Warum ist Content-Marketing für die Kultur wichtig? #cmcb15

Welche Content-Strategie verfolge ich mit meinem Blog? Oder einfacher ausgedrückt: Warum blogge ich überhaupt? Genau das möchte Klaus Eck von PR-Blogger in seiner Blogparade Content-Marketing und Corporate Blogs 2015 #cmcb15 erfahren. Als Corporate Blogger ist es essentiell zu wissen, was das Blog wie erreichen soll. Als Kulturbloggerin verhält es sich genauso: das Blog will gelesen werden! Bestimmte Ziele sind angestrebt. Zugleich geht es bei mir um Museumsblogs, am Rande um #gdm15, #museumDigitale und #wbhyp. Warum?

Treffend für den Umgang mit dem Digitalen, oder? Nicht nur für #MueumDigitale, #gdm15, #wbhyp oder #cmcb15 - Baustelle überall!

Treffend für den Umgang mit dem Digitalen, oder? Nicht nur für #MuseumDigitale, #gdm15, #wbhyp oder #cmcb15 – Baustelle und Chancen überall!

Das Blog: Berufsperspektive, Weiterbildung und Branding

Erst Robert Wellers Beitrag zur Blogparade #cmcb15 überzeugte mich, die Fragen vom Corporate-Bereich auf den persönlichen Blog zu übertragen. Denn bei mir ist, ähnlich wie bei Robert und Meike Leopold, das Bloggen eng mit der eigenen Berufsperspektive, der Weiterbildung sowie dem „Branding“ verknüpft.

Weiterbildung insofern, als dass das Schreiben mir bei meiner museologischen Tätigkeit hilft. Texte zu einer App kann ich besser schreiben, wenn ich dauerhaft im Schreibmodus bin, den Stil schleife. Ob ich für eine App (siehe die Texte zur #NymApp), eine Zeitschrift, eine wissenschaftliche Abhandlung (meine Doktorarbeit ) oder Ausstellungstexte schreibe, wirkt sich auf meinen Schreib-Duktus aus, da unterschiedliche Adressaten anvisiert sind mit unterschiedlichen Ansprüchen.

Hier im Blog bin ich lax. Duze, fühle mich manchmal nach Siezen, bin oft unentschieden. Das trifft vor allem jetzt zu, da #cmbc15 für mich anders als meine bisherigen Artikel ist (#Zielpublikum). Fakt ist, dass meine Blogbeiträge, der flockige Umgangston, mir dabei helfen, mich besser auf andere Textarten einzustellen.

Was ist mein Antrieb?

Ich möchte nach Ablauf meines bisherigen Arbeitsvertrags weiterhin als „Geschichtenerzählerin“ im Digitalen tätig sein. Das Blog dient mir diesbezüglich als Web-Visitenkarte. Punktum! #KlappdasNetbookzu, #allesistgesagt – nein, nicht alles! Ein Fass ist geöffnet und das ist tief, denn ich habe mich irrwitziger Weise der Kultur verschrieben. Genau deshalb zäume ich das Pferd von hinten auf. Bevor ich ein persönliches Blog aufsetzte, baute ich das Blog des Residenzmuseums mit auf.

Museumsblogs sind Corporate Blogs und haben Ziele

Klar sind Museumsblogs Corporate Blogs. Klar können sie von der Wirtschaft lernen im Positiven wie im Negativen. Genau deshalb dürfte Klaus Ecks Blogparade für sie anregend sein. Warum bloggt ein Museum bzw. warum sollte es das tun? Vielfältig und zwingend sind die Gründe.

Grundsätzlich geht es darum, die Sichtbarkeit des Museums in unserer Informationsgesellschaft zu gewähren, eine vertrauensvolle und nachhaltige Bindung zum Leser und Besucher aufzubauen. Das geschieht über emotionalisierende Geschichten, über den Blick hinter die Kulisse, über einen informellen Zugang zum Museum. Dazu eignet sich ein Blog als Herzstück der Social Media-Maßnahmen hervorragend. Content, Social Media Kampagnen für unterschiedliche Zielgruppen gehen von hier aus und werden hierhin für alle sichtbar zurückgebunden. Vorteil: Der Content bleibt auf der eigenen Plattform dauerhaft für alle erhalten.

Die Sichtbarkeit der Museen ist wichtig, da sie in Konkurrenz zu anderen Freizeitangeboten UND in Konkurrenz zueinander stehen. „First come, first get“, vorausgesetzt der Netz-Auftritt, das Programm, die Geschichten des Museums faszinieren.

ROI für Museumsblogs?

Durch die Digitalisierung der Gesellschaft erweitern sich die Aufgaben des Museums. Es ist als besonderer Erlebnisraum im Analogen sowie Digitalen zu verorten, wenn es eine nachhaltige Wirkung in der Gesellschaft ausüben und nicht dem Rotstift der nächsten Haushaltssperre anheim fallen möchte. Dazu bedarf es einer sichtbaren Community, Zahlen und Fakten, aber auch Visionen, was das Museum warum erreichen möchte, wofür es steht. ROI (= return of investment) ist ein Thema, wenn nicht bei uns, dann zumindest anderswo.

Vorbildhaft agieren die amerikanischen, angelsächsischen und manche europäischen Museen.

