KULTUR – MUSEUM – TALK

Bewerbung 4.0: Frauen, traut euch endlich!

Bewerbung 4.0? Was ist das denn schon wieder? Das Web 2.0 ist doch noch längst nicht überall angekommen, oder? Nun. Bewerbung 4.0 lautete die Auftaktveranstaltung der Digital Media Women München (#DMWMuc) zur Münchner Webwoche 2015 (#mww15). Da ich, wie ihr wisst, wieder auf der Suche nach einer „neuen beruflichen Herausforderung“ bin, besuchte ich den Themenabend – eine Podiumsdiskussion mit hochrangigen Damen aus der Wirtschaft – im O2-Turm in München. Inspirierend und Stoff zum Nachdenken – und ja: Frauen, traut euch endlich!

Podiumsdiskussion „Bewerbung 4.0“ der #DMWmuc mit: Heidi Stopper, Kristin Bücking, Susanne Hillmer, Beate Mader, Ute Blindert und Dr. Elke Frank [von links]


Mich eingeschlossen. Tatsächlich können wir Frauen mehr als wir vielleicht meinen. Nicht nur dass die Menschen defizitär erzogen werden – d.h. fokussiert auf Schwächen, eine Aussage des Abends -, nein, sondern wir Frauen haben das noch mehr verinnerlicht als die Herren der Schöpfung. Schaut euch mal Videos von Frauen an, wenn sie interviewt werden. Was fällt euch daran auf? Damit sich keiner bloßgestellt fühlt, nehme ich mal ein Interview von mir aus dem Jahr 2012 – war übrigens mein erster Youtube-Auftritt, also, bitte Nachsicht üben – ich nenne es nur: das „orangene Monster“. Was fällt euch daran auf?

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Ja, ja … Orange steht mir nicht, ich weiß! Darum geht es aber nicht. Irgendwann halte ich meinen Kopf doch noch schräg, zeige meinen entblößten Hals. Was heißt das? „Beiß mich nicht, ich unterwerfe mich dir, schließlich entblöße ich dir meine schwächste Stelle – den Hals!“ Wie ich in einem Profilingkurs vom Arbeitsamt 2011 erfuhr, ist diese unterwürfige Haltung typisch für Frauen. Wir machen das ganz unbewusst. Die Erstversuche des Videos waren noch extremer … puh! Ich kann es auch anders (siehe Vortragsvideo zur Nymphenburg App) Mein Tipp an dich, achte auf deine Körperhaltung bei Interviews, in Bewerbungsgespächen. Aber jetzt schweife ich ab. Thema ist die Bewerbung 4.0 der #DMW-s.

Hartfacts zu „Bewerbung 4.0“ des Abends

Die Podiumsdiskussion ist via Periscope gestreamt worden.

Was sind die Hartfacts?

Cultural Fit – was ist das?

Beim Cultural Fit geht es darum, dass der Bewerber zur Kultur des Unternehmens und vice versa passen. Gerade das wird für Unternehmen zunehmend wichtiger vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Genau das bietet Bewerbern heute große Chancen, sich auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren, denn auch Unternehmen müssen sich anstrengen, geeignete Kanditaten für sich zu gewinnen.

Microsoft ist hier sehr innovativ. Ist eine Stelle zu besetzen, wird ein 2-minütiger Video Clip mit dem zukünftigen Fachvorgesetzten gedreht. Er stellt heraus, was erwartet wird und wie der Job konkret ausschaut. Dadurch kommt es weniger zu Missverständnissen. Ein Bewerber kann so für sich abschätzen, ob der Job und DIESER Fachvorgesetzte etwas für ihn sind. Das böse Erwachen im und Frustrationen über den gerade angetretenen Job können somit eliminiert werden. Kandidaten bewerben sich mit Video Clips zurück – spannend! Für Microsoft ist der Cultural Fit ausschlaggebend für die Stellenbesetzung.

Ich fände es fein, jemand aus der Wirtschaft beteiligt sich mit dem Aspekt des Cultural Fits an meiner Blogparade #KultDef, auch das ist eine Form des Kulturverständnisses für mich.

Bewerbung 4.0 – was ist das?

