KULTUR – MUSEUM – TALK

Mein Kulturblick als digitaler Museumsmensch | #KultBlick

Wie ist der Kulturblick als digitaler Museumsmensch? Tabea Mernberger, zuständig für digitale Kommunikation in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, verrät uns ihren #Kultblick im heutigen Gastbeitrag. Wie geht es ihr als Vermittlerin zwischen den verschiedenen Kulturblicken? Was ist der selbst erhobene Anspruch der Kunsthalle Karlsruhe in der Vermittlung und dem Austausch zum Besucher? Tabea fordert den freien Blick auf Kultur. Die Wege zur Kunst, Kultur und auch Landschaften sind bunt und spannend! Nach #Kunsthallensommer und Degas freue ich mich auf den dritten Beitrag der Kunsthalle Karlsruhe bei mir – vielen Dank!

Der digitale Kulturblick auf die Kunst ersetzt keineswegs den analogen Kunstgenuss, sondern ergänzt ihn. Aneignungsprozesse übers Digitale können den #KultBlick formen. Foto: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.

Kurz vor Ende der Blogparade #KultBlick des Archäologischen Museums Hamburg reichen nun auch wir von der Kunsthalle Karlsruhe unseren Blogbeitrag ein. Dass unser Blogartikel so spät erscheint, hat sicher etwas damit zu tun, dass wir uns gerade in den letzten Zügen der Vorbereitungen zu unserer großen Cézanne-Ausstellung befinden. Zudem ist der Blick auf Kultur obwohl, oder gerade weil man im Museum arbeitet, nicht so leicht zu definieren, wie man vielleicht annehmen könnte.

Kulturblick spezial: Digitaler Museumsmensch und Mittlerposition

Wie sieht also mein Blick als Mitarbeiterin für Digitale Kommunikation in der Pressestelle eines Kunstmuseums aus? Die Eigenheiten einer solchen Stelle und ihre Auswirkungen auf den beruflichen sowie den privaten Blick auf Kultur unterscheiden sich – vor allem bedingt durch die Mittlerposition – von anderen Bereichen im Kulturbetrieb. Denn gerade hier treffen ganz unterschiedliche Blickwinkel und Sichtweisen aufeinander, gerade hier kann, darf und muss man für jedes Medium und jede Zielgruppe eine andere Perspektive auf verschiedene Aspekte der Kultur beziehungsweise der Ausstellung einnehmen. Und auch die Blicke, die auf Kultureinrichtungen von innen und von außen – von Kurator*innen über Journalist*innen unterschiedlichster Medien, bis hin zu analogen wie digitalen Besucher*innen – mit ganz unterschiedlichen Hintergründen geworfen werden sind enorm vielfältig. Gerade das ist es, was meine tägliche Arbeit nicht nur beeinflusst, sondern vor allem enorm bereichert.

Kunst in der Kunsthalle Karlsruhe genießen, alleine oder mit Freunden, geht immer! Foto: Kunsthalle Karlsruhe.

Der freie Blick auf Kultur – Wege zur Kunst, Kultur & Landschaft

Eine weniger analysierende und auswertende und stärker emotionale Ausrichtung bekommt der eigene Blick auf Kultur, wenn man Momente einfangen kann, in denen Kunstliebhaber*innen von den ausgestellten Werken begeistert oder sogar berührt sind, in denen Besucher*innen, die das erste Mal die Kunsthalle besuchen, auf das Wahrgenommene reagieren, in denen Unverständnis aufgelöst wird. Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein. Das ist ein Teil und ein Privileg von Kultur, dass jede*r frei seinen Blick auf Kultur gewinnen und definieren und andere Sichtweisen auf Kultur annehmen, aber eben auch ablehnen darf.

Um diese Momente schaffen zu können, ist es die grundlegende Voraussetzung, dass wir uns als Kultureinrichtung öffnen – und zwar nicht nur den Besucher*innen, die sich über ihren Umgang mit Kultur bewusst sind und für die dieser selbstverständlich ist, sondern auch für die Besucher*innen, die ihren eigenen #KultBlick erst noch entdecken können/ wollen/ müssen. Ermöglichen möchten wir dies auch durch (digitale) Aktionen, wie beispielsweise in der jüngsten Vergangenheit #wirziehnfallera. Konzipiert von den Herbergsmüttern für eine Sonderausstellung zum Thema Landschaft, sollte so nicht nur gesagt werden, dass man sich Kunst, Kultur und Landschaft auf unterschiedliche und individuelle Weisen nähern kann, sondern man sollte es auch aktiv erleben können.