Content-Marketing und Museumsblogs

In Deutschland sind wir von amerikanischen Verhältnissen weit entfernt. Das erklärt, warum mein provokativer Blogpost „14 Gründe, warum Museen kein Social Media brauchen“ den bislang mit Abstand größten Leserzugriff erzielte. Er berührte einen Nerv. Die in den Kommentaren ausgelöste intensive Debatte bietet Stoff für weitere Blogposts. Gleichzeitig lassen sich „Museen“ im Titel durch Buchbranche, Bibliotheken, Archive, Theater, Schule und vielleicht auch Unternehmen ersetzen, oder?

Geht es nicht bei allen um eine Form von Content-Marketing? Nicht nur die Strategie ist wichtig, sondern auch die Art und Weise wie der Content vermarktet wird. Influencer müssen ins Boot geholt werden, Blogger Relations, wie es das Universalmuseum Joanneum betreibt, sind erforderlich (siehe auch Beitrag zu #bpbr13). Kultur-Bloggerreisen dienen ebenso dazu, wenngleich sie noch mehr Wucht entfalten, wenn Sie von der organisierenden Kulturinstitution via Blog begleitet werden. Beispielhaft dafür ist die #kbreise14 der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Vor allem muss miteinander ernsthaft kommuniziert werden, das schließt aktives Zuhören mit ein. Die Begrifflichkeit – Wirtschaft vs. Kultur – mag voneinander abweichen, die Struktur ist vergleichbar. Das Content-Marketing verfolgt bestimmte Ziele: Verkauf von Produkten, Reputationsaufbau, Branding, Service-Leistung, Autonomie durch Selfpublishing. Genau diese sind branchenübergreifend.

Wissenschaftsbloggen und #wbhyp

Überall wird um Content, um Strategie und um Medien gerungen, die diesen Content nachhaltig transportieren können. Nicht von ungefähr kommt es, dass auch der Wissenschaftsbetrieb darüber nachdenkt, warum Wissenschaftler bloggen sollten. Das zeigt die aktuelle Blogparade „Wissenschaftbloggen: zurück in die Zukunft – ein Aufruf zur Blogparade #wbhyp“ auf dem Redaktionsblog von hypotheses.org: eine Blogplattform für Wissenschaftler. Bloggen wird laut Mareike König von den Traditionalisten als „Basar“ eingestuft. Es hilft nicht bei Stellenausschreibungen. Sie betont die Andersartigkeit und die Chancen, die das bietet, bis hin zu „qualifizierten“ Themenartikeln – ein lesenswerter Beitrag. Wissenschaftliches Bloggen kann dem Reputationsaufbau dienen und autonom vom gängigen Forschungssystem machen. Dieses Feld ist komplex. Werdet autonomer durch Selfpublishing und vernetzt euch, das ist mein Credo! Und genau hier schlage ich den Bogen zu meinem Blog zurück.

Themen und Ziele von KULTUR-MUSEO-TALK

Mein Blog bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Museen, Kultur und Laien. Einerseits bespreche ich Ausstellungen, mitunter aus Kindersicht; anderseits lote ich die digitale Kulturvermittlung aus. Dazu zählen meine Blogging-, Schreib-Tipps sowie Besprechungen von Tagungen. Genau diese Mischung führt mich als Sprecherin auf Tagungen: Stichworte #Branding #Web-Visitenkarte.

Schlosspark Nymphenburg App

Das Blog als „Arbeitsmappe“, Inspiration für meine Herzblut-Projekte – wie die #NymApp

Das Blog als „Arbeitsmappe“ für Herzblut-Projekte à la #NymApp

Zugleich dient mir das Blog als „Arbeitsmappe“. Es hilft mir für die museologische Arbeit, phasenweise begleitet es diese. Für mein aktuelles App-Projekt: „Schlosspark Nymphenburg. Lustwandeln durch den Garten“(#NymApp) verarbeitete ich im Blog Themen, die mir bei der Struktur und inhaltlichen Gestaltung der App hilfreich waren. In der #NymApp profitierte die Station zum „Grünen Brunnhaus mit Dörfchen“ von meinem Biberpost.

Auf dem Residenzblog wird ab Frühjahr, wenn die Garten-Saison wieder startet, die Serie mit dem Blick hinter die Kulisse einer App-Produktion fortgeführt. Sie ist Bestandteil der Marketing-Kampagne zur App – genau dazu eignet sich ein Blog hervorragend! Verwandt damit sind die Artikel zu #Canaletto sowie zur Fasanenjagd, die auf die #NymApp eingehen.

Die App „Schlosspark Nymphenburg“ ist im Netz zwar virulent, genau das muss ausgebaut werden. Jetzt gilt es Lust auf das Lustwandeln durch den Garten zu vermitteln. Dann ergeht es euch vielleicht ähnlich, wie mir bei meinem Twitter Talk in Nymphenburg.

Einige Fragen von Klaus Eck bleiben unbeantwortet, andere schwirren mir im Kopf, trotzdem mache ich jetzt Schluss. Anders gemünzt könnte dies auch ein Beitrag zur Blogparade #wbhyp sein.

Mehr Infos zum Blogwerdegang, Content-Strategie und zur #NymApp gibt es im Podcast KK014 auf www.kulturkapital.org. Reinhören und mir ein Feedback geben – merci!

