Visionen gestalten – ist das eine Mission? Was ist der Disney-Effekt?

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Visionen gestalten – dazu ruft die PLATFORM in ihrer Blogparade „Die Zukunft geht uns alle an“ (#visionengestalten, bis 31.3.17) auf. Eine löbliche und abschreckende Thematik, oder? Wer will sich, sein Handeln oder die Gesellschaft denn hinterfragen? Das ist anstrengend und in der Jetztzeit wichtig. Andere machen das und handeln, wie die Action #pulseofeurope zeigt. Und wie gestalte ich Visionen? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Folge ich nicht eher einer Mission, wenn ich die Vision gestalte? Wie definiere ich Visionen bezogen auf Kultur, Kunst und Social Media? Und was ist der Disney-Effekt?

Zwei 3-D-Drucker des Makerspace in Garching. Hier darf jeder seine Visionen in tatsächliche Prototypen realisieren und auf die Tauglichkeit hin prüfen. So geht Visionen gestalten.

Im Makerspace in Garching werden Visionen umgesetzt. Die Kreativen dürfen die Geräte – hier 3-D-Drucker – des Makerspace nutzen, Prototypen werden umgesetzt und auf ihre Tauglichkeit überprüft. Visionen gestalten kann einfach sein.

Jetzt sitze ich am Schreibtisch, möchte aber mit meinem Laptop am liebsten zum Sofa hinüberwechseln, um ganz entspannt über das Thema nachzudenken und zu schreiben. Wie immer ohne Plan, einfach darauf los.

Praxis und Theorie zu „Visionen gestalten“

Ich bin eine Praktikerin, weshalb ich hier im Blog noch nie über Visionen geschrieben habe. Wenngleich ich sie in Workshops für Museen anspreche. Aber das hat wieder mit Praxis zu tun. Die Theorie ist etwas anderes für mich. Über Visionen nachzudenken bedeutet für mich zunächst einmal, mich ihnen theoretisch zu nähern, zu definieren, was eine Vision für mich ist. Mir ist unwohl bei dem Begriff „Visionen gestalten“.

Warnung: Der Blogpost ist anders als meine anderen Artikel. Ich gebe mich losen Gedankensträngen hin. Kann sein, dass ich dich dabei verliere. Das Risiko gehe ich ein. Schließlich ist das Blog eine Denkstube für mich. Das kann es für dich auch sein, wenn du magst. Kleiner Tipp: Lies einfach die Zwischenüberschriften, sie helfen dir dabei, dich zu entscheiden, wie weit du mir folgst.

Vision vs. Mission

Warum ist das einfach-darauf-Losschreiben bei dieser Blogparade für mich wichtig? Mache ich das anders, werde ich zu verkopft. Das will ich vermeiden. Ich bin keine Zukunftsforscherin. Ich weiß nicht mehr, wie es geschah. Mich störte der Begriff „Visionen gestalten“, deshalb machte ich mich zum ersten Einstieg im Netz über die Definition von „Vision“ kundig. Dabei passierte zweierlei – ich:

  1. landete auf der Seite des Zukunftsinstituts;
  2. sah mich einem Rattenschwanz an Definitionen aus der Wirtschaft ausgesetzt – im Schlepptau der Begriff „Mission“.

Da haben wir mein Unwohlsein: „Gestalten“ und „Mission“ liegen für mich eng beieinander. Im Netz verschwimmen ihre Grenzen bis zur Verwechselung bzw. abweichenden Priorisierung. Ungenauigkeiten schleichen sich ein. Was unterscheidet die Vision von der Mission?

Was ist eine Vision?

Als Mediävistin fiel mir sofort der lateinische Begriff visio ein. Er bedeutet „Schau, Anblick, Erscheinung“. Im Lexikon der christlichen Ikonographie heißt es dazu:

„Die Vision ist ursprünglich eine Schau von Bildern und stellt geistliche Wahrheiten in bildhafter Anschaulichkeit dar. Es hat sie zu allen Zeiten gegeben, bes. v. Propheten u. Ordensleuten, speziell den Mystikern, geschaut.“ (zitiert nach: LCI, 1994, 4. Bd., S. 462)

Gemälde von Otto van Veen. Gott zeigt Mose das gelobte Land. Befindet sich im Depot der Residenz München. Illustriert die prophetische Vision in Visionen gestalten.

