Digitale Kulturvermittlung: Online-Magazin, #GLAMInstaWalk und BlogSlam – ein Rückblick

Es war ruhig hier in den letzten Jahren. Zeit für einen Rückblick auf die digitale Kulturvermittlung im Jahr 2024. Im Fokus: ein Online-Magazin, der #GLAMInstaWalk sowie der BlogSlam zum #TagDerArchive. 

Hände halte Smartphone in Ausstellung. Im Display sind Einrichtungsgegenstände des Jugendstils zu sehen. #GLAMInstaWalk - digitale Kulturvermittlung
Action beim 4. #GLAMInstaWalk in der Ausstellung „Jugendstil in München“ des Münchner Stadtmuseums in Kooperation mit der Münchner Kunsthalle. Kooperative digitale Kulturvermittlung.

Daneben habe ich an anderer Stelle gebloggt oder Artikel fürs Online-Lesen optimiert, Workshops zu digitalen Strategien, dem Aufbau von Digital Literacy gegeben oder hybride und digitale Vermittlungsformate entwickelt.

Und vor allem: Von Oktober 2023 bis August 2026 bin ich in Teilzeit als Kuratorin Digitale Kultur in der Monacensia – dem literarischen Gedächtnis Münchens – angestellt. Ein Haus, das ich seit Oktober 2019 freiberuflich im Digitalen begleite. Was waren und sind meine drei Highlights im Jahr 2024?

Digitale Kulturvermittlung in 2024: Kooperationsprojekte und ein Online-Magazin 

Das MON_Mag. Blog der Monacensia – ein Online-Magazin

Screenshot des MON_Mag mit zwei Artikeln, Bild und Titel von Julian Nida-Rümelin und die Mitmach-Aktion #MeinBogenhausen. Digitale Kulturvermittlung.
Screenshot vom MON_Mag, dem Online-Magazin der Monacensia.

Mein absolutes Highlight ist das MON_Mag der Monacensia. Über Wochen und Monate haben wir in einem interdisziplinären, abteilungsübergreifenden Team an der Konzeption, Entwicklung und Umsetzung des Online-Magazins gearbeitet. Es begleitet die neue Dauerausstellung „Maria Theresia 23. Biografie einer Münchner Villa“ mit vertiefenden Beiträgen. Diese können über einen QR-Code vor Ort abgerufen werden. Im MON_Mag finden sich die Artikel in der Kategorie „Ausstellungen“ oder unter dem Schlagwort #MON_Villa.

Frau bringt an Vitrine einen QR-Code an.
Zur Ausstellungseröffnung von „Maria Theresia 23“ werden noch letzte QR-Codes angebracht.

Das Online-Magazin ist das Herzstück der digitalen Kulturvermittlung der Monacensia – eines hybriden Hauses, das Literaturarchiv, Forschungsbibliothek, Museum und Künstler*innen-Villa ist. Die Ziele und Themen des MON_Mags werden im Willkommens-Artikel beschrieben.

Blick auf Wand mit Text "Die Familie Hildebrand in Florenz, mit Bildern und Zitate.
Blick von der Wendeltreppe in die Ausstellung „Maria Theresia 23“ – Thema: Die Familie Hildebrand in Florenz.

Das Magazin vereint in den Kategorien #FemaleHeritageLiterarisches GedächtnisAusstellungenKünstler*innen-Villa und Mitmachen wissenschaftliche Beiträge, literarische Essays, Interviews, Porträts, persönliche Einblicke sowie partizipative Aktionen. Zudem hat das MON_Mag eine ISSN-Nummer und wird angezeigt:

Alle Artikel der Monacensia, die bisher im Blog der Münchner Stadtbibliothek erschienen sind, sind nun in das MON_Mag übernommen. Insgesamt vereint es aktuell über 270 Artikel.

Das MON_Mag ist mein absolutes Highlight unter den redaktionellen Formaten – hier Blogs – an deren Konzeption, Umsetzung und Betreuung ich involviert war, wie z.B.:

  • das Blog des Residenzmuseums (übergegangen ins Schlösserblog der Bayerischen Schlösserverwaltung, hier gibt es Artikel von mir über meine Arbeit an der Schlosspark Nymphenburg-App und aus meiner Zeit als Volontärin in der Museumsabteilung) 
  • und das GNM_Blog des Germanischen Nationalmuseums. 

