„OMG!“ – ein Ausstellungsprojekt in Karlsruhe

„OMG!“ – was für ein Ausstellungsprojekt ist das genau in Karlsruhe? Wie kam es dazu? Was machen elf Volontäre mit dem Museumsdepot? Warum erzählen sie wie welche Geschichten? Wie setzen sie Augmented-Reality sowie ein virtuelles Depot ein? Darüber klären uns Anna Scholand und Anna Gnyp – wissenschaftliche Volontärinnen am Badischen Landesmuseum Karlsruhe – in ihrem Gastbeitrag auf – lesen!

OMG-Ausstellungsprojekt-Team stellt sich in Depotsituation vor.

Teil des OMG-Projektteams in der inszenierten Depotsituation. Foto: Uli Deck

OMG! Objekte mit Geschichte“ (19.12.2015 – 29.05.2016) ist ein Novum am Badischen Landesmuseum Karlsruhe. Erstmals kuratierten wir Nachwuchswissenschaftler gemeinsam eine große Ausstellung in 377 Tagen. Eine fantastische Chance, aber natürlich auch eine große Herausforderung für uns elf Volontäre! – Von der Idee bis zur Umsetzung war es ein langer Weg mit einem Potpourri an Ideen, ganz unterschiedlichen Vorstellungen und dem Anspruch an uns selbst: Wir wollen es irgendwie anders machen!

Die Idee zu „OMG!“

Wie kommen Objekte eigentlich ins Museum? Durch welche Länder sind sie gereist, bevor sie in der Vitrine oder im Depot landen? Und welche Menschen waren an ihrer Odyssee beteiligt? – Die Objekte unserer Ausstellung haben eines gemeinsam: Hinter ihnen verbergen sich ungewöhnliche Geschichten. Der Fokus bei „OMG!“ liegt also nicht wie häufig bei konventionellen Ausstellungen auf der kulturgeschichtlichen oder künstlerischen Bedeutung von Objekten. Wir beschränkten uns auch nicht auf eine bestimmte Epoche, Region oder eine Kultur, sondern es geht um die Geschichten hinter den Exponaten. Diese lagen bislang im Verborgenen, denn der größte Teil der gezeigten Objekte fristete bislang ein unbemerktes Dasein im Museumsdepot. Jetzt werden sie erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert. Das Besondere: Die 27 Stationen sind in die Dauerausstellung integriert. So entstehen neue Bezüge und auch Sichtweisen auf die ständige Sammlung des Badischen Landesmuseums.

Wunderkammern und Muschelkästchen - was haben sie miteinander zu tun? OMG-Ausstellung in Karlsruhe.

Muschelkästchen aus den 50er zieren die Kunst- und Wunderkammer. Handelt es sich bei ihnen und bei den fürstlichen Sammelobjekten im Raum um Schnick-Schnack oder doch um wertvolle Sammlerstücke?
© Badisches Landesmuseum Karlsruhe.

Die Geschichte

Die vorgestellten Geschichten sind sehr unterschiedlich. Sie erzählen von Objekt- und Personenschicksalen. Es gibt Geschichten über Liebe, Trauer und Schmerz, verletzten Stolz, Fanatismus, Einsamkeit oder auch unbändige Freude. Wir zeigen etwa Exponate, die zuvor in den Asservatenkammern der Staatsanwaltschaft lagerten und somit in Verbrechen verstrickt waren oder Objekte, die im Ersten Weltkrieg in Schützengräben gefunden wurden. Zum Teil gibt es ganz überraschende und unerwartete Zusammenhänge: Was hat etwa eine mykenische Bügelkanne mit einem Philips-Rasierer aus den 1950ern zu tun? Und wie halfen Schwarzwälder Trachtenpuppen beim Freikauf eines palästinensischen Gefangenen?

Eine mykenische Bügelkanne wird neben einen Rasier ausgestellt. Beides hat miteinander zu tun. OMG-Ausstellung.

Diese mykenische Bügelkanne ist in der Vasensammlung der Antikenabteilung zu sehen. Der daneben liegende elektrische Rasierer passt zwar thematisch nicht in diesen Raum, doch das Schicksal der Kanne ist eng mit ihm verbunden. Foto: Badisches Landesmuseum Karlsruhe.

