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Disputatio – ein Erfahrungsbericht: Vortrag und Ablauf – reden ist …

Disputatio - ein Erfahrungsbericht

Meine Disputatio liegt schon länger zurück. Jetzt lest ihr den Erfahrungsbericht über den Vortrag und Ablauf der Verteidigung meiner Doktorarbeit im Fach Kunstgeschichte. Spannend, oder? Nicht wirklich. Aber kaum fange ich an zu schreiben, schon beginnt es bei bzw. in mir zu brodeln. Was brodelt? Vergangene Emotionen kommen bei meiner Zeitreise zurück wieder hoch. Eine intensive Zeit steht erneut unmittelbar neben mir, alles inklusive: Unsicherheiten, ein Unfall und das Standing zur Doktorarbeit.

Meine beiden Artikel über die Doktorarbeit werden immer wieder aufgerufen. Die Suchbegriffe lauten Endspurt Doktorarbeit, Bildrechte oder ganz allgemein Doktorarbeit. Anscheinend wird Rat oder Orientierung gesucht und genau das möchte ich euch über meinen Erfahrungsbericht vermitteln. Für die einen wird es eine Hilfestellung sein, für die anderen eher eine Geschichte, die vielleicht auf andere Bereiche übertragbar ist.

Warum erzähle ich euch von meiner Disputatio?

Klar, Hilfestellung und so … aber nicht nur, im Gegenteil. Ihr seid schuld! Huch … wie das? Ganz einfach. Ihr habt mir die Idee dazu eingepflanzt. Jetzt keimt sie und schießt dank eurer Pflege in die Höhe. Olla, so kryptisch, episch oder einfach nur „Gefasel“? Nein, sondern …

… eure Kommentare im Blog sind schuld!

Genau. Ihr habt von Beginn an „viel“ bei mir kommentiert. In letzter Zeit sogar stärker mit wichtigen Denkanstößen, die bei mir „brodeln“. Eure Kommentare im Blog sind für mich eine Chance, meine Gedanken zu schärfen. Sie sind eine Chance, die Themen über die Artikel hinaus voranzubringen. Die Diskussion ist transparent. Alle haben etwas davon. Lest die Kommentare zu „Museumsblogroll via Social Web“ oder „Stia – Faszination“ oder „Ge(h)denken-App“ … Feine Gedanken finden sich dort. Sie verlangen nach mehr, nach eurer Meinung UND nach einer Fortsetzung. Mal schaun‘. Oha, ich drohe abzudriften. Schnell wieder zurück. Was hat das alles mit der Disputatio zu tun? Viel.

Ein Artikel löst Diskussionen aus … das Thema wird dadurch vielschichtiger … Ideen für weitere Blogposts entstehen. Genau das ist das verbindende Element zur Disputatio.

Disputatio – ein allgemeiner Vortrag zur Doktorarbeit: Diskussionsgrundlage

Der Disputatio-Vortrag in Frankfurt sollte ca. 25-30 Minuten lang sein und die Quintessenz der Doktorarbeit vorstellen. Gleichzeitig diente er als Diskussionsgrundlage für die anschließende Verteidigung der Thesen. Die Prüfungskommission bestand aus vier Mitgliedern. Allein die anwesenden zwei Gutachter kannten meine Arbeit, die anderen beiden hingegen nur die schriftlichen Gutachten zur Doktorarbeit. Genau für diese baute ich den Vortrag auf.

„Nimm eine Seite raus und ein anderes Thema hinein“

Den Ratschlag erhielt ich am Tag vor der Disputatio. Macht das mal, eine Seite von neun Seiten zu löschen, stattdessen einen neuen Aspekt hineinzubringen. Nun gut, um 3:00 nachts war ich damit fertig und gewappnet für den Vortrag. Dann stand ich meine Frau. In dem Fall mit viel Selbstbewusstsein: Es war meine Arbeit, meine Thesen und mein Gehirnschmalz – alles in Jahren gewachsen. War ich in der Zeit kurz vor der Disputatio sehr aufgeregt und unsicher, verflog das komplett am Tag meiner Disputatio. Was sollte mir schon passieren? Ein logischer Endspurt der Doktorarbeit stand an, ein Endspurt, der erfolgreich zu Ende zu bringen war. Genau das tat ich mit Verve.

Reden, reden, reden

Die Rechnung, den Vortrag allgemein aufzubauen, ging komplett auf. Ich hatte darauf spekuliert, dass der allgemeine Aufbau Fragen provoziert. Mein Rucksack war randvoll mit Wissen gefüllt. Genau das packte ich aus, knallte es auf den Tisch. Zugleich dachte ich mir, je länger ich rede, desto besser. Sie werden schon einschreiten, wenn sie etwas anderes hören wollen oder wenn meine Argumentation fragil ist. Vorteil dabei: Ich kann die Richtung selber bestimmen – et voilà, diese Strategie ging voll auf!

Und Ihr?

Ich schrieb den Artikel für die Doktoranden unter euch. Gleichzeitig lässt sich die Erfahrung auf andere Bereiche übertragen. Steht zu euch, zu euren Ideen und Vorhaben, verfolgt sie zielstrebig und selbstbewusst, zieht eine Sache bis zum Ende durch – es lohnt sich!

Ich fühlte mich damals als Doktorandin sehr einsam und alleingelassen. Es gab wenig Hilfestellung. Seiten wie das „Doktorandenforum“ mit prima Tipps für Doktoranden fehlten mir 2006/2007. Unmittelbares Feedback erhielt ich nur von meinem Doktorvater oder mal im Doktorandenkolloquium. Heute habt ihr noch mehr Möglichkeiten, fangt an, über euer Thema zu bloggen. Das hilft die Gedanken zu strukturieren. Ihr erhaltet im Idealfall konstruktives Feedback. Hierzu bietet sich das Wissenschaftsportal www.de.hypotheses.org an. Ein Blog begleitend zur Doktorarbeit kann noch vielmehr: „Twitter and blogs are not add-ons to academic research, but a simple reflection of passion that underpins it„, so Tim Hitchcock. Danke für den Tipp, liebe @naponaps. Zur Chance von wissenschaftlichen Blogs mehr in einem separaten Blogpost. Fazit: Sucht Hilfestellung und seid euch gewiss: Ihr seid nicht allein!

Dieser Erfahrungsbericht passt in meinen Augen prima zur Blogparade von @Kulturtussi („Methoden-Pool„), denn die Strategie meiner Disputatio besaß Methode, oder?
Wie ging es euch bei der Disputatio oder dem Rigorosum? Hilft euch mein Artikel? Habt ihr vergleichbare Situationen erlebt (Prüfung, vollbrachte Aufgabe, ersten Vortrag, Bewerbungsgespräch, Pitch …)? Ich fände es toll, eure Erfahrungsberichte hier zu lesen!


Nachtrag – geschafft der Doktortitel ist da!

Meine Dissertation ist mittlerweile als pdf online verfügbar: „Ludwig IX. der Heilige – eine Zäsur für die monumentale französische Königsdarstellung. Bildkonzepte der Zeit Philipps IV.

Weitere Infos zur Disputation: „11 Tipps für die Disputatio: Vortrag und Diskussion

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