KULTUR – MUSEUM – TALK

10 Fragen zu Social Media im Museum: Beziehungspflege & Kommunikation | #Interview

Social Media im Museum bewegt – das Wie bewegt. Worum geht es dabei? Um Beziehungspflege und Kommunikation. Wie kann digitale Kulturvermittlung funktionieren – mit Mitarbeitern und mit Externen? Gibt es städtische Modelle? Machen Apps Sinn? Was ist mit Bildrechten für Blogger? Weitere Stichworte: Filterblase, „Internetberührungsangsthalter“, Familie und Beruf. Das Montagsinterview von heute war ein Experiment für mich. Wunderbare Fragen erreichten mich nach meinem Aufruf vor einer Woche – zehn spannende Fragen! Jede einzelne hat es in sich.

Eines der faszinierendsten Museen für die Familie – der PS Speicher in Einbeck. Social Media im Museum bedeutet Verschränkung von analoger und digitaler Vermittlungsformate und ist facettenreich.

Einige Fragen hätten eigenständige Artikel verdient und erfordert. Ich biete jetzt ein paar Impulse, Stoff zum Nachdenken, zur Diskussion. Schnappe dir gerne Fragen und beantworte sie in eigenen Blogartikeln – ein #BlogTennis sozusagen. Bringe Kultur so voran.

Da dich veilleicht nicht jede Frage interessiert, zumal ich manche auch recht ausufernd beantwortet habe, gibt es hier ein Mini-Inhaltsverzeichnis zum schnellen Zuschlagen:

  1. Social Media-Win-Win-Situation über Externe
  2. Stärkung von Social Media Präsenz
  3. Modelle für städtische Museen
  4. Problem Filterblase
  5. Internetberührungsangsthaber und Online-Netzwerken
  6. Apps – was macht Sinn?
  7. Bilderrechte im Blog
  8. Mit der Familie ins Museum
  9. Reue – klassischer Kunsthistorikerweg
  10. Reset – welche Berufsrichtung würde ich wählen?

Social Media im Museum

1. Gibt es Modelle, aus denen sich sowohl für den Auftraggeber (Kulturinstitution) als auch für den Auftragnehmer (Agentur, Freelancer o. ä.) Win-Win-Situationen ergeben? Via @Frau_Puppe

Gute Frage. Ich vermute mal, dass sie noch nicht als Modelle aufgefasst werden, aber in der Tat welche sind. Das Problem ist oft, dass die Kulturinstitutionen nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht im alltäglichen Wahnsinn, weil sie notorisch unterbesetzt sind. Und dann sollen sie noch Social Media machen und zwar on Top zu ihren bisherigen Aufgaben.

Manche übertragen den „neuen“ Part den temporär eingebundenen Digital Natives (Praktikanten, Volontären). Das funktioniert dann, wenn jemand sie führt, die Strippen zieht und ihr Tun in die Kommunikation einbindet. Sie gehen ihre Aufgabe mit großem Elan und guten Ideen an. Heißt es aber „Machen sie mal“ und es interessiert sich keiner wirklich dafür, geht es nach hinten los. Was passiert, wenn sie das Haus verlassen? Wer setzt ihre Ideen fort? Nachhaltigkeit sieht anders aus. Social Media sollte auf Nachhaltigkeit setzen, um erfolgreich zu sein. Das bedeutet langfristiges Denken. Dafür bedarf es Geduld, Zeit und Arbeitseinsatz. Nicht Sprinter sind verlangt, sondern Ausdauerläufer. Es lohnt sich: Lies dazu das Montagsinterview mit Marlene vom Museum Burg Posterstein!

Was können Externe tun?

Externe können in verschiedenen Bereichen Hilfe leisten, indem:
a) sie den Tunnelblick des Hauses aufbrechen – wie das? Sie:

b) sie Kampagnen entwickeln, begleiten und/oder für das Museum durchführen, wenn dieses es personell kaum leisten kann. Sie

c) sie mit ihrem Netzwerk beim Auf-/Ausbau der Community helfen
d) sie erzielen überregionale Wucht für ein Thema, wenn gefordert. Ein aktuelles Beispiel ist der InstaWalk #StadtLandBild der Pinakotheken am 4.3.2017. Sie führen diese in Kooperation mit den Kulturkonsorten in München und den Herbergsmüttern im Ruhrgebiet durch. Ein anderes Beispiel dafür ist der Tweetwalk #Lustwandeln in Schleißheim. Über die Kooperationspartner werden andere Netzwerke aktiviert.