Eine prophetische Vision: „Gott zeigt Mose das gelobte Land“ von Otto van Veen, im Depot der Residenz München. Kurzweiligen Lesestoff bietet das Blog des Residenzmuseums. Foto: Bayerische Schlösserverwaltung.

„Geistliche Wahrheiten“, prophetische Sicht, Exklusivität – rufen bei mir noch mehr Unwohlsein hervor. Das meint die PLATFORM sicherlich nicht. Denn bei ihr heißt es im Aufruf: „Die Zukunft geht uns alle etwas an – wir sollten deshalb mitreden!„.

Der Blick ins philosophische Wörterbuch verrät uns:

„Im engeren, psychologisch-psychiatrischen Sinne Gesichts-Halluzination. Im weiteren, religionsphilos. und -wiss. Sinne sind Visionen „innere Gesichte“, die sich entweder auf örtl. od. zeitlich entfernt Ereignisse beziehen (Hellsehen im parapsycholog. Sinne) oder für Offenbarungen aus einer „anderen“ Welt gehalten werden. Visionen werden oft auch als Vorahnungen und Anlass von Entdeckungen, künstlerische Inspiration sowie religiöse „Offenbarungen“ betrachtet. (zitiert nach: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 1991, Hrsg. Georgi Schischkoff, S. 759)

Am ehesten kann ich mich mit der Bedeutung der „Inspiration“ anfreunden. Will darauf die PLATFORM hinaus?

Wie bodenständig wirkt da die unternehmerische Sichtweise auf „Vision“:

„Vision beschreibt die Leitidee der langfristigen Entwicklung im Unternehmen und dient als Orientierung für die nachhaltige Unternehmensstrategie der kommenden fünf bis zehn Jahre. Sie benennt das Ziel, das durchaus hoch angesetzt sein kann, aber nie den Realitätsbezug verlieren sollte.“ (zitiert nach: Handbuch Nachhaltigkeit)

Alles verstanden, gell?

Was ist eine Mission?

Das LCI sagt:

„Die Mission der Kirche als Verkündigung des Evangeliums und als Werben um die Bekehrung der Ungetauften („missio externa“) beruht auf dem Sendungsbefehl des auferstandenen Christus’ an die Jünger“, (zitiert nach: LCI, 3. Bd., S. 271).

Die Mission spielt in der Philosophie scheinbar keine Rolle, zumindest wird sie im „Philosophisches Wörterbuch“ nicht aufgeführt. Lasse mich gerne bekehren, wenn es andere Stimmen dazu gibt.

Die unternehmerische Definition sagt:

„Mission beschreibt den Zweck und Auftrag des Unternehmens, also das „Warum“ seines Handelns. Das kann auch für die unterschiedlichen Bereiche differenziert benannt werden, z. B. als Produkt-Mission („höchste Qualität“), als ökonomische Mission („profitables Wachstum“) oder soziale Mission („Förderer der Region“).“ (zitiert nach: Handbuch Nachhaltigkeit)

Glaubensbekenntnis oder konkrete Anweisung?

So, jetzt sind wir schlauer, oder? Bringe ich die drei Ansätze – christliche, philosophische und wirtschaftliche – zusammen, dann lässt sich sagen: Die Vision ist nach innen- und zukunftsgerichtet. Sie kann Menschen in einem zu formulierenden Leitbild einen. Dieses soll sie motivieren und/oder inspirieren, der Vision zu folgen, vielleicht auch zu gestalten (die Mission betreffend?). Möchte die PLATFORM mit ihrer Blogparade darauf hinaus? Zumindest fragt sie die individuelle Vision ab. Diese kann Denkstoff für andere sein, muss es aber nicht.