17 Kommentare

  1. Pingback: Perspektiven auf das wissenschaftliche Bloggen – Zusammenfassung zur Blogparade #wbhyp | Redaktionsblog

  2. Pingback: Content Marketing - Das große Potential von Corporate Blogs

  3. Pingback: Themen-Tage für das Blog - macht das Sinn?

  4. Lisa Bolz

    Liebe Alle,
    ein schöner Blogbeitrag mit einer sehr spannenden Diskussion. Zwei Dinge sind mir beim Lesen durch den Kopf gegangen.
    Zum einen die ständige Frage „Warum wissenschaftlich bloggen?“. Als Doktorandin hätte ich wohl alle Gründe, die Finger vom Bloggen zu lassen (ja, ich habe den Text von Anne Baillot auch gelesen). Aber es gibt so einige Gründe, die für das Bloggen sprechen. Ich blogge beispielsweise, weil ich auf diese Weise das Schreiben üben kann und dieses auch als Selbstüberprüfung dient. Was ich nicht ordentlich formulieren kann, habe ich mir vielleicht noch nicht genau genug überlegt. Wissenschaft entsteht doch im Schreiben und im Austausch – genau hier bieten Wissenschaftsblogs eine irre Möglichkeit. Ja, diese Kommunikationsform ist (vor allem in Deutschland) weniger verbreitet als ich es mir wünschen würde, doch dies kann kein Grund sein, nicht zu bloggen. Ich mag nicht darauf warten, dass meine Mitdoktoranden anfangen, sondern stürze mich lieber selbst ins kalte Wasser, in der Hoffnung, dass andere mitziehen.
    An dieser Stelle sind natürlich bloggende Vorbilder besonders wichtig. Und dies ist mit Sicherheit keine Frage der Generation. Auf einem Workshop für Nachwuchswissenschaftler war ich eine der wenigen, die überhaupt bloggte, und anstatt auf Offenheit zu stoßen, haben die unterschiedlichen Meinungen eine breite (aber sehr interessante!) Diskussion ausgelöst. An anderer Stelle wiederum bin ich erfahrenen Wissenschaftlern begegnet, die mich zum Bloggen ermuntert haben. Nicht um der Anerkennung in der Wissenschaft, sondern um des Bloggens willen. Mareike König hat dies in ihrem Beitrag zu #wbhyp pointiert dargestellt: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2674
    Ich hoffe, dass noch weitere spannende Blogparadenbeiträge folgen!
    Herzliche Grüße
    Lisa Bolz

    • Tanja Praske

      Liebe Lisa,

      ein herzliches Dankeschön, dass du dich hier in die Diskussion einschaltest, zumal du auch schon einen prima Beitrag zu #wbhyp geliefert hast!

      Genau deshalb zitierte ich Mareike König: bloggen bietet Chancen, seine Gedanken zu kanalisieren, den Dialog zu suchen und tatsächlich ergibt sich nebenbei auch noch der Reputationsaufbau. Bloggen sollte man irgendwann aus Überzeugung tun, dann wird es gut.

      In meiner Diss.Zeit war das leider kein Thema, es hätte mir sehr gut getan. Tatsächlich entstand meine Doktorarbeit zum großen Teil im ZI unter enormen Zeitdruck. Das tat gut, auch wenn mehr Zeit noch besser gewesen wäre für die Struktur der Arbeit. Jetzt ist sie überarbeitet und sehr logisch aufgebaut. Ich muss gestehen, dass mir das Bloggen bei der Überarbeitung geholfen hat. Im Schreibfluss zu sein, auch in einem anderen Thema, half für die Doktorarbeit.

      Dazu schrieb ich im Januar 2013 und es hat noch immer Relevanz für mich: https://www.tanjapraske.de/2013/01/28/ruckblick-2012-oder-kosmos-texten-wissenschaft-museum-social-media-und-bloggen/

      Ich kann jedem Doktoranden nur empfehlen zu schreiben und sich auszutauschen. Bei mir kam damals der Austausch zu kurz. Das Medium Blog kann helfen, da man mit ganz anderen Wissenschaftlern über das Thema diskutieren kann und dadurch seinen Blick weitet.

      Wie du verfolge ich gespannt #wbhyp. Ich bin neugierig, wie der Redaktionsblog damit umgeht, welches Fazit sie ziehen, ob und wie sie ermuntern.

      Ganz toll finde ich die Diskussion hier bei mir. Schade ist, dass sich Marketer und Museumsleute noch nicht hier geäußert haben, ausgenommen das Joanneum, das mit gleich vier Teilen bei #cmcb15 mitgemacht hat: http://www.museumsblog.at/2015/01/26/museumsblog-teil-1/ eine sehr lesenswerte Serie.

      Wünsche dir noch einen schönen Sonntag!

      Herzlich,
      Tanja

  5. Liebe Tanja,

    ich freue mich sehr, von deinen Plänen zu hören bei hypotheses als Bloggerin tätig zu werden!

    Und wie schon gesagt, auch ich denke, dass sich dringend etwas in der akademischen Welt ändern muss und dass dem wissenschaftlichen Bloggen eine angemessene Anerkennung zukommen sollte. Zur Anerkennungsproblematik kommt aber auch noch eine ungewisse Rechtslage. Auf diese Problematik geht auch Lisa Bolz in ihrem Beitrag zur #wbhyp ein. Sie schreibt in ihrem Beitrag „Bloggende Doktoranden. Eine Bilanz zu Fragen und Antworten“ (http://dhdhi.hypotheses.org/2343):

    „Woher weiß man, was man vorab verbloggen darf und was nicht? Und wie sieht es mit Selbstplagiat aus? Dürfen Doktoranden vorab publizierte Texte mit in die Dissertation aufnehmen?“

    Hier herrscht große Unsicherheit, solange in einigen Promotionsordnungen steht, dass eine Dissertation nicht vollständig oder teilweise vorab publiziert sein darf. Insbesondere das „teilweise“ kann bei kritischen Prüfungskommissionen Probleme bringen, wenn man zu umfangreich Inhalte der Dissertation in einem Blog publiziert hat.

