Lesestoff: Drogen, Lächeln, Romantik und Dohlen

Lesetipp; Lesestoff; WoandersWieder einmal kredenze ich dir den Lesestoff aus der Museumswelt! Die Blogparade #KultDef legt eine Verschnaufpause ein, also, zacking für dich in den Museumsblogs gestöbert – et voilà: erneut unterhaltsame Kultur-Nahrung entdeckt. Die Drogenproblematik im Ersten Weltkrieg war mir nicht so geläufig, aber auch Lächeln, Ruhrpottromantik, Fairphone, jugendliche Museumsführer, Dohlen und Zukunft haben ihren Reiz, oder?

„Beate Passow: eine literarische Annäherung an die Drogenthematik im Ersten Weltkrieg“ – MQ Museumsquartier Wien (26.6.15)

Drogen – ein allgegenwärtiges Thema, nicht nur heute, sondern schon im Ersten Weltkrieg. Wie gingen die Künstler – Dichter und Maler – damit um? Der Name „Gottfried Benn“ fesselte sofort meine Aufmerksamkeit, denn Martin Laetzel zitierte ihn in seiner #KultDef – schön jetzt mehr über ihn zu erfahren. Wie malte Conrad Felixmüller den Dichter Walter Rheiner oder Otto Dix die Tänzerin Anita Berber – sehr fein!

Die vielen Gesichter von Isaak und Ismael“ – Jüdisches Museum Berlin (25.6.15)

Wie bringt ein Museum die Besucher dazu, sich zu engagieren? Das forderte Peter Soemers in „Partizipation“ und genau das finde ich in der Aktion „Are you Isaac or are you Ismael“ – eine Videobox zur Ausstellung „Gehorsam“ (bis 13.09.15) – sehr gelungen. Ich berichtete darüber bereits im #Lesestoff 2. Die Besucher sitzen in der Videobox und sagen ihren Spruch auf: „Ich bin Isaak“ oder „Ich bin Ismael“; bei Ismael sollen sie lächeln. Ich musste auch lächeln, als ich das Video dazu sah – und du? [Zugriff 27.6.15]

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Das Ruhrgebiet hat seinen ganz eigenen Klang!“ – Ludwiggalerie, Oberhausen (25.6.15)

Ein ganz neues Museumsblog – das Blog der Ludwiggalerie – gibt richtig Gas und gewährt uns den Blick hinter die Kulisse des Films „Ruhrpottromantik“ von Sebastian Daniel, den sie in der Ausstellung Green City (bis 13.9.15) zeigen. Das Künstlerinterview weckt die Neugier auf diese Romantik. Wie klingen „Straßen“ oder „Natur“? Kennst du die „Fake-Tilt-Shift-Technik„? Spannend, was der Künstler damit macht – von wegen verniedlichende Romantik! [Zugriff 27.6.15]

TEAM STUCK – so sehen Jugendliche die Villa Stuck“ – München (24.6.15)

Da lacht mein Herz – Zusammenarbeit auf allen Ebenen: Die Villa Stuck und der Kreisjugendring der Stadt München bilden Jugendliche als Museumsexperten aus. Diese führen, performen oder flechten szenisches Spiel in ihren Führungen für die Besucher ein! Kultur der Kinder, wie Helen Knauf es in #KultDef fordert, wird hier zelebriert. Und was sagen die Jugendlichen dazu? Reinhören! [Zugriff 27.6.15]

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TEAM STUCK – Jugendliche als Museumsexperten from Villa Stuck on Vimeo.

 

Das Fairphone 2 kommt!“ – Stilbrise, Hamburg (23.6.15)

Das einstige Projekt-Blog „Stilbrise“ erstaunt mich sehr. Flankierte es anfänglich eine Ausstellung, die schon längst beendet ist, so ist es jetzt ein richtiges Museumsblog geworden. Was ist ein richtiges Museumsblog? Ein Blog, das dauerhaft Ausstellungen und den museologischen Alltag begleitet. Die Taktung ist für ein Museumsblog der Wahnsinn (fast täglich, manchmal mehrmals pro Tag!). Gleichzeitig schaut Stilbrise über den Tellerrand, wie der Post zum Fairphone 2 zeigt. Produktion unter fairen Bedingungen und Reparierbarkeit der Komponenten – sprich Qualität – das besticht! [Zugriff 27.6.15]

Dohlen am Schloss Wildegg“ – Museum Aargau, AU (23.6.15)

Als ehemalige Schlösserfrau schaue ich natürlich genau, was in und an Schlössern passiert. Warum auch nicht mal über Dohlen schreiben? Sie prägen vereinzelt das Schlossbild. Ich wusste nicht, dass sie sich ein Jahr alt verpaaren und erst mit zwei Jahren brüten. Wer sich binden will, testet wohl erst! Fast menschlich, oder? Ich denke da an den berühmten Zankapfel „offene Zahnpastatube: ja/nein“ bei Paaren. Schlösser sind Raumkunstmuseen und zwar nicht nur in Innenräumen, sondern auch im Außenraum. [Zugriff 27.6.15]

Zukunft macht ihre Betrachter / Vorschau“ – Marta Herford (22.6.15)

Wie cool ist das denn? Das Blog des Marta Herford Museums rezensiert ein Buch, noch bevor es erschienen ist. Wie macht man das? Indem man es in einen größeren Kontext setzt, wichtige Aspekte und Theorien anspricht und darin „Der explizite Betrachter“ von Wolfgang Kemp einbettet. Warum las ich die Rezension? Weil es um Kunst geht, weil der kritische Geist von Wolfgang Ullrich situiert wird – ich erinnere an den heftigen Diskurs um die Banalisierung der Kunst durch Kunstvermittlung – und weil der Kunst-Betrachter sich von „alten“ Kunst-Regeln emanzipiert. Wie das? Das erfahren wir wohl erst, wenn das Buch da ist. [Zugriff 27.6.15]

So, und jetzt genießt den Sonntag! Ach ja, ich freue mich natürlich über Feedback zum Lesestoff, das nur mal so!