Und was ist mit der Mission?

Die Mission richtet sich nach außen. Es ist das Warum-Tun, der Auftrag und bedeutet die Umsetzung der Vision. Das wäre in der Tat nicht nur das Mitreden, sondern das Wofür-stehen-wir-konkret-ein. Darüber gestalten wir letztendlich die Visionen, setzen diese um. Auf jeden Fall ist es der nächste Schritt, der Schritt nach der Blogparade. Nach dem Mitreden wird reflektiert und umgesetzt. Darauf komme ich noch einmal zurück, wenn es um Museen und Visionen geht (ja … es geht noch weiter, wohin weiß ich noch nicht. Stichwort: #Freewriting).

Eine alleinstehende Vision ist nix, denn…

…sie ist sinnentleertes Gelaber (oh, mein Gelaber hier?). Es verwundert dann wohl kaum, wenn Helmut Schmidt dazu einst raunzte (wie Anke von Heyl schön sagt): „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Gut. Er war ein Krisenpolitiker, musste oft schnell reagieren, um den Menschen unmittelbar zu helfen. Für Visionen blieb da keine Zeit. Dafür gab es Andere, die Visionäres ins Zeitgeschehen mit einbrachten.

Was heißt das nun für die Vision?

Eine Vision muss verwirklichbar sein. Sie bedarf einer Mission, die den Auftrag hat, die Vision umzusetzen. Dann geht es aber weiter. Auf akademie.de fand ich das Schema von Robert Dilts. Es geht um die Handlungsschritte von der Vision zur Aktion. Daraus ergeben sich vier aufeinander auf- bzw. abbauende Stufen, die von der Vision ausgehen. Zuoberst steht die Vision, gefolgt von der Mission, der Motivation, der Strategie, dem Aktionsplan.

Diagram: eine Pyramide in vier Stufen untergliedert und beschriftet mit von oben nach unten: Mission - Motivation - Strategie - Aktionsplan. Darüber eine umgekehrte Pyramide auf Mission gerichtet, beschriftet mit Vision. Das sind die Handlungsschritte von der Vision zur Aktion gemäß eines Schemas von Robert Dilts.

Visionen gestalten: Handlungsschritte von der Vision zur Aktion nach dem Schema von Robert Dilts.

Museen und Visionen

Ups … #packandieNase … die Strategie kommt nach dem Schema von Robert Dilts erst an vierter Stelle. Es heißt doch so oft, die digitale Strategie muss her. Kulturinstitutionen müssen sie entwickeln, umsetzen und leben. Alles richtig, nur ergibt sich die Strategie aus der Vision. Einige Museen haben die digitale Strategie veröffentlicht (siehe die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf). Die Kultur-Szene lobpreist das sofort und nachhaltig (auch ich), trotzdem ist die digitale Strategie tatsächlich etwas ganz anderes als die Vision. Die Vision sagt mir, wofür ein Haus steht, wohin es hinmöchte.

Schon 2015 prangerte Christian Gries in „Digitale Visionen. Das Schweigen auf den deutschen Museumswebsites.“ das Fehlen von Visionen bei deutschen Museen an. Tatsächlich hat sich hier noch nicht viel getan. Jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Google ich nach „Vision Museum“, dann bin ich im Ausland. Einzige Ausnahme das Dorniermuseum. Sie haben eine Vision. Eine Tageszeitung berichtet, dass das Museum in Eckernförde die Vision hat, ein offenes Haus für alle zu werden. Schaue ich auf der Museums-Website nach, dann finde ich diese unter „Leitbild“ wieder, nicht aber unter „Vision“. Immerhin. Vielleicht muss ich die deutschen Museums-Websites anders durchforsten und eher nach „Leitbild“ suchen. Die neue Website des Historischen Museums Frankfurt führt dieses auf der „Über uns“-Seite auf.