    Diese Sorge spricht auch Matthias Meiler in seinem Blogbeitrag „Ein Eintrag über einen Eintrag, den es dann doch nicht gibt“ (http://metablock.hypotheses.org/397) an.

    Letztendlich müssen zum einen mehr Postdocs und Professoren mit gutem Beispiel voran gehen und sich für Wissenschaftsblogs stark machen, zum anderen müssen Promotionsordnungen angepasst werden, um bloggenden Doktoranden und Undergraduates mehr Sicherheit zu geben.

    Viele Grüße
    Angelika

    • Tanja Praske

      Liebe Angelika,

      gut, dass du hier nochmals eine der wichtigsten Punkte zum wissenschaftlichen Bloggen ansprichst: die Notwendigkeit der Vereinheitlichung in den Prüfungsordnungen, was darf der Doktorand vorab publizieren, gibt es ein Selbstplagiat? Darauf bezog ich mich auch in meiner Antwort zu Karolines Beitrag vom 28.1.15. Deine genannten Beiträge legen das Dilemma offen.

      Hier verhält es sich ähnlich wie mit Bildrechten und Fotografie-Verbot. VG-Bild und die Museen müssen sich nach Gesetzen/Vorschriften richten, die vor der Digitalisierung datieren und auf diese natürlich keineswegs Rücksicht nehmen.

      Allein eine Vereinheitlichung der Prüfungsordnunen unter Einbeziehung der neuen Publikationsformen ist mehr als überfällig. Ich weiß nicht, ob hier etwas geschieht. Wenn ich mir die Skepsis bzgl. des wissenschaftlichen Bloggens seitens einer Vielzahl Etablierter ansehe, wird hier wenig passiert sein. Ich fände es richtig fein, wenn sich Institutionen melden, die hier schon etwas getan haben bzw. wer kennt welche, die darauf Rücksicht nehmen, die OA akzeptieren und nicht verteufeln, wie es auf der Münchner Tagung 2014 passierte (siehe hierzu Kommentar von Karoline, 28.1.15).

      Meine persönliche Idee eines wissenschaftlichen Blogs ist noch zurückgestellt, wenngleich mir der Gedanke gefällt. Zurzeit bin ich vollkommen ausgelastet. Aber es gibt einiges, worüber ich gerne mal schreiben möchte, was nicht hier zu KULTUR-MUSEO-TALK passt.

      Vielen Dank dir und bis sehr bald!

      Herzlich,
      Tanja

  6. Hallo Tanja,
    interessante Ansätze verfolgst du da. Ich muss zugeben, dass auch ich viele Wissenschaftler_innen in Elfenbeintürmchen sitzen sehe. Wissenschaft schön und gut, aber sie nützt niemanden etwas, wenn Gedanken, Theorien und Ergebnisse der Öffentlichkeit nicht oder nur mit Hürden zugänglich gemacht wird. Bloggen bedeutet für mich auch, dass eigene Fachgebiet für Fachfremde zu kommunizieren, zu vermitteln.
    Doch leider verfolgen auch nicht alle Wissenschaftsblogs diesen Gedanken und manifestieren online nur einen weiteren Elfenbeinturm.

    Den Gedanken der barrierefreien Kommunikation sehe ich auch bei Social Media für Museen. Diese bekommen das aber, aus meiner ganz persönlichen Sicht, bereits viel, viel besser hin. Vielleicht, weil sie dem Gedanken des „Vermittelns“ bereits historisch viel näher stehen?

    Viele Grüße,
    Anett, die versucht die Türme der Architektur bröckeln zu lassen ;-)

    • Tanja Praske

      Liebe Anett,

      ja bitte, bringe die Türme der Architektur zum Bröckeln!!!

      Es ist für mich noch immer befremdlich, wenn ich lese oder höre, dass Museen die barrierefreie Kommunikation hinsichtlich Social Media besser als andere lösen. Wenn man bedenkt, dass es über 6.000 Museen gibt und gerade einmal 85 Museen bloggen, ist hier noch ein langer Weg zu gehen.

      Aber ja, es stimmt! Es werden immer mehr Museen, die bloggen. Facebook und Co ist bereits bei einer Vielzahl der Museen schon angekommen und es gibt hier richtig gute Beispiele – das erleichtert mich. Und diese Beispiele vermögen andere ermutigen, wenn es nicht das leidliche Ressourcen-Problem gäbe: Zeit, Personal, Geld – jedoch ist das auch eine Frage der Priorisierung, wie Dr. Landes zurecht im Kommentar zu Prof. Kohles Artikel „Museum und Internet“ schreibt. (http://blog.arthistoricum.net/beitrag/2015/01/26/museum-und-internet/)

      Hypotheses.org ist ein prima Beispiel für den Veränderungswillen im Wissenschaftsbetrieb. Je breiter dieser sich vollzieht, um so eher ist er natürlich und bewirkt ein Umdenken. Die Digitalisierung bringt bereits neue Aufgaben für das Museum mit. Tatsächlich kann es keine Frage mehr des Ob sein, das Wie muss verhandelt werden.

