Lokschuppen Rosenheim – die Inka: von Großohren, chasqui und Gruseleien

Wisst ihr, wer der kleine chasqui oder die „Großohren“ bei den Inkas waren? Oder was uns gruselte? Die Ausstellung „Inka. Könige der Anden“ im Lokschuppen Rosenheim klärt auf. Aber nicht nur darüber. Interaktive Stationen, Visualisierung der geografischen Besonderheiten, Entwicklung der Inka, Rituale und Lebensphilosophie versprechen einen kurzweiligen Ausstellungsbesuch. Zwei Wochen habt ihr noch, um in die fremde Welt einzutauchen (bis zum 23.11.2014). Was gefiel uns?

INKA - Könige der Anden - Eine Ausstellung des Linden-Museums Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungs- + Kongress GmbH Rosenheim im Ausstellungszentrum Lokschuppen

INKA – Könige der Anden – Eine Ausstellung des Linden-Museums Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungs- + Kongress GmbH Rosenheim im Ausstellungszentrum Lokschuppen


Nun, im Netz verfolgte ich die Inka-Ausstellung schon seit längerer Zeit, denn zuerst gastierte sie im Linden-Museum in Stuttgart. Ein Tweetup dort fesselte meine Aufmerksamkeit. Warum, könnt ihr im Beitrag zur Blogparade #KulturEr von Kunst und Reisen: „#KultTup Twittertreffen im Lindenmuseum“ nachlesen. Da der Lokschuppen Rosenheim mit dem Linden-Museum eine Kooperation einging, um die europaweit erste Sonderausstellung zur Kultur der Inka zu zeigen, war mir gleich klar: Wir gehen nach Rosenheim. Es ist näher und bequemer für uns. Seit der vorausgegangenen Ausstellung „Alexander der Große“, die ganz famos war, ist der Lokschuppen per se auf unserer Besuchs-Agenda. Die Inkas bewiesen das erneut!

Wer ist der kleine chasqui?

Die Ausstellung ist klar in verschiedene Sinnabschnitte gegliedert. Der erste Raum ist eine feine, visuelle Einstimmung auf das, was uns erwartet. Hier stellte sich uns der kleine chasqui (sprich: Tschaski) vor: ein Botenläufer der Inkas. In dem Fall eine Führungsfigur für die Kleinen. Er erklärte knapp wichtige Punkte. Mini musste ich jeden Text von chasqui vorlesen. Sie hielt nach ihm Ausschau und schleppte mich hin.

"Inka - Könige der Anden" - Eine Ausstellung des Linden-Museums Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungs- + Kongress GmbH Rosenheim im Ausstellungszentrum Lokschuppen

„Inka – Könige der Anden“ – Eine Ausstellung des Linden-Museums Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungs- + Kongress GmbH Rosenheim im Ausstellungszentrum Lokschuppen

Ihr ahnt schon, worauf es mir bei der Ausstellung ankam oder? Richtig. Mich faszinierte, was meine Familie wie wahrnahm – ein Familienausflug mit Erlebnischarakter und einer Änderung zu unseren vorherigen Museumsbesuchen

… schlauer sein – Junior mit Freund

Wir waren zu fünft unterwegs. Junior durfte einen Freund mitnehmen – ein kluger Schachzug mit Wiederholungswert. Museen sind nämlich dröge in der Altersgruppe der 13-Jährigen. Mit einem Freund hingegen lässt es sich besser „erleiden“ bzw. ist sogar witzig oder interessant. Urton nach dem Ausstellungsbesuch: „War gar nicht so schlimm, wie ich dachte, nein, es hat sogar Spaß gemacht!„, was wohl am gemeinschaftlichen Erleben mit dem Freund lag. Tatsächlich lasen sie einige der kurzen Texte, testeten die interaktiven Stationen und tauschten sich aus, Schmarrn inklusive. Blieb ihnen etwas in Erinnerung? Auch das!

Streit um ein Lenkrad

Im zweiten Abschnitt fand eine Verortung der Geschichte und der besonderen Geografie statt. Als erstes empfing uns ein Lenkrad. Aha?! Tja, drei Kinder und ein Lenkrad – geht das gut? Nicht wirklich, die beiden Junioren beschäftigten sich länger damit, drehten es hin und her, lasen die an die Wand projizierten Infos und mussten das Lenkrad vor Mini vehement verteidigen. Kinder wollen nun mal etwas tun, bewegen und vor allem (be)greifen. Da hilft auch nicht wiklich, „wechselt euch bitte ab, einmal ihr, dann sie …

Gelungen fand ich die Kurzinfos, die durch das Lenkrad gesteuert wurden: Sie stellten Milestones der Inkas vor und stellten demgegenüber, was zeitgleich in Europa passierte. Knackig und passend, nicht nur für Kinder. Die Jungs wissen sogar noch immer, wie die erste Hauptstadt der Inkas hieß, nämlich Chan Chan, dass sie geschleift wurde und von Cusco abgelöst wurde – prima! Das Museum als Lernort, ohne das Lernen wie in der Schule furchtbar ernst zu nehmen – Wissenserwerb ganz nebenbei, so funktioniert es!