Visionen im Ausland – klare, identitätsstiftende Bekenntnisse

Jetzt bin ich doch noch froh, über Visionen zu schreiben, denn die Visionen der Museen im Ausland, vornehmlich in Asien, USA, England und Australien, zeigen ganz andere Perspektiven. Während wir in Deutschland vor allem das Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln als Kernaufgabe eines Museums betrachten, sind andere Länder uns voraus. Sie erweitern diese Kernaufgaben, da sie die Menschen jenseits der Wissenschaft mit einbeziehen. Was auffällt ist die Klarheit, die Kürze, das Menscheln in den Formulierungen – ja, ich fühle mich von ihnen eher angesprochen als von den deutschen Ausführungen, warum wohl?

Schau mal nach bei:

Interessanter Weise tauchten bei meinem Suchbegriff nicht zuerst die gängigen Täter, wie Tate, MoMa, Metropolitan Museum of Art und Co auf, sondern die oben aufgeführten. Weiterhin ist auffällig, dass die Visionen einhergehen mit der Mission sowie der Benennung der „values“ – der Werte. Das liest sich ganz anders als die Leitbilder deutscher Museen.

Wie Visionen entwickeln? Der Disney-Effekt

Dank der theoretischen Annäherung an „Visionen gestalten“ gelangte ich aus Versehen auf ein Modell (Robert Dilts), das ich gerne für den Kultursektor weiterdenken werde, vor allem mit Blick ins Ausland. Geht es an die konkrete Entwicklung einer Vision gefällt mir die Methode des Disney-Effekts prima – was das wohl wieder ist?! Wie bin ich darauf gekommen?

Als ich mich mit Alexandra Spangler über die Blogparade #Visionengestalten unterhielt, brachte sie den Disney-Effekt abgeleitet aus der Walt-Disney-Strategie ins Spiel. Gut. Für Kunsthistoriker ist das neu, für Wirtschaftswissenschaftler wohl weniger. Nachgeschaut finde ich diese Projektmanagement-Methode sehr spannend. In einem Rollenspiel wird die Vision entwickelt. Es gibt drei Stühle oder Räume für bestimmte Rollen.

  1. Visionär
  2. Realist (Macher)
  3. Kritiker

Die Mitarbeiter durchlaufen alle Räume bzw. setzen sich der Reihe nach auf alle Stühle. Dabei nehmen sie die jeweilige andere Rolle ein und an. Sie argumentieren aus der entsprechenden Sicht, auch wenn diese nicht unbedingt die eigene Meinung ist. Vorteil dabei: Jeder muss sich mal in die ihm fremde Rolle und Argumente hineindenken. Dadurch wird das Verständnis für die andere Position geschaffen. Eine Vision kann so erarbeitet werden. Die Rollen werden so lange durchlaufen, bis es den geringsten Widerstand gegen die Vision gibt. Diese wird sicherlich anders aussehen als zu Beginn. Dafür kann sie nachhaltiger sein, da sie von allen mitgetragen wird. Schließlich soll sie andere tragen, zum Mitmachen bewegen: Interne wie Externe (Besucher).

Schema. um Vision zu entwickeln nach der Walt-Disney-Methode bzw. mit dem Disney-Effekt. Drei Kreise die mit Pfleilen verbunden sind, da sie zusammenhängen. Beschriftet mit: Visionär, Realist, Kritiker

Visionen gestalten kann über die Walt-Disney-Methode und dem Disney-Effekt funktionieren.

Warum bringe ich diesen Disney-Effekt?

Weil ich aus Erfahrung weiß, dass jedes Haus jede Position vereint. Oft ist die Stimme des Kritikers sehr stark, während der Visionär zu sehr von seiner Idee überzeugt ist und der Realist von beiden kaum angehört wird. Oder aber der Visionär steht alleine da, weil sich Realist und Kritiker verbrüdert haben und keine andere Meinung zulassen. Allen täte es gut, sich auf andere Argumente einzulassen und eigenes dabei zu überdenken. Schließlich geht es doch darum, die Kultur, die Kunst an die Frau, an den Mann und an die Kinder zu bringen, oder?