      Mach weiter so und vielleicht schreibst du ja auch einen Beitrag zu #wbhyp – bin gespannt, wie es dort weitergeht.

      Herzlich,
      Tanja

  7. Liebe Tanja !

    Danke für das Posten des Links zu NKF !

    Ich denke, dass man dazu gar nicht genug schreiben kann. Wegen OpenAccess und die Angst davor kopiert zu werden – da muss ich immer an diese Seite von der Uni Wien denken – http://bibliothek.univie.ac.at/e-theses.html – (Auf E-Theses werden Diplomarbeiten und Dissertationen von der Absolventen der Uni Wien online gestellt.)

    Daraus das Zitat “ Die Veröffentlichung ist der beste Schutz vor Plagiierung durch andere!“ und genauso ist es. Je mehr OpenAccess oder online steht und dadurch, dass die Veröffentlichungen mit Datum versehen sind, ist es durchaus leichter nachzuvollziehen, woher so mancher Gedanke stammt. Bei Arbeiten, die unveröffentlicht in Bibliotheken dahin vegetieren, ist ein Klauen viel einfacher.

    Bis jetzt sind schon sehr tolle, anregende und auch provokante Beiträge zu #wbhyp eingegangen. Freue mich auch schon aufs Weiterlesen !

    Liebe Grüße
    Alexandra

    • Tanja Praske

      Liebe Alexandra,

      ich bin absolut d’accord mit dir! In München gab es letztes oder vorletztes Jahr ein Symposium zu #openaccess in den Wissenschaften. Was ich dort hörte, war altbacken, aber wohl noch gängige Praxis: Der Verlag der Publikation stützt oder entscheidet die Stellenvergabe, auch die Aussage „openaccess bringt nichts“ fiel. Ich muss mal schaun‘, ob ich den Link dazu finde. Vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen? Das wäre toll.

      Hier hilft es nur dagegen wirken. Vielleicht auch eine Mischung von klassischer und online Publikation(en) eingehen. Es wird wohl noch länger dauern, bevor sich das durchsetzt. Denn irgendwann können auch die Wissenschaften nicht mehr die Realität ignorieren. Aber es gibt Gegentendenzen, wie die #wbhyp zeigt. Sie muss nur massiver werden, dazu trägst du, @Anett @Angelika @MareikeKönig @Hoppe @Kohle @sabinescherz und viele andere dazu bei.

      Also, weiter so!
      Herzlich,
      Tanja

      • Karoline Döring

        Liebe Tanja,

        Dein Credo beschäftigt auch mich und leider pochen auch zwei Seelen in meiner Brust: Wissenschaft oder „Geschichte für alle“? Leider schließt sich das immer noch sehr aus und da spielen Zeit, Reputation, finanzielle Ressourcen u.ä. natürlich eine große Rolle. Für mein langjähriges Engagement in der Seniorenbildung wurde ich zum Beispiel von Fachkollegen nicht selten genauso belächelt wie dafür, dass ich mich in Gewandung an Kindernachmittagen ins Museum stellte und versuchte, Spaß am Mittelalter zu vermitteln. In einem Bewerbungsgespräch wurde mir um die Ohren gedonnert, dass ich ja keinerlei Lehrerfahrung hätte – nach damals schon fast 4 Semestern Vorlesungen zu historischen Themen in der Erwachsenenbildung. Damit kann ich leben. Womit ich nicht leben kann, ist, dass mich die wiss. Karriere zur Zeit so auffrisst, dass ich für Vermittlung von Geschichte außerhalb der Uni keine Zeit mehr habe, wenn man mal vom Mittelalterblog absieht, aber der ist ja auch akademisch ausgerichtet. Es setzt gerade – auch durch die tollen Diskussionen, die wir letztens über Twitter geführt haben -, ein Umdenken bei mir ein und ich sondiere gerade Alternativen, wie ich mich unabhängiger vom mittlerweile unzumutbaren Wissenschaftssystem machen kann und wie ich wieder an die „breite Masse“ der Interessierten herankomme. Denn ich glaube an Damián Morán Dauchez: „Seien wir ehrlich: Als Kultur- und / oder Geisteswissenschaftler entwickelt man weder die Heilung für tödliche Krankheiten noch neue Maschinen. Doch was wir machen (können / könnten) ist notwendig oder sogar notwendiger: es heißt Bildung. Und hierunter sollte man eine sehr breite Definition von Bildung verstehen.“ (Beitrag zu #wbhyp: http://musermeku.hypotheses.org/2623) Und die Angst, dass ich mich im außerakademischen Bereich als Historikerin nicht ernähren kann, sinkt in dem Maße wie die Angst steigt, dass ich mich im akademischen Bereich als Historikerin nicht ernähren kann ;-) Eure Erfahrungen machen mir Mut und regen meine grauen Zellen an, was noch alles abseitig der academia möglich ist, vielen Dank dafür!

