Ist es Hexenwerk – Filmen mit dem Smartphone? Nein, absolut nicht. Das stellte ich bei meinen letzten Youtube-Videos über die Krippen im Bayerischen Nationalmuseum fest. Ich drehte und schnitt sie mit meinem Handy. Dafür nutzte ich die Android Apps Cinema FV-5 fürs Filmen sowie Kinemaster für den Schnitt. Meine Learnings stelle ich dir vor. Wie das Ganze mit dem iPhone funktioniert, verrät dir Sabine Pelgjer vom Deutschen Museum in einem Audio-Interview. Sie informiert über die Produktionsschritte sowie die Bewerbung der Youtube-Videos via Social Media – also, ein special Leckerli für dich 😉!
Warum filmen mit dem Smartphone?
Das beste Arbeitsgerät, das wir bei uns tragen, ist das Smartphone! Vor einem Jahr nahm ich zusammen mit anderen Museums- und Verlagsmenschen an einem Workshop zum Filmen mit dem Smartphone von museumsfernsehen teil. Viel lernte ich dabei. Das Dampflok-Video mit extra Vertonung resultierte daraus, bevor das Thema für mich lange Zeit ruhte, bis jetzt.
Was lag da für die praktische Übung näher, als Dr. Schindler, den Konservator und Referent für Volkskunde am Bayerischen Nationalmuseum und Gastautor der Krippen-Serie, spontan zu überfallen? Und wenn ich spontan sage, dann meine ich das auch: Montagvormittag angerufen, dabei die Schließzeiten vergessend, und am Nachmittag in der Krippensammlung für 2,5 Stunden mit dem Konservator aus allerlei Positionen 😉 filmen – sportlich war es! An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön für diese klasse Hauruck-Aktion!
Meine Arbeitsgeräte und Tools für den Filmdreh und -schnitt
Hardware
- Sony Z3
- Rode Lavalier Ansteckmikrophon mitsamt Verlängerungsschnur
- Hama-Stativ
Apps
- Cinemaster FV-5, kostenfreie App
- Kinemaster
Kinemaster ist kostenpflichtig. Du kannst sie entweder monatsweise für etwas mehr als 3 Euro oder auf ein Jahr für knapp 28 Euro abonnieren. Es gibt eine Testversion mit eingeschränkter Funktionalität. Die App ist sehr intuitiv und einfach bedienbar.
Was musst du beim Filmdreh beachten?
Das Wichtigste sind der Ton und die Lichtverhältnisse. Der Ton war bei mir perfekt dank des Ansteckmikrofons von Rode. Die Lichtverhältnisse leider nicht. Bei Dämmerlicht muss ich starke Abstriche beim Sony Z3 hinnehmen. Das war mir schon vorher klar, trotzdem ging es darum, das Optimum aus den Möglichkeiten herauszuholen. Extra Lichtquellen hatte ich keine. Wäre auch schwierig gewesen, die Lichtreflexe von den spiegelnden Vitrinen fernzuhalten.
UPDATE: habe mir jetzt eine externe, kostengünstige Lichtquelle besorgt (CN-160 Led video lighting) sowie ein universal clip filter von Zomei gegen Spiegelreflexe – Erfahrungsberichte kommen bestimmt!
Im Folgenden erfährst du meine Learnings mit der App Cinema FV-5. Von Bettina Pelzer, unsere Dozentin für das Filmen mit dem Smartphone an der Journalistenakademie, erhielt ich einige Impulse, die ich hier mit aufnehme.
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- Gutes Equipment:
Ichwerdekaufte mir ein neues Smartphonezulegen,wahrscheinlichein iPhone 8 plus, verrückt wie ich bin. Denn ich möchte zukünftig mehr filmen. Mich faszinierte die Arbeit am Video-Interview im Museum mit dem Konservator absolut – ein geniales Medium, mehr kurzweilig zu erfahren und eigene Akzente setzen zu können. - Ausreichend großes Stativ:
Das Stativ muss hoch genug einstellbar sein, denn die Kamera sollte sich auf Augenhöhe des Interviewpartners befinden. Das erfüllte mein geliehenes Stativ nicht und es war etwas instabil – nicht so dolle also. Zudem führte ich das erste Interview „Herr der Krippen. Max Schmederer“ an einer schwierigen Stelle durch. Hier wäre idealerweise ein Stativ zu verwenden gewesen. Da ich den Konservator mit Kopf zeigen wollte, konnte ich mein Leihstativ nicht nutzen, sondern musste das Handy in der Hand halten. Entsprechend zitterte das Video leicht, obwohl ich die Ellenbogen eng an den Körper drückte. Es gibt spezielle Geräte für das Handy, die diese Wackler austarieren. Richard Gutjahr erzählt dir in „Meine Blogger-Handtasche 2017„, was er dafür benutzt. Werde ich für mich überlegen. Das setzt aber voraus, dass ich regelmäßiger Filme drehe als zuletzt.UPDATE: Habe mir ein neues Stativ zugelegt von Manfretto, auch zugleich getestet, der neue Youtube-Film kommt bald, und bin restlos begeistert – stabil, leicht zu handhaben, geringes Gewicht, gut transportabel und hoch genug einstellbar!
