Das Städel Blog – wurmisiert: ein einmaliges Facelifting – #ErwinWurm (4)

Städel Blog, Frankfurt

Im Städel Blog steckt zurzeit der Wurm. Es ist vollständig wurmisiert. Ups … da geht wohl nichts mehr, oder? Nein, weit gefehlt. Das Gegenteil ist der Fall: Im Städel Blog passiert Einschneidendes. Der Künstler Erwin Wurm vereinnahmt es komplett. Die Ausstellung im Städel „Erwin Wurm. One Minute Sculptures“ verpasste dem Blog ein einmaliges Facelifting. Für mich ein prima Anlass, meine Serie der Museumsblog-Steckbriefe fortzuführen.

Das Facelifting ist sowohl für das Städel Blog einmalig als auch für Museumsblogs an sich. Mir ist kein Beispiel bekannt, bei dem ein Blog speziell für eine Ausstellung umgestaltet und auf den Künstler zugeschnitten wurde, abgesehen von temporären Ausstellungsblogs, wie jenes der Fondation Beyeler zur Gerhard Richter Ausstellung.

Spektakuläres Facelifting: Rosa und Gurken

Städel Blog, FrankfurtDas Facelifting ist spektakulär und ganz im Sinne Erwin Wurms: Aufgereihte grüne Gurken auf rosa Grund liefern die Folie für die Blogartikel mit dem Text-, Bild- und Filmmaterial. Wie sich das liest – grüne Gurken, rosa …!? Die „alten“ Kategorien sind händisch durchgestrichen und noch immer anklickbar. Ein Artikel über Nolde oder zur Dürer-Ausstellung erscheint nun auf rosafarbenen Hintergrund, gerahmt von grünen Gurken. Die neue Kategorie „Wurm“ ist handschriftlich über die älteren gesetzt. Irritationen ahoi – eingeplant, willkommen?

Blogparade „Körper, Kleidung und Kunst“ – bis zum 13. Juli 2014

Der Körper „Blog“ wandelt sich zu Kunst. Das Städelmuseum liefert so einen prima Beitrag zur eigenen, aktuell ausgelobten Blogparade „Körper, Kleidung und Kunst. Das Facelifting wird zum künstlerischen Gestaltungsmedium. Neue Kleidung macht Blog. Nein. Macht Kunst. Und der Leser? Wie wirkt das Facelifting auf ihn? Ich kannte das minimalistische, klare Vorgänger-Design des Blogs. Am 1. Mai 2014 überraschten, irritierten und erstaunten mich dann die grünen Gurken auf Rosa-Grund. Ein ungewöhnliches Design, das mit den üblichen Sehgewohnheiten bei Blogs bricht. Cool, hipp, verrückt, blöd, passend? Wie empfindet Ihr die Umgestaltung?

Bis zum 13. Juli 2014, dem Ende der Erwin Wurm Ausstellung, könnt Ihr an der Blogparade teilnehmen. Was passiert danach mit der Blog-Gewandung? Wird es eine eigene Kategorie „Wurm“ geben, um die famosen Beiträge zu archivieren?

Was gefällt mir am Städel Blog?

Warum bloggenMir gefallen die Experimentierfreude, die strikte Weiterentwicklung und die totale Umsetzung von „das Blog im Zentrum jeder Social Media Maßnahme bzw. Kampagne“, so wie ich es zuletzt im Artikel „Warum bloggen“ gefordert habe. Das Städel verzahnt vorbildlich analoge mit digitalen Maßnahmen. Das Blog fängt beide ein, dokumentiert und visualisiert sie. Von hier geht alles aus und hierhin führt alles wieder zurück. Die rechte Sidebar veranschaulicht den Punkt sehr gut. Hier findet ihr im Stream sämtliche Tweets, Instagram-Bilder, die mit #ErwinWurm gekennzeichnet wurden.

Was soll der Hashtag #ErwinWurm?

