KULTUR – MUSEUM – TALK

Tweetup oder Tweetwalk: Was bringen sie? #Lustwandeln zeigt’s!!

Der Sinn von einem Tweetup oder Tweetwalk wird immer wieder hinterfragt: Was bringt das? Warum twittert ihr aus einem Museum, für wen eigentlich? Kommen dadurch mehr Besucher ins Museum? Gegenfrage: Wie viel mehr Besucher kommen denn durch Plakate ins Museum? Auch schwer beantwortbar, gell? Weiter gefragt: Entstehen durch diese Bilder, Gedanken für andere, Dialoge, Blogposts oder wunderbare Eigeninitiativen, die andere, gar Fremde genießen können? Hm … das lasse ich mal so stehen. Dafür kann ich einiges über den Tweetwalk #Lustwandeln – Auf den Spuren Englischer Landschaftsgärten im Schlosspark Nymphenburg sagen: Zahlen, Fakten, Hintergrundgeschichten und Emotionen – Lust darauf? Lust zur Reflexion über die analog-digitale Kulturvermittlung?

Die Lustwandler sammeln sich vor dem Schloss Nymphenburg.


Nach dem aktuellen Diskurs zur Banalisierung durch Kunstvermittlung, weiß ich schon, warum ich immer den Begriff Kulturvermittlung bevorzugt habe, da er so viel mehr für mich bedeutet und umfasst. Der Tweetwalk #Lustwandeln im Nymphenburger Schlosspark zählt zur analog-digitalen Kulturvermittlung. 2,5 Stunden führten wir die Lustwandler durch den Park, sie verzwitscherten ihre Eindrücke. Und was kam dabei heraus, außer den wunderbaren Aussagen der 35 begeisterten Instagramern, Twitterern, Bloggern sowie Schlössermenschen vor Ort UND der euphorisierten Mit-Lustwandlern in Berlin, Bayreuth, Schwetzingen, Aachen und im Netz? Allein der Punkt genügt mir schon: glücklich, begeistert, euphorisiert, partizipierend, neugierig geworden, Lust auf Wiederholung …

Zahlen und Fakten des Tweetwalks #Lustwandeln

Bis zum 19.4.15 einschließlich waren es über 2.900 Tweets mit einer potentiellen Reichweite von 3,5 Millionen Impressions. Das Monitoring des Hashtags #Lustwandeln lief vom 23.3. bis zum 7.5.15. Die Diagramme und Zahlen sprechen Bände: Bis zum 7.5.15 gab es also 3.167 Tweets mit einer Impression (=Reichweite) von 3.696.300. Schaue dir den Ausschlag der Tweetinfografic an. Der Event wurde seit dem 23.3. im Netz, aber auch hinter den Kulissen angeheizt und vorbereitet. Blogposts, die vorher erschienen sind, sorgten für leichte Beulen in der Tweetinfografic, da sie im Netz auf den verschiedenen Social Media Kanälen von vielen beworben wurden: Der Tweetwalk ist so Gesprächsthema.

Tweet-Infografic zum Volumen: ein erdbebenartiger Tweet-Ausschlag zum #Lustwandeln

Die Top-User sind nur die Spitze eines gigantischen Tweet-Eisbergs. Der Erfolg gehörten vielen – danke!

Vier Storifys plus eins zum #Lustwandeln

Update – Storify: Der Dienst wird Mai 2018 eingestellt, deshalb nehme ich die Verlinkungen (broken Links) schon mal raus
Vier Storifys entstanden direkt nach dem #Lustwandeln. Das Storify der Kulturkonsorten gibt einen Überblick vom Geschehen vor Ort, in Berlin, Schwetzingen, Bayreuth, Haltern, andernorts und weltweit: darunter ein Tweet von Mallorca, aus Finnland und Indien – Wahnsinn! Manche schickten spontan Tweets zum #Lustwandeln, weil ihre Timeline auf Twitter den Hashtag massiv aufwies und sie Lust verspürten, mitzumachen – das war ein Ziel von uns, dass wir die Menschen im Netz zur Teilnahme aktivieren.

Die vier Storifys – jetzt aufgelöst, wegen Einstellung des Dienstes im Mai 2018:

… die herrlichen Blogposts eingehen, die nach dem Tweetup entstanden

Bislang sind es elf Blogposts, meiner ist der zwölfte zum #Lustwandeln. Auf der Website mit dem Blick hinter die Kulissen einer App listet die Schlösserverwaltung sämtliche Blogartikel auf, die zum #Lustwandeln im Park entstanden sind. Jeder Blogger erlebte den Tweetwalk mit den anderen vor Ort, nahm Gleiches, aber auch Anderes wahr. Ein Tweetwalk wird also gemeinsam besucht, führt trotzdem auch zu verschiedenen Wahrnehmungen.

Das Münchner Kindle voller Vorfreude auf den exklusiven Einblick!

War es das? Warum machten so viele vor Ort und im Netz mit?

