KULTUR – MUSEUM – TALK

Stia – Mini und Faszination Wolle im Museum – Toskana

Stia, Toskana, ein Museum und ein wunderbarer Familien-Urlaub – was gibt es besseres? Einiges und alles hängt zusammen. Erst testeten unsere Männer das Museo dell’Arte della Lana in Stia, dann drängten sie uns Mädels dazu, ihnen nachzueifern. Nun, unsere Herren sind nicht wirklich Museumsgänger, außer es geht um Technik – Klischee? Nein. Wahr. Die alte Fabrik-Architektur des Gebäudes und die Technik trieben sie hinein. Es hat sich gelohnt! Definitiv! Aber was ist eigentlich das Museo dell’Arte della Lana für ein Museum? Und warum begeisterte es uns?

Ein wunderbarer Museumstipp vom Daddy: das Baumwollmuseum in Stia (Toskana). Und schwupps liegt Mini gleich in der Wolle!


Ich schreibe jetzt aus der Erinnerung heraus. Vor einem Jahr verbrachten wir unseren Urlaub in Poppi in der Toskana. Auf dem Weg dorthin legten wir einen Zwischenstopp in Bozen ein. Ötzi zog uns magisch an. Dann ging es weiter nach Poppi nahe Arezzo, mittlerweile schon zum fünften Mal, derselbe Ort, dieselbe Location, aber andere Eindrücke. Dazu zählte Stia und …

… das Museo dell’Arte della Lana – ein Textilmuseum?

In einem aufwändig restaurierten Fabrikgebäude wird die Geschichte der Wollproduktion des Casentino einfühlsam, lebendig, einnehmend und faszinierend „erzählt“. Verschiedene Sinne werden angesprochen: Fühlen, Hören, Sehen und sogar Riechen … nur Schmecken fehlte. Das holten wir später nach, typisch toskanisch und lecker – anderes Thema.

Die Dauerausstellung ist in fünf Sektionen untergliedert: 1. Eine Kunst so alt wie die Menschheit, 2. Natürliche Faser, 3. Die Kunst der Herstellung von Wolle, 4. Die Geschichte der Wollfabrikation von Stia, 5. Die Industrialisierung der Wolle-Produktion. Liest sich einschläfernd? Mag sein. Vor Ort erfolgt dann ein Weckruf pro Museum.

Mini will haben …

… und zwar alles. Die Fühlstationen von verschiedenen Wollfasern – vom Schaf, von der Seidenraupe, vom Hanf – zogen sie an. Sie probierte aus, fühlte, berührte, wollte mitnehmen … durfte das sogar. Sie kam hierhin immer wieder zurück, fühlte erneut, schaute sich die Bilder an und verlangte Erklärungen von mir.

Vor Bildschirmen mit Kurz-Videos setzte sie sich hin, wollte alles sehen und zwar gleich mehrmals. Tiere, hier Schafe, bannten ihre Aufmerksamkeit. Die historischen Webstühle nahm sie kurz wahr. Sie ging zu jedem Objekt, zu jeder Vitrine, fast zwanghaft, so als ob sie ja nichts verpassen wolle. Gut. Die Verweildauer war mitunter speedy-mäßig, egal, sie begriff das Gesehene auf ihre Art.

Ich ließ sie laufen, erkunden, ihren Weg gehen. Schaute fasziniert zu, was sie warum faszinierte, wo sie länger stehen blieb, was sie erschreckte oder magisch anzog. Davon hatte das Museum einiges zu bieten.

Rote Knöpfe, Lärm und kuschelige Wolle

Irgendwann kamen wir in einen Raum mit industriellen Maschinen. Hier war es um sie geschehen. Sie ließ sich in einer Schubkarre angefüllt mit weißer, flauschiger Schafswolle „hineinfallen“, legte sich auf die Wolle, umschlang sie, knuddelte sie und wollte gar nimmer mehr weg. Der Moment, das Bild brannte sich mir ein. Sie ging weiter, kam zurück, kuschelte erneut mit der Wolle bis sie einen roten Knopf an einem Pfeiler entdeckte. Der Knopf ließ sich drücken. Tja, was machen Kinder gerne? Na was wohl, klar, drücken und schon flitzte sie erschreckt zu mir, denn plötzlich setzte sich eine riesige Maschine im Raum unter ohrenbetäubendem Lärm in Bewegung. Sehen, staunen, be- und ergreifen – so funktioniert ein Museum hervorragend für eine Vierjährige.

Klare Besuchsempfehlung

Getestet, gefühlt, geschaut und für gut befunden – ein Besuch des Museo dell’Arte della Lana lohnt sich absolut, ob für technikaffine Väter mit Zwölfjährigen oder aber für Mama mit Mini, die dort sein möchte, wo Mama ist, Kuscheliges und Lärmendes entdeckt – es war toll! Ein Jahr ist unser Besuch her, die Bilder sind mir wieder unmittelbar präsent. Das Gefühl, wunderbare Momente mit meiner Tochter im Museum erlebt zu haben, ist da.

Also, wer seinen Urlaub in der Toskana verbringt, im Casentino und in der Nähe von Arezzo ist, der sollte Stia einplanen.

So simpel und so gut die Idee: Fühlstationen mit Kissen zum Ausruhen. Mini nutzte es. Stia, Textilmuseum.

Hier durfte Mini fühlen, mit Vorsicht, aber mit viel Lust. Stia, Baumwollmuseum.

Die Maschine machte echt Krach. Aber Knöpfe zu drücken und es passiert sofort etwas macht nicht nur Kindern Laune! Stia, Baumwollmuseum.

Ein Museum der Sinne. Hier ging Mini mit geschlossenen Augen durch und befühlte die Stoffe. Stia, Textilmuseum.


 

Museo dell’Arte della Lana

Öffnungszeiten:
Samstag: 15:00-18:00
Sonntag: 10:00-13:00 und 15:00-18:00

Via G. Sartori 2, Stia
www.museodellartedellalana.it (englisch)

Jetzt noch in eigener Sache:

Wie erlebt ihr den Museumsbesuch mit euren Kindern? Ist der Urlaub besonders dafür geeignet oder geht ihr auch so ins Museum? Gibt es bestimmte Museen, die eure Kinder eher ansprechen als andere? Welche sind das?
Ich freue mich über eure Rückmeldung!


Nachtrag

Dank eines Kommentars auf der Facebook-Seite von KulturTalk weiß ich jetzt, wie die Maschine im Titelbild heißt: Krempelmaschine – ratet mal woher das Wort „umkrempeln“ stammt?! Super, danke!!!

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