Wunderbar ist es auch mitzubekommen, wie jemand über Umwege zu seinem/ ihrem ganz eigenen #Kultblick findet. Und auch das kann von Museen durch Angebote befördert werden. Bei einem gemeinsam mit dem Karlsruher Stadtmarketing und der Karlsruher Tourismus GmbH organisierten Instawalk kamen einige der Karlsruher Instagramer*innen das erste Mal in die Kunsthalle. Dass dies möglich war, liegt sicherlich vor allem auch daran, dass wir uns öffneten und die Unterstützung zweier Institutionen suchten, deren Zielgruppen sich nicht zwangsläufig unsere Stammbesucher*innen sind. Eine vielfach eingefangene Reaktion während des Instawalks waren Erstaunen und Begeisterung darüber wie Kultur gesehen und erlebt werden kann – sicherlich gingen einige der Teilnehmer*innen mit einem veränderten #KultBlick nach Hause.

Der Kulturblick ist facettenreich – hin und wieder blicken die Gemälde zurück. Ob analog oder digital, das Kulturerlebnis ist vielfältig. Foto: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.

Der verlorene und wiedergefundene Blick auf Künstler

Verloren und wiedergefunden – auch auf diesen Zusatz des Titels der Blogparade möchte ich gerne noch kurz eingehen. Denn auch wenn es so scheint, als ob man als Museumsmitarbeiter*in den Blick auf Kultur nicht verlieren könnte, so geschieht es doch auch, dass bestimmte Künstler*innen (oft sind es gerade die individuell oder allgemein vielbesprochenen) zuweilen aus dem Blickfeld der eigenen Auseinandersetzung geraten. Wenn sie dann wieder beruflich oder privat zum Thema werden, begeistert man sich über zahlreichen Komponenten, Anekdoten und Fakten, so dass diese zwar nie verlorenen Künstler*innen unter einer veränderten Perspektive wiederentdeckt werden können. Zugleich verändert sich auch mit jedem hinzugewonnen Aspekt von Kunst und Kultur der eigene Blick auf das, was man selbst als das große Ganze von Kultur wahrnimmt.

Genau das wollen wir durch die verschiedenen Teile unserer täglichen Arbeit auch unseren Besucher*innen ermöglichen: Faszination und Begeisterung entfachen oder wiederentdecken, in dem neue Blicke gewagt werden – wie es aktuell auch bei unserer Cézanne-Ausstellung der Fall ist. Jede Ausstellung ist auch eine Form des Kulturblicks auf ein bestimmtes Thema, über das man mit anderen Menschen und deren je eigenen Perspektiven ins Gespräch kommen und so seinen Blick weiten kann.

Was für ein pompöser Treppenaufgang der Kunsthalle Karlsruhe! Hier ein genießerischer Kulturblick, oder? Foto: Kunsthalle Karlsruhe.

Als Museum können, wollen und müssen wir den #Kultblick anderer ermöglichen – wie auch immer dieser aussehen mag. Wenn unsere Besucher*innen uns dann daran teilhaben lassen, freuen wir uns nicht nur, sondern lernen, was wir noch besser machen können – mit jeder einzelnen Meinung und jedem einzelnen Kulturblick.

Autorin: Tabea Mernberger
In der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe ist Tabea Mernberger seit Januar 2017 für die Digitale Kommunikation zuständig. Ihre Begeisterung für Kunst, Design, Architektur und Medien brach spätestens während ihres Studiums der Medienkultur an der Bauhaus-Universität in Weimar sowie der Kulturanalyse und Kulturvermittlung in Dortmund aus. Nach Stationen im Kunst- und Kultur- bzw. Medienbereich war sie als wissenschaftliche Volontärin für Digitale Kommunikation im Museum Marta Herford beschäftigt. Auf Twitter und Instagram ist sie unter @tabeahino zu finden.

Liebe Tabea, liebes Kunsthallen-Team,
vielen herzlichen Dank für euren erneuten Gastauftritt bei mir. Ihr seid eine klare Bereicherung in meinem Blog. Tabea, deinen Werdegang vom Marta Herford bis zur Kunsthalle Karlsruhe verfolgte ich schon länger. Es freut mich sehr, dass du Kunst und Kultur an die Frau, den Mann und die Kinder bringst. Weiterhin viel Erfolg dabei!

Informationen zum Museum
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Hans-Thoma-Straße 2 – 6, 76133 Karlsruhe
Info-Hotline +49 (o) 721 / 926 2696
info@kunsthalle-karlsruhe.de
www.kunsthalle-karlsruhe.de | Facebook | Twitter | Instagram | Youtube

 
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