Mit der Ausstellung möchten wir den Besuchern aber auch einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. So thematisieren unsere Geschichten aktuelle Aufgaben und Schwierigkeiten der Museumsarbeit. Wie geht ein Museum etwa mit NS-Devotionalien um? Wie haben sich museale Sammlungsstrategien über die Jahre hinweg verändert? Und wie werden Objekte eigentlich restauratorisch behandelt und korrekt gelagert?

Ein Berg an Herausforderungen

1.) Das Team

Zehn Volontärinnen und ein Volontär: Ein Team aus elf Personen bedeutet natürlich auch sehr unterschiedliche Meinungen und Vorstellungen [insgesamt waren elf Volos am Projekt beteiligt, wechselnd, siehe Kommentar Anna zur Ausstellungsorga vom 25.1.2015]. Wir diskutierten viel und ausführlich. Da gab es mitunter sehr leidenschaftliche Plädoyers für bestimmte Exponate, die unbedingt mit aufgenommen werden sollten. Lange Besprechungen über das Gestaltungskonzept, die Kataloggestaltung oder auch das Wegeleitsystem. Umso schöner war es natürlich, als alles fertig war und wir gemeinsam die Eröffnungsparty feierten!

2.) Suche nach außergewöhnlichen Geschichten

Die größte und schönste Herausforderung war die Suche nach außergewöhnlichen, faszinierenden Geschichten: Hierfür haben wir die Museumsdepots durchforstet!

Wir tauchten in den Regalen, Schränken und Kartons in jahrhundertealte Geschichten ein und betrachteten die Objekte dadurch mit ganz neuem Interesse und anderem Blickwinkel – von wegen staubig! So stießen wir etwa auf diese sehr kuriosen und skurrilen Grottenmöbel, die jetzt in der Ausstellung zu sehen sind.

Skurrile Grottenmoebel aus dem 19. Jahrhundert waren bei Sammlern beliebt. Omg-Ausstellung in Karlsruhe

Die Grottenmöbel wurden in Venedig 1890 – 1930 hergestellt und waren bei Künstlern, Sammlern und Berühmtheiten äußerst beliebt. ©Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Foto: Thomas Goldschmidt.

Die Suche war jedoch kein einfaches Unterfangen! – Denn nicht immer erregt ein Objekt Aufmerksamkeit allein durch sein Äußeres. Eine ungewöhnliche Geschichte sieht man einem Objekt eben nicht unbedingt auf den ersten Blick an. Hier half nur die Recherche in Datenbanken, Zettelkästen, Inventarbüchen oder Archivbeständen. Wir wälzten Akten, begutachteten Fundstücke, kontaktierten Vorbesitzer oder tauschten uns mit den Kuratoren des Badischen Landesmuseums aus. Schließlich standen wir vor der Qual der Wahl und entschieden uns für 27 Geschichten.

3.) Wahl des Ausstellungstitels von OMG

Am Anfang war nur ein leeres, weißes Blatt. Wie bringt man diese so unterschiedlichen Objektgeschichten nur auf einen gemeinsamen Nenner? Welcher Titel erregt Aufmerksamkeit und ist gleichzeitig auch sehr eingängig? Nach wochenlangem Brainstorming und Diskussionen entschieden wir uns für „OMG! Objekte mit Geschichte“. „OMG“ – das sind zum einen die Anfangsbuchstaben des Untertitels und dann natürlich ein Ausdruck des Netzjargons: „Oh my God“. Ein passender Titel für unsere Ausstellung, in der wir doch unsere Besucher mit den Geschichten zum Staunen bringen wollen Vor der endgültigen Entscheidung mussten wir uns jedoch gegen einige Vorbehalte durchsetzen: Versteht unsere klassische ältere Zielgruppe das Kürzel „OMG!“ überhaupt?

Tatsächlich können die wenigsten der Parental-Generation die virtuellen Hieroglyphen entziffern. Aber eine kurze Erläuterung bei Führungen reicht schon aus, um den Ausstellungstitel aufzuklären und sorgt sogar für breites Schmunzeln.

