Projektmanagement einer Museumsapp: Worauf kommt es an?

Eine gute Frage. Gibt es darauf eine eindeutige Antwort? Nein, denn jede Museumsapp besitzt ihre eigenen Rahmenbedingungen. Genau die müssen definiert werden, um das Projektmanagement einer Museumsapp erfolgreich aufzuziehen. Was muss dabei beachtet werden? Auf welche Technologie wird gesetzt? Wovon hängt das ab? Die Fragen ließen sich beliebig fortführen, wenn es da nicht die eine zentrale Frage gäbe: Was soll denn die App überhaupt bewirken oder anders ausgedrückt – was sind ihre Ziele?

Die vier Hauptkriterien für eine Museumsapp.

Die vier Hauptkriterien für eine Museumsapp.


Über die Sinnhaftigkeit von: „Wir haben jetzt auch eine App“

Eine Museumsapp um der App bzw. der Technik willen macht null Komma null Sinn. Die im Artikel „Was müssen Museumsapps können“ genannten Parameter besitzen nach wie vor Relevanz. Nicht jedes Museum benötigt eine App. Die Zahl der Studie von Thinkwell (2014) ist dazu „vorerst“ aussagekräftig: Nur 8% der Museumsbesucher nutzen Apps vor Ort. Warum vorerst? Die komplette Studie liefert weitere Zahlen und Antworten. Treffend ist Cynthia Sharpes (Thinkwell Group) Fazit: „Real stuff, real stories, real human experiences: it’s what museums do best, and it’s what visitors crave.“ Museen konkurrieren nicht nur um Zeit und Aufmerksamkeit, sondern auch um Content, den der Nutzer über sein Smartphone permanent verfügbar hat. Das Museum muss authentischen Content bieten, Geschichten, die einen Bezug zur Gegenwart des Besuchers haben, um ihn zu faszinieren. Digitale Technologien können dabei helfen, diese Erfahrungsräume lebendig und up to date mit den Erwartungen des Nutzers zu halten (Craig Hanna, Thinkwell Group).

Und ganz wichtig – Entwarnung für Museen: Das Digitale ersetzt keineswegs die analoge Erfahrung vor Ort. Die Teilnehmer der Studie, die Besucher, nannten drei Hauptbeweggründe für den Museumsbesuch: Bildung für sich und die Familie, die Möglichkeit echte Kunst und Artefakte sowie Inhalte einer Ausstellung zu sehen.

Infografik der Thinkwell Group aus: "Museum & the Digital Revolution" (2014)

Infografik der Thinkwell Group aus: „Museum & the Digital Revolution“ (2014)

Es ist für ein Museum wenig zielführend, sich insofern den Anstrich der Moderne zu verpassen, als es endlich sagen kann „wir haben jetzt auch eine App“. Das entspricht der ermüdenden Aussage „wir sind jetzt auch auf Facebook“ – so what?! Nicht selten erlebt die Kulturinstitution dann das böse Erwachen: Wo bleiben denn die Fans bzw. warum werden die Beiträge kaum wahrgenommen oder warum sind die Downloadzahlen der App so niedrig? Die Frage ist also, warum machen wir das Ganze? Was soll damit erreicht werden? Brauchen wir am Ende gar eine Vision unserer digitalen Tätigkeiten? Tatsächlich wäre das perfekt, weil reflektiert und professionell.

Dieser Überbau schließt Museumsapps mit ein, wenn sie Bestandteil der Kommunikations- und Vermittlungsstrategie sind. Es umfasst aber auch eine ganzheitliche Strategie. Denn eine digitale Vision hängt von der Unternehmensvision an sich ab. Aber jetzt öffne ich ein anderes Fass – ich schweife ab. Nicht dass ich nicht gerne abschweife, da mir Kultur und ihre Vermittlung eine Herzensangelegenheit sind, trotzdem sollte das Thema heute ein anderes sein, gleichwohl hängt alles irgendwie miteinander zusammen … ähem.

Wie kann das Projektmanagement einer Museumsapp aussehen?

Das Projektmanagement der App „Schlosspark Nymphenburg“ #NymApp

Im September 2014 kam die App „Schlosspark Nymphenburg. Lustwandeln durch den Garten“ (#NymApp) heraus, die für Smartphones optimiert ist (Android/iOS). Am Projektmanagement der App war ich mit beteiligt. Genau das stellte ich auf den Tagungen „Museum und digitale Medien“ in Augsburg sowie „Geschichte und digitale Medien“ in Eichstätt vor. Der Vortrag in Eichstätt ist nun auf Slideshare einsehbar. Die vorab zu klärenden Kriterien für ein App-Projekt sind grundsätzlich: Budget, Personal, Zeit und Ziele.