Einiges ist in den Hartfacts schon angeklungen, es geht nicht nur um eine digitale Präsens des Bewerbers, sondern um mehr. Gleichwohl kam die Frage in den Gesprächen nach der Bezeichnung 4.0 auf. Was bedeutet diese? Ein modischer Begriff? Irgendwann sind wir dann bei 10.0 und Co. Nun. Ich ergoogelte mir die Begriffe des Webs. Zutreffend mit Videos und Infografiken dazu sind die Definitionen von „The flat business“(2011) in: „Web 1.0 vs Web 2.0 vs Web 3.0 vs Web 4.0 vs Web 5.0 – A bird eye on the definition„. Demnach ist das …

Alles klar, oder?

Web Tourismus erklärt das Web 4.0 schon 2010 sehr treffend:[letzter Zugriff 17.6.15]

Web 4.0: Das „Internet wird zum Outernet“
Im Web 2.0 wurde der passive Nutzer, der sich Informationen aus dem Web zieht, zum aktiven Mitgestalter des Mediums durch Podcasts, Blogs etc. Mit „Web 3.0 ging der User noch einen Schritt weiter, er tauchte in die virtuelle Welt des Webs ein, der sog. „jump-in-modus“. Diese Entwicklung wurde maßgeblich von der Gaming-Industrie beeinflusst, wird aber bereits genauso in der Arbeitswelt, dem “Virtual Workplace“ genutzt, bei dem man sich im virtuellen Raum verabredet. Außerdem ist das Web 3.0 das „semantische Web“, das sich durch intelligente Informationsverarbeitung und intelligente Suchmaschinen, das sog. „Smart Targeting“ auszeichnet. Maschinen nutzen die semantischen Informationen von Daten, vernetzten diese intelligent und stellen sie bereit.

Im Web 4.0 verschmelzen nun Realität und virtuelle Welt, das Internet wird zum Outernet und legt sich über die reale Welt. Das Web 4.0 wird daher auch das „allgegenwärtige Web“ (ubiquitous web) genannt. Die „virtual reality“ wird zur „augmented reality“, die „online“ die passenden Informationen zum Geschehen in der realen Welt einblendet. Realität und virtuelle Welt verschmelzen zur „mixed reality“. Die sog. „Smartphones“ mit ihren „Apps“ sind nur ein Teil der Realisation des „Outernet“. Andere sind z.B. Brillen mit Projektionen, die sowohl für „Infotainment“ als auch im Beruf genutzt werden können.“

So viel jetzt dazu.

Wo bleibt der Kultursektor im Web 4.0?

Die Museen und Universitäten? Weit abgeschlagen. Traurig ist, dass ihnen die Hände gebunden sind, neue Wege zu gehen bzw. ihnen nicht selten dazu das Verständnis fehlt. Vielleicht ist hier auch mal über ein Change Management nachzudenken, um freie Kapazitäten wieder zu schaffen. Museen und Kulturinstitutionen bilden gute Leute aus, die sich in das Social Web und dessen Chancen hineingefuchst haben. Am Ende lassen sie oder müssen diese wieder gehen lassen und fangen wieder von vorne an, statt eine digitale Strategie zu erarbeiten und sich zu professionalisieren. Einige von uns landen dann in der Wirtschaft und sind dort sehr erfolgreich. Tja, vielleicht muss ich hier auch umdenken und einen Cut hinnehmen. Nun. Ich musste das jetzt mal sagen. Ich weiß, dass es aktuell ein langsam einsetzendes Umdenken gibt (es gibt Gegenbewegungen und Best Practices) und das ich de facto hier ein neues Fass aufmache. Aber ihr wisst ja, ich pienze schon mal gerne. Manches Mal ist Provokation wichtig, so wie es Wolfgang Ullrich hinsichtlich der Kunstvermittlung tat.

Ein herzliches Dankeschön an das Münchner Quartier der #DMW-s für diesen prima organisierten und inputreichen Abend! Vielen Dank für unser leibliches Wohl und den sehr schönen Ausblick an den Gastgeber „Telefonica“ !

O2-Turm

Und? Was sagst du dazu? Hast du dich schon in der Bewerbung 4.0 versucht? Wie schaut es bei dir aus, wenn du „Kulturarbeiter“ bist?

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