Innerhalb der Ausstellung animiert Erwin Wurm die Menschen dazu, aktiv Kunst zu gestalten. Sie werden zu Skulpturen, lassen sich dabei fotografieren, verschicken ihre Bilder via Twitter, Instagram und Facebook. Wenn sie den Hashtag #ErwinWurm hinzufügen, erscheinen ihre Zeugnisse im Stream des Städel Blogs. Zwangsläufig schaut man zu den bewegten Bildern/Texten/Tweets. Sie binden die Aufmerksamkeit. Was soll das? Die Blogartikel erklären die Aktion, liefern Hintergründe und beleuchten die Ausstellung facettenreich.

Im Prinzip ist für jeden etwas dabei. Die Leser, Ausstellungsbesucher werden über die verschiedenen Aktionen verschieden angesprochen. Sie werden dort abgeholt, wo sie sich befinden. Eine Forderung, die auch für Ausstellungstexte gilt. Ein breites Publikum wird angesprochen, das bezeugt die Teilhabe der Leute analog wie im Netz.

Mich interessiert hier sehr, ob und wie stark über die Ausstellung, die Aktionen und das Facelifting des Blogs neue und sogar wiederkehrende Leser gewonnen wurden. Liebes Städel, wie sind Eure Erfahrungswerte? Liebe Leser, wie ergeht oder erging es euch mit dem Facelifting des Blogs und den Aktionen zur Erwin Wurm Ausstellung?

Digitale Maßnahmen – Tweetups, Meet-Up und Blogparade

Vor der Erwin Wurm Ausstellung experimentierte das Städelmuseum bereits mit partizipativen Formaten im Analogen und Digitalen. Drei Tweetups (Schwarze Romantik, Dürer, Wurm ) und zwei Blogparaden (Schwarze Romantik, Wurm) führte es durch. Mit den Aktionen rund um Erwin Wurm fanden die digitalen Maßnahmen bisher ihren Höhepunkt – spannend, wegweisend und unberechenbar. Was kommt als Nächstes? Ich bin sehr neugierig darauf.

Mein Artikel-Favorit

Puh … da gibt es einige. Grundsätzlich liebe ich die Artikel rund um Restaurierungen von Kunstwerken. Auch der Blick hinter die Kulisse ist sehr vielschichtig und fesselt mich. Dass die Mitarbeiter vorgestellt werden, macht das Blog für mich persönlicher. Darüber erschien zuletzt im Blog von culture-to-go ein feiner Artikel, der auch auf das Städel Blog eingeht.

Veermer "Der Geograph"Besonders angesprochen hat mich der Beitrag von Erwin Wurm, in dem er über seine besondere Beziehung zu Vermeer schreibt mit Fokus auf den Geographen Vermeers im Städel. Ich mag seine Verknüpfung mit dem Jetzt und dem Damals. Dadurch erhält das Kunstwerk für mich Aktualität. Der Blickwinkel animiert mich zur Selbstreflexion. Vergangenes ist nicht vergangen, sondern wirkt sich im Jetzt aus – prima!

O-Ton des Städelblogs

Dieser Steckbrief hat sich etwas anders entwickelt als die Vorläufer – wieder einmal ungeplant. Das Städel bloggt seit 2009, zuerst über den Umbau, dann ab 2011 über den laufenden Betrieb. Scheinbar und leider sind nur noch die Beiträge ab 2011 archiviert. Aber vielleicht habe ich hier auch etwas übersehen. Dann bitte her mit der Info!

Was beabsichtigt das Städel Blog seit September 2011 – O-Ton?

