KULTUR – MUSEUM – TALK

Warenhauskunst – Auktion im Schloss! Bloggerevent der LUDWIGGALERIE

Warenhauskunst – dieses Bloggerevent der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen verfolgte ich im Netz schon länger: eine kluge und neue Idee der Kunstvermittlung. Ein Twitter-PingPong mit Hildegard Mihm führte zum heutigen Gastbeitrag. Die Veranstaltung „Auktion im Schloss“ gab es noch nicht. Es ging um das Wechselspiel von Kunst und Konsum und dem Nachdenken über „was lässt euer Geld locker werden?“. Nebenbei vernetzten sich Blogger und Museum. Es klingt nach viel Spaß – Mission geglückt!

Warenhauskunst: Die Kunsthistorikerin Linda Schmitz hat sich für die Auktion stilecht mit einem Hammer ausgestattet. Andy Warhol steht zur Versteigerung. Foto: Hildegard Mihm, (c) Ludwiggalerie Schloss Oberhausen.

Bericht über das Bloggerevent „Warenhauskunst“ der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Schon öfter habe ich gehört, dass es im Kultursektor sehr schwer sei, in der Presse für die anstehenden Veranstaltungen, Ausstellungen, Projekte und Events Resonanz zu erzeugen. Wenn man Glück habe, stehe der bekannte gelangweilte Kulturjournalist auf der Matte. Und bei großem Pech noch nicht einmal der. Nun gibt es im Kulturbereich mittlerweile andere Mittel und Wege, nach außen zu dringen. Das große weite Internet und die sozialen Medien ermöglichen einen direkten und unmittelbaren Kontakt mit dem potentiellen Publikum.

Seit einiger Zeit beobachte ich die daraus resultierenden Bemühungen, wie sie von Museen, Theater- und Musikhäusern oder auch Bibliotheken angegangen werden. In den sozialen Medien werden je nach Angebot unterschiedliche Kanäle genutzt, und da mir Kunst und Kultur sehr am Herzen liegen, habe ich auch schon an diversen Aktionen via Instagram, Twitter oder Snapchat mitgewirkt.

Einladung zu einem Blogger*innenevent

Kürzlich flatterte eine Einladung besonderer Art in mein E-Mail-Postfach. Ich war zu einem Blogger*innenevent der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen eingeladen, das anlässlich der Ausstellung „Let’s buy it! Kunst und Einkauf. Von Albrecht Dürer über Andy Warhol bis Gerhard Richter“ stattfand. Die Ausstellung ist Anfang 2017 angelaufen und setzt sich mit dem Wechselspiel von Kunst und Konsum auseinander. Eingeladen waren Blogger*innen, Social Media- und Kunstfreund*innen, um über die Ausstellung und das Event zu berichten. In der Einladung wurde darauf hingewiesen, dass die Ludwiggalerie kein WLAN und nur einen sehr eingeschränkten mobilen Empfang hat. Damit war es möglich, sich auf „erschwerte Bedingungen“ einzustellen.

Motto „Warenhauskunst – Auktion im Schloss!“

Angekündigt war eine Führung besonderer Art und zwar eine „fiktiven Auktion“, die unter dem Motto „Warenhauskunst – Auktion im Schloss!“ veranstaltet werden sollte. Mittels einer den Teilnehmer*innen virtuell zu Verfügung gestellten Summe sollte eine Kunstauktion quer durch die Ausstellung veranstaltet werden. Die Kunsthistorikerin Linda Schmitz war als Auktionatorin und Führerin angekündigt.

Auch das Kunstwerk „Insolvence“ (2007) von Sylvie Fleury wird bei Warenhauskunst versteigert. Opa Hausen ist mit dabei. Foto: Hildegard Mihm, (c) Ludwiggalerie Schloss Oberhausen.

Meine Neugier war geweckt, denn eine fiktive Kunstauktion klang nach einer spannenden Idee, insbesondere da das Thema der Ausstellung dadurch nochmal auf einer Metaebene reflektierbar gemacht wurde. Die dabei aufkommenden Fragen, wurden in der Einladung auch gleich mitgegeben:

„Was ist euch Kunst als Ware wert? Woran macht sich eigentlich ein Preis fest? Was lässt euer Geld locker werden – große Namen, Design oder Originalität? Sei dabei und lass dich von der Kaufdynamik überraschen!“

Spiele ich das Spiel mit?