        Zu dem Symposium, von dem Du sprichst: Vielleicht meinst Du damit die Podiumsdiskussion „Nachwuchswissenschaftler, Verlage, Bibliotheken & Open Access. Zeitgemäßes Publizieren in den Geisteswissenschaften“ (München, 11. Februar 2014, http://www.openaccess2014.graduatecenter.uni-muenchen.de/index.html)? Falls ja, hatte ich da den gleichen Eindruck wie Du. Das war nicht nur alte Denke, sondern ich war über manche Aussagen von Podium und Publikum regelrecht verärgert. Vieles folgte dem „Verlag top – Internet flop“ und einem ausgeprägten Elitefetischismus und daher jubelte ich oft über die markigen, aber meist auch zutreffenden Einwürfe von H. Kohle, der diese sehr konservativen, unerträglich abgehobenen nonchalant Ansichten torpedierte. Obwohl viele Nachwuchswissenschaftler, Blogger u.ä im Publikum waren, kam dort kaum Gegenrede oder ein Plädoyer und ich schließe mich da absolut ein, denn ich habe auch nicht den Mut gehabt, aufzustehen, obwohl es steckenweise in mir gebrodelt hat. Diese Veranstaltung hat mir jedenfalls deutlich gezeigt, dass wir noch einen ganz langen Weg vor uns haben in puncto OA und Elfenbeinturm verlassen. Aber wir laufen ja schon tapfer und das ermutigt mich wieder! Taten sind hier sicher besser als Worte.

        Herzliche Grüße,
        Karoline

        • Tanja Praske

          Hallo Karoline,

          vielen Dank für diesen reichhaltigen Kommentar, den ich mal in zwei wichtigen Sinnabschnitten gliedere und beantworte:

          A) Open Access (OA)
          Ja, merci! Das war genau die Tagung, die ich meinte. Jep, ich hatte dort nur via Twitter diskutiert, da schnell klar wurde, dass das Auditorium mit Ausnahme von Herrn Kohle und Herrn Ceynowa nicht wirklich an OA interessiert waren. Eine Tagung über OA ohne Hashtag. Die Twitterer einigten sich hingegen schnell. Tatsächlich sollte jeder Geisteswissenschaftler sich mit der Tagung auseinandersetzen und die Begrifflichkeiten, die fielen („goldene/grüne Weg“, hybride Publikation etc.) vergegenwärtigen. Was Sinn für ihn/sie macht, ergibt sich dann.

          b) Berufsperspektive: Akademisch vs. Privatwirtschaft
          Ich finde es sehr traurig, dass du belächelst und abschätzig wegen deiner Vermittlungspraxis behandelt wurdest. Wozu machen wir das eigentlich? Allein der Forschung wegen, wohl kaum. Die Forschung ist für die Menschen gedacht. Es gibt die Wissenschaftler, die Spannendes entdecken, aber es bedarf auch die, die das herunterbrechen und vermitteln können. Wenn du dann beides in einer Person vereinst, ist das Full House pro Bildung!

          Während meiner Dissertation hielt ich auch Führungen im Liebieghaus, aus Wissenschaftlersicht sollte das nicht zu viel sein, um nicht von der Diss. abzulenken. Für mich war es wichtig, den Menschen beim „Sehen“ zu helfen, ihnen das Wissen mitzugeben, das sie bereit waren anzunehmen. Für mich waren das immer wichtige Fingerübungen, mich auf mein Auditorium bzw. meinen Gesprächspartnern einzulassen, zu reagieren, auch auf Nonsense, das dann aber in die richtige Richtung zu lenken, ohne jemanden zu verprellen. Eine Führung war für mich gleichbedeutend mit einem wissenschaftlicher Vortrag. Denn auch dabei geht es darum, auf Einwände, Zuspruch und Ergänzungen zu reagieren. Vermutlich in einer anderen Tonalität, aber immer treffend. Und ich mag lieber üben, um gewappnet zu sein.

          Es freut mich sehr, dass unsere Twitter-Diskussion, ich bin da ja nur hineingestolpert, dir Denkanstösse gegeben hat. Ich war im Wissenschaftsbetrieb, ich kenne dort mögliche Widrigkeiten. Genau diese haben mich darin bestärkt, mir eine Alternative zu erarbeiten. Tatsächlich wollte ich mit Kunstgeschichte aufhören. Ich bewarb mich auf Bürojobs. Aber ehrlich gesagt, wer nimmt so jemanden wie mich mit Doktortitel? Keiner. Ich war sehr gut ausgebildet, aber als Mittelalterspezialistin vollkommen am Arbeitsmarkt vorbei ausgebildet – kaum Chancen als Teilzeitlerin mit Familie. Beim Arbeitsamt erhielt ich umgehend eine Weiterbildung, da sie die Ausweglosigkeit kannten. Sicherlich, ich hätte vielleicht irgendwelche DFG-Projekte einwerben können, aber ich wollte nicht mehr.

          Die Weiterbildung war auch ein Profiling, was mir sehr gut tat. Tja, dann kam das Volontariat und damit die Chance, mich anders zu orientieren. Ja, es gefällt mir. Von daher hast du Recht, wenn du sagst:

          „Und die Angst, dass ich mich im außerakademischen Bereich als Historikerin nicht ernähren kann, sinkt in dem Maße wie die Angst steigt, dass ich mich im akademischen Bereich als Historikerin nicht ernähren kann“

          Nur zu, wo ein Wille ist ein Weg – werde autarker, lass anderes zu und finde für dich heraus, was dir liegt und das kann auch ein Weg jenseits der Wissenschaft sein, aber in der Vermittlung.