"Inka - Könige der Anden" - Eine Ausstellung des Linden-Museums Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungs- + Kongress GmbH Rosenheim im Ausstellungszentrum Lokschuppen

„Inka – Könige der Anden“ – Eine Ausstellung des Linden-Museums Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungs- + Kongress GmbH Rosenheim im Ausstellungszentrum Lokschuppen

Daddy hingegen faszinierte das Faktische und die geografische Lage der Inkas in den Anden. Genau das musste er Mini erklären. Sie hatte sogar die Muße ihm zu lauschen und Fragen zu stellen. Das berührte mich – ein Mutterherz macht Freudensprünge!

Textilien – symbolbeladen und wertvoll

Mini ist ganz Madl und die bunten Coca-Taschen taten es ihr an. Die ein oder andere hätte sie sehr gerne mitgenommen. Die Symbolik interessierte sie hingegen weniger. Die Inkas schätzten die Textilien mehr als Gold, für das sie ausgerottet wurden. Unglaublich empfand ich den Federschmuck, wie die Lendenschürze aus eingefärbten Federn. Ihre Farbigkeit beeindruckte noch immer.

Gruseleien: Mumien und Opfergaben

Gruselig war für mich der weiße Kopfschmuck, das ein Kindsopfer noch bei seiner Entdeckung trug. Die Inkas glaubten, alles sei beseelt. Schöpfer der Welt waren die Götter, ihnen dankten sie durch Opfergaben. Das konnten Nahrung, Tiere, aber auch Menschen sein.

Zum Tod besaßen die Inka eine besondere Einstellung. Ihre verstorbenen Herrscher, lebten für sie in einer anderen Welt weiter, deshalb wurden sie mumifiziert, lebten weiterhin in ihren Palästen, eine Dienerschaft versorgte sie und trug sie in einer Sänfte zu besonderen Anlässen herum. Man sprach sie an, bat sie um Rat. Nur gut, dass sie so lange lebten, denn sie behielten ihre Paläste. In der Konsequenz bedeutete das, dass sich der nachfolgende Herrscher einen neuen Palast erbauen musste. Wie der mumifizierte Herrscher ausschaut, wird in der Ausstellung gezeigt.

Später zu Hause sagte mir Mini, ich solle sie mal fragen, was sie besonders gruselig fand. Was glaubt ihr, was das wohl war?

"Inka - Könige der Anden" - Eine Ausstellung des Linden-Museums Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungs- + Kongress GmbH Rosenheim im Ausstellungszentrum Lokschuppen

„Inka – Könige der Anden“ – Eine Ausstellung des Linden-Museums Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungs- + Kongress GmbH Rosenheim im Ausstellungszentrum Lokschuppen

Wer waren die „Großohren“?

Die „Großohren“ zählten zur herrschenden Schicht im Inka-Adel. Nur sie hatten „Großohren“. Schon als Knaben erhielten sie Ohrlöcher in die Ohrläppchen. Diese wurden permanent durch größere Pflöcke geweitet, bis so gigantischer Ohrschmuck sie zierte, wie der mumifizierte Herrscher sie aufweist – autsch!

Quipu – Knotenschnüre: geheime Botschaften und Rechenmaschine

Jep, das behielten die Jungs in Erinnerung – sie konnten sogar noch rekapitulieren, wie das Rechensystem funktioniert, wie geknotet werden musste. Ob sie jetzt die an der Mitmach-Station gestellte Aufgabe lösten, ist mir nicht bekannt. Sie sind nämlich recht schnell alleine durch die Ausstellung getigert.

Mini fand eher das Haptische interessant. Die herunterhängenden Schnüre fesselten sie: berühren, hindurchgehen und wieder berühren – toll. Tja, kommt euch das bekannt vor? Lest dazu meinen Stia-Post!

Die Dinge in der Welt besitzen eine Seele – Hörstation von und für Kinder

Davon hätte die Ausstellung gut mehr vertragen können. Die Hör- und Sehstation war klasse. Ein Kind sprach die Texte, während das Gesprochene am Bildschirm gezeigt wurde. Die Dinge in der Welt, in dem Fall die Seele der Steine, äußerten ihre Gedanken. Mini lauschte ganz aufmerksam. Schade, dass es von diesen Stationen nicht mehr gab.

Und Daddy?