Wir Museumsmenschen dürfen nicht in unserem Elfenbeinturm verharren, sonst ergeht es uns so, wie Matthias Lange im Montagsinterview vom 13. März 2017 sagte:

Geht mit der Zeit, sonst geht ihr mit der Zeit.“ (Frage 10)

Das Jetzt oder die Zukunft oder sind wir einfach nur erschöpft?

Nun bin ich wieder dort angelangt, wofür ich hier im Blog stehe: Ich bin eine Praktikerin. Ich möchte im Jetzt Kultur voranbringen. Ich schreibe ungern über Zukunft oder Visionen. Da ergeht es mir nicht anders als Anika Meier in ihrem Beitrag zu #Visionengestalten.

Was weiß ich, wie die Welt in 20 Jahren aussieht, wenn ich nicht mal weiß, wie sie nächstes Jahr ausschaut bei all den politischen Verwerfungen: Den seltsamen Figuren, die plötzlich mit enormer Macht ausgestattet sind, und die sich daran machen Wertesysteme aushöhlen. Wertesysteme, die schon lange brüchig und deshalb ein gefundenes Fressen für die politischen HB-Männchen der Zeit sind. Bei allem fehlt mir das Soziale. Die Welt ist so verflucht schnelllebig, flüchtig und unverbindlich geworden.

Folge ich dem Zukunftsforscher Matthias Horx, dann ist das normal. Da es alle 25 Jahre drastische Umwälzungen gibt. Diese werden als chaotisch empfunden, weil sie unverstanden sind. Dem setzt er die Beobachtung Bruno Giussanis, Europachef von TED, entgegen:

Ich glaube, die Menschen sind einfach nur erschöpft. Sie sind einfach erschöpft von einem viel zu schnellen, unstrukturierten, unverstandenen Wandel, der eher über sie hereinbricht, als dass sie ihn gestalten können“.

Horx führt weiter aus:

Vielleicht ist es einfach nur das: Wir sind erschöpft von eindimensionalen Fortschrittsversprechen der Technologie. Die wichtigsten Innovationen der Zukunft sind SOZIALE Innovationen (bei denen das Internet durchaus eine konstruktive Rolle spielen kann).

Ähnlich äußerst sich Elisabeth Hartung, Projektleiterin der PLATFORM:

Die Rückbesinnung auf den Menschen ist dabei, so einfach es klingt, die Basis für das Zusammenspiel aller gestaltenden Disziplinen im engeren wie im erweiterten Sinn. Die rasanten technologischen Entwicklungen lenken den Blick auch auf alles, was bleibt: Die einfachen und grundlegenden Handlungen des Lebens, Existenzielles wie Sinnlichkeit, Gefühle, Kommunikation.

Positionen, die mich ansprechen und Kernaufgabe der Gesellschaft sind: Nicht Macht, Geld hinterherlaufen, sondern wieder menschlich sein. Statt asozial sozial und das führt mich zu …

… meiner Vision für Museen

Gefragt nach dem, was ich mir von Museen wünsche, dann das:

Werdet fit für die Zukunft, übernehmt gesellschaftliche Verantwortung, seid für die Menschen da, damit ihr für diese auch in der Zukunft noch eine Rolle spielt. An Kultur wird zuallererst gespart. Das muss nicht sein. Ihr könnt dagegen etwas tun: Werdet relevant für die Gesellschaft. Wie das?

Gestaltet gemeinsam. Nehmt eure Mitarbeiter mit an Bord. Lasst sie in einem offenen Prozess mitgestalten. Macht das transparent. Übertragt das auf eure Besucher. Lasst sie mitgestalten. Seid Bestandteil der Gesellschaft. Geht gesellschaftliche Diskurse spielerisch an. Lasst euch auf Neues ein. Seid offen für Überraschungen. Geht aktiv mit anderen neue Wege ein, gestaltet diese mit anderen zusammen. Wirkt so integrativ nach innen und außen. Seid darüber ein Hort der Inspiration und der Versöhnung. Vor allem aber, macht den Menschen Lust zu euch zu kommen, denn ein Museumsbesuch kann und soll Spaß machen. Er soll keineswegs belehren. Er kann aber zum Nachdenken anregen und zwar so weit, wie es der Besucher zulässt. Nehmt sowohl ihre Perspektive ein als auch ihre Bedürfnisse an und macht etwas Eigenes daraus!

