Worum geht es?
„Der Weibsteufel“ zelebriert ein menschliches Dreiecksverhältnis. Es führt zur teuflischen Wandlung des Weibes. Immerfort lockt das hinterlistige Frauenzimmer, oder? Nein. So einfach ist es nicht. Ein Schmugglerpaar will sich den Traum vom Haus am Marktplatz erfüllen. Es fehlt nicht mehr viel. Letzte Schmugglerware muss über die Alpen abgesetzt werden. Ein junger, ehrgeiziger Grenzjäger steht ihnen bzw. dem Ehemann im Weg. Ein Ausweg blitzt auf. Seine spröde Frau soll dem karrierebewussten Grenzjäger schöne Augen machen, ihn von seiner Pflicht ablenken. Die Rechnung geht auf, nur anders als es der Gemahl plante. Sein Weib erwacht. Sie wird sich ihrer Sinnlichkeit bewusst. Eine Sinnlichkeit, die sich zur teuflischen Waffe wandelt.
Unerfüllter Kinderwunsch und kränklicher Ehemann auf der einen, stehen einem triebgesteuerten, kraftstrotzenden Jäger auf der anderen Seite gegenüber. Nun, wie entscheidet sie sich? Weder für den einen noch für den anderen. Sie will nicht mehr Spielball der Männer sein. Sie will ihre Sinnlichkeit ausleben, sich von den ehelichen Fesseln befreien und ihren Weg gehen. Mit Erfolg. Ihr Körper wird zur Waffe. Am Ende gehört ihr das Haus am Marktplatz, befreit vom Ehemann und Geliebten. Perfide von ihr eingefädelt. Das Blut klebt an den Händen des Geliebten. Der Weibsteufel triumphiert!
Kolossales, monumentales Bühnenbild für das Teuflische
Kolossal und monumental klingt nach prächtig, üppig. Weit gefehlt. Das Bühnenbild ist monumental reduziert. Mächtige Baumstämme stehen für die Bergkulisse. Nichts lenkt von den Protagonisten ab. Sie kraxseln bewundernswert sicher über die schräg gestellten Stämme. Das erhöhte Bühnenbild war für die hinteren Zuschauerränge ein Segen. Wir konnten etwas sehen, gleichwohl wünschte ich mir ein Opernglas, wie die Leute vor mir es hatten. Klare Aussprache im Dialekt, choreografierte Bewegungen und Gesten machten das Sicht-Manko wieder wett. Musik, Licht- und Schattenspiel förderten die Dramaturgie, sorgten für herrlich berührende Klangbilder. Komponierte Emotionen auf der Bühne fesselten. Schleppte sich das Stück anfänglich dahin, nahm es zunehmend an Fahrt auf und zog uns in die Handlung hinein. Grandiose Schauspieler spielten souverän auf der verzwickten Klaviatur menschlicher Gefühle. Die minimalistische Bühnenarchitektur bot die perfekte Folie für die teuflische Wandlung des Weibes. Weg vom Spielball, hin zur subtilen Strippenzieherin – prima!
Mehr zum „Weibsteufel“ könnt ihr auf der Website des Residenztheater oder auf „Theaterkritiken München“ nachlesen.