Die Schlosspark-App soll die Gartenanlage als Gesamtkunstwerk für den Natur- und Kunstliebhaber, ob Tourist oder Nymphenburger, vermitteln. Er kann sie vor Ort, zur Vor- sowie Nachbereitung benutzen. Tatsächlich sind ihre Inhalte so umfänglich, dass sie sicherlich nicht in einem Zug erfasst werden können, das ist bewusst in der Konzeption der App eingeplant worden. Deshalb hat der Nutzer durchweg die Wahl, welche Inhalte er wie und wann wahrnehmen möchte, zumal das Erlebnis vor Ort mit einkalkuliert ist. Wenn er nämlich die Natur, die Atmosphäre vor Ort genießen möchte, lässt ihm die App den Raum und die Zeit dazu. Wie genau die App funktioniert, erläutert der Artikel „Eine neue Garten-App: Lustwandel durch den Nymphenburger Schlosspark„.

Das Slideshare gibt die Parameter des Projektmanagement der App wieder, wie Ziele, Personal, Team, Zeitplan und Ablaufprozess, Roadmap der App, Produktion von neuen Inhalten (Oktokopter-Flug), App-Struktur, Storytelling für den „Lustwandler“ sowie erste Marketing-Maßnahmen – einfach reinschauen!

ACHTUNG: Wenn du das Slideshare hier im Blog anklickt, werden deine Daten getrackt und in Amerika gesammelt. Dagegen kann ich nichts tun, aber du hast die Wahl, ob du dir das Slideshare anschauen möchtest, oder nicht.

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Über den Punkt „Sinnhaftigkeit von Museumsapps“ haben sich Kulturinstitutionen Gedanken gemacht und dann ihre App herausgebracht. Wie sind die Erfahrungswerte damit? Vom App-Nutzer fände ich es spannend zu erfahren, wie eine Museumsapp für dich aussehen muss, dass du sie auch nutzt.

–>Wichtiger Nachtrag (4.3.15): Die App ist für Smartphones optimiert, auf Tablets ist sie zwar darstellbar, jedoch mit Abstrichen (Formatierung, Schriftgrößen …). Eine Tablet-Version wird gerade erarbeitet und soll bald in den App-Stores verfügbar sein. Weitere Informationen dazu erfolgen noch.
2016: Die App ist sowohl fürs Smartphone als auch fürs Tablet opimiert! --

17 Kommentare

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  10. Hallo!
    Ich möchte eine kurze Stellungnahme zu deiner Frage geben, wie eine Museumsapp aussehen muss, dass du mir als Museumsbesucher und Appnützer etwas nützt.
    Ich fände es toll, wenn in der App ein Übersichtsplan zur Orientierung im Museum inkludiert ist – so findet man zielgerichtet zu den Orten, die man aufsuchen möchte.
    Des weiteren wären Informationen über das Serviceangebot, naheliegende Gaststätten, Parkmöglichkeiten, etc. von Interesse. Natürlich wären auch weiterführende Hintergrundinformationen und Literaturtipps eine tolle Erweiterung, um den Museumsbesuch interessanter zu machen!

    • Tanja Praske

      Liebe Claudia,

      vielen Dank für deine Vorstellungen einer #Museumsapp mit Mehrwert! Ja, finde ich sehr treffend!

      Für die #NymApp hatten wir uns diesbzgl. auch Gedanken gemacht: Tipps zur Gastronomie, Ausflugstipps. Wir entschieden uns dafür, zumindest die Website von Nymphenburg anzugeben, wo gastronomische und Anreise-Tipps aufgeführt sind. Zudem gibt es im Menü „I“ (=Informationen) die Funktion „Links“ – hier sind Objekte der BSV angeführt, die in der App erwähnt werden und die im Münchner Umfeld liegen im Sinne von Ausflugstipps.

      Habe gleich mal bei dir gespickert – danke für deinen Kommentar bei mir!