Auch der Städel Blog bekommt ein neues Gesicht sowie eine neue inhaltliche Ausrichtung. Zukünftig werden wir an dieser Stelle nicht nur über das umfassende Erweiterungsprojekt des Städel informieren, sondern mit aktuellen Hintergrundberichten, Reportagen, Interviews, Filmen und Fotostrecken von den vielfältigen Museumsaktivitäten berichten. Blicken Sie mit uns hinter die Kulissen des Museumsalltags!
Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Dieser Blog-Steckbrief erscheint ausnahmsweise mal heute, damit die Blogger unter euch noch an der Blogparade des Städels teilnehmen können – also, nur zu, bin gespannt auf die Beiträge. Über ein Feedback, ob Ihr etwas für Euch entdeckt/einen Favoriten habt, über Anmerkungen und Meinungen freue ich mich sehr – bitte her damit!

11 Kommentare

  1. Pingback: Blog & Online-Magazin: warum & wie bloggen? Contentstrategie |#Anker16

  2. Pingback: Stadtmuseum Stuttgart - locker, flockig, praktische und visionär (5)

  3. Toller Beitrag. Ich bin auch auf die Blogparade des Städel-Blogs aufmerksam geworden. Dass der Blog extra das Design der aktuellen Ausstellung angepasst hat, finde ich Klasse!

    Leider war ich zu spät dran und die Blogparade war schon dabei. Ich hätte gerne einen Artikel über die Ausstellung zu Amish Quilts und James Turrell im Neuen Museum Nürnberg geschrieben. Kleidung und Kunst werden in der Ausstellung wunderbar gegenübergestellt.

    • Tanja Praske

      Lieber Alexander Racz,

      vielen herzlichen Dank für das Lob! Ja, den Beitrag hätte ich von Dir auch gerne gelesen. Ein Blick in das Online Magazin „Kunst Nürnberg“ reichte mir, um den verpassten Beitrag zu bedauern. Das Magazin gefällt mir sehr gut. Dank dir bin ich jetzt darauf aufmerksam geworden.

      Versuche doch mal zum Städel Kontakt aufzunehmen oder schreibe doch einfach im Nachhinein den Artikel dazu. Zwar ist die Blogparade beendet, trotzdem kann man sich darauf beziehen. Ich fände es jedenfalls sehr spannend, deinen Beitrag zu Amish Quilts und James Turrell zu lesen.

      Bis bald wieder!

      Schöne Grüße
      Tanja Praske

  4. Pingback: Wie lang muss ein Blogartikel sein? Was meint Ihr?

  5. Liebe Tanja,

    vielen Dank für Deinen ausführlichen Artikel über das Städel bzw. Wurm Blog. Es ist auch für uns eine tolle und bereichernde Erfahrung, das Blog während der Ausstellung ausschließlich mit Themen rund um die Kunst von Erwin Wurm zu bespielen. Das Blog hat sich als die ideale Verbindung herausgestellt, um die aktive Teilnahme von Besuchern vor Ort im Museum und dem Teilen von dabei entstandenen Bildern im Web abzubilden und neben Fachbeiträgen oder Fotostrecken auch Beiträge von Erwin Wurm zu veröffentlichen. Irritationen und die Diskussionen sind hier immer auch mit eingeschlossen und von unserer Seite gewünscht. So haben wir den Hashtag #erwinwurm auf den Labels in der Ausstellung, in der Pressemitteilung und im Web kommuniziert, um die zahlreichen Foto-Beiträge zu bündeln und transparent zu machen.
    Nach Ende der Ausstellung wird das Wurm Blog wieder zum Städel Blog und im gewohnten Look erscheinen. Die Beiträge zu und von Erwin Wurm werden aber weiterhin abrufbar bleiben und können durch das Schlagwort „Erwin Wurm“ leicht gefunden werden.

    2011 wurde nicht nur das äußere Gewand des Städel Blogs verändert, wir veränderten damals auch die URL des Blogs. Mit diesem Umzug von der Seite „Frankfurt baut das neue Städel“ hin zum „Städel Blog“ haben wir unter anderen aus rechtlichen Gründen, aber auch aus dem Grund, weil dann das Projekt der baulichen Erweiterung des Städel abgeschlossen war, die Blogbeiträge nicht mit übernommen.