Und so grübelte ich im Vorfeld, wie ich mich in der Kunstauktion verhalten sollte, denn der Gedanke, Kunstwerke als Spekulationsobjekte zu behandeln, widerstrebt mir.
Eine Spielverderberin wollte ich aber auf gar keinen Fall sein und daher entschied ich, mich auf die Auktion als „Spiel“ einzulassen und eine ebenfalls fiktive Rolle einzunehmen. Was also anfangen mit einer virtuellen Summe Geldes? Tatsächlich tut es mir nicht weh, wenn ich sie ausgebe, denn am Ende habe ich nichts mehr von dem Rest.

Am 19. Februar fuhr ich also nach Oberhausen. Nicht nur das regnerische Wetter, sondern auch das Ambiente erwies sich als optimal, um einen Sonntagnachmittag im Museum zu verbringen. In Oberhausen angekommen traf ich auf eine illustre Runde. Unausweichlich besonders war das Zusammentreffen mit Opa Hausen, einer fiktiven Figur in Form einer Handpuppe, die in der Region mittlerweile einen Kultstatus erlangt hat. Mit dabei waren außerdem noch andere Blogger*innen und Social Media Geeks.

Die Auktion beginnt

Nach einer kurzen Vorstellungs- und Kennenlernphase ging es los. Die Volontärin Sarah Bauer wies uns kurz in die Regularien der Auktion ein und wir bekamen alle einen Zettel ausgehändigt, auf der eine Summe in der Höhe von 500.000 Euro vermerkt war und zehn Kunstwerke abgebildet waren, die wir in der Auktion ersteigern konnten. Außerdem wurden wir mit sogenannten Bieter*innenkarten ausgestattet, auf deren nötige Verwendung, wir während der Auktion immer wieder „streng“ hingewiesen wurden.

Auch Mel Ramos „Lola Cola“ (1972) wurde versteigert. Foto: Hildegard Mihm, (c) Ludwiggalerie Schloss Oberhausen.

Dann übernahm Linda Schmitz das Ruder oder viel mehr den Hammer und legte los. Im Eingangsbereich folgte die Konfrontation mit dem ersten Kunstwerk, das zur Versteigerung stand: „Shop the pain away“ von Katharina Arndt. In großen Buchstaben ist die Betitelung aus Arcylglas geformt und mit pinkfarbenen „fake diamonds“ ausgestattet. Die konsumkritische Botschaft glitzert den regelrecht Betrachter an. Nach einer kurzen Vorstellung von Künstlerin und Kunstobjekt begann die Versteigerung. Es entfaltete sich sogleich eine interessante Dynamik und die Anwesenden begannen munter, wenn auch vielleicht noch etwas verhalten mitzubieten. Schließlich endete die Versteigerung mit einem Zuschlag für Opa Hausen bei einem Wert von 33.000 Euro, was sehr viel für eine recht junges Kunstwerk (2013) erschien und deutlich über dem tatsächlichen Wert der Arbeit lag. Dazu muss natürlich erwähnt werden, dass die Teilnehmer*innen (einschließlich mir) auf die Auswahl der Kunstwerke nicht vorbereitet waren, anders als es bei dem Besuch einer tatsächlichen Auktion wohl sein würde.

Versteigert wurden Kunstwerke aus dem 20. und 21. Jahrhundert

Es folgten weitere Auktionen mit Kunstwerken von Sylvie Fleury, Franziska Becher, Martin Gensheimer, Jim Dine, Andy Warhol, Gerhard Richter, Laas Abendroth und Mel Ramos. Eine bunte Mischung, die im 20. und 21. Jahrhundert verankert war. Die Ausstellung führt jedoch zeitlich bis ins Mittelalter zurück und thematisiert dadurch auch den Wandel der Kunst und der bzw. ihrer Konsumkultur.

Das teuerste Kunstwerk der Versteigerung ist das Gemälde „Mutter und Tochter“ (1965) von Gerhard Richter. Foto: Hildegard Mihm, (c) Ludwiggalerie Schloss Oberhausen.

Das teuerste Kunstwerk, das zur Versteigerung stand, war das Gemälde „Mutter und Tochter“ (1965) von Gerhard Richter. Der höchste Preis wurde jedoch bei Andy Warhols Siebdruck von Marilyn Monroe (1967) erzielt und zwar in der vollen Höhe der zu Verfügung stehenden Summe von 500.000 Euro. Ich muss gestehen, dass ich hier die „Übeltäterin“ war, jedoch auch von der Hartnäckigkeit des Bloggers Danny Giessner getrieben wurde, der dann schließlich im Anschluss wenigstens die im Nachhinein von Warhol anerkannten „Fälschungen“ seines Siebdrucks erwerben konnte. Immerhin habe ich die Rolle einer „gönnerhaften“ Kunstmäzenin eingenommen und das Kunstwerk dem Museum gespendet. Denn Kunst soll ja schließlich für alle da sein.