Die Win-Win-Situationen können also sehr vielfältig sein.

2. „Oder gibt es andere Möglichkeiten für die Institutionen ihre Social Media-Präsenz zu stärken und zu pflegen?“ Via @Frau_Puppe

Ja. Die gibt es auch. Zunächst einmal bedeutet Social Media Beziehungspflege und -aufbau: Social Media ist Kommunikation, weniger Content-Marketing tut gut (Agentursprech und suspekt im Museum). Es geht nicht darum möglichst alle Social Media-Kanäle subito zu bedienen und dabei nichts richtig. Verwaiste Kanäle sind ein No-Go. Lieber auf wenig konzentrieren, dafür aber richtig und sich um die Beziehungen, die über Social Media eingegangen werden, kümmern.

Weiterhin können Kooperationen mehrerer Kulturinstitutionen einen Ausweg bieten, trotz schlechter Personallage Social Media zu stemmen, Reichweite aufzubauen. Die Arbeit wird auf mehrere Schultern verteilt. Dabei muss ein Social-Media-Team gebildet werden. Jemand muss die Aktivitäten koordinieren. Ein Ort kann so als Kulturstadt Aufmerksamkeit erringen, die Neugier wecken. Das Stadtmarketing, die Touristik können und müssen in meinen Augen unterstützend eingreifen, da Kultur ein Besuchermagnet werden kann. Bestes Beispiel ist das Städelmuseum. Warum das so ist, kannst du im Wiener Webtalk des ehemaligen Direktors, Max Hollein, nachhören:

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Weitere Beispiele für gelungene Kooperationen mehrere Museen sind:
  1. der Museumsdienst Köln: Er verbindet die Kölner Museen miteinander
  2. die Nürnberger Museen führen ein Gemeinschaftsblog, den sie als Magazin auffassen
  3. Würzburger Museen haben sich aktuell zusammengeschlossen, um Neugier auf die Häuser zu wecken
  4. Stuttgarter und Karlsruher Museen treiben die #Museumsbande voran, führen gemeinsam Aktionen durch und bewerben sich gegenseitig

Über dies Kooperationen werden Synergien gesucht und gefunden. Spannende Ansätze – ich wünsche allen dabei viel Erfolg!

3. „Gibt es Erfahrungen, wie man auch in städtischen Museen den digitalen Stein zum Rollen bringen kann?“ @Museumscast via Twitter

Ja. Aus „Nebenher-Projekten“ wurden Dauereinrichtungen oder es wurde Extra-Geld für eine Stelle eingeworben. Das Historische Museum Frankfurt ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Hier gibt es eine „neue“ Stelle zur Entwicklung digitaler Formate innerhalb einer digitalen Strategie. Im Blog des Museums berichtet Franziska Mucha regelmäßig sehr offen über Fortgang und Erfahrungen im Digitalen.

Die Bereitschaft im Social Web aktiv zu werden, Geld bzw. Personal dafür bereitzustellen, gibt es vor allem bei Teilschließungen, Umbau, Neubau oder Neueinrichtung von Museen. Sie wollen und müssen trotz Schließung im Gespräch bleiben. Das gelingt über die Social Media-Präsenz und Geschichten erzählen (= Storytelling) in den sozialen Medien. Exemplarisch dafür steht das Stadtmuseum Stuttgart. Es ist digital schon einige Jahre unterwegs, noch bevor es das Museum überhaupt gibt. Das Museumsblog stellte ich vor in: „… locker, flockig …“ vor.

Witzig, klarer Duktus und einfach nur wunderbar: das Blog des Stadtmuseums Stuttgart – klare Leseempfehlung!

