KULTUR – MUSEUM – TALK

Bloggen im Archiv – warum und worüber?

Es werde Licht in der BlogosphäreDas siwiarchiv ruft zur Blogparade: „Warum und worüber sollen Archive bloggen?“ auf. Ich mache mit. Die Antworten der Teilnehmer gelten für Kulturinstitutionen und Corporate Blogs gleichermaßen. Gefragt ist das Feedback der Leser. Beschwere ich mich über die geringe Anzahl bloggender Museen (70 Museumsblogs bei über 6.000 Museen!), so bloggen Archive noch seltener als diese. Muss das so bleiben? Gebt ihnen Anregungen, Munition zum Nachdenken! Sollen Archive bloggen? Ja! Was haben sie und wir davon?

Viel! Mehrfach schrieb ich dazu: in den Tipps rund um erfolgreiches Bloggen, in „Blogroll via Facebook …“ sowie in „Bloggen im Museum. Neue Formen der Kommunikation“. Zeit nun, das Ganze zu bündeln.

Warum lohnt sich ein Blog?

Das Blog erhöht die Sichtbarkeit der Kulturinstitution im Web. Google mag Blogs. Blogartikel sind nachhaltig und besitzen Referenzcharakter. Sie werden mitunter Tage, Wochen oder Monate später zitiert, abhängig von den Suchbegriffen. Austausch und Diskussionen starten erneut, im Blog, im Social Web und in den klassischen Medien. Der Artikel über die „Nicht mehr ganz so unbekannte Palmmanuskripte“ des siwiarchivs führte zur Berichterstattung in der lokalen Presse.

Die Blogbeiträge bleiben im Netz leichter auffindbar als ein Posting auf Facebook-, Twitter-, Google+ und co. Das liegt am fortlaufenden Info-Stream in den Social Media Kanälen. Die Halbwertszeit der Nachrichten ist hier kurz. Bei Twitter versickert der Tweet nach 18 Minuten, bei Facebook nach drei Stunden. Blogposts bleiben dagegen nachhaltig bestehen. Gezielte Suche bzw. Zufallstreffer über Suchbegriffe verleihen ihnen zu einem späteren Zeitpunkt wieder Aktualität. Resultat: gewonnene Aufmerksamkeit, geweckte Neugierde sowie neue Leser.

Ein Blog fördert die Chance auf mehr Austausch, so dieser denn gewollt ist. Die Arbeit im Archiv wird über Blogberichte für den Außenstehenden greifbarer, ein Dienst am und für den Bürger. Für diesen sind sie de facto gedacht. Das betont das Hochschularchiv der RWTH Aachen. Sie stehen mit dieser Auffassung nicht alleine da. Archive sammeln, bewahren und dokumentieren Kulturgut. Sie sind nicht allein für „Experten“(Wissenschaftler) gedacht. Warum den Staub nicht lüften und zeigen, dass Archivarbeit spannend, lohnend und toll ist?

Nachgedacht – Sichtbarkeit:

Das abgeschlossene Projektblog „Max Ernst“ der Fondation Beyeler auf tumblr erscheint bei Google noch immer auf der ersten Seite, wenn das Ausstellungshaus als Suchbegriff eingegeben wird.

 

Das Blog – Herzstück jeder Social Media Aktivität

Vom Blog sollte alles ausgehen und hierhin sollte alles wieder zurückführen. Es ist das Herzstück der Social Media Aktivitäten. Stichwort: Eigener Content, eigene Kontrolle (Bildrechte) und im Idealfall eigene Plattform, d.h. selbstgehostet. Ist es selbstgehostet, besitzt die Kulturinstitution größten Gestaltungsspielraum im Design. Zudem läuft sie nicht Gefahr, dass die Plattform einfach verschwindet, wie es beim Bloghoster posterous geschehen ist. Eine Gefahr, die generell die Social Media Kanäle betrifft. Entweder ist dann der Content weg oder dieser muss sehr aufwändig auf alternative Medien übertragen werden.

Als ich meinen ersten Blogpost „Hürdenlauf zum eigenen Blog“ schaltete, entstanden wegweisende Artikel zur Funktion und Chance von Blogs. Unbedingt empfehlenswert dazu sind die Gedanken von Frank Tentler sowie Steffen Peschel! Die Social Media Kanäle fördern die Viralität des Blogs. Sie sind unterschiedlich gemäß der Zielgruppe einzusetzen. Tatsächlich dienen alle Maßnahmen der Kommunikation sowie der Bindung an die Institution. Das Blog sollte sichtbar auf der Website eingebunden sein. Diese ist die statische, repräsentative Seite des Hauses im Netz, das Blog hingegen die dynamische. Es kann auf Bedürfnisse der Leser unmittelbar reagieren und darf persönlicher, informeller sein.

