1. Mein Vater schleppte mich schon als Kleinkind in Museen – fand ich wohl toll. Kann mich daran aber nicht wirklich erinnern. Stichwort: Roter Ballon. Als Pubertierende war ich darüber nicht allzu amused, vor allem als ich gerade einen Franzosen kennen lernte #dasgehtsogarnicht!
2. Alles führt auf meinen Onkel zurück – ein malender Künstler in Schwabing. Sein Freigeist steckte zuerst meinen Vater an, bevor es mich erwischte. Leider malt er nicht mehr.
3. Ich liebe verrückte Künstlerwohnungen: Bücher, die sich im Flur, in den Zimmern, einfach überall stapeln – alles Kunst-, Geschichts- und Philosophiebücher; wertvolle Gemälde überall, auch in der Mini-Küche #etwasbefremdlichabercool. Ein Schlafplatz für Gäste muss erst geschaffen werden, d.h. Bilder und Bücher wegräumen und sich irgendwo mitten hineinlegen.
4. Der Keller bedeutete mir in meiner Jugend viel. Hier lebte ich meinen Inspirationsrausch aus. Warum? Großformatiger Karton bedeckte die Wand und erwartete meine Klackswut. Was gibt es Schöneres, als den Malpinsel mit Farbe zu tränken und diese aus der Entfernung auf die Papierfläche zu schleudern … nichts! Vor allem mit einer Kanne Espresso intus gab es sehr lange Keller-Sessions #kreativerKoffeinRausch.
5. Die Kleckerei gab ich irgendwann auf, stattdessen besuchte ich den VHS-Kurs „Aquarellieren“ – ich wollte Künstlerin werden. Die Kombi „Aquarellieren und Kohlestift“ mag ich sehr. Ich freute mich wie ein Schnitzel, als mein Vater die ersten Bilder von mir verkaufte.
6. Ach ja, Kunst begleitete mich durchweg – alt und neu. Wir hatten mal ein Antiquitätengeschäft.
7. Während des Studiums tourte ich als Handelsvertreterin für französische Porzellanfirmen (Limoges) durch Deutschland. In Frankreich suchte ich nach alten Modellen, um diese neu auflegen und mit Fragonard-Motiven bemalen zu lassen.
8. Ich habe mich mal während des Studiums für einen Vortrag vollkommen verzettelt. Obendrein brachte ich kurz zuvor die Dias in Unordnung. Kam ziemlich gut an … ähm – typisch Erstsemestlerin, wusste am Ende gar nicht mehr, was ich überhaupt zeigen und sagen wollte #fail.
9. Für nachfolgende Vorträge stellte ich einen Diaplan auf. Zudem beklebte ich die Dias mit bunten, nummerierten Aufklebern – rechter und linker Projektor waren so gekennzeichnet #Perfektionswahn.
10. Ich leite gerne zum Sehen an. Meine Führungen im Liebieghaus genoss ich. Hier experimentierte ich damit, die Gruppe zu berühren, zum Sehen und zum Partizipieren anzuleiten.
11. Geht es um Kunst, bin ich kriminell veranlagt. Einmal wäre ich einem Bauarbeiter um ein Haar an die Gurgel gesprungen. Er versperrte mir den Weg zur Kirche, die ich aufsuchen wollte. Am Ende trickste ich ihn aus und fand meinen Weg hinein.
12. Ein anderes Mal gab ich mich als Doktorandin aus (ich war gerade im dritten Semester), die Recherchearbeiten für ein internationales Symposium anstrengte und unbedingt in das geschlossene Museum hinein musste, mit Erfolg.
13. Zusammen mit zwei Professoren kletterte ich über eine Absperrung im Garten von Schloss Drottningholm, da wir uns unbedingt eine Skulptur von Adriaen de Vries ansehen wollten. Plötzlich kam ein mit einem Bajonett bewaffneter Uniformierter auf uns zugerannt. Wir sprangen extrem schnell wieder zurück – Professoren können sehr sportlich sein. Der dritte Professor, der das Ganze aus der Entfernung beobachtete, rief entsetzt aus: „Jetzt werden sie auch noch festgenommen!“ – Nun, der Uniformierte lief an uns vorbei.
14. Wochenlang träumte ich immer wieder von der Laokoon-Gruppe Adrians de Vries. Ich sah mich dabei, die Skulpturengruppe aus verschiedenen, teils unmöglichen Positionen heraus zu begutachten.
15. Ich wurde mal während meines Praktikums im Bodemuseum im Skulpturendepot für mehrere Stunden eingeschlossen – ein Traum, am Ende träumte ich tatsächlich, bin eingeschlafen.
16. Ich liebe Schlüssel zu Kunstwerken. Vor allem der Schlüssel zum Mosesbrunnen Claus Sluters in Dijon verschaffte mir einen der schönsten Kunsthistorikertage. Ich mit meiner Kamera und meiner Schreibkladde alleine mit den wahnsinnig beeindruckenden Skulpturen – herrlich!
17. Skulpturendepots begeistern mich, ganz besonders dann, wenn ich die Werke behandschuht untersuchen darf – sehr erhebend.
18. 2010 wollte ich mit Kunstgeschichte aufhören. Die Jobaussichten mit Familie sind in dem Bereich schwierig. Als Wissenschaftlerin war ich sehr müde, die Luft war raus.
19. Das verhinderte die Museumsabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung – ein Volontariat in Teilzeit erwartete mich dort.
20. Social Media traf mich hier mit voller Wucht. Was lässt sich alles Geniales mit dem Medium erreichen? Viel! Jetzt habt Ihr mich noch länger an der Backe.