Hilfreich ist, kleinere Projekte im Digitalen durchzuführen, eine Community aufzubauen und vor allem auch Zahlen zu sammeln. Sie belegen den Erfolg der Maßnahmen und erhöhen die Bereitschaft der Verantwortlichen, diesen Part auszubauen. Empfehlenswert ist der Blick auf das Historische Museum Basel zu werfen. Sie bauen kontinuierlich ihre digitalen Projekte aus – echt coole Aktionen sind darunter.

Neugierig beobachte ich die Entwicklung des Münchner Stadtmuseum. Seit einiger Zeit erschließen sie sich peu à peu den digitalen Raum. Gut wäre es, das spiegelte sich auch auf der Website wider. Das fehlt noch, ihre Social-Media-Aktivitäten auf Facebook und Instagram besitzen noch keine Hombase, die aber wichtig ist, da Social-Media-Tun sonst flüchtig ist. Ihr Mitmachen bei der aktuellen Aktion #VinzenzOnTour besäße mehr Nachhaltigkeit, wäre besser wiederauffindbar. Immerhin, sie unternehmen Schritte ins Web. Auf einer Fortbildung zum Filmen mit dem Smartphone traf ich Mitarbeiter. Sie sind sehr engagiert und offen für Impulse. Da geht was, ich drücke die Daumen!

4. „Wie schätzt Du, wenn es um digitale Kulturvermittlung geht, das Problem Filterblase ein? Wie siehst Du die Möglichkeiten, Kulturinteressierte zu erreichen, die sich weniger im Internet tummeln als wir Blogger und Social-Media-Nutzer?“ via @MariaBettinaEic

Ach ja, die liebe Filterblase – flauschen oder nicht? Tatsächlich liegt es an uns allen, aus unserer Filterblase auszubrechen, wenn wir Inspiration suchen. Angelika Schoder hat in einer wunderbaren Aktion auf Musermeku und in Urlaubsvertretung bei mir im Blog über die Filterblase geschrieben. Mich persönlich interessierte immer der Austausch mit „kulturfremden“ Bloggern, deshalb bin ich Ironbloggerin geworden und deshalb engagiere ich mich für den 2016 gegründeten Bloggerclub. Ich besuche Veranstaltungen aus der Wirtschaft zur digitalen Kommunikation. Aber klar, alles ist bei mir digital im Beruflichen.

Privat sieht es da wieder ganz anders. Es ist weniger digital. Freunde und Verwandte von mir haben noch nie einen Blog gelesen haben. Sie nutzen wenig bis kaum digitale Medien zur Informationsgewinnung oder zum Zeitvertreib. Ihnen fehlt dazu schlicht die Zeit. Wie versuche ich das aufzubrechen? Auf jeden Fall ohne Zwang. Ich erzähle ihnen von meinen Aktionen und den Geschichten, die mich faszinieren. Dabei gehe ich behutsam vor, da ich sie nicht „zumüllen“ will. Hin und wieder verschicke ich via WhatsApp Artikel von mir, wenn es passt. Das kann ein Museum (noch) nicht leisten. Ganz aktuelle Änderungen bei WhatsApp machen es aber möglich (siehe „Erste Screenshots: Facebook öffnet WhatsApp für Unternehmen“). Es gibt schon Gehversuche hier: Schirn (Newsletter auf WhatsApp) und dem @DHMBerlin („Chatbot als WhatsApp Ausstellungsguide, Tipp via @axelkopp).

Was kann ein Museum tun, um Kulturinteressierte zu erreichen?

Für mich ist eine enge Verzahnung von analog-digitalen Kulturvermittlungsformaten gefragt. Und ja, auch die Berichtserstattung in den klassischen Medien mit Hinweis auf die digitalen Angebote ist wichtig. In Museen muss sofort ersichtlich auf die genutzten sozialen Kanäle hingewiesen werden. Dabei muss klar sein, was den digitalen Besucher erwartet: Was ist der konkrete Nutzen für ihn? Gerade der Sinn hinter „konkrete Nutzen“ muss erfasst werden, den Begriff „bläute“ uns Kerstin Hoffmann auf der Tagung zu Blogs und Magazinen in München ein. Ja. Lest ihren Blog „PR-Doktor„, er vermittelt viele wichtige Impulse.