          Schönen Abend und danke!

          Herzlich,
          Tanja

  8. Liebe Tanja !

    Mit deinem Satz „Werdet autonomer durch Selfpublishing und vernetzt euch, das ist mein Credo!“ sprichst du mir nicht aus meiner Seele, du schreist aus meiner Seele.

    Das war für uns einer der Gründe, warum wir die NEUEN kunstwissenschaftlichen forschungen ins Leben gerufen haben.

    Besonders gelungen ist, dass du mit einem Beitrag gleich zwei Blogparaden zu sehr wichtigen und interessanten Themen auf einen Streich ansprichst.

    Liebe Grüße

    Alexandra

    • Tanja Praske

      Liebe Alexandra,

      merci für das Lob und ja – diese beiden Blogparaden passen hervorragend zusammen. Tatsächlich passt noch eine weitere von Christian Holst auf „Kulturblog“ sehr gut dazu: „Kultur unternehmen“ (http://kulturblog.net/2015/01/23/aufruf-zur-blogparade-kultur-unternehmen/ – bis 28.2.2015).

      Ich habe just mal gegoogelt, was du meintest mit „Neuen kunstwissenschaftlichen Forschungen“, und stellte fest, dass ich euch schon auf Twitter folge @NEUEkf. Erst durch deinen Kommentar hier, schaute ich dann doch einmal genauer nach und kann das E-Journal jedem Kunstwissenschaftler empfehlen – eine sehr gute Initiative, auch mit Stastiken etc. – prima. Hier nun für alle der Link: http://www.kunstwissenschaften.at/

      Gestern Abend hatte ich auf Twitter eine heiße Diskussion darüber, warum es nur so wenige Geisteswissenschaftler gibt, die bloggen. Zu #wbhyp ging wohl auch ein Beitrag ein, der davon abriet. Werde alle Artikel zur Blogparade lesen. In mir gärt es. Auf diversen Tagungen zu #openaccess in der Wissenschaft habe ich schon viele Ängste, bis zum absoluten Blocken der Online-Publikation gelesen. Mir stellen sich da die Nackenhaare auf. Einige Unwissende haben Angst, dass ihre Forschungsergebnisse kopiert werden. Das geschieht aus einer absoluten Unkenntnis der Netz-Modalitäten. Wer es zuerst schrieb ist mit Datum im Netz festgehalten, also, nix mit Kopierangst. Mir ist das eher mit meiner Maîtrise passiert. Mein Zweitgutachter schrieb Jahre später einen Artikel und baute unter anderem Ideen von mir aus, ohne dass er mich dabei zitierte.

      Ich kann nur die Autonomie des Selfpublishings für Geisteswissenschaftler empfehlen. Ich habe erst am 23.1.15 meine Dissertation über den Bibliotheksserver der Uni-Frankfurt online veröffentlicht. Zu mir passt es und mein Prof. erzählte mir schon vor Jahren, dass online-Veröffentlichung auch zunehmend gelesen werden. Ich habe mir sehr viel Geld gespart, bin online präsent, zu einem Themenbereich allerdings, der mir heute sehr fern ist. Als Mediävistin werde ich mich wohl nirgends mehr bewerben.

      Mein Arbeitsvertrag läuft Ende Mai aus, dann geht das Bewerbungskarussell wieder erneut für mich los. Aber ich bin entspannt, denn bis dahin werde ich eine Idee haben, vorerst möchte ich aber eine gescheite Marketing-Kampagne der #NymApp auf die Beine stellen. Was ich mache, ist also im Netz sichtbar und damit wird es Chancen geben – davon bin ich überzeugt!

      Und jetzt habe ich wieder einmal einen Roman geschrieben. Das Thema ist einfach zu wichtig. Bin gespannt, wie es sich bei #wbhyp ausgeht.

      Danke dir und einen schönen Wochenstart!

      Herzlich,
      Tanja

      • Liebe Tanja,

        sehr gut, dass du zwei Blogparaden – und damit auch zwei Bereiche, die sich vermeintlich selten begegnen – zusammenführst. Denn natürlich können Wissenschaft und Marketing einige Schnittstellen haben, auch wenn es auf den ersten Blick nicht immer deutlich wird.

        Der Marketing-Aspekt kann beim Bloggen eine wichtige Rolle spielen – zum einen für Museen und Kulturinstitutionen, die ein Blog als wichtiges Marketinginstrument nutzen können und sollten, andererseits aber auch für Wissenschaftler selbst. So kann ein Wissenschaftsblog zum Corporate Blog für eine Einzelperson werden – dafür ist Kultur-Museo-Talk der beste Beweis, denn hierdurch wirst du gefunden und erhältst Anfragen und Aufträge.

        Nun noch ein paar Worte zur Blogparade #wbhyp: Einer der ersten Beiträge war der von Anne Baillot (http://digitalintellectuals.hypotheses.org/2448), er enthält die Passage: „Doktoranden rate ich inzwischen vom regelmäßigem Bloggen ab.“ Ihre Betonung – wie sie später äußerte – lag auf dem Wort „regelmäßig“. Auch mich hat ihr Blogbeitrag sehr beschäftigt, daher habe ich mich in meinem Beitrag zur Blogparade bei MusErMeKu auch darauf bezogen (http://musermeku.hypotheses.org/2609). Mein Fazit ist, dass man sich dafür entscheiden muss, in welche Richtung es später beruflich gehen soll – akademische Laufbahn oder Privatwirtschaft / Selbständigkeit. Wenn ersteres der Fall ist, muss auch ich Anne voll zustimmen – mit der Betonung auf „regelmäßig“. Der eine oder andere Gastbeitrag in einem Wissenschaftsblog ist sicher wichtig, aber der Aufwand für ein regelmäßiges Bloggen hat einen ROI der im Munisbereich liegt.