Ein wilder Bieter*innenstreit entfacht

Das ausgefallenste Kunstwerk der Auktion war ein Schild, das von Laas Abendroth an einem Feuerlöscher angebracht wurde. Seine Aufschrift lautet: „Im Brandfall bitte nicht auf meine Bilder richten Danke! LAAS“. Hierum entfachte sich ein wilder Bieter*innenstreit, da die beiden Bloggerinnen Mes Dames Pottpouri von Abendroth schon ein Kunstwerk erstanden hatten und unbedingt ihre virtuelle „Sammlung“ vervollständigen wollten.

Das berüchtigte Schild, das Laas Abendroth auf einem Feuerlöscher angebracht hat. Warenhauskunst. Foto: Hildegard Mihm, (c) Ludwiggalerie Schloss Oberhausen.

Thematisch setzten sich die zu Versteigerung stehenden Kunstwerke mit verschiedenen Facetten der Ausstellung auseinander. Neben dem kritischen Blick auf die Konsumkultur oder auch gerade ihrer Verherrlichung durch den Fetisch des Kaufens, wurde auch die Wertigkeit von Kunst sowie deren Kommerzialisierung und Entwicklung zum Spekulationsobjekt sowie ihr Wechselspiel mit der Warenwelt reflektiert. Nicht ausgelassen wurde auch ein weiterer Aspekt, der unter anderem mit der Technik der Vervielfältigung einhergeht – und zwar eine „Kunst für alle“ zu produzieren und dadurch neue Geldquellen und Finanzierungsmöglichkeiten für Künstler*innen zu erschließen.

Viele Künstler*innen können nicht von ihrer Kunst leben

Die Ausstellung und der Katalog verraten jedoch, dass das Ideal des/der sich selbstfinanzierenden, unabhängigen Künstlers/Künstlerin sich bis heute nicht durchgesetzt hat. Denn über 95% der Künstler*innen können nicht von ihrer Kunst leben (Vogt 2017, S 10). Doch wie sollen sich Künstler*innen künftig finanzieren? Was für einen Stellenwert von Kunst und Kultur wünschen wir uns? Das sind Fragen, die bei einem Besuch der Ausstellung quasi zwangsläufig in den Köpfen der Besucher*innen entstehen.

Am Ende der Auktion gab es noch ein gemütliches Beisammensein und die Möglichkeit für Gespräche anderer Art. Mit einem Katalog zur Ausstellung und einer digitalen Pressemappe ausgestattet, machten wir uns im Anschluss auf den Heimweg. Alles in allem kann ich auf ein gelungenes Event zurückblicken, das einen interessanten und reflektierten Einblick in die laufende Ausstellung vermittelt hat.

 
Autorin: Hildegard Mihm ist Kulturwissenschaftlerin und Social Media Pilotin. Sie interessiert sich insbesondere für Alltagskultur, Literatur, Kunst, Nachhaltigkeit und aktuelle Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung. Sie bloggt aber auch über Lebensmittel-Fermentation und den Prozess ihrer Memorierung auf ihrem Blog Fermentationspace.
Twitter| Instagram

Infos zur LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Konrad-Adenauer-Allee 46
46049 Oberhausen

Eintrittspreis:
regulär 8,00 Euro, ermäßigt 4,00 Euro.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr.

Ausstellung:
„Let’s buy ist!
Kunst und Einkauf. Von Albrecht Dürer über Andy Warhol bis Gerhard Richter“ (bis zum 14. Mai 2017)

Katalog und Literaturhinweis:
Vogt, Christine (Hg.): Let’s Buy ist. Kunst und Einkauf. Von Albrecht Dürer über Andy Warhol bis Gerhard Richter. Bielefeld: Kerber Verlag 2017.

 
Was für eine tolle Aktion „Warenhauskunst – Auktion im Schloss“ der LUDWIGGALERIE und was für ein toller Bericht, liebe Hildegard Mihm! Ein ganz dickes Dankeschön dafür, dass du meiner Einladung auf Twitter gefolgt bist!

Was möchtest du Hildegard fragen? Kennst du vergleichbare Aktionen? Oder würdest du auch, ohne Blogger zu sein, gerne an so einer Veranstaltung teilnehmen?

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