4.) Nie enden wollende Aufgabenliste abarbeiten

Unsere Aufgabenliste wuchs nach der ersten Besprechung sehr schnell an: Wissenschaftliche Hintergründe zu den Objekten mussten recherchiert, der passende Verlag für unseren Ausstellungskatalog gefunden, die Objektgeschichten auf verschiedene Teammitglieder verteilt sowie Katalogaufsätze geschrieben werden. Für die Vitrinen legten wir nach stundenlangen Rundgängen Standorte in der Dauerstellung fest. Wir besprachen Gestaltungsvorschläge mit unserem Ausstellungsdesigner Maxim Weirich. Auch die Konzeption von Budget- und Marketingplänen fiel in unseren Aufgabenbereich. Wir entwickelten ein Begleitprogramm, erstellten zusammen mit unseren Kommunikationsdesignern Nadja Schoch und Tanja Schüz Printprodukte und planten die Vernissage und große Eröffnungsparty. – Das nur als kleiner Auszug aus unserer umfangreichen To-Do-Liste ;-)

Volontäre stellen die Depotsituation nach. Objekte hinter Gittern, Schränke auf Paletten.

Nachgestellte Depotsituation bei „OMG!“. Foto: Badisches Landesmuseum Karlsruhe.

5.) Inspiration Depot

Die Idee, den Besuchern einen Blick hinter den Kulissen zu ermöglichen, sollte sich auch in der Gestaltung widerspiegeln. Doch wie können Elemente des Depots in das Design mit einfließen? Hier hatte Ausstellungsgestalter Maxim – Student an der HFG Karlsruhe – die zündende Idee: Unsere Vitrinen sind auf nachgebauten Paletten aufgebockt, als eine Anspielung auf die Lagerung der Objekte in unseren Depots zum Hochwasserschutz bzw. zum Schutz vor Feuchtigkeit von unten.

Auch eine authentische Depotsituation mit Hands-on-Bereichen wird inszeniert: Regale, Gitterwände, säurefreie Kartonagen und Paletten.

Packpapier für Depotobjekte muss besonders sein. Kleine Auswahl davon bei "OMG!".

Auf das Packmaterial der Depotobjekte wird viel Wert gelegt. Sie sollen die Objekte schützen. Foto: Badisches Landesmuseum Karlsruhe.

6.) Spielwiese neue Medien

Mit der App in die Ausstellung

„Wir möchten mit unserer Ausstellung eine jüngere Zielgruppe erreichen!“ – So unser selbstgestecktes, nicht ganz einfaches Ziel. Schon zu Beginn planten wir deshalb den Einsatz von digitalen Medien. Doch was passt zu unserer Ausstellung? Und was gibt unser Budgetplan überhaupt her?

Bild im Bild: Mit der App werden die Exponate vor Ort durch Bilderkennung erklärt.

Virtuelle Führung: in der auf Bilderkennung basierten Augmented Reality App erzählen die Ausstellungsmacher selbst ihre Objektgeschichten. © Pausanio GmbH & Co.KG

Herausgekommen ist eine Augmented-Reality App, in der wir selbst jeweils neben den Objekten erscheinen und kurz seine Geschichte erzählen. Die Produktion der Clips war gar nicht so einfach: Wir mussten selbst vor die Kamera treten! Die technische Umsetzung der App erforderte ebenfalls Einsatz. Jede Vitrine wurde genauestens getrackt. Anschließend wurde eine Markierung auf den Boden geklebt, von der aus die App gestartet werden kann. Diesen Klebevorgang haben wir sogar zwei Mal vorgenommen, denn die Markierungen wurden versehentlich von unseren engagierten Reinigungskräften weggeputzt… also auf ein Neues!

Die fertige App ist nun für iOS und Android kostenlos downloadbar. Auf unseren iPods, die kostenlos entliehen werden können, ist die App aber auch schon vorinstalliert (mehr unter Informationen).