- Mikrofoncheck:
Ganz wichtig, bevor du mit dem Filmdreh startest: Teste vorher das Mikrofon, ob es tatsächlich aufnimmt. Funktioniert es nicht, nimmt das Handy den Ton auf, die Qualität ist sehr bescheiden. Laut Michael Netsch ist das Wichtigste an einem Video der Ton. Moderate Wackler des Videos mag der User noch verzeihen, einen bescheidenen Ton definitiv nicht. In „Digital Media Camp 2016“ fasse ich einen Vortrag zum Video-Dreh mit Michael Netsch zusammen (es lohnt sich grundsätzlich, auch ältere Blogposts von mir zu lesen 😉). - Telefon auf Flugmodus stellen:
Damit du ungestört interviewen und filmen kannst, musst du dein Handy unbedingt in den Flugmodus stellen. Wäre blöd, wenn du mittendrin einen Anruf erhieltest! - Einstellung auf optimale Auflösung: Full HD
Das vergaß ich bei meinem Handy bzw. bei der App Cinema FV-5. Ich hatte nur die Auflösung auf HD. Das wirkt sich später erneut aus, wenn du deinen Film mit Kinemaster geschnitten hast und die Datei exportieren willst. Auch hier wäre Full HD anzuklicken. - Fokus einstellen
Stelle den Fokus auf die Stelle ein, die scharf sein soll. Machst du das nicht und bewegst dich, dann fixiert das Handy automatisch immer wieder erneut. Das Bild wird dabei fortlaufend unscharf. Bei Cinema FV-5 klickte ich im Handydisplay dazu zweifach auf die scharf zu stellende Stelle. - Tonqualität checken
Für den Ton schaue ich, ob ich im grünen Bereich bleibe. Das zeigt mir die App Cinema FV-5 an. Ideal wäre es wohl, einen Kopfhörer zu nutzen, um die Tonqualität noch besser einschätzen zu können. Dafür muss ich mir einen Adapter besorgen, der sowohl einen Ausgang für das Mikrofon als auch einen für den Kopfhörer hat und direkt ans Handy angeschlossen werden kann – alles machbar! - 10-fache Material produzieren
Dreh, dreh, dreh und zwar ganz viel – das Zehnfache von dem, was du brauchst. Mache Nahaufnahmen, nimm ungewöhnliche Perspektiven ein. Drehe Filme in der Bewegung, mache viele Fotos aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. Lasse dich dabei von den W-Fragen leiten: Wer, Was, Wann, Wieso, Wo, Warum. Dafür fertigst du Filmmaterial an. - Goldene Schnitt
Platze deinen Interviewpartner links oder rechts der Bildfläche, denke dabei an den goldenen Schnitt, dadurch siehst du mehr von der Szenerie. Sie wird so spannender.
- Gutes Equipment:
- Blickkontakt
Achte zudem darauf, dass dein Interviewpartner nicht direkt in die Kamera schaut, sondern dich anschaut. Stehe also nicht direkt hinter dem Handy.
Jetzt fehlen natürlich noch die ganzen kompositorischen bzw. szenischen Kniffe, die ein Video erst fesselnd gestalten. Das wichtigste ist natürlich die Geschichte. Die Einführung in Kinemaster fehlt jetzt noch. Das wäre in einem zweiten Teil zu verhandeln. Natürlich freue ich mich sehr, wenn du meinen Youtube-Kanal abonnierst!
Wie stellt das Deutsche Museum seine Youtube-Videos her?
Als Museumsfrau musste ich natürlich ein Museum zum Filmdreh befragen. Da das Deutsche Museum in letzter Zeit vermehrt Videos auf Youtube hochlud, war es für mich klar, sie zu überfallen – wieder einmal eine Kurzfristanfrage, da ich einen Podcast, meinen ersten (auch über diese Learnings werde ich noch berichten), aufnehmen sollte. Susanne Pelgjer beantwortete kurzfristig meine vielen Fragen – nur so viel vorweggenommen: Das Deutsche Museum dreht seine Videos mit dem iPhone.
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Für Social Media sind zwei Personen aus der Presseabteilung des Museums zuständig – Sabine Pelgjer und Susanne Schneider – sie berichteten zuletzt in „Film ab“ über ihre Arbeit. Weiterhin findest du im soundcloud Antworten auf:
- Welche Geräte und Tools nutzen sie zum Filmdreh sowie Schnitt?
- Wie lange dauert die Produktion eines Videos?
- Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Kuratoren?
- Wie werden die Filme komponiert?
- Wie wird das Youtube-Video via Blog, Facebook, Instagram und Twitter beworben und warum?
Spannend, oder? Hier das im Audio genannte Video zur Nebelmaschine – sehr dynamisch.
Was möchtest du konkret noch von mir wissen? Wie sind deine Erfahrungen mit Filmen mit dem Smartphone?
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