KULTUR – MUSEUM – TALK

Die wichtigste Nebensache: Texte schreiben für Museen und Ausstellungen

Input, Input, Input … zwei intensive Tage auf der Volontärsakademie Bayern liegen hinter mir. Im Gepäck habe ich nun reichhaltigen Stoff zum Thema: „Konzept und Gestaltung“. Werde ich nach den drei Hashtags für die spannende Fortbildungsreihe der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern gefragt, fallen mir spontan #Ideen, #Inspiration und #Lerneffekte ein. Das gibt den Grundtenor wieder. Was fehlt: #Kennenlernen sehr sympathischer Museumsleute – toll war es mit Euch!

Texten für Ausstellungen und Museen – die wichtigste Nebensache.

Meine Vorgedanken zum Thema der Volontärsakademie findet Ihr hier. Jetzt fasse ich einen wichtigen Teilaspekt des Kurses zusammen. Ergänzungen und Diskussionen sind herzlich willkommen. Es geht um: „Texte schreiben für Museen und Ausstellungen“. So lautete der Vortrag von Traudel Weber (Deutsches Museum), den sie mit einem Schreib-Workshop für uns abschloss. Fazit: klasse!

Das Nachfolgende basiert auf Traudel Webers Ausführungen. Vielen Dank für die vielen Anregungen und Hilfestellungen während des Workshops!

„Texte sind die wichtigste Nebensache in einer Ausstellung“

Das Zitat von Friedrich Waidacher sollte verinnerlicht sein. Denn die Besucher kommen nicht zum Lesen in die Ausstellung, sondern weil sie die Objekte sehen wollen. Sie wollen aber auch an die Hand genommen werden, d.h. sie möchten wissen warum das Objekt ausgestellt ist. Wie ist der Zusammenhang zum Thema der Ausstellung? Im Umkehrschluss bedeutet das für den Ausstellungsmacher: Er muss sich bewusst sein, was er wie vermitteln möchte. Das hängt wiederum davon ab wer sein Zielpublikum ist. Welche Vorkenntnisse besitzt es? Wie ist das Bildungsniveau? Wie das Interesse für die Ausstellung? Das sind die Parameter für die Texte. Hier ist Vorsicht geboten, denn …

„Ausstellungen haben großes Potential darin, Besucher sich unterlegen fühlen zu lassen“

so Kenneth Hudson und genau das gilt es zu vermeiden. Weg von der ausführlichen Präsentation des Expertenwissen, hin zum Perspektivenwechsel: Was könnte aus der Sicht des Besuchers interessant sein? Welche Fragen tauchen beim Laien auf? Welche Infos sind wesentlich, um den Zusammenhang des Exponats zur Ausstellung zu verstehen? Der Inhalt ist also – oh wunder ;) – ausschlaggebend, ob ein Text gelesen wird. Weitere Kriterien sind die Platzierung, die Lesbarkeit und die Sprache der Texte. Manche Empfehlungen sind logisch – wie Text und Objekt müssen im Blickfeld des Betrachters sein, sie müssen rasch und eindeutig zuordbar sein, passende Schriftgröße u.ä. – andere haben es in sich. Vor allem die Sprache fordert heraus. Hier gibt es ein paar wichtige Regeln zu beachten.

Die Sprache – Verständlichkeit und Tonfall von Ausstellungstexten

Ob ein Text verständlich für den Laien ist, hängt von vier Faktoren ab: 1. Gliederung/Ordnung, 2. Einfache Sprache, 3. Kürze/Prägnanz und 4. Zusätzliche Leseanreize.

Gliederung und Ordnung

Hier kommt es vor allem auf eine folgerichtige und übersichtliche Darstellung an. Die Gedankenführung muss klar sein. Zu Beginn sollten einfache Informationen stehen, gefolgt von schwierigeren. Gliedert in Absätzen und Zwischenüberschriften. Sie sind eine Entscheidungshilfe für den Leser – entweder liest er den Abschnitt oder er geht zum nächsten über, der ihn mehr interessiert. Das ist leserfreundlich, genauso wie reine Formalien, lesefreundlicher Zeilenumbruch, Flattersatz etc. (s. hierzu auch Dawid, Schlesinger, 2002).

Einfache Sprache

Sie dient der schnellen Informationsaufnahme. Deshalb immer einfache Sätze mit kurzen Satzteilen verwenden. Keine Nominalisierungen, sondern bildhaftes Schreiben über aktive und starke Verben. Sie erlauben Assoziationen. Informationen prägen sich dadurch besser ins Gedächtnis des Lesers ein. Startet mit Beispielen, bevor Ihr auf die Deutung eingeht. Der Zugang zum Objekt, zur Aussage fällt somit leichter.

Beschränkung auf das Wesentliche

Das müsste eigentlich eine Binsenwahrheit sein. Aber ich merkte es an mir selbst – nur allzu schnell verwurstete ich für meine Erstfassungen weitschweifende Formulierungen, Füllwörter oder Wiederholungen, die kein Stilmittel waren. Raus damit! Sie haben nichts in Ausstellungstexten zu suchen. Eine knappe und konzentrierte Darstellungsweise sollte es sein. Und nicht vergessen: nicht mehr als drei Hauptbotschaften pro Text. Je weniger, desto besser!

Zusätzliche Leseanreize schaffen

Das geschieht über Fragen, Vergleiche. Zeigt Problemstellungen auf und stellt Bezüge her. Wenn Texte als Anregungen aufgefasst und gehandhabt werden, erhöht das ihre Wahrnehmung. Mir gefiel besonders gut der Punkt: Fragen aufwerfen, die den Leser genau hinschauen lassen und/oder Fragen von Besuchern aufgreifen. Es wird geschaut, überlegt und diskutiert. Punktlandung: Alles erreicht, oder?

Das waren die wesentlichen Punkte für mich, an die ich auch weiterhin feilen werde. Daneben ist natürlich auch die Textstruktur in einer Ausstellung wichtig. Der Gesamtzusammenhang muss in der Ausstellung klar sein. Eine Gliederung in Abteilungstext, Bereichstext, Gruppentext, Objekttext vermeidet Wiederholungen und erhöht die Wahrnehmung. Die Struktur muss transparent sein und Orientierung geben. Es dürfen Geschichten erzählt werden, die ohnehin für den Laien am spannendsten sind. Plant Zeit für das Texten ein! Mehrere Durchgänge nach den oben angeführten Kriterien fördern die Lesbarkeit. Weiterführende Literatur zum Thema findet Ihr hier.

Der für mich wichtigste und schönste Satz von Frau Weber ist:

„Genieße die Sprache so wie die Wissenschaft“

(Judy Rand)


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