Virtuelles Depot

Virtuelle, online verfügbare Ausstellungen stehen in vielen Häusern heute bereits an der Tagesordnung. Deshalb entschieden wir uns obendrein für eine eigene Website. Hier finden die User alle Infos und Hintergrundinformationen zu „OMG!“. In einem virtuellen Depot haben wir einige unserer Objekte versteckt. Spielerisch erfahren die User so manch spannende Geschichte zu den gefundenen Objekten und können auch Freikarten für die Ausstellung gewinnen. [In „Gamification in Museen“ auf MusErMeKu erklärt Anna Gnyp im Interview die Idee hinter der Microsite zur Ausstellung. Letzter Zugriff: 21.1.16]

Virtuelles Depot lädt zum Stöbern am Desktop ein. OMG-Ausstellung in Karlsruhe.

Virtueller Depotraum. Wenn alle unten aufgeführten Objekte gefunden wurden, erhalten die User die Möglichkeit, an einem Gewinnspiel teilzunehmen. Screenshot, Badisches Landesmuseum Karlsruhe.

Das Feedback der Besucher

Im Fokus vieler Museen stehen die großen Sonderausstellungen. Die ständig präsentierten Sammlungen werden häufig geradezu stiefmütterlich behandelt. Deshalb freuen wir uns über die begeisterten Rückmeldungen:

„Es ist richtig schön, mal wieder durch alle Sammlungsausstellungen zu kommen und einen völlig neuen Blick auf das Museum zu erhalten.“

Während der Führungen entwickeln sich mit einigen Besuchern anregende Diskussionen, z. B. darüber, welche Objekte es wert seien, gesammelt zu werden. Die bewegten Schicksale der Objekte machen die Besucher neugierig.

„Was für eine tolle Idee, das Objekt nicht nur kunsthistorisch zu beschreiben, sondern die Geschichten dahinter zu erzählen. Man kann kaum glauben, was so ein Objekt im Laufe der Zeit alles miterlebt“

– bekamen wir bisher am häufigsten zu hören. Die Präsentation der Objektgeschichten wird vor allem von unserem Stammpublikum als gelungene Abwechslung wahrgenommen.

Präsentation der Depotobjekte: verpackt in Kisten und hinter Gitter. Omg - Ausstellung in Karlsruhe

OMG – wie im Depot werden manche Ausstellungsstücke gezeigt. Foto: Badisches Landesmuseum Karlsruhe.

Schnelldurchlauf von „OMG!“

Unsere Erfahrungen:

  • Bei der ersten Besprechung über die Textgröße der Objektschilder zu diskutieren, hat eindeutig keine Priorität.
  • Kartoffelsuppe und Apfelküchle fördern die Kreativität!
  • Ein Team von 11 Personen kann ganz schön nervenaufreibend sein!
  • Ausdruckstanz und Flamingos sind kein Must-have für einen Augmented-Reality Clip!
  • Bei Besprechungen immer einen großen Vorrat an Kaffee, Schokolade und ja auch Obst bereithalten, um bei Laune zu bleiben.
Unser Highlight
  • Der Auftritt der französischen Band Mini Moustache bei der Eröffnungsparty!
Die französische Band  Mini Moustache ist für die Volontäre das Highlight auf der Eröffnungsparty von OMG.

Die Band „Mini Moustache“ heizt die Stimmung zur Eröffnungsparty von OMG ein. Foto: Badisches Landesmuseum.

Darauf freuen wir uns jetzt noch während der Laufzeit…

…unser Begleitprogramm mit einem Improvisationstheater, einer Kunstauktion, einem Poetry Slam und einem Nachtflohmarkt.

…Und: nach der Eröffnung ist vor der Nachbesserung!

Seit der Eröffnung bekommen wir regelmäßig Feedback und versuchen die Ausstellung weiter zu optimieren – deshalb heißt es jetzt noch: Wegeleitsystem nachbessern, die App anpassen und natürlich auf Kritik der Besucher eingehen.

Zu guter Letzt

Die Ausstellungsvorbereitungen waren eine sehr aufregende, aber auch stressige Zeit mit vielen unglaublich schönen und lustigen Momenten. Den ersten eigenen Katalog in den Händen zu halten und die fertige Ausstellung nach den 377 Tagen Vorbereitung zu sehen, war fantastisch! Jetzt kann das nächste Projekt kommen

Informationen

Badisches Landesmuseum Karlsruhe
Schlossbezirk 10
76131 Karlsruhe
Telefon: 0721 / 926 6514
Fax: 0721 / 926 6537
www.landesmuseum.de

Link zur Ausstellung „OMG!Objekte mit Geschichte

Öffnungszeiten:
Di – Do, 10 – 17 Uhr, Fr – So, Feiertage 10 – 18 Uhr
Eintrittspreise
4 €, freitags ab 14 Uhr kostenfrei!

