Bayerns Schlösser frohlocken zur Ferienzeit. Cordula Mauß, Kunsthistorikerin und Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung, verrät dir ihre Geheimtipps zur Blogparade #KultTrip. Wo befindet sich ihre Lieblingsskulptur? Und warum mag sie diese besonders? Sie führt uns zum Schloss Veitshöchheim, zum Königshaus am Schachen und in den Hofgarten Dachau – Lustwandeln ahoi!
Sommerzeit ist Reisezeit – und so machen sich jedes Jahr viele Kulturinteressierte aus aller Herren Länder auf, die bayerischen Schlösser zu entdecken. Doch auch wenn „unsere“ Schlösser zu den Hauptattraktionen in Bayern gehörten, gibt es doch den ein oder anderen Ort, wo man mit Muße Kultur genießen kann. Orte, die einen inspirieren, die Raum für Familien bieten und entspannte Ausflüge ermöglichen.
Bayerns Schlösser – eine kleine Geheimtour!
Hier (aus Platzgründen nur drei) Tipps zu Schlössern und Burgen, die auch so richtig schön und spannend sind, aber ruhiger als Neuschwanstein:
1. Schloss Veitshöchheim – lustwandeln durch den Rokoko-Garten
Eine echte Perle ist das Schloss Veitshöchheim bei Würzburg samt seinem einzigartigen Garten: Das 1680 bis 1682 erbaute und 1753 durch den berühmten Architekten Balthasar Neumann vergrößerte Sommerschloss bietet mit seiner Loggia ein wenig italienisches Flair, das Großherzog Ferdinand von Toskana gefiel, der von 1806 bis 1814 hier gemeinsam mit seinen Töchtern seine Sommermonate verbrachte. Die historischen Wohnräume sind hier ebenso zu bewundern wie die Ausstellung „Es kommen immer Leit aus Würzburg und Frembde hierher …“ zur Geschichte des Hofgartens Veitshöchheim. Für Kinder gibt es in der Gartenausstellung ein ganz besonderes Angebot, nämlich einen Audioguide in Form eines Hörspiels mit Marionetten [hier grätsche ich mal rein: Der Audioguide diente mir als Inspiration für die App „Schlosspark Nymphenburg“, als nicht-Gartenfachfrau half er mir, mich in historische Gärten einzufühlen – tatsächlich fand ich die Geschichten im Kinder-Audioguide klasse].
Ein wahres Juwel ist der Hofgarten, einer der bedeutendsten Rokoko-Gärten überhaupt. Hier lässt es sich im Sommer zwischen Alleen und heckenumsäumten Wegen, durch Heckensäle, Lauben und Pavillons lustwandeln [hach, wie fein, erinnert mich an das #Lustwandeln im Nymphenburger Schlosspark]. Auch ein Teil des Rokoko-Küchengartens mit allerlei Gemüsen und Kräutern gilt es zu erkunden. Fantastisch sind die etwa 300 Skulpturen bedeutender Bildhauer wie Ferdinand Tietz und Johann Peter Wagner.
Meine Lieblingsskulptur: „Saturn stutzt Amor die Flügel“. Diese Allegorie soll die Betrachter daran erinnern, dass die Zeit, dargestellt durch den Gott der Zeit Saturn, der Liebe, verkörpert durch einen herzzerreißend jammernden kleinen Amor, etwas weniger beflügelnd erscheinen lässt, ja, so manche Liebe mit der Zeit abstumpft. Fröhlicher stimmen einen dann wieder die Tierskulpturen aus der Fabelwelt des Äsop oder der Musenberg Parnass, der inmitten des Großen Sees thront und Kulisse wunderschöner Wasserspiele ist (April bis Oktober täglich von 13 bis 17 Uhr zu jeder vollen Stunde). Für die leibliche Erfrischung ist auch die ein oder andere Eisdiele nicht fern vom Schlosspark.
