„Nipple Jesus“ in der Galerie Renate Bender #KultTipp

„Nipple Jesus“ – was für ein Titel? Falsche Frage. Was für ein spannendes Programm! Schon 2013 beteiligte sich die Galerie Renate Bender an #KulturEr. Jetzt stellt sie in einem Gastbeitrag ein faszinierendes Dreierpack zu „Mein Kultur-Tipp für Euch“ vor – vielen Dank dafür!

Galerie Renate Bender; Nipple Jesus; München; Museumswärter

Carlos Garcia Piedra alias Museumswärter Dave.
Foto: Pamela Maieli © Galerie Renate Bender

„Nipple Jesus“ in der Galerie Renate Bender

Der dunkelhaarige Mann steht mit undurchdringlicher Miene am Eingang der Galerie in der Türkenstraße 11. Die Dämmerung zieht herauf und mit dem Verschwinden des Lichts beginnt der Ausstellungsraum der Galerie Renate Bender zu glühen. Die ausgestellten Arbeiten der Kölner Künstlerin Regine Schumann bestehen aus fluoreszierendem Acrylglas, welches unter Schwarzlicht anfängt zu leuchten. Diese tauchen nun den Raum in ein besonderes Licht.

Der Mann räuspert sich und reckt die breiten Schultern im schwarzen Sakko nach hinten; an ihm kommt heute keiner vorbei, der nicht einen speziellen „Einladungs-Button“ vorweisen kann. Dieses Erkennungszeichen beginnt im Schwarzlicht vielfarbig zu leuchten und ist ebenfalls von der Künstlerin gestaltet worden.

Ausstellungsansicht Galerie Renate Bender

Hat die Galerie Renate Bender nun einen Türsteher?

Die langsam ankommende Gästeschar beäugt den Mann an der Tür neugierig; hat die Galerie Renate Bender für den heutigen Abend tatsächlich in einen Türsteher investiert? Man hat auf der gegenüberliegenden Straßenseite den Park-Service einer großen Galerie gesichtet, aber dass der Abend bei Renate Bender so exklusiv werden wird, damit hatten die Gäste nicht gerechnet. Zur alljährlichen Open Art, dem Saisonstart der Münchner Galerien, fahren die Galeristen stets etwas Besonderes auf und an diesem Vorabend der offiziellen Eröffnung hat man in der Galerie Renate Bender zum Theater eingeladen. „Nipple Jesus“ heißt das One-Man-Stück nach einer Erzählung von Nick Hornby. Um Kunstbetrachtung soll es gehen stand in der Einladung und dass es unterhaltsam werden wird.

Als jeder einen Platz gefunden hat, bewegt sich endlich auch der Mann im Anzug von seinem Aufsichtsposten an der Tür weg und stellt sich zur Überraschung der Gäste neben einen weißen Sockel, um den die Stuhlreihen angeordnet sind. Auf dem Sockel liegt eine Zwiebel. Carlos Garcia Piedra alias Dave beginnt zu sprechen.

Als ehemaliger Türsteher ist er für diesen Job als Museumswärter wie geschaffen. Kunstwerke zu bewachen kann schließlich nicht schwerer sein als Betrunkene am Eintritt in eine Diskothek zu hindern und außerdem ist es nicht so gefährlich. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war die zeitgenössische Kunst. Genauer gesagt ein höchst kontroverses Bild, welches zu beschützen seine erste Aufgabe im Museum war. Dave durchlebt und spricht aus, was so manchen Ausstellungsbesucher angesichts moderner Kunst umtreibt.

Die Aufführung von „Nipple Jesus“ in der Galerie Renate Bender.  Foto: Pamela Maieli © Galerie Renate Bender

Die Aufführung von „Nipple Jesus“ in der Galerie Renate Bender.
Foto: Pamela Maieli © Galerie Renate Bender

Und das hat eine Frau gemacht?!

Nick Hornby schickt seinen Dave lustvoll auf die Gefühlsachterbahn der Kunstbetrachtung: Irritation (das ist doch ein religiöses Bild, warum hängt das im Séparée und was soll das Schild „Zutritt nur über 18 Jahren“?), gefolgt von Erkenntnis (das ist ja zusammengesetzt aus Ausschnitten von Brustwarzen aus Pornoheften!) und emotionaler Reaktion – in diesem Fall Ekel und Ärger (was, und das hat eine Frau gemacht?!). Nachdem er die überraschend liebreizende Künstlerin dann aber persönlich kennengelernt hat entwickelt Dave eine ausgesprochene Verteidigungshaltung gegen verbale und tätliche Angriffe auf „sein“ Bild. Aber es wäre unfair, an dieser Stelle zu viel zu verraten.

Was mit dem Bild passiert und warum Dave stattdessen nun die Zwiebel auf dem Sockel neben sich bewachen muss erfahrt ihr am Donnerstag, 23. Oktober im KUNSTHAUS Fürstenfeldbruck. Dort gibt es um 20 Uhr eine weitere Aufführung mit dem Schauspieler Carlos Garcia Piedra in der Rolle von Dave dem Museumswärter. Auf dem ehemaligen Klostergelände bespielt die Galerie Renate Bender derzeit die zwei Etagen des KUNSTHAUSES Fürstenfeldbruck mit 24 internationalen Positionen aus dem Galerieprogramm. Auch den Arbeiten von Regine Schumann begegnet man wieder im KUNSTHAUS. In einem eigenen Raum ist eine Black-Box eingerichtet, in welcher Schumanns klar geformte Arbeiten im Schwarzlicht leuchten.

Gastautorin Katharina Schwinn

Im KUNSTHAUS Fürstenfeldbruck findet die zweite Aufführung von „Nipple Jesus“ statt.  Foto: Sebastian Heinrichs © Galerie Renate Bender

Im KUNSTHAUS Fürstenfeldbruck findet die zweite Aufführung von „Nipple Jesus“ statt.
Foto: Sebastian Heinrichs © Galerie Renate Bender

Überblick

Und damit angesichts gleich dreier Kulturtipps niemand den Überblick verliert hier nochmal alle Informationen zu den beiden Ausstellungen und dem Theaterstück:

„look into it“
Regine Schumann
Ausstellung in der Galerie Renate Bender vom 13. September bis 8. November 2014
Türkenstr. 11 – 80333 München – Tel. 089/307 28 107 – www.galerie-bender.de

„Faszination FARBE“
monochrom – minimal – konkret. internationale Positionen
Die Galerie Renate Bender zu Gast im KUNSTHAUS Fürstenfeldbruck
Ausstellung im KUNSTHAUS Fürstenfeldbruck vom 2. Oktober bis 16. November 2014
KUNSTHAUS Fürstenfeldbruck
Kloster Fürstenfeld – Fürstenfeld 7
- Zugang im Museumsbereich
- 82256 Fürstenfeldbruck – 
www.kunsthaus-ffb.de

NIPPLE JESUS
von Nick Hornby
gespielt von Carlos Garcia Piedra
im KUNSTHAUS Fürstenfeldbruck, am Donnerstag, 23. Oktober 2014, 20 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr
Tickets: 15 €/ermäßigt 10€
Kartenvorverkauf unter 089/30728107 oder galeriebender@gmx.de
KUNSTHAUS Fürstenfeldbruck
Kloster Fürstenfeld – Fürstenfeld 7
- Zugang im Museumsbereich 
- 82256 Fürstenfeldbruck – 
www.kunsthaus-ffb.de

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