    Auch wir freuen uns auf Euer Feedback zu diesem Blog-Projekt und natürlich über Beiträge im Rahmen der „Körper, Kleider und Kunst“-Blogparade.

    Viele Grüße aus dem Städel
    Silke Janßen

    • Tanja Praske

      Liebe Silke,

      vielen Dank für die Antworten auf meine Fragen – nochmals: Hut ab für Euer Experiment, eine gelungene Aktion. Es wäre klasse, nach der Entwurmisierung Eure Meinung sowie Erfahrungswerte über dieses radikale Facelifting zu erfahren.

      Wenn ich es mir recht überlege, ist Euer Blog zum Umbau des Städels eine sehr frühe Crowdfunding-Kampagne und vermutlich zu der Zeit (2009) singulär für Kultureinrichtungen. Als wir 2011 das Residenzblog planten, haben wir uns Euer Blog genau angeschaut, denn am besten ist es von Erfahrenen zu lernen, zu schauen, wie machen diese es und zu überlegen, was davon Sinn macht fürs eigene Haus. Allein deshalb ist mir Euer erstes Blog noch gut in Erinnerung geblieben. Fein, jetzt etwas zu den Hintergründen zu lesen, wieso die Blogbeiträge nicht archiviert wurden.

      Eure Blogparade nimmt jetzt an Fahrt auf und ich wünsche Euch noch ganz viele Beiträge, die bisherigen gefallen mir sehr gut!

      Schöne Grüße aus München
      Tanja Praske

  6. Gleich den ganzen Blog umzugestalten ist ausgesprochen mutig – aber sehr gelungen, mir gefällt das Ergebnis. Und ich bekomme Lust, die Ausstellung anzuschauen, der Städel hat, zumindest in meinem Fall, sein Marketing-Ziel damit schon fast erreicht. Aber eben doch nur fast, was aber nicht an rosa und Gurken liegt, sondern an der Entfernung :-))

    • Tanja Praske

      Liebe Andrea Sinn,

      mir ergeht es ganz ähnlich – die Entfernung ist für mich ebenfalls hinderlich. Meine Aufmerksamkeit haben sie erfolgreich durch die Aktion gebunden. Eine famose Idee, mal schaun‘, wie es weitergeht.

      Merci für die Rückmeldung!

      Alles Gute und bis bald – Tanja Praske

  7. Meine Meinung zu der Wurmisierung: gelungen! Passt genau zu Erwin Wurm, von dem ich ein Fan bin, veranschaulicht Wurms Humor auf den ersten Blick. Und der Blog wird ja sicher nach der Ausstellung wieder entwurmt, so dass niemand, der Gurken und Rosa nicht mag, auf Dauer vergrault wird. Als Schreiberin, die aus dem Printbereich kommt, schätze ich gerade die Veränderbarkeit an Blogs so sehr, und die macht sich die Wurmisierung zunutze.

    • Tanja Praske

      Liebe Maria-Bettina,

      hast du schon im Blog über Erwin Wurm geschrieben? Wenn ja, fände ich es fein, wenn du mir die Post-URL hier vermittelst – danke!

      Das stimmt, die Veränderbarkeit von Blogs ist ein riesiger Bonus, den ich auch sehr schätze. Etwas kann sich entwickeln bzw. wie beim Städel Blog radikal verändert werden für eine kurze Zeitspanne. Tatsächlich ist das für das Museum eine große Chance zu testen, ob und wie sich das kurz-, mittelfristig und gar langfristig auswirkt.

      Ich fände es klasse, darüber mehr zu erfahren. Mehr Mut zum Experiment mit einer Zielvorgabe ist hier exemplarisch umgesetzt.

      Vielen Dank für Deine Meinung!!!

      Schöne Grüße aus München
      Tanja

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