Die Kulturinteressierten müssen erst einmal erfahren, dass es diese Kommunikationskanäle gibt. Dass diese kurzweilige Unterhaltung bieten, und dass es sich lohnt, digital vorbeizuschauen. Das bedeutet aber auch, dass diese Angebote nicht der verlängerte Arm von Pressemitteilungen sind, sondern dass hier spannende Geschichten erzählt werden oder dass der Nutzer mitgestalten kann. Denke ich darüber nach, fallen mir so einige Dinge ein, die leicht umzusetzen wären.

5. „Wie bekommst du Internetberührungsangsthaber zum „„Onlinenetzwerken“?“ @sufloese via Twitter

Was für ein Monstrumswort „Internetberührungsangsthaber *grins*. Einiges davon beantwortete ich in Frage 4 im Zusammenhang mit den Besuchern. Wie gewinne ich Museumsmenschen, die dem Ganzen gegenüber skeptisch sind, für die digitale Kulturvermittlung?

Zunächst einmal zeige ich ihnen, dass es keine Hexerei ist, sich mit diesen neuen Vermittlungsformen vertraut zu machen. Denn im Prinzip geht es dabei um Kommunikation und die funktioniert im Digitalen wie im Analogen. Es ist Beziehungspflege.

Ich weiß aber auch, wie sie sich fühlen. Noch vor 2011 hatte ich keine Berührungen mit Social Media. Ich weiß noch zu gut, wie ich mich fühlte, als ich meine ersten Facebook-Postings verfasste. Man, hatte ich einen Bammel davor, ob ich so überhaupt schreiben darf, ob es nicht zu banal sei. Am Ende mache ich mich gar noch lächerlich, so dachte ich anfänglich. Nichts davon traf zu. Das beruhigte mich und ich testete mehr aus. Das Feedback der Leser bestätigte mich und ließ mich mutiger werden. Und ja, es machte mir zunehmend mehr Spaß, mein Wissen anders, kurzweiliger und abgespeckter zu vermitteln.

Foto von Sybille Greisinger – danke für die Foto-Action!

Genau das erzähle ich in meinen Workshops und Vorträgen und es sind immer Skeptiker darunter. Sie tun einem Team gut, damit nicht nur alles rosarot gesehen wird. Die Kunst ist, sie einzubinden. Dazu muss man ihnen zuhören, sich mit ihren Argumenten auseinandersetzen und darauf aufbauend, sie durch eigene Argumente für die digitale Kulturvermittlung überzeugen. Das geht über Zahlen, die Digitalisierung der Gesellschaft nimmt zu, der Prozess ist nicht zurückzudrehen. Das zeigt die jährliche ARD/ZDF-Onlinestudie. Die Auswertungen der beiden Tweetwalks #Lustwandeln in Nymphenburg und Schleißheim sprechen für sich: Die Resultate, Berichterstattungen in den Medien und Blogs sind positiv.

Es geht aber auch darüber, zu zeigen, dass die Arbeitslast auf mehrere Schultern verteilt, gut gestemmt werden kann. Forschungsergebnisse, die in Schubladen landen, weil sie in Ausstellungen nicht gezeigt werden können, erhalten über Social Media eine neue Plattform: Ich kann doch noch ihre Geschichte erzählen. So, jetzt komme ich in Fahrt und breche besser ab, sonst findet dieses Montagsinterview kein Ende mehr. Weiterführend zum Thema: „Erste Hilfe für Social Media Manager“, Meike Leopold, Björn Eichstädt (Hrsg.), Heidelberg 2015.

6. „Von welcher Art von Apps würdest du Museen abraten? Und welche Art von Apps würdest du empfehlen?“ @musermeku via Twitter

Grundsätzlich rate ich von jeder App ab, wenn der Antrieb der ist, eine App allein der Technik wegen haben zu wollen. Die Inhalte und zu vermittelnden Geschichten bestimmen die Funktion und nicht andersherum. Auch rate ich davon ab, die App als Printmedium aufzufassen und dementsprechend zu texten. Zudem sollte sie nicht die eierlegende Wollmilchsau sein, die alles erfassen und jedem gerecht werden will. Sinniger wäre es, mehrere kleinere Apps gemäß der Wunschnutzer anzubieten. Diese können optional ausgewählt und in einer App nachladbar sein.