2. Königshaus am Schachen – wandern und träumen
Ein toller Tipp für Wanderfreunde und Fans des „Märchenkönigs“ König Ludwig II., die nicht lange in der Warteschlange weilen, sondern sich lieber etwas bewegen möchten, ist das nur zu Fuß erreichbare Königshaus auf dem Schachengipfel im Wettersteingebirge bei Garmisch-Partenkirchen. In 1866 m Höhe genoss hier schon der Bauherr, König Ludwig II., den grandiosen Ausblick. Der menschenscheue Regent feierte hier alljährlich seinen Geburts- und Namenstag am 25. August. [Mehr zum „Kini“ erfährst du im Gastbeitrag von Christian Quaeitzsch vom Residenzmuseum]
Außen und im Untergeschoss ist das Schachenhaus ein typisches alpines Ferienhaus des 19. Jahrhunderts aus Holz. Im Obergeschoss dagegen herrscht Pracht wie aus 1001 Nacht, die den die Treppe hinaufsteigenden Besucher mit aller Wucht überrascht: Hier erstreckt sich der Türkische Saal. Dieser ist einem historischen Saal im Palast von Eyüp aus dem Ende des 18. Jahrhunderts nachempfunden. Diener in orientalischer Kleidung dienten während Ludwigs Aufenthalten als lebendige Staffage, die Wasserpfeife rauchen und Tee trinken musste/durfte.
Verschiedene Wanderwege, z.B. durch die beeindruckende Partnachklamm den Kälbersteig hinauf oder über den Königsweg, führen zu diesem Kleinod. Die Schachenalm lädt zum Rasten und Übernachten ein. Am Schachen findet sich auch der botanische Alpengarten.
Schloss Dachau – ein Ritt durch die Zeiten
Unweit von München liegt das Renaissanceschloss Dachau. Es geht auf eine frühmittelalterliche Burg der Grafen von Dachau zurück. Von 1546 bis 1577 wurde es unter Herzog Wilhelm IV. und seinem Sohn Herzog Albrecht V. zu einer mächtigen Vierflügelanlage ausgebaut. Aus dieser Zeit stammt die prunkvolle Renaissance-Holzdecke im Festsaal, die als eine der bedeutendsten in Süddeutschland gilt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden drei Viertel der Schlossanlage abgebrochen; erhalten blieb der unter Kurfürst Max Emanuel 1715 bis 1717 barockisierte Festsaaltrakt zum Hofgarten hin.
Von der Schlossterasse aus bietet sich ein überwältigender Blick auf das Panorama von München und der dahinterliegenden Alpen. Das Schlosscafé und Restaurant lädt hier zum Verweilen ein.
Ein Kleinod ist der Hofgarten von Schloss Dachau. Eine überbordende Blütenpracht, viele Obstbäume und der grandiose Ausblick machen diesen Park zu etwas ganz besonderem. Im jüngst eröffneten Bienengarten erfahren die Gartenbesucherinnen und -besuchern auf Infotafeln allerlei über die nützlichen Tierchen, die hier aus der Nähe zu beobachten sind. Neben den herkömmlichen Bienenstöcken sind im Hofgarten Bienenkugeln, innovative Bienenbeobachtungsstöcke, zu bewundern.
Bayerns Schlösser – praktische Tipps
Zuletzt nun noch ein paar praktische Tipps spannende Sommerferien: Einige unserer Schlösser bieten spezielle Ferienprogramme für Kinder an, z.B. die Kaiserburg Nürnberg, Schloss Linderhof bei Ettal, Schloss Höchstädt und Schloss Seehof bei Bamberg. Und für Sparfüchse: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren erhalten stets freien Eintritt in unsere Schlösser und Burgen. Mit einem Mehrtagesticket für 14 Tage oder einer Jahreskarte der Bayerischen Schlösserverwaltung erhalten auch die Erwachsenen große Kultur zum kleinen Preis.
Die Schlösser, Gärten und Seen der Bayerischen Schlösserverwaltung faszinieren – auf und genießen!
Ich wünsche eine schöne und erlebnisreiche Zeit in den bayerischen Schlössern!
Autorin: Dr. Cordula Mauß, Kunsthistorikerin und Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung
Hast du schon einmal eines der Schlösser besuchst? Ist die Aussicht am Schachen so grandios, wie es das Artikelbild vermuten lässt? Welche Schlösser empfiehlst du?
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