KULTUR – MUSEUM – TALK

Mehr Theater – über das digitale hin zum analogen Kulturerlebnis

ResidenztheaterBei dieser Blogparade „Alles nur Theater!?“, ausgelobt vom Theater Heilbronn, muss ich mitmachen. Die bisherigen Beiträge sind wunderbar und absolute Leseempfehlungen. Die Blogparade animiert mich darüber nachzudenken, warum es für mich mehr Theater geben sollte, was bisher dagegen sprach bzw. warum ich zu selten ins Theater gehe. Was hat das nun mit dem „digitalen hin zum analogen Kulturerlebnis“ zu tun? Sehr viel! Die sozialen Medien, allen voran Twitter, brachten mir das Theater zurück ins Bewusstsein. Wie das?

Schlüsselerlebnis #TTW13

#TTW13 – die Twitter-Theater-Woche, genauer gesagt das Stück von Jean Paul „Flegeljahre“ im Residenztheater in München war ein Schlüsselerlebnis für mich. Als Twitterstatistin zwitscherte ich meine Eindrücke von der Bühne mitten aus dem Geschehen heraus (hier nachzulesen). Eine unglaublich berauschende Erfahrung, da das Analoge eine Synthese mit dem Digitalen einging. Konsequenz: Ich will mehr Theater. Et voilà – „Der Weibsteufel“ des Residenztheaters verlockte mich ganz aktuell. Darüber werde ich in einem separaten Blogpost berichten. Meine Passion für die digitale Kulturvermittlung führte mich wieder ins Theater. Und es macht Spaß! Ich bin aus dem Dornröschenschlaf erwacht und frage mich:
 

Warum nur seltene Theaterbesuche?

Weil ich mit Kultur, vor allem mit Museen permanent konfrontiert bin. Nun, das spricht nicht wirklich gegen den Theaterbesuch, bedingt aber eine gewisse Kultur-Sättigung im alltäglichen Wahnsinn von Familie und Job. Leben dann keine Großeltern in unmittelbarer Nähe, muss jedes Ausgehen genau überlegt und geplant sein. Der Babysitter will moderat gefordert werden, schließlich ist er schon viel im Einsatz. Rede ich mich heraus? Vielleicht. Die Familie sowie weitere Interessen verlangen ihren Teil von mir. Eine Frage der Priorität. Gleichwohl habe ich jetzt Blut geleckt und werde definitiv mehr ins Theater gehen als vor #TTW13.

Gibt es Kindheitserinnerungen an das Theater?

Eigentlich nicht. Ich erinnere mich an Museumsbesuche, da mein Vater mich in jeder Stadt, wenn die Zeit es zuließ, ins Museum schleppte (siehe hier). Das Museum ist seit Kindheitsbeinen an fester Bestandteil meines kulturellen Erlebens. Kein Wunder, dass ich Kunstgeschichte studierte und in dem Sektor tätig bin. Erinnerungen an Theaterbesuche in meiner Jugend fehlen mir dagegen vollkommen. Ich muss mal meine Eltern fragen, ob und was es da gab. Mir fällt lediglich das Musical „Evita“ ein, das mich beeindruckte. Ansonsten wabern diffuse Theatersitze in meinem Gedächtnis, die ich nicht wirklich mit einem konkreten Stück in Verbindung bringen kann. That’s it!
 

Was ist die Lehre daraus?

Hm … keine Kindheits- bzw. Jugenderinnerungen ans Theater – ergo steht es nicht an oberster Stelle auf meiner  Aktivitätenliste. Ist es wirklich so einfach? Ich weiß es nicht. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass sich Theater mehr um die Kleinsten und vor allem um die Jugendlichen bemühen müssen. Allerdings sollte das analoge Erlebnis gegen die digitalen Zerstreuungen oder das Kino „anstinken“ können. Einige Theater haben das begriffen und bieten spannende Programme für die junge Zielgruppe an. Das setzt aber voraus, dass die Eltern mit ins Boot geholt werden. Denn oft genug sind sie es, die das Theater zur Freude oder auch zum Leidwesen des Nachwuchses auf die Agenda setzen. Da sehe ich ein Manko, ich werde weder direkt noch indirekt auf Theater für die Kleinen angesprochen, weder fallen mir Flyer, Plakate noch Netzinfos dazu auf. Bin ich zu ignorant? Mag sein.

Und der Nachwuchs?

