskunde‘. Hört sich geschwollen an, ich weiss ;-) Deine Blogs enthalten faktisch fortwährend tolle Bestätiging / Kommentierung / Ideen / Kritik für die arg wissenschaftliche Museumskunde. Und eben diese Verknüpfung brauchen wir! Manchmal sind Kunsthistorie und Mensch noch soweit auseinander … Also: Danke und weiter so!

    • Tanja Praske

      Hallo Peter,

      wow, das haut mich um … merci! Hat mich auch freudig sprachlos gemacht. Vor allem motivieren mich deine Worte zum Bloggen, zum Testen und zum Wandeln. Denn wie ich in meinem ersten Post bereits bemerkte – „wohin der Weg aber führt, ist offen und das ist so gewollt – Strategie eben“ ;-)
      Das Blog entwickelt sich. Für mich ist klar, dass die Kategorie „Kunst erleben“ ausgebaut wird. Ich möchte den Kunstinteressierten, Fachfremden zunehmend mehr ansprechen – eine Art Bindeglied zwischen ihm und der Kulturinstitution werden. Yep, schaun‘ mer mal, ob es gelingt. Wenn ein Dialog zustande kommt wie hier, freut es mich ungemein.
      Danke auch für die Diskussionen mit Dir auf Twitter. Die Links sind noch im Hinterkopf.
      Herzlich, Tanja

      • Peter Soemers

        Deine Blogs werden spannend und fruchtbar bleiben wenn sie auch weiterhin ‚von Innen‘ kommen ;-).
        Nachdem ich nun etwa ein halbes Jahr Tweets und Blogs ‚abgegrast‘ habe (natürlich längst nichts alles, was es da so gibt) konnte ich feststellen, dass es genügend ehrlich gemeinte aber dann doch objektivierende Verhandlungen darüber gibt, wie ‚das Museum der Zukunft‘ auszusehen hat. Deine Blogs unterscheiden sich dadurch, dass es eben keine objektivierende Verhandlungen sind! Und dass macht gerade den Reiz aus!
        Ich habe das Gefühl, dass akademisch-wissenschaftliche Kunsthistorie und ‚Kunst erleben‘ noch vielmehr zusammenkommen und einander befruchten könnten. Und dazu braucht es weniger Theorie als Praxis.
        Schaun ‚mer mal, was da so alles noch gelingen wird!
        Peter

  8. Gespräche entfachen und Kunst, Geschichte und Wissen über Twitter vermitteln ist eine wunderbare Möglichkeit und wenn man damit seine Arbeit verbinden kann … mehr wie toll. Dazu fallen mir mit der Möglichkeit Museum, Kunst noch sehr viel mehr Möglichkeiten ein. Ich nenne es mal spontan „Mueseums Story“ gemeinsam erleben, umsetzen und gestalten. Über die Möglichkeit der Fotografie habe ich mittlerweile tolle Möglichkeiten, ob in Verbindung von Instagram oder Fotospaziergänge wo die Verbindung Kunst+Fotografie im Vordergrund stehen könnte. Gemeinsam entdecken, fotografieren und sehen und dann auch dies gemeinsam einzubinden in unsere Social Media Welt. Immer unter dem Aspekt „Ein Foto sagt mehr wie tausend Worte“ und warum sollten wir nicht gemeinsam darüber sprechen.
    Danke für den tolle Artikel sagt
    Daniela

    • Tanja Praske

      Liebe Daniela,

      ja, das stimmt. Mit Fotografie lässt sich sehr viel ausdrücken, auch das gemeinschaftlich fotografische Erkunden von Kunst. Wenn das dann noch via Social Media in die digitale Welt gebracht wird, eventuell neue Nutzer erreicht bzw. interessiert, ist viel gewonnen.

      Das Universalmuseum Joanneum setzte genau das im Rahmen des #IMT13 bzw. zu Muttertag um: der Photowalk im Österreichischen Skulpturenpark: http://www.museumsblog.at/2013/04/30/imt13-blogparade-photowalk-im-osterreichischen-skulpturenpark/ – eine sehr gelungene Aktion, wie ich finde! Davon darf es ruhig mehr geben und deshalb finde ich es klasse, dass du damit auch arbeitest – richtig so!

      Sonnige Grüße und danke für das Lob!
      Tanja

  9. Liebe Tanja,
    Gespräche anregen und am Laufen halten! Das ist eine wunderbare Art der Kunstvermittlung. Allerdings auch eine große Herausforderung! Man muss einen langen Atem haben, um sein Publikum zu finden. Lass dich bloß nicht abhalten!! Ich muss allerdings gestehen, dass ich – obwohl ja vom Fach – den Einstieg nicht leicht finde. Man muss sich schon etwas umfassender informieren. Und dazu reicht bei mir gerade die Zeit nicht. Also nur als kleine Anregung meinerseits: kann man irgendwelche Websites posten oder sonstige Dinge, die Quizwillige kurz besuchen können, damit sie fit werden fürs Rätseln?
    Herzliche Sommergrüße von Anke

    • Tanja Praske

      Liebe Anke,

      ja, kann man, dazu bedarf es tatsächlich etwas Zeit, wenn man sich die Quelle ansieht. Das oben erwähnte Buch „Das königliche Lustschloß Nymphenburg und seine Gartenanlage: mit einem Plane“ hilft weiter, ist aber Zeitaufwändig.
      Tipp von mir:
      Frage 1 ist ganz allgemein. Das französische Exil stoppte die Bautätigkeit Max Emanuels in Bayern. Nach seiner Rückkehr stürzte er sich auf zwei Prestigeprojekte, die er vorantrieb. Beide haben sogar mit meinem Post zu tun, aber eines etwas mehr.
      Frage 2: Hier geht es um die bayerischen Kurfürsten, um einen ganz bestimmten Herrscher, der gar die Kaiserkrone nach Bayern brachte. Die Ausdrucksweise ist sehr lyrisch für den einfachen Akt des Dahinscheidens. :-)
      Freut mich sehr, dass du dir die Zeit genommen hast!!!

      Sonnige Grüße
      Tanja

    • Tanja Praske

      Liebe Anke,

      Danke für Deinen Einwand. Den betreffenden Passus habe ich nochmals überarbeitet, da es natürlich Zeit bedarf, ein Gespräch in Gang zu halten. Die hatte ich am Montag auch nicht, weshalb ich die beiden Fragen jetzt hier stelle.

      Herzlich, Tanja

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