KULTUR – MUSEUM – TALK

Storytelling – wie geht das? Nachlese zum #SMCMUC

Storytelling war das Thema des Social Media Clubs München (#SMCMUC) am 21. September 2015. Als Geschichtenerzählerin musste ich da natürlich hin. Interessierte mich doch, wie die Wirtschaft bzw. die Medienbranche bzw. allgemein die Bereiche jenseits der Kultur Storytelling angehen. Brrr … was für ein … Begriff. Wenn dann noch transmedia davor gesetzt wird, dann flößt er dem Laien großen Respekt ein. Tatsächlich ist das Thema an sich einfach wie herausfordernd. Es geht um nichts anderes als gut durchdachtes Geschichtenerzählen. Drei Sprecher beleuchteten genau das aus unterschiedlicher Perspektive. Die Stichworte lauteten: professionell, audiovisuell, emotionalisierend, 1-2-3, Helden und Co. Erhielten wir jetzt das Patentrezept schlechthin für erfolgreiches Geschichtenerzählen im Social Web?

Uwe Walter in Action auf dem #SMCMUC zum Thema Storytelling – Video vor Text

Mitnichten. Dafür ging ich mit ansteckenden Impulsen nach Hause. Professionalisierung ist wichtiger denn je. Eine Professionalisierung, die nicht aalglatt und kalt, sondern mit Ecken und Kanten, im Idealfall mit Persönlichkeit daherkommt. Die Geschichte hat ein klar definiertes Ziel. Sie besitzt eine Botschaft, die eindeutig sein muss. Der Konsument sollte nicht gezwungen werden, zu überlegen, was gemeint ist. Die Geschichte vermittelt Emotionen, nur so funktioniert sie – Binsenwahrheit, gell? Die Geschichte kann auf verschiedenen Kanälen, aber mit einem klaren Duktus übermittelt werden: Wording und Branding sind einzuhalten. Einmal Du oder Sie, immer Du oder Sie! Jetzt bin ich schon mittendrin, aber vielleicht fragst du dich …

… was ist der Social Media Club München eigentlich?

Das ist eine berechtigte Frage für Museumsleute, Wissenschaftler und so manchen anderen Kulturarbeiter. Nun, der Social Media Club München versteht sich als:

„Plattform zur Förderung des Erfahrungsaustauschs rund um Social Media. Unser ehrenamtliches Team organisiert Events, die vorzugsweise Best Practices vorstellen und zeigen, wie Social Media tatsächlich funktioniert.“

Ein hehrer Anspruch. Am Montag stellten nun drei Fachleute ihr Verständnis sowie Strategien zum gelungenen Geschichtenerzählen vor. Sprecher am Abend waren: Tabea Jost, Uwe Walter und Heimo Tscherne.

Ich fasse das für mich Wichtige knapp zusammen. Dabei münze ich, wie schon in „Kommunikation in einer vernetzten Welt – was bleibt?“ getan, das Gehörte auf den Kultsektor um.

Tabea Jost – integrierte Kommunikation in Markenstrategie

Tabea Jost ist Director Marketing & Communications bei Mynewsdesk. Sie ging das Thema entsprechend professionell mit Zahlen belegt an:

Tabea Jost mit Zahlen und Fakten zur Wertigkeit von digitaler Kommunikation

Gleich zu Beginn hinterfragte sie, warum wir das Geschichtenerzählen aus unserer Kindheit vergessen haben. Denn da wussten wir noch, was die Zutaten für packende Erzählungen sind. Meine Tochter zeigt es mir. Die spannendsten Geschichten funktionieren dann, wenn sie zwei Merkmale aufweisen: Emotionen und Reduktion. Die Kernaussage muss eindeutig sein. Hm … auf die Kultur übertragen: Macht es Sinn, unser gesamtes Wissen zum Thema auszubreiten? Wollen das unsere Besucher oder besser unsere Kunden, noch besser unsere Dialogpartner? Oh ja, jetzt schweife ich ab und verweise daher auf „Die wichtigste Nebensache: Texte schreiben für Museen und Ausstellungen„.

