KULTUR – MUSEUM – TALK

Ritter, Helden und Raufbolde

Im Gastbeitrag von Annegret Mitterer – Volontärin bei der Bayerischen Schlösserverwaltung – geht es turbulent zu: Von Rittern, Helden und Raufbolden ist die Rede. Annegret macht mitunter Kinderführungen in Münchner Museen. Heute nimmt sie uns ins Bayerische Nationalmuseum mit – taucht ein ins Mittelalter!

Ritter und Burgen“ – wahrlich ein spannendes Thema nicht nur für Kinder. Auch für mich als Kunsthistorikerin zählt das Mittelalter zu einer der interessantesten Epochen in der (Kunst)Geschichte. Sowohl die Gesellschaft als auch die Architektur ist von einem steten Wandel dieser Zeit geprägt. Betrachtet man zunächst aber nur einmal die Burgen und Festungen, ist es schon faszinierend, welche Logistik hinter so einer Anlage steckt. Aber am spannendsten sind natürlich die Bewohner einer Burg und dazu gehören selbstverständlich auch die Ritter.

Nix für Schwache, so eine Ritterrüstung! [Foto: Kuki-Kunst für Kinder e.V.]


An einem Samstagnachmittag drehte sich nun in meiner Kinderführung im Bayerischen Nationalmuseum in München alles um die hochgelobten und heldenhaften Ritter. Und so saß er dann im Kreis um mich herum auf dem Fußboden – der mutige Ritternachwuchs von 13 Jungs. Auch zwei Mädels haben sich dazu gereiht. Zunächst war es wohl, den Gesichtern nach, für die meisten Kinder etwas ernüchternd, als sie erfuhren, dass Ritter anfangs gar nicht so nett waren. Sie raubten und plünderten und wenn es sein musste, prügelten sie sich auch schon mal. Außerdem hatten sie sehr schlechte Manieren. Sieht so das Bild eines Ritters aus?

Als ich fragte, wie denn ein Ritter sein muss oder was einen Ritter auszeichnet, fielen schließlich die Schlagworte: Schwert, Schild, Rüstung. Klar brauchte er noch ein Pferd und mutig musste er auch sein. Natürlich brauchte man sie ja, um gewisse Königreiche vor anderen einfallenden Reitervölkern zu verteidigen. Schnell war da das schlechte Bild des Ritters vergessen.

Und nun glänzten die Augen, als es endlich in den „Rittersaal“ ging. Die vielen echten Waffen und Rüstungen sind schon beeindruckend. Auch wenn ich hier ein echtes Expertenteam um mich herum versammelt hatte, staunten die Kinder nicht schlecht, als sie erfuhren, dass so eine Rüstung ungefähr das doppelte Gewicht von ihrem hätte. 40 Kg kann so eine Rüstung schon locker mal wiegen. Und diese vielen Einzelteile. So eine Rüstung kann ein Ritter unmöglich alleine anziehen.
Außerdem ist so ein Ritterleben echt anstrengend. Zunächst einmal dauert die Ausbildung zum Ritter 14 Jahre. Und das ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Nur Söhne reicher Eltern hatten dieses Privileg und dann mussten sie allerhand lernen. Von diversen Kampftechniken übers Reiten und Jagen bis hin zu Brettspielen. Ja, auch das gehörte zu den Tugenden eines Ritters. Schließlich mussten noch die Edeldamen unterhalten werden.

Die Turniere waren nicht immer froh und heiter. Das waren oft große Herausforderungen, die ihren Preis hatten. Die Gewinne waren nicht nur, wie sich die Kinder dachten, Gold, Pokale und Schmuck, vielmehr war es das Pferd des Verlierers, Geld und natürlich der Ruhm der Edeldamen. Da standen damals schon Existenzen auf dem Spiel. So gab ein Ritter alles daran zu gewinnen. Sein teuer ausgebildetes Pferd wollte natürlich keiner hergeben.

Male mir dein Ritterwappen und ich sage dir, wofür du stehst [Foto: Kuki-Kunst für Kinder e.V]

Jeder echte Ritter hatte natürlich auch sein eigenes Wappen. Meist deuteten die Symbole auf den Charakter oder bestimmte Eigenschaften des Ritters hin. So verriet ein besonderes Tier, wie beispielsweise der Löwe, den Hinweis auf Stärke. Die Lilie, das Symbol der Könige, wies auf die Verbindung zu einem bestimmten Königreich hin.

Endlich konnten nun auch die Kinder zeigen, welche Ritter sie im Mittelalter gewesen wären. Die vielen bunten Wappen, die sie nun selbst malen durften, zeigten es nämlich. Es sprudelte nur so vor Ideen. Lieblingstiere, bunte Farben, Muster und Burgen fanden ihren Platz auf den Blättern.

Spätestens jetzt waren all meine Worte über raubende, und schlechte Ritter vergessen. War ja eh schlecht vorstellbar. Und so trug ein jeder sein eigenes Ritterwappen mit stolzer Heldenbrust nach Hause. Manch einen hörte man noch ganz leise sagen: Schade, dass ich kein Ritter werden kann. Die sind einfach super!

Hm … da wäre ich auch noch gerne Kind und lauschte Annegret gespannt. Sie führt für Kuki-Kunst für Kinder e.V.: also, ein heißer Kulturtipp für Kinder, oder?


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