Eine App sollte gemäß des „Wunschnutzers“ konzipiert sein, seinen Bedürfnissen gerecht werden. Es geht auch nicht darum, dass das Museum über die App zeigt, wie viel Wissen es angehäuft hat. Eine App sollte berühren, Emotionen wecken und vor allem unterhalten. Der Aspekt „Unterhaltung“ wird oft zu wenig berücksichtigt.

Zu welchen Apps ich rate?

Puh … das sind gemäß den Zielen zunächst einmal Social Media Apps. Entscheidet sich das Museum darüber hinaus eine App als Medium der Kulturvermittlung einzusetzen, dann muss es vom konkreten Nutzen her für den User denken.

Es werden gerade einige Rahmenapps entwickelt, die spannend sind. Sie erlauben kostengünstige Anpassungen. Es muss nicht immer eine eigene App entwickelt werden. Das treibt die Kosten in die Höhe. Durch diese Rahmenapps, die eine Vielfalt an Funktionen modulartig bereitstellen, wie VR-/AR-/Games- oder partizipative Module, kann sich das Museum auf die eigentliche Arbeit, dem Geschichten erzählen und auf die Inhalte konzentrieren. Das ist eine ganz andere Voraussetzung als wir sie noch vor vier Jahren hatten, als ich für die Bayerische Schlösserverwaltung die App „Schlosspark Nymphenburg“ im Team umsetzte.

Der Tweetwalk #Lustwandeln von 2015 ist aktueller denn je: Am 20.4.16 berichte ich im #KMTreff darüber.

Ich empfehle meine Artikel über Museumsapps zu lesen, sie besitzen noch immer Gültigkeit:

  1. Mai-Tagung 2013 – Museum und Apps: Was müssen Museums-Apps können?
  2. Behind the scenes im Museum (4) – Interview mit mir auf Brand-1

Das heißt aber nicht, dass jedes Museum unbedingt eine App braucht. Zunächst einmal sind die Hausaufgaben, wie eine responsive und gepflegte Website zu erledigen. Dann kann die digitale Strategie mit konkreten Maßnahmen geplant werden. Eine App ist dabei eine Option unter anderen.

7. „Umgang mit Bilderrechten für Blog? Zum Beispiel Ausstellung nicht-gemeinfreier Bilder / zeitgenössischer Künstler“ @arttextart via Twitter

Puh … das ist eine never-ending-Story. Jüngst setzte sich Roland Nachtigäller, Direktor des Marta Herford Museums, sowohl im Martablog als auch im Interview mit Angelika Schoder auf Musermeku damit auseinander. Da findest du, liebe @arttextart, viele dir bekannte Gesichtspunkte wieder.

Als Bloggerin bedeutet es, dass du das Museum fragen musst, ob du die Bilder und unter welchen Bedingungen du sie bei dir im Blog veröffentlichen darfst. Frag auch nach der Social Share-Funktion in deinem Blog. Wenn das Museum einen Vertrag mit der VG-Bild abgeschlossen hat, dann werden Blogger wie Journalisten behandelt und dürfen für die Dauer der Ausstellung bis sechs Wochen danach, Bilder von den Werken der Künstler im Blog zeigen. Auch dabei ist Vorsicht geboten: Bei eigenen Fotos musst du trotzdem manches Mal einen gewissen Passus einfügen, der auf die VG-Bild verweist. Das muss dir das Museum sagen. Fordere eine schriftliche Bestätigung der Genehmigung zur Veröffentlichung der Bilder ein: Stichwort „uneingeschränkte“ Nutzungsrechte im Blog. Dann bist du auf der sicheren Seite.

Sechs Wochen nach Ausstellungsende musst du die Bilder aus dem Blogpost entfernen. So erging es mir mit der Christoph Brech-Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum. Das Museum war sehr gut über die Veröffentlichungsbedingungen seitens der VG-Bild informiert. Das ist leider nicht immer so. Es ist aber angeraten, dass Museen sich mit den Erfordernissen des Webs und der Blogger mehr auseinandersetzen. Gerade Blogger können wichtige Fürsprecher im Social Web werden. Wenn die Antworten seitens des Museums nicht zufriedenstellend sind, verzichte ich auf eine Berichterstattung. Unwissen schützt nicht vor Strafe und Abmahnungen können teuer werden. Meine Antwort hier ist keine juristische, also ohne Gewähr.