        Du schreibst selbst: „Als Mediävistin werde ich mich wohl nirgends mehr bewerben.“ Insofern ist deine Konzentration auf dein Blog und auch die Entscheidung für eine Onlinepublikation deiner Dissertation genau richtig. Aber man muss auch berücksichtigen, dass es Wissenschaftler gibt, die eine Unikarriere anstreben. Onlinepublikationen werden im akademischen Umfeld teilweise als sehr negativ gesehen, regelrecht unseriös. Ich finde diese Haltung auch nicht zeitgemäß – aber besonders in Geisteswissenschaften in Deutschland ist sie teilweise stark ausgeprägt. Natürlich muss sich hier etwas ändern – aber das entwickelt sich erst mit der Zeit.

        Viele Grüße
        Angelika

        • Tanja Praske

          Liebe Angelika,

          nun, wie dehnbar der Begriff „regelmäßiges“ Wissenschaftsbloggen auch sein mag, mich schreckte der Beitrag ab, wenngleich ich aus ihrer Bloghistorie schon ersehen konnte, dass Anne Baillot dem Medium aufgeschlossen ist, dass der Artikel ihre Erfahrung mit dem bisherigen Wissenschaftsbetrieb wiedergibt.

          Ich bin froh, dass es auch Gegenbeispiele gibt. Der positive Grundtenor pro Bloggen der Teilnehmer von #wbhyp erleichtert mich. Zugleich sehe ich natürlich die Probleme, die das neue Medium für den klassischen Wissenschaftsbetrieb mit sich bringt, wenn Wildwuchs entsteht (wobei Wildwuchs sehr heilsam sein kann). Es muss diesbezüglich eine Verlässlichkeit in den Prüfungsordnungen, aber auch in der Zitierfähigkeit der Blogartikel geben. Hier wird sich einiges tun, zumal die Online-Publikationen, Ebooks etc. zunehmen werden.

          Es gibt Lichtblicke, wie der Promotionsschwerpunkt „Digitale Kunstgeschichte“ an der LMU (http://www.kunstgeschichte.uni-muenchen.de/studium/studiengaeng/promotion/prom_stud/digitale-kunstegschichte.html). Mal schaun‘, wie es hier weitergeht.

          Das Thema pro Bloggen berührte mein Artikel zur Disputatio (https://www.tanjapraske.de/2014/08/06/disputatio-ein-erfahrungsbericht-vortrag-und-ablauf-reden-ist/) – hier sind vor allem die Kommentare wichtig. Beispielsweise schreibt Claudie Paye:

          „Das Bloggen als promotionsbegleitende Schreibwerkstatt und als publikationsbegleitende Stütze verlängert bzw. umklammert meines Erachtens das Erlebnis der Verteidigung im Vor- und Nachfeld. Es ermöglicht im Vorfeld des Abschlusses und über den Rahmen der an der eigenen Uni angebotenen Doktoranden- und Oberseminare hinaus bereits ins Gespräch mit seinen peers zu treten. Nach der Verteidigung bereitet es – neben Tagungsbeiträgen – das Terrain für eine gute Rezeption der eigenen Forschungsarbeit. Im Reifeprozess von Forschungsergebnissen, die zu einer Publikation führen, legt es eine Klammer um die Höhepunkte einer Doktorarbeit (Verfassen des Exposé, Stipendienbewerbung, Schreiben des ersten Kapitels, Schreiben der Einleitung, Schreiben des Schlusswortes, erste Tagung, Abgabe), erleichtert einem vielleicht, besser mit den Tiefpunkten (Schreibblockade…) umzugehen und die Zeit zwischen den Höhepunkten auch mit geteilten Aha-Erlebnissen zu füllen, die die Motivation für das eigene Forschungsthema wachhalten.“

          Ich persönlich schließe nicht aus, dass es mich zur Uni zurückzieht. Dann aber nicht als klassische Mediävistin, sondern mit dem Schwerpunkt „digitale Kulturvermittlung“, auch für das Mittelalter. In mir wächst der Wunsch, meine Praxis mit wissenschaftlichen Theorien zu begleiten. Das wird aber nicht hier im Blog der Fall sein, da meine Zielgruppe eine andere ist. Deshalb finde ich die Möglichkeit des wissenschaftlichen Bloggens, wie sie hypotheses.org bietet, sehr verlockend. Ja, Maria Rottler, ich werde mich bei dir melden.

          Hier im Blog verhandele ich tatsächlich schon zwei Themen: a) digitale Kulturvermittlung, b) Kunstbesprechungen. Ein Ironblogger-Kollege empfahl mir deshalb, zwei Blogs zu führen. Nur bleibt mir dafür keine Zeit. Wie ich aber ganz zu Beginn des Blogs formulierte: Ich nehme mir das Recht heraus, dass sich das Blog entwickeln darf, vermutlich auch mit AHA-Effekt.

          Herzlich,
          Tanja

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