Fun Fact: Tatsächlich bloggte ich zuerst institutionell, bevor ich mein eigenes Blog als Arbeitsmappe und Experimentiertool eingerichtet habe. Einiges aus meinem ersten Artikel „Auf Reisen oder Hürdenlauf zum eigenen Blog“ hier auf Kultur-Museum-Talk gilt immer noch, anderes muss ich überarbeiten – vor allem der Zeitfaktor bleibt bestehen.

#GLAMInstaWalk der Münchner Kulturhäuser – eine Initiative der Monacensia

Was ist ein #GLAMInstaWalk?

GLAM steht für Galleries, Libraries, Archives and Museums. Der #GLAMInstaWalk ist eine Aktion der Münchner Kulturhäuser, die gemeinsam eine Ausstellung besuchen, darüber in Echtzeit auf ihren Instagram-Kanälen berichten und anschließend einen Monat lang ihre Sammlungen mit denen der besuchten Institution auf Instagram und anderen Social-Media-Kanälen zusammenbringen. Dieses neue hybride Vermittlungsformat initiierte die Monacensia und liegt in meinem Verantwortungsbereich.

Das Ziel: Aufmerksamkeit auf die Münchner Kulturhäuser zu lenken, den eigenen Followern weitere Institutionen näher zu bringen und sie mit ihnen zu verbinden, als Kolleg*innen gemeinsam zu lernen und sich auszutauschen. Außerdem schaffen die Häuser so eine eigene Öffentlichkeit.

Der erste #GLAMInstaWalk fand im Oktober 2023 statt, drei weitere folgten in 2024:

Blick in Ausstellung mit Menschen. #GLAMInstaWalk
#GLAMInstaWalk im Museum Ägyptischer Kunst.

Die beteiligten Kulturhäuser nutzten vor allem Instagram, aber auch ihre anderen Kanäle. Hervorzuheben sind hier die unbedingt lesenswerten Beiträge des Instituts für Zeitgeschichte und des Stadtarchivs München im Blog Archive in Münchner (9 Artikel) sowie die im Rahmen von bavarikon4you für TikTok erstellten und auf YouTube mitveröffentlichten Beiträge. Blog und YouTube überführen die Aktion in die Nachhaltigkeit und sind gut auffindbar, während die Beiträge auf Instagram unter dem Hashtag #GLAMInstaWalk dem Community Building dienen, vielleicht aber auch durch Interaktion dem plattformeigenen Algorithmus etwas entgegensetzen können, vielleicht mehr Sichtbarkeit in der Community generieren, als sie es allein könnten. 

https://youtu.be/c4E79DjtOUM?feature=shared
https://www.tiktok.com/@bavarikon/video/7434526061985058080?is_from_webapp=1&sender_device=pc&web_id=7453830372028073504
https://www.tiktok.com/@bavarikon/video/7434513265373269281?is_from_webapp=1&sender_device=pc&web_id=7453830372028073504

Vor allem ermöglicht der GLAMInstaWalk den Teilnehmenden, ihre Sammlungen aus einer anderen Perspektive als der gewohnten zu betrachten – weg vom Tunnelblick auf die eigenen Themen, hin zu neuen Verknüpfungen. Darüber hinaus können Objekte aus der Sammlung, dem Depot oder dem Archiv, die nicht ausgestellt sind, hervorgeholt und neu interpretiert werden.

Der Ausstellungsbesuch dient als Impuls. Die Führung für die Kolleg*innen ist speziell konzipiert und berücksichtigt folgende Aspekte:

  • Herausforderungen bei der Konzeption und Umsetzung der Ausstellung
  • Ziele und Zielerreichung digitaler Kulturvermittlung
  • Einblicke hinter die Kulissen der Ausstellung
  • Ausstellungsspezifische Themen, die mit Meta-Themen wie #FemaleHeritage verknüpft werden können

Im Anschluss an die Führung setzen sich die Teilnehmenden zusammen, um über das Erlebte zu diskutieren, sich allgemein über ihre Vermittlungspraxis auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen und vor allem sich zu vernetzen. Ein Aspekt, der in Zeiten von drastischer Budgetkürzungen umso wichtiger ist. 