8. „Wie oft nimmst du deine Kinder zu Ausstellungseröffnungen oder Terminen im Museum oä. (die du beruflich motiviert hast) mit? Und wie begeistert sind sie davon? Welche Art Museum, Ausstellung, Veranstaltung kultureller Art magst du mit Familie am liebsten?“ via @arttextart

Ich nehme Mini nie zu offiziellen Terminen ins Museum mit. Das wäre zu schwierig, möchte ich ihr auch nicht antun. Wenn ich etwas vorzubereiten habe, dann ist sie schon mal dabei. Hier richte ich mich nach ihr und ihrer Ausdauer. Junior ist gar nicht begeistert davon, ins Museum gehen zu „müssen“. Also, verlange ich das nicht von ihm.

Die größte Duftblume des Regenwaldes zog sie alle an – ist aber auch ein Eyecatcher!

Für die gesamte Familie schätze ich kulturhistorische Ausstellung sehr, da für jeden etwas dabei ist. Toll war der Besuch von „Ötzi“ in Bozen – wie begeistert bzw. wie die Familie was erlebte, beschrieb ich in: „Eine Familie auf den Spuren von Oezti“. Die Ausstellungen im Lokschuppen Rosenheim sorgen grundsätzlich für zufriedene Familienmitglieder, vor allem dann, wenn es anschließend noch mit Spätzle-Essen in Maxlrein kombiniert wird. Auch das Deutsche Museum kommt bei allen gut an. Wichtig ist, dass es interaktive Stationen gibt. Mini möchte etwas tun. Junior und Daddy unterhalten sich über Technik oder Geschichte.

Gehe ich mit Mini alleine, dann suche ich für sie Programme heraus, die ihre Kreativität fördern. Sie möchte etwas gestalten und das Gestaltete mit nach Hause nehmen, wie bei Klees Ölpause beschrieben. Ich werde mal Maria-Bettinas Eichs Vorschläge im Montagsinterview zur Frage 7 mal testen, hier vor allem Rauminstallationen, habe ich bislang noch nicht gemacht.

Das Lenbachhaus, nein, Paul Klee inspierierte – ein formidabler Familienworkshop!

Ansonsten schreibe ich immer wieder mal über die Museumsbesuche mit Mini in „Kinder & Kultur“. Lies mal den Artikel zu Stia – das war ein tolles Museumserlebnis.

Ein wunderbarer Museumstipp vom Daddy: das Baumwollmuseum in Stia (Toskana). Und schwupps liegt Mini gleich in der Wolle!

9. „Bereust du manchmal nicht den „klassischen“ Kunsthistoriker-Weg bestritten zu haben und heute z. B. Kurator im Museum zu sein? Ganz fest in einem, mit monatlichem Festeinkommen und Sicherheit (eines idealistischen, unbefristeten Vertrages *haha*)?“ via @arttextart

Richtig … haha … Ich bin diesen klassischen Schritt zunächst gegangen, auch mit Kind. Ich hatte eine Forschungsstelle „Historische Emotionsforschung“ sogar in Teilzeit und das ging gut. Trotzdem erkannte ich für mich irgendwann, dass die Uni-Karriere mit Familie und meinen Ansprüchen schwer vereinbar sind und sagte mich davon los.

Danach kam ich aus Versehen zum Museum über ein wissenschaftliches Volontariat in Teilzeit in der Museumsabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung (BSV). Und endlich hatte ich das Gefühl, dort angekommen zu sein, wo ich schon immer hinwollte, ohne es vorher zu wissen, dass es das ist.