Meine Vision für Museen in 20 Jahren?

Das Museum bewegt, wirkt integrativ und vereint Menschen pro Kultur, pro Menschlichkeit für mehr Glück, Zusammenhalt und Zufriedenheit im Leben!

Best Practices für analog-digitale Kulturvermittlungsformate

Gefragt nach den Best-Practices im Museumskontext mag ich mich nicht festlegen. Bei mir im Blog findest du immer wieder analog-digitale Kulturvermittlungsformate, die ich dir gerne ans Herz lege, so wie zuletzt in:

  1. 10 Fragen zu Social Media im Museum: Beziehungspflege & Kommunikation | #Interview
  2. auch das Archäologische Museum Hamburg bewegt sich wunderbar in der Verschränkung von analog und digital, um Besucher zu erreichen, wie zuletzt in: „Archäologisches Fenster Harburg: Stadtgeschichte multimedial erlebbar“. Und sie bewegen sich weiter – dazu ein anderes Mal mehr.
  3. Gestaltete Vision trifft wohl auf den aktuellen Hackathon in München zu „Coding Dürer„, Kunstwissenschaften und Technik kreieren vom 13.-17.3.2017 Neues, Hashtag: #codingdurer. Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis.

Das Gegenteil von all dem ist dann „14 Gründe, warum Museen kein Social Media brauchen“.

So, das passiert also, wenn ich für einen Blogpost angefragt werde. Ich hatte Fragen zu beantworten, die ich mir für mich zurechtgebogen habe. Denn Tanja bleibt Tanja bei allem, was sie beruflich an- und eingeht, immer mit eigener Meinung. Liebe PLATFORM, danke für das Vertrauen und jetzt macht was daraus!

Rate mal, ab wann ich auf dem Sofa saß. Findest du die Stelle im Post? Habe ich für dich geschwubbelt oder gibt es etwas, dass du gerne weiterdenkst? Sag es mir hier im Kommentar oder schreib einfach einen eigenen Beitrag zur Blogparade #Visionengestalten der PLATFORM (bis zum 31.3.17) – bin sehr neugierig auf deine Vision!

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8 Kommentare

  1. Pingback: Villa Stuck: Künstlergarten, Altar der Sünde & Travestie eines Museums

  2. Pingback: PLATFORM → VISIONEN UND ZUKUNFT GESTALTEN - in der digitalen Welt

  3. Pingback: Digitale Kunstgeschichte - was kann sie leisten in lehre & Gesellschaft? | #DigitalHumanities

  4. Liebe Tanja,
    vielen Dank, dass du dich, als Praktikerin, mit dem Thema „Vision“ auseinandergesetzt hast und beim „weiterspinnen“ auf die Mission gekommen bist – super interessanter Aspekt.
    Ich (bzw. das Team) haben uns ja lange mit dem Begriff „Vision“ auseinandergesetzt und irgendwann kann man ja auch gar nicht mehr klar denken. Zu viele Vision-Clouds im Kopf… Aber das schöne, spannende und interessante ist ja gerade, dass jedem zu dem Thema etwas anderes einfällt und es in unterschiedlichen Disziplinen angesprochen werden kann.
    Deine ausformulierte Vision für Museen finde ich besonders toll: motivierend, inspirierend und am liebsten würde ich sofort aufstehen und „loslegen“. Also vielen Dank und liebe Grüße, Clara!

    by the way:
    Ich, als „studierte“ Kulturmanagerin musste im Studium zahlreiche Missions für diverse Geschäftsideen und Projektpartner formulieren. Teils saßen wir ein halbes Jahr an einer Mission – ziemlich zäh. Letztendlich achte ich seitdem ziemlich genau darauf, welche Institutionen eine Mission hat und welche nicht.