Die Schaffung einer gemeinsamen Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit ist ein gewichtiges Argument, gerade im Hinblick auf die reduzierten Kulturredaktionen in den klassischen Medien. Museen werden so zu Selfpublishern – ein Punkt, der immer wichtiger wird. Damit ist aber ein Publizieren gemeint, das nicht im Hinauspusten von Inhalten besteht, sondern auf Resonanz, auf Interaktion, auf Impulse von außen und auf die Bildung von Communitys angelegt ist, die oft unterschiedlich sind – also keine Einbahnstraße der Kommunikation, keine Marketing-Kampagne und kein Push von Inhalten. Der Fokus liegt auf authentischer Kulturvermittlung.

Die Teilnehmenden aus den Häusern sind bunt gemischt und reichen von der Leitung, Kuratorinnen und Kuratoren, Bibliothekarinnen und Blibliothekaren, Archivarinnen und Archivaren, Provenienzforschenden, Kulturvermittlerinnen und Kulturvermittlern, Volontärinnen und Volontäre bis hin zu Social Media Verantwortliche. Gerade diese Mischung ermöglicht es, von den unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungshintergründen zu profitieren und fundierte Beiträge auf unterhaltsame Weise zu formulieren in Text, Bild oder Video. Pro Walk nehmen bis zu 15/18 Münchner Kulturhäuser mit 30 und mehr Personen teil. Der Austausch ist sehr rege und lebendig. Eine erhöhte Sichtbarkeit in Storys und Insta-Beiträgen ist vorhanden. Und die Ideen gehen nicht aus.

https://open.spotify.com/episode/2UvjPA28NoMo6SkKa8nbOH?si=_iFweHDtTNO9vjP5VugyNw

Woher kommt das Format?

Der GLAMInstaWalk ist eine Kombination aus einem Museumswap und einem InstaWalk. Ein Swap ist ein Tauschgeschäft. Bei einem Museumswap werden zwei Institutionen einander zugelost, besuchen sich gegenseitig und berichten darüber in Echtzeit in ihren Storys auf Instagram (früher oft auf X). Anschließend bringen sie in einem begrenzten Zeitraum ihre Sammlungen mit der Partnerinstitution zusammen. Der GLAMInstaWalk macht sich diesen Austausch zu eigen, mit dem Unterschied, dass mehrere GLAM-Häuser eine Ausstellung besuchen und einen Monat lang in ihren Instagram-Beiträgen institutionsübergreifend gemeinsame Themen verbinden.

Die Swaps im Museumskontext gibt es immer noch, nur in abgewandelter Form und mit anderen Begriffen – vielleicht sollte ich noch einmal darüber schreiben. Mal schauen!

Wandlung digitaler Vermittlungsformate: Nichts bleibt, wie es ist!

Fakt ist, dass sich einmal entwickelte Formate je nach Zielsetzung und Bedürfnissen der Zielgruppe verändern. Waren es früher Tweetups, kamen BloggerWalks, SocialWalks, Community Abende, InstaWalks etc. hinzu, während es zu Zeiten der Pandemie ruhiger wurde und seither anders ist. Nichts in der digitalen Kulturvermittlung ist in Stein gemeißelt. Formate werden entwickelt, geprüft/evaluiert, angepasst oder verworfen, weil sie nicht mehr nachgefragt werden oder die gesteckten Ziele nicht erreichen.

Dies gilt grundsätzlich für die Nutzung von Social Media. Diese schien zunächst einfach zu sein – wobei Kulturhäuser hier ihre Herausforderungen damit hatten (siehe „14 Gründe, warum Museen kein Social Media brauchen“ von 2014!) und immer noch haben, Stichwort: Digital Literacy und Ressourcen. Nichts war und ist einfach im Umgang mit Social Media. Es hat sich aufgefächert, erweitert wie reduziert, während vieles in Richtung Snackable Content geht, je nachdem, welche Plattform man nutzt. Aber Vorsicht: Es geht nicht um die Plattform, sondern um die Adressat*innen-Gruppe, die man erreichen will, zumindest sollte das so sein, wenn das Haus erfolgreich sein will.