Alle Bemühungen um den Nachwuchs führen ins Leere, wenn dieser nicht „gefesselt“ wird. Ich arbeite noch daran, Junior das „Junge Resi“ schmackhaft zu machen. Ob es mir gelingt, weiß ich nicht. Hier kann vielleicht die Schule einen Anreiz bieten. Ein Gemeinschaftserlebnis, das Spaß macht, erreicht eher die junge Zielgruppe als wohlfeile Wünsche der Eltern. Kollaborationen zwischen Schule und Theater sind wünschenswert. Sie existieren teils.

Mini hasche ich über Verführungen wie  die „Schneekönigin“. Selbst das Kinderprogramm in unserem Bürgerhaus spricht sie an. Ich muss nur noch mit ihr dahin. Keine Ausrede. Die Stücke gibt es!

Mehr Theater: über das Digitale zum Analogen

Kinder, Partner, Hobbies, Forschung und Museum bannten meine Aufmerksamkeit. Die digitale Kulturvermittlung ist mir eine Herzensangelegenheit, de facto öffnete sie mir das Fenster für das Theater bzw. mein Bewusstsein dafür. Wie kam es dazu? Tja, was soll ich sagen. Liebes Theater Heilbronn, liebe Katrin Schroeder, Eure auffälligen Netzaktivitäten sind daran schuld. Als netz- und kulturaffiner Mensch habt Ihr mich darüber erreicht und zwar deshalb, weil Ihr progressiv im Netz auf Euer mögliches Zielpublikum zugeht. Blöd nur, dass Heilbronn so weit von München entfernt ist. Eure Teilnahme an mehreren Blogparaden, die ich mit betreute (Kultur-Blogparade 2013 des Residenzmuseums und #KulturEr) schärften meine Aufmerksamkeit für das Thema Theater. Die kurzweilige Berichterstattung im Theaterblog erfolgt oft mit einem Augenzwinkern und ist einfach nur unterhaltsam! Darum geht es doch, oder?

Kulturvermittlungsformat: Tweetup

Zudem öffnete sich das Theater Heilbronn für das Kulturvermittlungsformat der Tweetups, dass das Digitale mit dem Analogen verbindet. Eine Truppe Twitterati zwitscherte auf Einladung von der Probe zu „Minsk“. Blogger schilderten ihre Empfindungen davon. Das Theater selbst berichtete im Blog sowie im Tweetup-Buch der Kulturkonsorten „All you tweet is love“ über ihre Erfahrungen mit dem Event. Den Twitteraccount @Theat_Heilbronn nehme ich als eingefleischte Twitterati seither stärker wahr, wir diskutieren und tauschen uns im Netz aus. Gleiches gilt für das Resi seit #TTW13.
 
Das Kredo muss lauten: Holt die Menschen dort ab, wo sie unterwegs sind. Das kann im Netz, in der Schule, im Café/Bar, auf der Straße, in der U-Bahn, wo auch immer sein. Tatsächlich müsst Ihr sie berühren und das setzt bestimmte Ansprachen gemäß der Zielgruppe voraus.
 

Konsequenzen aus #TTW13: mehr Theater

Nach der Flegelei durchforstete ich Facebook nach Theaterpräsenzen, vor allem im Münchner Raum, aber auch verhalten bundesweit, verband meine Seite #KulturTalk mit ihnen und bin jetzt einigermaßen im Bilde, was sie beschäftigt, welche Stücke anstehen. Nicht selten bringen ihre Postings mich zum Schmunzeln, allen voran die des Residenztheaters, das ich jetzt einfach auf dem Radar habe.

Abgesehen von einigen wenigen Theatern, die neue Wege zu den bekannten einschlagen, habe ich das Gefühl, dass, wenn ich mehr wissen will, ich aktiv werden muss. Der Impuls dazu geht weniger von den Theatern aus. Vielleicht ist das nur meine subjektive Empfindung. Gleichwohl frage ich mich an Christian Spließ‘ Beitrag zur Blogparade anknüpfend (Lesetipp), wie kulturinteressierte, netzaffine Menschen tatsächlich von Kulturinstitutionen, hier Theatern, erreicht werden können. Bei mir funktioniert es über das Netz: über das digitale hin zum analogen Kulturerlebnis. Plakate fallen mir nicht wirklich auf. Es sei denn sie überraschen mich.

Absolut provokativ, irritierend und gut gemacht ist das Plakat der Forsythe Company in Frankfurt. Perfekt: mit QRCode, damit Menschen wie ich, deren ständiger Begleiter das Smartphone ist, die Veranstaltung direkt aufs Handy laden und diese so nicht in Vergessenheit gerät. „Aus den Augen, aus dem Sinn“, nicht wahr? Danke liebe Melanie Redlberger (www.kultur-divers.de // @kultur_divers) für das Foto, das ich zufällig bei dir auf Facebook entdeckte und das ich verwenden darf!
 

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