Tabea Jost „zwang“ uns zum Selbstversuch, was den Raum umgehend in einen Bienenschwarm verwandelte – wildes Gesumme über Markenkommunikation. Sie gab uns eine Guideline vor. Genau diese sollten sich alle anschauen, die im Netz Geschichten erzählen wollen. Davon können Museen und die Kultur generell lernen. Im Gegensatz zu Wirtschaftsunternehmen, die teils händeringend nach Geschichten suchen, liegen diese im Museum überall herum. Wir stolpern permanent darüber. Fesselnd und spannend sind sie! Die Geschichten nun für das Netz professionell aufzubereiten, ist eine Win-Win-Situation für alle. Deshalb überlege dir vorher die Punkte zur Zielen genau, die du im Tweet siehst.

Exkurs – was hat der Kultursektor davon?

Das Ziel, die Zielgruppe muss definiert sein. Sie bildet die Basis, bevor es ans Eingemachte geht, an die Vermittlung der Geschichte. Ähnliches, nämlich die Identifizierung von Persona für die Geisteswissenschaften, stellten bzw. übten die Teilnehmer des Barcamps: „#bkw15 – Citizen Science in Kultur und Geisteswissenschaften“ (Storify-Tipp für Wissenschaftler und Museumsmenschen) fest (23.9.15). Ich bin auf @Kristin_Oswald-s Blogpost dazu gespannt. Bitte gib mir Bescheid, wenn er on ist.

Ja, wir müssen uns über unsere Besucher/Nutzer Gedanken machen und die Geschichten für sie konzipieren. Der digitale Besucher schaut oft anders aus als der analoge. Im Idealfall schaffen wir Anreize, ihn ins Museum zu bringen. Zumindest aber stolpert er über uns. Wir werden im Netz bekannter (Reputationsaufbau). Hier sind die Strukturen ganz ähnlich wie in der Unternehmenskommunikation. Ersetze Besucher durch Kunden. By the way, amerikanische Kultureinrichtungen behandeln ihre Besucher als Kunden. Liebe #SMCMUC-ler, pardon, wenn ich immer wieder in Eigentümlichkeiten des Kultursektors abdrifte. Wir können von euch lernen, vielleicht gilt es auch andersherum, bitte sagt’s uns!

Jost: Integrierte Markenführung

Dieser Punkt besitzt auch für Kulturinstitutionen Relevanz. Was zählt dazu?

Uwe Walter – fünf Punkte zum audiovisuelles Storytelling

Uwe Walter berät Film-, Fernseh-, Radio- und Medienfirmen.

In seinem Vortrag zeigt uns Uwe Ideen und Beispiele für audiovisuelles Storytelling. Er zeigt, wie mit Bewegtbild- und Livebildinhalten Geschichten erzählt und die Performance verbessert werden kann.

.
Die drei R’s bestimmen den Erfolg des visuellen Storytellings: Ruf, Reichweite, Rendite. Videos sind nachhaltiger als Bild und Text. Er war sehr überzeugend. Für mich ist klarer denn je geworden, dass Kulturinstitutionen mit Videos arbeiten sollten, sei es auf Youtube, Vimeo, Instagram, Vine, Twitter oder auch Facebook. Gerade die Bedeutung von Videos auf Facebook nimmt zu. Im Unterschied zu den anderen Kanälen lassen sich diese nicht in andere Kontexte einbetten. Trotzdem steigert sich die Wertigkeit der Facebook-Videos im Microsystem Facebook, will sagen, diese Postings erhalten laut Uwe Walter dort mehr Reichweite. Ist das so? Wer kann das bestätigen? Nutzt das schon das ein oder andere Unternehmen, Museum, Archiv, Theater und Co? Bitte berichtet uns!