Worüber bloggen?

Huberta Weigl (Schreibwerkstatt), Marlene Hofmann und andere vermitteln bereits wichtige Impulse, worüber ein Archiv bloggen kann. Der Blick hinter die Kulisse begeistert die Leserschaft, unabhängig davon, ob es ein Archiv, Museum, Theater, Oper, Verlag oder ähnliches ist. Hier lohnt der Vergleich: Wie machen es die anderen, was davon macht für uns Sinn und was zeichnet uns aus? Gerade letzteres sollte sich in den Artikeln widerspiegeln.

Themenvielfalt der Blogs

Beim Blog des Residenzmuseums erfreuten sich vor allem Berichte über Restaurierungen oder Bezüge zur Gegenwart, im Sinne von Einst und Jetzt, großer Beliebtheit. Ich persönlich mag den Ansatz des Gemeinschaftsblog von Registrar Trek: die nächste Generation. Hier dürften Archive gute Anregungen finden. Das Blog steht zwischen Museum und Archiv. Kulturblogs zeigen einen anderen Ansatz, der inspirieren kann. Tolle Artikel finden sich auf Kulturtussi. Den Chagall-Beitrag schätze ich sehr. Davon hat mein Beitrag zum Tweetup der Kulturkonsorten „outofblue“ profitiert. Weitere Kulturblogger findet Ihr in der „Blogroll – Blogparade„.

Das Österreichische Jüdische Museum setzt auf fundiert recherchierte Artikel. Nachvollziehbar werden das jüdische Leben sowie die Historie. Dagegen bietet das DDR Museum einen variantenreichen Artikel-Mix. Die Posts wechseln von kurz und knapp zu länger und informativer, einschließlich Mitmach-Aktionen. Darüber erreichen sie bestimmte Zielgruppen. Selbst das Tagesgericht des Restaurants wird verbloggt. Warum auch nicht? Verschiedene, teils niederschwellige Zugänge zum Museum öffnen sich darüber. Die Taktung ist engmaschig – das mag Google. Je mehr veröffentlicht wird, desto sichtbarer wird das Blog, guter Content vorausgesetzt.

Medien- und Artikel-Mix

Der Artikel-Mix ist wichtig, der Medien-Mix ebenso. Eingebundene Bilder, Videos und Soundclouds sind facettenreich, sprechen mehrere Sinne an. Sie werden wahrgenommen und erinnert. Gleichzeitig liefern sie hervorragendes Material für Medienvertreter und Blogger. Im Post über „Der Weibsteufel im Residenztheater“ band ich sehr gerne das Video zum Aufbau des Bühnenbildes ein. Es ergänzte hervorragend die Beschreibung der Szene, die somit ein Bild bekam. Der Zeitraffer beschleunigt den Post, während der Text ihn wieder entschleunigt. Kontraste sind gefragt. Artikel sollten deshalb nicht gleichförmig sein, sondern überraschen. Dann kehren die Leser wieder zurück. Posts dürfen polarisieren und zur Teilhabe aufrufen, wie es der Pommerscher Greif in der „Causa Stralsund“ umsetzte.

Was ist die Zielsetzung?

Die Zielsetzung des Blogs sollte weitgehend bekannt und gelebt sein. Was soll das Blog bewirken? Auch hier hilft der Vergleich weiter, um die eigenen Ziele festzulegen. Am #AskaCurator-Tag fragte ich Museen, welche Rolle das Blog innerhalb der Kommunikationsstrategie spielt.

Analoges Feedback

Jetzt nun meine Gegenfragen. Wie weist Ihr im Archiv/Museum/Theater auf das Blog hin? Wie offensichtlich? Sprecht Ihr gezielt Eure Nutzer, Freundeskreise, historische Vereine vor Ort, Lokalblogger, Bildungseinrichtungen an, um zu erfahren, worüber ihr mehr bloggen solltet? Hört im Netz genau hin. Am Ende zählt die ernst gemeinte Kommunikation, analog wie digital, dann ist ein Blog erfolgreich.

Nachtrag

Der Post löste im Netz Diskussionen aus, die wichtig sind. Als Denkanstöße nehme ich sie hier im Nachtrag auf:

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