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8 Kommentare

  1. Pingback: Leidenschaft - Partizipation, Leiche & Krimis aus der Museumswelt

  2. Liebe Tanja,
    es freut mich, dass dich unsere Juni-Auswahl an Isaaks und Ismaels zum Lächeln gebracht hat! Wir haben, wie in unserem Blogbeitrag beschrieben, ja vor, jeden Monat eine kleine Auswahl an Clips aus der Videobox zu posten. Schau also gerne wieder vorbei.
    Übrigens sollen nicht nur die Ismaels, sondern auch die Isaacs am Ende lächeln. Es geht mit dieser Identifikation als Isaak oder Ismael weniger darum, die beiden Söhne Abrahams gegeneinander auszuspielen, als vielmehr darum, die biblische Geschichte aus der Sicht der Kinder zu betrachten (vgl. http://www.jmberlin.de/blog/2015/06/isaak-und-ismael/ sowie http://www.jmberlin.de/blog/2015/03/saskia-boddeke/).
    Auf das unsere Besucher_innen weiterhin so viel Freude an dieser Art von Partizipation haben! Viele Grüße aus der Blogerim-Redaktion, Mirjam

    • Tanja Praske

      Liebe Mirjam,

      vielen Dank für die Präzisierung eurer Aktion. Mir ist schon anhand des Videos aufgefallen, dass sowohl zu Isaac als auch zu Ismael gelächelt wird. Eine für mich grandiose Idee!

      Herzlich,
      Tanja

  3. Liebe Tanja, vielen Dank für die lobende Erwähnung! Nach „MYTHOS CHANEL“ in 2014 begleiten wir mit Stilbrise.de in diesem Jahr unsere große Sonderausstellung „FAST FASHION. Die Schattenseite der Mode“, die sich mit den Produktionsbedingungen der Modeindustrie und ihren Folgen auseinander setzt. Mit dem Blog zeigen wir Alternativen zum schnellen Konsum: Wir stellen nachhaltige Labels vor, machen Lust auf Upcycling, DIY, Secondhand und Co., lassen unsere Besucher selbst zu Wort kommen und fotografieren ihre schönsten Looks. Das Projekt läuft vorerst bis zum Ende der Ausstellung am 25. Oktober, komm(t) gerne mal bei uns vorbei! Beste Grüße aus Hamburg, Friederike

    • Tanja Praske

      Liebe Friederike,

      vielen Dank für deine näheren Erläuterungen zu „Stilbrise“ – ich habe nämlich tatsächlich nicht so richtig durchgeblickt, wie ich das Blog begreifen soll – Projektblog oder Ausstellungsblog. Da ihr jetzt schon zum 2. Mal eine temporäre Ausstellung damit flankiert, hege ich ja doch die Hoffnung, dass das Blog eine Dauereinrichtung wird.

      Die Taktung ist jedenfalls der Hammer und müsste sich definitiv auf die Leserzugriffe ausweiten. Wenn dann noch ein bisschen SEO dahinter stehen sollte, ist es eine Aktion, die nachhaltig ist und in ein dauerhaftes Museumsblog überführt werden könnte!

      Herzlich,
      Tanja

  4. Peter Soemers

    Hallo Tanja,

    ich bin sehr gespannt auf „Der explizite Betrachter“ von Wolfgang Kemp. Ich habe mich kaum mit Kunsttheorie und Geschichte der Kunstbetrachtung befasst. Im Allgemeinen sehe ich in der Gesellschaft einen Trend, immer weniger an ‚objektive Wahrtheit‘ zu glauben und immer mehr ‚Bedeutung-für-mich‘ zu unterstreichen. Mit ein Grund, weshalb die Rolle von Kunsthistorie und Kulturvermittlung so heftig diskutiert wird. In meinen beiden #KultDef-blogposts betone ich ja auch sehr die Bedeutung von Kunst für mein Leben und für das Leben anderer. Kunsthistorie und Kulturvermittlung bleiben jedoch auch für mich wichtig, als ‚Blick-Öffner‘ und Hüter von der ‚historischen – zum Teil objektiven – Wahrheit‘. Es ist ein Plus, wenn ein Kunstwerk auch in seiner Entstehungsgeschichte betrachtet werden kann – losgelöst von der Bedeutung-für-mich.

    • Tanja Praske

      Lieber Peter,

      es freut mich, dass dieser ungewöhnliche Literaturtipp gefällt. Ungewöhnlich deshalb, weil es das Buch noch nicht gibt!

      Nach dem Banalisierungs-Diskurs war klar, dass ich das Buch als Lesestoff aufnehme, da es zur Thematik von KULTUR-MUSEO-TALK passt. Ja, auch ich werde mich mehr theoretisieren, wollte gerade schon terrorisieren schreiben – Blödsinn!

      #KultDef hat einige Aspekte von Kultur hervorgebracht, von denen Theoretiker lernen können und dazu zählen definitiv deine beiden Gastbeiträge bei mir – merci dafür!

      herzlich,
      Tanja

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