Nein. Das war es noch längst nicht. Die Zahlen sprechen zwar für sich, aber sie kamen nicht aus dem Nichts zustande. Wir mussten gewaltig etwas dafür tun, dass der Tweetwalk so erfolgreich wurde, Menschen bundesweit und sogar in Indien, Finnland und auf Mallorca zum spontanen Mitmachen animierte. Und wer sind wir? Das waren einerseits die Kulturkonsorten, die im Hintergrund vernetzten und Allianzen schmiedeten; andererseits wirbelte die Bayerische Schlösserverwaltung mächtig. Ja, hier steuerte ich maßgeblich die Aktivitäten.

Was machten wir im Vorfeld des Tweetwalks genau?

Vorbereitungen zum Tweetwalk.

Herr Schreiber, Präsident der Schlösserverwaltung, wird in Twitter eingewiesen.

An der Badenburg weist Herr Schreiber den SZ Reporter Tom Soyer ein – schnell gelernt!

So sorgten wir für ein unglaubliches Anheizen des Events. Es entstanden im Vorfeld zahlreiche Blogposts, die das Augenmerk immer wieder auf den 19.4.15 lenkten. Der Tweetwalk animierte die Kulturfritzen dazu, zur selben Zeit in Berlin mit zu lustwandeln. Sie kündigten das am 12.4. offiziell im Blog an und warben kräftig dafür. Zudem stiftete @lippunermarc @konfusiane an, in Aachen kurzerhand mitzumachen. Wir konnten @ImpulsRomantik für selbiges in Hessen gewinnen. Ein vorabendlicher Twittertalk zwischen @mikelbower und mir führte zum wunderbaren Lustwandeln in Schwetzingen und @musermeku machte spontan in Bayreuth mit – toll!

Viele schrieben wir an, einige machten mit, was es aber noch nie in dieser Dimension gab war …

… eine Kulturinstitution animiert andere zur Partizipation

Klar, kennt man übergeordnete Formate wie #MuseumWeek oder aktuell #IMT15, die aber von einer Dachorganisation oder aber einer Initiative ausgehen. Was es bisher in Deutschland noch nicht gab, war die Allianz mehrerer Häuser, die den Tweetwalk der Schlösserverwaltung unterstützten und in die Breite trugen. So funktioniert Social Media hervorragend für Kulturinstitutionen, wenn sie sich gegenseitig bei ihren Events unterstützen. Das Ägyptische Museum in München, die Kunsthallen in Karlsruhe sowie Bremen und viele andere mischten mit. Grandios war, dass das @staedelmuseum, die @pinakotheken und das @Lenbachhaus in Nymphenburg zu den Lustwandlern zählten. Ideen wurden ausgeheckt, so trug man es mir zumindest zu … hm … bin darauf gespannt.

Die Kulturkonsorten im Plausch mit dem Lenbachhaus, belauscht von den Pinakotheken :-)

Vorglühen: Blogposts und Tweets vor dem #Lustwandeln

Sieben Blogposts heizten den Tweetwalk im Vorfeld ein:

Im fünften Storify #Lustwandeln im Nymphenburger Schlosspark – ein Tweetwalk als Frühlingserwachen – Lustwandeln im Vorfeld“ (Dienst im Mai 2018 eingestellt) könnt Ihr sehen, wer alles schon im Vorfeld mitmachte. Ich habe darin die Tweets vom 8.-18.4.15 festgehalten. Dieses Vorbrennen hat mich umgehauen, auch gerade jetzt in der Nachlese. Das Anheizen des Tweetwalks ist fühlbar, die Vorfreude im Netzt wuchs kontinuierlich: Lust aufs Lustwandeln steigerte sich von Tag zu Tag – klasse!

#Lustwandeln brennt auf dem stARTcamp München nach

Auf dem stARTcamp München (#scmuc15) am 25.4.15 stellte ich in einer Session das Projektmanagement der App „Schlosspark Nymphenburg vor. Dieses Mal konnte ich also ausführlich auf die Marketing-Maßnahmen zur Bewerbung der App eingehen. #Lustwandeln war ein Thema. Es war sogar schon Thema, bevor ich überhaupt mit meinen Ausführungen startete. Warum? Ich fragte zu Beginn ab, was von mir erwartet wird. Zwei antworteten, dass am Sonntag ihre Timeline auf Twitter vom #Lustwandeln beherrscht war. Sie wollten jetzt einfach erfahren, was das war und warum es so stattfand, wie es stattfand.

In einer Kaffee-Pause traf ich @PyriteSoulfox wieder und darf sie nun zitieren, warum sie am Tweetwalk in Nymphenburg teilnahm:

„Teilgenommen habe ich, weil ich den Nymphenburger Park und das Schloss sehr gerne mag und auch relativ gut kenne, und mich daher sehr gefreut habe über Einblicke, die man als „normaler“ Parkbesucher nicht bekommt. Der Tweetwalk war ein tolle Gelegenheit, Bekanntes nochmal aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen.“

Pan und Blog Bohème – was kommt da noch heraus?