Link zum Begleitprogramm von „OMG!
mit Improvisationstheahter, Auktion, Poetry Slam, Nachtflohmarkt und Führungen.

OMG-App
  • Link zum kostlenlosen Download der OMG-APP für iOS und Android.
  • An der Museumskasse können auch iPods, auf denen die App bereits installiert ist, kostenlos ausgeliehen werden.
  • Und so funktioniert’s: Auf das Play-Symbol (rotes Dreieck) vor den einzelnen Stationen stellen, App starten und die Kamera des Smartphones auf die Exponate richten.

Vielen herzlichen Dank, liebe Anna Scholand und Anna Gnyp, für diesen tollen Gastbeitrag! Ich liebe Museumsdepots und ihr vermittelt uns spannende Blicke hinter die Kulissen von „OMG!“ – ein ganz tolles Ausstellungsprojekt.

12 Kommentare

  1. Pingback: Die App kann weg! Warum fast keiner mehr eine Museumsapp braucht - MusErMeKu

  2. Hallo liebe Tanja, hallo liebe Anna & Anna,
    ich sag’s, wie’s ist: ich bin von diesem Blog immer wieder begeistert! Jetzt zum Beispiel, weil ich hinter die Kulissen der OMG-Ausstellung schauen darf. Allein schon die Idee zu dieser Ausstellung ist einfach entzückend – diese kleinen Geschichten zu erzählen, von Exponaten, die sonst mitunter nur die Mauerblümchen im Depot sind. Anwesend, aber kaum beachtet. Nun mal ordentlich im Rampenlicht.
    Viel Erfolg weiterhin – in & nach euren Volontariaten. Und hier im Blog.
    Herzliche Grüße, Nadine

    • Tanja Praske

      Liebe Nadine,

      herzlichen Dank für die lieben Worte. Als Anna Gnyp mich über die Ausstellung informierte, war für mich sofort klar, ich will den Blick hinter die Kulissen hier bei mir haben – liegt an meiner Passion für Museumsdepots. Als dann der Gastbeitrag kam, war ich sehr angetan, da ich ihn so übernehmen konnte wie er war. Sie hatten meine Tipps zum Bloggen wunderbar umgesetzt. Tatsächlich sind die beiden absolut reif zum Bloggen, zum Moderieren und sich in Diskussionen im Netz einzuschalten – absolut klasse!

      Ich hoffe, es wird nicht Ihr letzter Blogpost gewesen sein. Mich haben sie durch ihre lebendige und leidenschaftliche Berichterstattung erreicht, abgeholt und mitgenommen. Dich anscheinend auch – ergo, gelungen!

      Herzlich,
      Tanja

      • Anna Gnyp

        Liebe Nadine, liebe Tanja,
        vielen Dank für die lieben Worte! Das motiviert jetzt natürlich ungemein. Nicht nur noch mehr Ausstellungen zu machen, sondern auch darüber zu schreiben. Finde diesen Blog auch sehr abwechslungsreich und gelungen. Daher hat es uns wirklich gefreut und Spaß gemacht einen Beitrag zu schreiben.

        Liebe Grüße
        Anna

  3. Peter Soemers

    Liebe Anna und Anna,

    Ein tolles Projekt, und ein toller Blogpost! Leider haben wir während unserer weihnachtlichen Stippvisite in Karlsruhe die Ausstellung verpasst – dermassen waren wir auf die Kunsthalle fixiert. :)

    Ich war erstaunt als ich las: „Seit der Eröffnung bekommen wir regelmäßig Feedback und versuchen die Ausstellung weiter zu optimieren.“ Das ist natürlich eine schöne Sache – aber vielleicht auch eine grosse Ausnahme? Wo sonst in der Museumswelt werden Ausstellungen während der Laufzeit ’nachgebessert‘? Ist dies irgendwo Praxis (über die Bereinigung offensichtlicher ‚Patzer‘ hinausgehend)? Wer kann und möchte diese Frage beantworten?