KI ist ein neuer Akteur und verändert vieles. Kulturhäuser sollten sich damit auseinandersetzen. Aber das ist jetzt ein anderes Thema. Ich möchte nur auf ein spannendes Projekt auf Instagram hinweisen, das gezielt KI einsetzt, um Content in verschiedenen Formen zu generieren @Lautseit1525 – mehr dazu auf der Website LAUTseit1525. Das digitale Projekt zum Bauernkrieg, initiiert vom Landesmuseum Württemberg.

Jetzt bin ich ein bisschen abgedriftet für einen Rückblick. Wer mehr über die digitale Transformation der Monacensia erfahren möchte, wie sich ihre digitale Kulturvermittlung seit 2019 entwickelt hat, der liest folgenden Artikel: Die Monacensia – vernetzt, koolaborativ und aufgeschlossen, Bibliotheksforum Bayern, 1/2024 , S. 11-15.

Speed-BlogSlam zum #TagDerArchive „Essen und Trinken“ – eine Aktion der Generaldirektion der Staatlichen Archive (GDA)

Der BlogSlam begleitete den #TagDerArchive zum Thema „Essen und Trinken“ vom 29. Februar bis 9. März 2024. Ein Aktionstag, der alle zwei Jahre stattfindet. Archive öffnen an diesem Tag ihre Archive für Interessierte, bieten Sonderveranstaltung, eröffnen Ausstellungen oder überlegen sich Formate, um ihre Inhalte der Öffentlichkeit näher zu bringen. Ziel ist es, die Arbeit der Archive transparent zu machen und für die jeweiligen Themen zu begeistern. Als digitale Begleitaktion veranstaltete die GDA bereits zum zweiten Mal einen BlogSlam.

Screenshot vom Blog der Archive in Bayern mit vier Artikeln zum #TagDerArchive 2024.
Screenshot vom Blog Archive in Bayern der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns: BlogSlam zum #TagDerArchive 2024 – digitale Kulturvermittlung.

Was ist ein BlogSlam?

Ein BlogSlam ist eine zeitlich befristete Blog-Aktion mit begrenztem Teilnehmerkreis. Vorbilder sind Poetry Slams und Science Slams. Normalerweise bezeichnet der Begriff einen Vortragswettbewerb. Bei unserem BlogSlam werden am Ende jedoch keine Sieger gekürt, sondern Eindrücke und Ideen präsentiert.

Teilnehmende mit einem Blog verlinken ihren Beitrag mit unserer Einladung. Wir sammeln, verlinken und bewerben die Einsendungen im Social Web. Am Ende verraten wir in unserem Rückblick, welcher Beitrag beim Publikum am besten ankam.

So der ursprüngliche Plan der GDA. Auch dieser wandelte sich. Es war die dritte Blog-Aktion, die ich für die Staatlichen Archive im Hintergrund begleitete. Sie unterschied sich von den vorherigen Aktionen, da sie sich allein auf die Staatsarchive konzentrierte und ein kürzeres Vorbereitungsfenster hatte, daher auch Speed-BlogSlam. In Anlehnung an die früheren, größeren Aktionen war der BlogSlam offen für Beiträge aus anderen Archiven. 

Im Hintergrund ging es um

  • Konzeptentwicklung, 
  • den Aufbau von Digital Literacy durch einen Schreibworkshop mit SEO-Einführung in Text und Bild für die Teilnehmenden
  • die Online-Optimierung der eingereichten Artikel. 

Die Artikel sind sehr vielfältig, was mich grundsätzlich fasziniert. Für mich ist es immer wieder erhebend und eine tolle Aufgabe im Zusammenspiel mit den Autorinnen und Autoren, die Artikel fürs Online-Lesen zu optimieren. Sie sind unter der Einladung zum Tag der Archive aufgelistet.

Lest auch die Artikel der vergangenen Aktionen:

So, das war‘s erst einmal von mir. Immerhin habe ich es geschafft, im Jahr 2024 wenigstens einen Artikel zu schreiben. Es gibt noch so viel mehr zu bloggen, der Stoff geht mir nicht aus, nur die Zeit …. Dieser Blogpost ist für mich eine Art Reset. Ich werde das Blog wieder als Arbeitsmappe oder für Gedankenspiele nutzen. Wohin die Reise geht, weiß ich noch nicht, aber ein Anfang ist gemacht – gehabt euch wohl und bis bald!

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