Hat sich der Tweetwalk #Lustwandeln gelohnt?

Muss ich das tatsächlich noch beantworten? #Lustwandeln hat ein gigantisches Rauschen im Netz erzeugt. Ein Rauschen, dass am 23.3.15 begann, sich zunehmend beschleunigte je näher der 19.4.15 rückte, an dem es dann explodierte und #Lustwandeln phasenweise Platz zwei der Trending Topic auf Twitter einnahm. Das Rauschen setzte sich fort, verlagerte sich auf die Blogger, ist aber noch immer virulent und wird wohl immer wieder erwähnt werden. Ein Tweetup oder Tweetwalk ist also nicht isoliert zu betrachten. Das Gesamtpaket zählt, d.h. Vorglühen, Echtzeitkommunikation, Nachbrennen. Gerade im Nachbrennen werden der Tweetwalk, die Eindrücke und Emotionen reflektiert. Lese ich die Posts, dann möchte ich erneut und zwar subito lustwandeln.

Was gilt es bei der Konzeption eines Tweetwalks sonst noch zu beachten?

Die Führung eines Tweetwalks ist speziell. Der ungeübte Fachmann mag zuerst irritiert sein, ob der vielen gesenkten Köpfe, dem Getippe aufs Smartphone wegen – liest er in der Nachlese die Tweets, dann wird er überrascht sein, wie aufmerksam ihm zugehört wurde, was zwischen den Zeilen mitgeteilt wird. Erfreut nimmt er die herrlichen visuellen Impressionen aus dem Park wahr.

Was haben wir getan für die Führung?

Einiges. Dazu zählte auch ein Probegang durch den Park, denn für uns war klar, dass wir uns die Bälle während der Führung zuspielen werden. Die Führung sollte dialogisch und offen für die Gruppe sein. Der Gartenfachmann ging auf die Gestaltungsprinzipien des Gartens ein, während ich Hintergrundwissen zum Entstehungsprozess der Nymphenburg App lieferte. Tatsächlich boten wir das an, was gewünscht wurde, forderten zum Nachdenken und zum Sehen auf, begleiteten die Reflexion. Zudem bereiteten wir Tweets zur Vertiefung vor, die geplant veröffentlicht wurden, setzten die Extra-Website zur App online und streuten immer wieder Infos zu dieser ein, so dass der Appetit auf die Nymphenburg App, auf die Museen und Parkburgen geschürrt wurde. Wir erarbeiteten im Vorfeld des Tweetwalks eine Strategie. Diese war dynamisch, d.h. wir passten sie auf die Bedürfnisse der Lustwandler an. Somit sorgten wir für ein großes Angebotsspektrum. Die Lustwandler hatten die Wahl, was sie wann wahrnehmen wollten, auch in der Zeit danach.

Nach dem 2,5 stündigen Tweetwalk kamen Stimmen im Netz auf, die eine Wiederholung forderten. Über Tweetwalks als analog-digitale Kulturvermittlungsformate ist nachzudenken. Sie müssen ja nicht immer so umfänglich stattfinden, wie es beim #Lustwandeln geschah.

Der Tag ist für mich untrennbar verbunden mit: Nachhaltigkeit, supersympathischen Menschen, die keine „Nerds“ sind, wunderbare Impressionen und Stimmungen im Garten, begeisterte Partizipation, Solidarität und Lust anderer Institutionen zu unterstützen, spontane Empathie im Netz, wunderbar diverse Wahrnehmungen, prägnante, emotionalisierte und witzige Tweets sowie Reflexion über dieses Vermittlungsformat.

Ein Ghettoblaster bringt Urtöne Friedrich Ludwig von Sckells, belauscht von den Lustwandlern, belauert vom SZ-Fotografen.

Christian Gries gibt dem jüngsten Lustwandler Hilfestellung für DEN Shot!

Unser Gartenfachmann führt zum ersten Landschaftsgemälde im Park, zur Sichtachse der Amalienburg, #NymApp

Am Dörfchen grätsche ich hinein – und sie schauen doch, die Lustwandler!

Dieser Mammut-Post ist meine letzte Aktion für die Schlösserverwaltung. Ein Fachartikel zum Projektmanagement der #NymApp erscheint noch. Ab Juni orientiere ich mich dann neu. Es gibt da einige Ideen und Projekte für mein Blog. Im Herbst warte ich dann mit einer kleinen Überraschung auf.

Liebe Sophie Aniszewski, vielen Dank für die wunderbaren Fotos!

So, jetzt bist du dran: Was sagst du zum Tweetwalk #Lustwandeln? Hast du Lust im Nymphenburger Schlosspark zu lustwandeln ggfs. mit der Nymphenburg App? Würdest du diese analog-digitale Führung wahrnehmen wollen?

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