Uwe Walter über Wachstumsrate von Facebook Videos im Vergleich zu Youtube

Das Storify gibt ausführlich Uwes Argumentation wieder. Deshalb halte ich hier nur ganz kurz seine fünf Punkte fest. Er gab uns konkrete Handlungsanweisungen, wie Videos aufbereitet sein müssen, dass sie fesseln und der Geschichte zum Erfolg verhelfen:

  1. Video besser als Foto
  2. arbeitet mit Magic Moments, wie Slomo, Zeitraffer, Filter
  3. Vordergrund macht Bild gesund
    – Weitwinkel vs. Telelinse,
    – Schärfe und Unschärfen sind wichtig
    – leichte Teleobjektive werten Video auf
  4. Ken-Burns-Effekt im Bild, Video einbauen
    – Fahrt ins Bild hinein
  5. Robert Capa-Effekt
    – geh nah ran
  6. Bonus Track-Sequenzprinzip
    Hier ist der 1-2-3-Walzer Effekt einzubauen, d.h. Orientierung geben und diese verbinden mit der Kernaussage. Wie das funktioniert, zeigt Taylor Swift in ihren Videos in Vollendung. Dabei sollte man immer von der Kernaussage rückwärts denken, eben 1-2-3.

Warum lohnt sich der Einsatz von Videos fürs Storytelling? Uwe Walter fasst zusammen.

Community-Management

Uwe betonte vor allem die Bedeutung eines gut gelungenes Community-Managements für den Erfolg. Dieses setzt auf microcontent – kleine Geschichten. Hier haben wir wieder die Reduktion von Tabea Jost, aber auch die folgenden Punkte berühren sich mit ihren Aussagen. Sie sind grundlegend, auch für Kulturinstitutionen:

Heimo Tscherne – Storytelling im Food und Beveragebereich

Heimo Tscherne ist Kommunikationsberater. Welche Welten müssen Marken kreieren, damit sie sich von der Konkurrenz abheben und im Gedächtnis bleiben? Auch sein Vortrag bot Stoff zum Nachdenken. Die zwei Fotos geben die Kernausage wieder.

Heimo Tscherne über den Aufbau eines guten Storytellings.

Zutaten eines guten Storytellings laut Heimo Tscherne.

Wer es genauer wissen möchte, der stöbert im Storify zum Storytelling oder liest den Blogpost „Rückblick Social Media Club München„.

Storytelling lohnt sich: Tweetwalk #Lustwandeln für #vsp15 nominiert

Wenn ich mal das Gehörte auf mein letztes Projekt „Lustwandeln“ übertrage, sehe ich, was gut und was weniger gut lief. Fakt ist, digitales Geschichtenerzählen oder Storytelling lohnt sich – warum?

Für die App „Schlosspark Nymphenburg“ setzten wir Storytelling um. Das betraf die inhaltliche Gestaltung UND die Vermarktung. Der Tweetwalk #Lustwandeln ist für den Virenschleuderpreis (#VSP15) in der Kategorie „Kampagne“ nominiert. Der Preis wird auf der Frankfurter Buchmesse verliehen. Darüber berichtete ich schon in „Bloggen – warum mache ich das“ (Punkt 4). Jetzt gilt’s: Bis zum 5.10.15 braucht der Tweetwalk gaaanz viele Facebook-Likes. Deine Stimme zählt! Klicke diesen Link an „Bayerische Schlösserverwaltung: Tweetwalk #Lustwandeln im Englischen Landschaftsgarten“ und dann den Facebook-Gefällt-mir-Button. Über deine Unterstützung (liebe #SMCMUC-ler, bitte helft auch!) freue ich mich sehr, mal schaun‘, wo es hinführen wird. Ich berichte.

Fazit

Der Abend hat sich sehr gelohnt. Ich war zum ersten Mal beim #smcmuc dabei und kann es jedem nur empfehlen, sich aus seiner Filterblase herauszubewegen, zu schauen, wie machen es andere, was lässt sich davon auf die eigenen Projekte übertragen, was ist anders zu machen und vor allem aber lerne ich darüber sehr sympathische Menschen kennen. Der Austausch mit ihnen ist mir wichtig.

Was sagst du nun zum Themenabend des Social Media Clubs Münchens? Bitte ergänze oder berichte von deinen Erfahrungen!

Die mobile Version verlassen