  5. Pingback: PLATFORM → Die Zukunft geht uns alle an – Einladung zur Blogparade

  6. Christian Gries

    Liebe Tanja, ein toller Beitrag, der auch gleich ein paar konkrete Ideen und Ansätze transportiert! Eine kleine Korrektur erlaube ich mir: die Tate hatte bereits 2013 eine „Vision“ im Kontext der digitalen Strategie (http://www.tate.org.uk/research/publications/tate-papers/19/tate-digital-strategy-2013-15-digital-as-a-dimension-of-everything): „Through embracing digital activity and skills across the organisation Tate aims to use digital platforms and channels to provide rich content for existing and new audiences for art, to create and nurture an engaged arts community and to maximise the associated revenue opportunities. We will achieve this by embracing digital activity and developing digital skills across the organisation“. Wenn Visionen aber in konkrete Umsetzungen überführt werden (die „digitale Transformation“ ist dort ja bereits fortgeschritten), wachsen sie quasi aus den Roadmaps heraus. Wohl einer der Gründe, warum im Update der digitalen Strategie (http://www.tate.org.uk/about/our-work/digital) keine Vision mehr enthalten ist.

    • Tanja Praske

      Lieber Christian,

      vielen herzlichen Dank für das Lob, aber auch die ‚Korrektur‘ – so mag ich das Bloggen!

      Dank deiner Ausführungen bei dir im Blog und in Vorträgen war und ist mir die Tate, ihre Vorreiterrolle für die digitale Transformation vertraut. Mich erstaunte nur, die Tate beim „platten“ ergooglen nach „Museum Vision“ nicht unmittelbar zu finden. Aber das klärst du jetzt gut auf, wenn sie die Vision nirgends mehr aufführen, weil sie für sie selbstverständlich geworden ist. Die Frage ist nur, braucht der Nutzer vielleicht nicht doch noch eine knappe Vision, die dazu anleitet, mehr erfahren zu wollen, wie konkrete Handlungsschritte aussehen, die sie in der digitalen Strategie finden? Könnte eine Neu-Formulierung der Vision sich auswirken auf die digitale Strategie? Schaue ich nach der Definition von Vision nach, dann wird ihre Dynamik betont, d.h. ihre Veränderbarkeit nach einem bestimmten Zeitraum (5-8 Jahre). Daraus können sich wichtige Veränderungen für die digitale Strategie ergeben.

      Das sind sicherlich Spitzfindigkeiten meinerseits. Viel wichtiger ist dein Link und die Aussage, dass sie (Visionen und Missionen“) aus den Roadmaps herauswachsen – also, selbstverständlich geworden sind. Das wünschte ich mir für den deutschen Raum auch, dass Kultur sich der digitalen Transformation annimmt, die kein „Neuland“ mehr ist und definitiv nicht weggeht, auch wenn sich das so mancher gerne wünschte, sondern dass diese als Chance begriffen wird, Kultur als wesentlichen und wichtigen Anker einer Gesellschaft zu begreifen. Dazu muss Kultur sich mit dieser auseinandersetzen und die Mittel ergreifen, die ihnen dabei helfen und zwar ehrlich und authentisch.

      Hier gibt es einiges weiterzudenken und ich bin sehr gespannt, was du in deinem Projekt #DigSMus für die Landesstelle der nicht-staatlichen Museen in Bayern bewegst – denn das ist genau das, was wir in der Jetztzeit brauchen, ein Auf-die-Lange-Bank-Schieben ist fatal.

      Für alle zum Verfolgen von #DigSMus: https://www.museen-in-bayern.de/die-landesstelle/projekte/digitale-strategien.html

      Herzlich,
      Tanja

  7. Pingback: Die Zukunft der Kulturarbeit - fair statt prekär - MusErMeKu

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