      Herzlich
      Tanja

  11. Klasse, dass man nun auch deinem Vortrag lauschen kann. Ich finde es super, Tanja, wie viel Info du über den Entstehungsprozess gibst. Das ist Pflichtlektüre für jedes Museum, das eine App machen will. Natürlich wollen alle jetzt die Erfolgszahlen. Dass man dazu noch nicht viel sagen kann, ist klar. Wie bei vielen Projekten muss man der Sache auch Zeit geben, sich zu etablieren. Ich verstehe auch vollkommen, dass ihr einen Start des Marketing mit der beginnenden Gartensaison abstimmen wollt. Bin gespannt, was du noch für Erfahrungen mit der App machst! Und ob euer Plan aufgeht, mehr Gartenflaneure auch in das Museum zu holen. Das ist immerhin ein gutes Ziel :-)
    Lieben Gruß von Anke

    • Tanja Praske

      Liebe Anke,

      tatsächlich haben wir marketingmäßig bisher das gemacht, was uns sinnvoll erschien. Jetzt werden bald Artikel im Printbereich erscheinen, die Serie im Residenzblog wird fortgeführt und es stehen absehbar Überraschungen an. Dazu dann bei passender Gelegenheit mehr – muss ja den Spannungsbogen aufrecht erhalten :-)

      Dir nochmals danke dafür, dass du damals als Erste die App rezensiert hast: http://www.kulturtussi.de/lustwandeln-im-schlossgarten/

      Bis bald,
      herzlich,
      Tanja

  12. Dann bin ich mal auf das Video gespannt. ;-)

    Beobachtet Ihr denn, wie die App genutzt wird bzw. ob sie überhaupt genutzt wird? Steht denn z.B. jemand irgendwo im Park und informiert sich über die App? Ich persönlich würde das in der Regel eher nicht vor Ort machen, sondern eher im Cafe davor oder danach.

    • Tanja Praske

      Lieber Christian,

      zunächst einmal wollen wir den Betrieb ein Jahr laufen lassen, um Erfahrungswerte zu gewinnen. Parallel dazu monitoren wir, ob die App genutzt wird (Downloads, Erwähnungen im Netz, vor Ort). Unsere Werbemaßnahmen starten im Frühjahr, sie erstrecken sich über Out- und Inboundmarketing (Begriffe entlehnte ich von dir – ein prima Artikel pro Kultur: https://kulturmanagement.wordpress.com/2015/03/03/inboundmarketing-oder-wovon-das-kulturmarketing-schon-immer-getraumt-hat/) aber auch über Maßnahmen vor Ort.

      Schau dir mal die App an. Sie lohnt sich zur Vor- und Nachbereitung, vor allem vor Ort, denn es gibt Stationen, an denen wäre ich vorübergegangen, sie erzählen aber wichtiges zu den Gestaltungsprinzipien des Englischen Landschaftsgarten. Der Spaziergänger kann darüber den persönlichen Abgleich vor Ort machen #Erkenntnisgewinn bzw. Wissen spielerisch mit Erfahrungshorizont verbinden.

      Herzlich,
      Tanja

  13. Interessanter Beitrag, der Kultureinrichtungen Hilfestellung liefert, um eine App zu entwickeln. Du hast auf Folie 4 Deiner Präsentation die Ziele aufgelistet. Mein Frage dazu: Habt Ihr Euch, um diese Ziele zu erreichen, auch Alternativen überlegt oder war klar, dass es eine App sein muss?

    • Tanja Praske

      Lieber Christian,

      danke für diese sehr wichtige Frage! Tatsächlich war es von Anfang an klar, dass wir erstmals eine App einsetzen wollten, um diese Ziele zu erreichen. Wir wollten damit dem zunehmend mobilen Spaziergänger ein Medium an die Hand geben, das er viel nutzt und mit dem er den Park kurzweilig erkunden kann.

      Die App sehen wir ergänzend zu unseren Produkten (Gartenkatalog, Amtlicher Führer) und Dienstleistungen (Führungen). Jedes Medium funktioniert für sich allein, liefert zugleich aber ein wichtiges Mosaiksteinchen zum Gesamtbild, nämlich den Spaziergänger für den Schlosspark als Gesamtkunstwerk zu sensibilisieren. Deshalb sind die Inhalte der App andere, als die in unsereren Publikationen. Wir erzählen viele kleine Geschichten und wollen dem Nutzer an Stellen des Parks die Augen für das Besondere öffnen und das funktioniert über eine App am besten.

      Hier gab es dann noch weitere wichtige Aspekte zu berücksichten, warum wir uns für eine native App entschieden. Das gibt der Video-Mitschnitt gut wieder. Werde ihn gleich hier einbinden, denn er ist bereits online, wie mir gesagt wurde.

      Nochmals – merci für deine Nachfrage!

      Sonnige Grüße
      Tanja

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