    Weiterhin würde mich interessieren, welches Signal die Kamera des App wahrzunehmen vermag. Ist dieses Merkmal auch für das menschliche Auge wahrnehmbar? Ist es so etwas wie ein verborgener QR-Code? Irgendwie faszinierend!

    Ganz herzlichen Dank für Euren Enthusiasmus und für Euren Bericht!

    Peter

    • Anna Gnyp

      Lieber Peter,

      Freut uns, dass der Beitrag und das Projekt auf Interesse stoßen :-)

      Bei den Nachbesserungen handelt es sich lediglich um Kleinigkeiten, die wir bei der Konzeption übersehen hatten. Wir haben viel Neues ausprobiert, was es in unserem Haus bisher auch noch nie gab. Aber Experimentierfreude birgt auch immer ein gewisses Risiko. Dieses versuchen wir durch Beobachtung und Nachbesserung zu mindern.
      Beispielsweise haben wir ein Wegeleitsystem durch die komplette Sammlungsausstellung konzipiert und auch erprobt. Allerdings gibt es teilweise immer noch den ein oder anderen Besucher, der einzelne Vitrinen nicht findet. Deshalb versuchen wir mit Hilfe weiterer Beklebungen den Weg noch deutlicher zu kennzeichnen und die Vitrinen zu nummerieren. Wir selbst sind die Wege zuvor so häufig abgelaufen, dass wir schon fast Betriebsblind waren.

      Die Augmented Reality App wurde für Bilderkennung optimiert. Das bedeutet: Jeweils ein Bild der Objekte bzw. Vitrinen wurde abfotografiert und in die App eingebunden. Die Besucher müssen nur die Kamera ihres Smartphones oder Tablets auf die Vitrine halten und wenn die App dann das vordefinierte Bild erkennt, wird der Clip abgespielt.
      Auch hier müssen wir teilweise noch nachbessern und kenntlich machen, worauf genau die Besucher ihre Kamera richten müssen. Aufgrund der Reflexionen der Vitrinen, mussten die Marker für die Bilderkennung nämlich teilweise neben oder über die Vitrinen gesetzt werden.

      Vielen Dank für die Nachfragen. Die Ausstellung läuft ja noch bis Ende Mai. Vielleicht klappt es ja noch mit dem Ausstellungsbesuch.

      Herzliche Grüße
      Anna & Anna

      • Peter Soemers

        Hallo Anna und Anna,

        Vielen Dank für Eure Antwort. Auch wenn es sich ’nur‘ um Kleinigkeiten handelt, kann der Besucher sich darüber freuen!

        Die Möglichkeiten der Bilderkennung und Augmented Reality in Apps sind schon faszinierend. Vor wenigen Tagen habe ich diese Funktionalität in Kunstmuseum „Thielska Galleriet“ in Stockholm benutzen dürfen. Die App war fähig, Gemälde zu erkennen und Zusatzinformationen in der Gestalt von Text und Audio anzubieten.

        In 2014 habe ich auch eine lustige Erfahrung gemacht mit Blippar, eine Scan-app, zum freien Download verfügbar (vielleicht nur für iOS). Initiative „Art Everywhere UK“ hat damals, über Crowdfunding finanziert, England 2 Wochen lang an 20.000 Stellen mit Abbildungen von 100 verschiedenen Kunstwerken auf Billboards und Posters geflutet. Über Blippar konnte man die Abbildungen scannen und Informationen abrufen. Ich war nicht in England, aber weil die Abbildungen auch auf der Website vorhanden waren, konnte ich sie auf meinem Bildschirm ‚blipparn‘ und die Info’s genauso präsentiert bekommen wie die Menschen in England auf der Strasse. Die App hat uns über geographische Grenzen hinweg verbunden. Das war toll!