Als wir draußen auf dem Spielplatz waren, einen kleinen Moment für uns hatten, erzählte er mir, was ihn faszinierte: So öffneten bereits die Inka bei schwerwiegenden Kopfverletzungen die Schädeldecke des Betroffenen. Sie hatten beobachtet, dass ein schwer verletzter Schädel großen Druck erzeugt und sich ausdehnen musste. Ein Öffnen der Schädeldecke erfüllte diesen Mehrbedarf und erhöhte die Überlebenschancen dieser Schwerverletzten. In der Tat ergaben Leichen-Untersuchungen der Inkas, dass einige von ihnen diese künstlichen Verletzungen aufwiesen. 79 % von ihnen überlebten diese Schädelöffnung – krass!

Fazit:

Besucht die Ausstellung – es lohnt sich! Die nächste Ausstellung im Lokschuppen Rosenheim über den Regenwald und 2016 über die Wikinger werde ich mir früher als jetzt anschauen, damit ihr euren Besuch besser planen könnt. Vor allem schaue ich mir dann das Führungsprogramm für Familien genauer an, denn dieses Mal verpassten wir die Familienführung mit Kerubecher und anschließendem Basteln des Bechers. Das hätte Mini super gefallen. Noch habt ihr anderen die Chance dazu, denn jeden Samstag und Sonntag findet diese besondere Familienführung um 11:00 statt. Wir waren zu spät, leider.

Öffnungszeiten Lokschuppen Rosenheim:
11. April 2014 bis 23. November 2014
Montag bis Freitag 09:00 Uhr – 18:00 Uhr
Samstag, Sonn- und feiertage 10:00 Uhr – 18:00 Uhr

Der Ausstellungsbesuch zeigte mir, dass ich in nächster Zeit unbedingt mehr Kinderführungen mit Mini unternehmen muss – ich glaube, dass ist ihr und damit mein Ding. Wenn das noch mit Basteln garniert ist, lande ich einen absoluten Volltreffer. Bitte her mit den Tipps für Kinderführungen in München!!!

5 Kommentare

  1. Pingback: Lokschuppen Rosenheim: Regenwald - Eldorado für Kinder

  2. Liebe Tanja,
    durch deinen ausführlichen Bericht konnte ich noch einmal gedanklich durch die Ausstellung „Inka-Könige der Anden“ gehen. Es war eine tolle Ausstellung in Stuttgart und mein erster offizieller Tweet-Up in einem Museum. Ich freue mich sehr über deine Aufmerksamkeit! Mein Bericht über die Ausstellung und den Tweet-Up war mein Beitrag für deine erste Blogparade #kulturER ! Ich bin gespannt, zu welchen Initiativen dich die Erfahrung „Mit Kindern im Museum“ inspirieren wird …
    Herzliche Grüsse, Andrea
    Übrigens: heute abend ist #Tweetup im #Lindenmuseum zur Ausstellung „Myanmar – Das Goldene Land“ schade, dass deine Blogparade #kulturtipp für Herbst 2014 schon abgeschlossen ist!

    • Tanja Praske

      Liebe Andrea,

      vom Digitalen zum Analogen, so funktioniert das bei mir sehr gut. Dafür hast du, das Lindenmuseum, Katrin und all die anderen gesorgt, die damals darüber berichteten.
      Tatsächlich habe ich deinen Post jetzt noch ganz anders wahrgenommen, nachdem ich die Ausstellung kannte – vielen Dank dafür!

      Auch das Tweetup in der Myanmar-Ausstellung verfolgte ich gespannt – sehr schön!

      Herzlich,
      Tanja

  3. Liebe Tanja,
    wieder einmal ein fantastischer Blogbeitrag! Ich kann Dir nur zustimmen! Ich war im Oktober beim #Tweetup „INKA – Könige der Anden“ im Linden-Museum Stuttgart dabei. Eine tolle Aktion und eine wunderbare Ausstellung (schade für jeden der sie verpasst!)! Mein kurzer Blogartikel von damals: http://kulturgroupie.de/koenige-der-anden/
    Und 2015 hab ich hoffentlich wieder selbst mehr Zeit für Blogartikel auf Kulturgroupie! #Elternzeit
    Viele Grüße aus dem Norden

    • Tanja Praske

      Liebe Katrin,

      vielen Dank für deine Antwort hier und das trotz #Elternzeit und eines kleinen Babys! Danke auch, dass du deinen Artikel von damals wieder in Erinnerung rufst, somit sieht man die unterschiedlichen und doch ähnlichen Sichtweisen. Auf jeden Fall faszinierte mich damals eure Berichtserstattung vom Tweetup. Etwas Digitales brachte mich also ganz analog ins Museum – mercie beaucoup!

      Genieße die Zeit mit dem Baby! Sie werden so schnell groß *schnief*/*freu*

      Schönen Abend
      Tanja

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