Die BSV ist dafür verantwortlich, dass mich das Digitale erwischte über die Projekte:

  1. Texte für die Ludwig II.-App
  2. Aufbau der Social Media-Präsenz des Residenzmuseums mit Blog und Facebook
  3. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Projekt App „Schlosspark Nymphenburg“

Das Blog als „Arbeitsmappe“, Inspiration für meine Herzblut-Projekte – wie die #NymApp

Warum erwischte mich das Digitale? Weil ich das große Potential für die Kulturvermittlung erkannte, das Museum wird zum Self-Publisher, tritt in den direkten Kontakt mit seinen Besuchern, ob digital und analog. Und ich erkannte für mich, die digitale Kulturvermittlung ist meine Nische, Familie und Beruf zu vereinen. Nein. Ich bereue es nicht, den „klassischen“ Weg gegangen und trotzdem abgebogen zu sein. Jetzt wechseln sich Projekte ab und ich bin ein Projektmensch, definitiv. Gleichzeitig hat mich die UNI wieder als Lehrbeauftragte. Ich helfe den StudentInnen gerne dabei, sich mit „digitaler Kulturvermittlung“ auseinanderzusetzen. Ich freue mich auf 2017 – es wird spannend!

Erkenntnisreich war das Tweetup #BronzeBreak für alle Teilnehmer – Wie Poseidon die Muskeln anspannt, so konzentriert gingen die StudentInnen vor.

10. „Reset. Du hast gerade dein Abi in der Tasche. Für welche Berufsausbildung / Studium entscheidest du dich?“ via @arttextart

Verrückt wie ich bin, entschiede ich mich für dasselbe Studium wieder: „Kunsthistorikerin“ zu sein ist meine Passion. Jetzt bin ich eine digitale Geschichtenerzählerin pro Kultur und das genieße ich, ich spiele, experimentiere und helfe Kulturinstitutionen im Umgang mit dem Digitalen. Vielleicht würde ich statt klassischer Archäologie eher Betriebswirtschaft im Nebenfach hinzunehmen oder ein Medienfach. Damit wären die Berufsperspektiven größer. Nun. Meinen Weg habe ich gefunden. Mit Verve stürze ich mich ins Neue hinein. Dabei genieße ich die Bereicherung durch die Familie – ohne sie wäre mein Leben arm dran – passendes Schlusswort, gell?

Merci für die Fragen

Ja, ein Mammutpost ist mein Montaginterview geworden – so spannende Fragen. Ich kratzte die Oberfläche einiger Themen an, vermittelte Impulse oder provoziere andere Meinungen. Vor allem aber bedanke ich mich sehr herzlich bei allen Fragenden – vielen herzlichen Dank euch! Es ist der erste Blogpost, dessen Richtung ihr, meine Leser, vorgegeben habt. Nur mit gegenseitiger Hilfe kommt die Kultur voran. Ein ganz herzliches Dankeschön @Frau_Puppe für die ersten Fragen in der Ankündung zur Montagsinterview-Reihe, da wusste ich noch nicht, dass es diesen Post hier geben wird.

Weiterhin empfehle ich euch allen, folgende Blogs meiner Fragesteller zu lesen – ihr findet hier viele Anregungen:

  1. Katja Eidam auf: Museumscast. Angestaubt war gestern – hier gibt es auch einen Podcast zur Aktion #VinzenzOnTour
  2. Maria-Bettina Eich auf: Kind am Tellerrand — REISEN MIT KINDERN. KUNST FÜR KINDER, ELTERN, TEENS. UND DIE BÜCHER DAZU.
  3. Angelika Schoder auf: MusErMeKu. Museum – Erinnerung – Medien – Kultur
  4. Katja Marek auf: Arttextart
  5. Susanne Schneider auf: leggiero flautato

Wie wäre es mit einem #BlogTennis? Bist du Blogger, dann schnappe dir die ein oder andere Frage, schreibe dazu und verlinke mit diesem Artikel. Ich sammle alle eingehenden Beiträge im Nachtrag, frei zur Diskussion – das Thema: „Digitale Kulturvermittlung“ ist voranzubringen. Mach mit!


Artikel zum #BlogTennis

  1. Arttextart zu Frage 7: „BILDRECHTE, DER EWIGE KAMPF“ – (27.2.17)
  2. @mikelbower auf eeMBee zu Frage 2 & 4: „Tennisbloggen , alla hopp!“ – (27.2.17)
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