KULTUR – MUSEUM – TALK

Buch oder nicht Buch – das ist nicht immer die Frage

In welcher Form sollte man die Dokumentation einer Tagung, die sich mit verschiedenen Vermittlungsformaten in kulturgeschichtlichen Einrichtungen beschäftigt hat, veröffentlichen? Als Buch? Oder vielleicht doch als interaktive Web-Publikation? Wir haben Letzteres gewagt. Ein Erfahrungsbericht.

Um verschiedene Wege der Wissensvermittlung ging es auf einer Tagung der Schlösserverwaltung und der bpb – hier die Regensburger Firma Stadtmaus // Foto @Stadtmaus


Die Cadolzburg bei Fürth soll bis zum Sommer 2017 von der Bayerischen Schlösserverwaltung zu einem attraktiven Museum ausgebaut werden. Doch wie geht man methodisch mit einer Museumsneugründung um, die kaum auf eine bestehende Sammlung zurückgreifen kann und dementsprechend nahezu keine Objekte besitzt? Diese und weitere Fragen wie „In welchem Verhältnis müssen Unterhaltung und inhaltliche Anliegen zueinander stehen?“ oder „Welche Bilder von (Kultur-)Geschichte wollen wir überhaupt vermitteln?“ standen im Mittelpunkt einer Tagung, die Ende 2013 in München abgehalten und von der Schlösserverwaltung gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung organisiert wurde. Zu den Vortragenden zählten unter anderem Prof. Susanne Popp (Universität Augsburg), Dr. Michael Henker (Präsident von ICOM) und Stefan Bergmann (Chefredakteur von DAMALS).

Vor kurzem erschien die Tagungsdokumentation – aber nicht in gedruckter Form, sondern als Online-Publikation. Wir haben uns vor allem aus zwei Gründen für diese Variante entschieden:

1. Wir können Dinge machen, die bei einem gedruckten Buch nicht möglich gewesen wären.

Im Vorfeld der Tagung haben wir mit dem Format des Webtalks experimentiert. Zwei Experten wurden gebeten, sich mit einer Webcam auf einer speziellen Plattform einzuloggen und im lockeren Dialog mit mir und meiner Kollegin Dr. Uta Piereth als Moderatoren zu sprechen. Die Tagungsteilnehmer konnten sich ebenfalls auf der Plattform einloggen und virtuell im Chat Fragen an die Experten stellen. Die Gespräche waren eine perfekte methodische Vorbereitung auf die Tagung.

Wie also die Ergebnisse des Gesprächs in eine Buchform packen? Mit einer vollständigen Transkription des Gesagten? Bei einer Online-Publikation allerdings ist dies denkbar einfach: Die gesamten Gespräche sind als You-Tube-Link einfach Teil der Publikation und können vollständig nacherlebt werden.

„Denkmal und Erinnerung – Denkmäler im öffentlichen Diskurs“

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2. Wissensvermittlung ist keine Einbahnstraße

Das Gedachte und Gesagte sollte in diesem Fall nicht nur buchstabengetreu auf dem Papier nachzuvollziehen sein, sondern auch in weiterführenden Links zu anderen Institutionen, zu den Diskussionsforen etc. Auch dies wäre anders nicht möglich gewesen. Gerade wenn man den Anspruch, mit einer Publikation einen Dialogprozess zwischen verschiedensten Fachleuten wiederzugeben, sollte sich diese Vernetzung, diese Diskussionskultur auch im gewählten Format wiederfinden.

„Geschichtsvermittlung und Fachwissenschaft“

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Und wie funktioniert es?

Die Rückmeldung aus dem Kollegenkreis war tatsächlich sehr freundlich. Es muss wohl nicht immer eine Buchpublikation sein. In Zeiten, in denen das Netz unser gesamtes Lese- und Arbeitsverhalten radikal verändert hat, gilt es – das muss man natürlich in diesem Blog eigentlich gar nicht mehr sagen – die Chancen, die sich uns bieten, auch wirklich zu nutzen. Nichts gegen die bewährten Methoden und Medien. Ich halte das gedruckte Buch immer noch für unverzichtbar und, sagen wir es mal ehrlich, für wunderschön. Aber nichtsdestoweniger kann die Entscheidung für ein moderneres Medium manchmal richtig und angemessen sein.

Wer jetzt Lust bekommen hat, gelegentlich selbst durch die Publikation zu blättern – virtuell, versteht sich! –, der findet sie unter „Wissen. Wahrnehumung. Vermittlung. Kulturgeschichte in der Öffentlichkeit

Autor: Sebastian Karnatz

Schaut euch auch den ersten Beitrag zur Cadolzburg von Sebastian an:
„Jugend entwirft – über ein künstlerische Jugendprojekt auf der Cadolzburg“

 
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