        Liebe Grüsse,
        Peter

        • Anna Gnyp

          Hallo Peter,

          Die App in Stockholm scheint ja dann wirklich schon so eine Art Multimedia-Guide zu sein. Bald laufen wir wahrscheinlich sowieso mit Google-Brillen durch Museen und können gleichzeitig die Originalobjekte live sehen als auch Videos und Texte dazu.
          Blippar klingt ja auch sehr spannend. Den Aspekt mit der Verbundenheit über die geografischen Grenzen hinaus finde ich auch klasse. Danke für die Anregungen !

          Liebe Grüße
          Anna

  4. Tanja Praske

    Liebe Anna und Anna,

    danke für euren Beitrag hier und herzlichen Glückwunsch für den Post, euren ersten: Ihr könnt bloggen! Die Leidenschaft für euer Projekt schimmert durch. Ist schon sehr ungewohnt für mich, in meinem Blog zu kommentieren. Ich habe noch ein paar Fragen an euch, die OMG, Konzeption, Realisierung und Betreuung des Ausstellungsprojekts betreffen.

    1. Ist die App ausschließlich im Museum benutzbar? Oder kann ich Inhalte auch zu Hause auf dem Sofa einsehen?
    2. Was passiert nach Ausstellungsende mit der App und dem Virtuellen Depot?
    3. Elf Volontäre für eine Ausstellung ist enorm. Wie muss ich mir die Organisation der Ausstellung vorstellen? Habt ihr alle zeitgleich gearbeitet? Wer hatte die Idee zur Ausstellung? Wie wurde das Projekt seitens des Museums betreut?
    4. Gab es „Projektleiter“ für die einzelnen Themen: Recherche, Ausstellungskonzeption, Katalog, App, Virtuelles Depot?
    5. Habt ihr euch ausschließlich um OMG gekümmert?
    6. Wie fühlt ihr euch jetzt, nachdem die Ausstellung steht und erstes Feedback erfolgt? Was nehmt ihr persönlich für euch davon mit?

    Nochmals, merci für die Einblicke hier!

    Und @Anke, ja, ich habe den beiden hier liebend gerne eine Stimme gegeben, als ehemalige Volontärin sowieso. Außerdem finde ich es gut, dass das Museumsdepot nicht nur thematisiert wird, sondern Geschichten gesponnen werden, die auf archivalischen Kenntnissen fußen.

    Anna und Anna – ich nehme euch jetzt mal in Personalunion für die anderen beteiligten Volontäre gleich mit – ich wünsche euch allen alles, alles Gute für euren weiteren beruflichen Weg!

    Sonnige Grüße aus München

    Tanja

    • Anna Gnyp

      Liebe Tanja,

      auch wir danken nochmal für die Möglichkeit, hier unser Ausstellungprojekt vorstellen und uns hier als Bloggerinnen üben zu können :-)
      Gerne beantworten wir deine Fragen:

      1. Ist die App ausschließlich im Museum benutzbar? Oder kann ich Inhalte auch zu Hause auf dem Sofa einsehen?

      Die App ist ausschließlich im Museum nutzbar. Um die Videos zu starten, müssen die ausgestellten Exponate von einem bestimmten, markierten Punkt aus „gescannt“ werden.

      2. Was passiert nach Ausstellungsende mit der App und dem Virtuellen Depot?

      Die App zur Ausstellung wird ohne die Objekte nicht mehr anwendbar sein. Die Umsetzung ist jedoch ein Novum am Badischen Landesmuseum und so ist auch bei zukünftigen Ausstellungen denkbar, Weiterentwicklungen dieser App wieder einzusetzen. Was mit dem Virtuellen Depot passieren wird, steht noch nicht fest.

      3. Elf Volontäre für eine Ausstellung ist enorm. Wie muss ich mir die Organisation der Ausstellung vorstellen? Habt ihr alle zeitgleich gearbeitet? Wer hatte die Idee zur Ausstellung? Wie wurde das Projekt seitens des Museums betreut?

      Die Idee ging von der Direktion aus – uns Volontären war aber freigestellt, ob wir am Projekt mitarbeiten möchten. Alle waren jedoch sofort begeistert von der großen Chance, eine eigene Ausstellung von der Idee bis zur Umsetzung selbstständig auf die Beine zu stellen. Vor allem reizte uns, Erfahrungen in den verschiedenen Fachbereiche sammeln zu können. Auch eine eigene Publikation ist natürlich nicht zu verachten. Wie bereits beschrieben, waren am Projekt insgesamt elf Volontäre beteiligt – aber nie zeitgleich: Bei einigen endete das Volontariat zwischendurch, neue kamen hinzu.
      Während unserer gesamten Arbeit an der Ausstellung standen uns jederzeit die Kuratoren mit ihren verschiedenen Fachgebieten als wichtige Ansprechpartner mit Rat und Tat zur Seite. Alle 4 bis 6 Wochen berichteten wir zudem in einem Jour Fixe mit allen Abteilungen (Direktion, Kuratoren, Kulturvermittlung, Technischer Dienst, Verwaltung etc.) vom Fortschritt der Ausstellung, bekamen Feedback, Anregungen, Kritik und konnten uns mit allen absprechen.

      4. Gab es „Projektleiter“ für die einzelnen Themen: Recherche, Ausstellungskonzeption, Katalog, App, Virtuelles Depot?

      Bei bestimmten Aufgabengebieten waren alle Volontäre beteiligt, wie etwa der Ausstellungskonzeption oder auch der Gestaltung. Hier war es uns auch wichtig, bei den unterschiedlichen Vorstellungen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Für die einzelnen, größeren Themenkomplexe wurden aber Verantwortliche eingesetzt – was besonders auch bei der Kommunikation mit externen Partnern notwendig war und vieles auch parallel laufen musste. So gab es etwa „Projektleiter“ für das Marketing, die Ausstellungsparty, die App oder auch für eine Besucherbefragung.

      5. Habt ihr euch ausschließlich um OMG gekümmert?

      OMG war unser Hauptprojekt. Da die Volontäre aber verschiedenen Referaten zugeordnet sind (Restaurierung, Besucherforschung, Marketing, Wissenschaften, Kulturvermittlung), haben sie noch andere Aufgaben in ihren Referaten/Projekten ausgeführt.

      6. Wie fühlt ihr euch jetzt, nachdem die Ausstellung steht und erstes Feedback erfolgt? Was nehmt ihr persönlich für euch davon mit?

      Die Ausstellungsplanungen waren natürlich viel Arbeit – aber die gesammelten Erfahrungen in den verschiedenen Fachbereichen sind für unsere zukünftige Arbeit Goldwert. Der persönliche Kontakt mit Wissenschaftlern und anderen Beteiligten half dabei unsere eigenen Netzwerke auszubauen. Nicht immer läuft bei einer Ausstellungsvorbereitung alles rund. So gab es auch bei uns die ein oder andere Lappalie, aus der wir einiges gelernt haben.
      Besonders freuen uns die über die persönlichen Gespräche mit den Besuchern.

      Schöne Grüße
      Anna & Anna

  5. Anna Gnyp

    Liebe Anke,

    Freut uns sehr, dass wir dich neugierig machen konnten :-)

    Tatsächlich gibt es viele Volontäre, die sich wünschten ebenfalls die Möglichkeit zu haben, eine eigene Ausstellung zu verwirklichen. Diese Motivation birgt viel Potenzial, das Museen für sich nutzen sollten.

    Um so schöner ist es, hier die Möglichkeit zu haben über dieses Projekt zu berichten. Vielleicht springt der Funke ja auch auf andere Museen über.

    Schöne Grüße
    Anna

  6. Klasse Beitrag, liebe Anna und liebe Anna 😀,

    ich konnte mich Ende November schon an eurer neugierig machenden Inszenierung verhüllter Objekte erfreuen! Wirklich gelungen, das Storytelling!! Die App muss ich mir mal genauer anschauen. Das Gamification-Element mit den Suchspiel im Depot gefällt mir auf jeden Fall schon mal!

    Ich war ja gerade am Freitag bei euch zu Besuch und habe wieder festgestellt, wie motiviert die Volontäre alle sind. Es ist eine gute Idee, diesen mehr Verantwortung für solche frischen Ausstellungsprojekte zu übertragen.

    Tanja tat gut daran, euch Karlsruher Macherinnen hier eine Plattform zu geben!!

    Herzliche Grüße
    Anke

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